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Sigourney Weaver
"Auch im Weltall werden Kleider dreckig"
Interview: Sigourney Weaver zu "Alien"
Sigourney Weaver ist die Königin des Science-Fiction-Genres. Mit ihrer Rolle in der "Alien"-Reihe wurde sie zum Weltstar. Vier Mal machte sich die heute 61-Jährige Amerikanerin auf die Jagd nach Aliens, schaffte es im letzten Teil sogar, von den Toten zurückzukehren. Dass Mrs. Weaver nicht nur Aliens eliminieren, sondern sie auch retten kann, bewies sie letztes Jahr mit ihrer Rolle als Dr. Augustine in James Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora", dem bis dato erfolgreichsten Film. Zum Start der "Alien-Quadrology auf Blu-ray trafen wir Sigourney in Los Angeles zu einem Gespräch über die Zukunft des Kinos, die Gerüchteküche Hollywood und die Frage, wie viel Geek wirklich in ihr steckt.
erschienen am 28. 11. 2010
20th Century Fox
Sigourney Weaver in "Alien"
Ricore: Mrs. Weaver, Erinnern Sie sich noch daran, als Sie "Alien" das erste Mal im Kino gesehen haben?

Weaver: Klar, da es mein erster großer Film war, war ich sehr aufgeregt. Aber als das Licht im Saal ausging, die Musik einsetzte und die Buchstaben auf der Leinwand erschienen, war ich genau so gespannt, wie alle anderen. Obwohl ich selbst die Hauptrolle gespielt habe und eigentlich alle Szenen kannte, hatte ich den ganzen Streifen Angst. Die Stimmung des Films ist so bedrückend, dass es einem schwer fällt, sich richtig zu orientieren - selbst wenn man selbst dabei war.

Ricore: Heute werden alle großen Action-Blockbuster in 3D gefilmt. Stimmen die Gerüchte, dass die "Alien"-Filme in 3D konvertiert werden sollen?

Weaver: Ich habe neulich erst mit James Cameron über eine mögliche Wiederveröffentlichung von "Alien 2" in 3D gesprochen. Es wäre doch super, einen 25 Jahre alten Film in einer Version zu sehen, die den neusten technischen Standards entspricht. Oft geht so etwas aber auch in die Hose, aber wenn sich jemand mit 3D auskennt, dann ist es wohl James Cameron.

Ricore: Stimmen die Gerüchte, dass Cameron auch "Titanic" in 3D auf die Leinwand bringen wird?

Weaver: Ja, soweit ich informiert bin. Ridley Scott wird sein Prequel zu "Alien" auch in 3D drehen, es wäre ja auch dumm, wenn er sich das entgehen lassen würde. Bei einem so effektvollen Film wäre es eine Schande, diese Technik nicht zu nutzen, solange man es eben richtig macht. Leider haben in der Vergangenheit nicht alle 3D-Filme funktioniert. Die Leute müssen endlich kapieren, dass es heutzutage nicht mehr darum geht, dass Gegenstände auf einen zufliegen.

Ricore: Ist 3D in Ihren Augen trotzdem die Zukunft Hollywoods?

Weaver: Auf jeden Fall. Ich halte diese Technik zwar nicht für jeden Film geeignet, aber es wäre doch auch toll, ein seriöses Drama in 3D zu sehen. Es nervt mich wirklich, dass 3D - mal abgesehen von "Avatar" - bislang eher als ein Trick benutzt wurde, um den Zuschauer ins Kino zu locken. 3D sollte nämlich nie der Star eines Films sein, sondern eher ein hervorragender Nebendarsteller.
20th Century Fox
Alien 4 - Die Wiedergeburt (Alien: Resurrection, 1997)
Ricore: Sie haben gerade schon das geplante Prequel angesprochen. Vor ein paar Jahren hieß es, es werde einen fünften Teil mit Ihnen in der Hauptrolle geben. Waren das nur Gerüchte oder steckte doch ein wenig mehr dahinter?

Weaver: Nein, es gab sogar schon ein Drehbuch, in dem die Aliens zu uns auf die Erde gekommen wären. Ich war von dieser Idee allerdings nicht sonderlich begeistert, da mich mehr interessiert hätte, wo die Aliens eigentlich herkommen und warum wir damals diese Eier auf einem fernen Planeten gefunden haben. Aber ein Alien vor dem Eiffelturm? Das braucht doch niemand. Nun wird Ridley Scott die Sache selbst wieder in die Hand nehmen und hoffentlich klären, wo die Existenz dieser Kreaturen liegt.

Ricore: Bekamen Sie denn einen Warn-Anruf von Herrn Scott, in dem er Ihnen erklärte, er werde einen weiteren "Alien"-Film machen, aber leider ohne Sie?

Weaver: Nein, aber er weiß genau, dass ich ihm das nicht übel nehme. Ich bin sogar sehr froh, dass er die Kontrolle über das Projekt hat und nicht jemand, der nichts davon versteht. Wann auch immer wir uns in den letzten Jahren getroffen haben, kam das Thema auf, wie wir das "Alien"-Franchise wiederbeleben können. Ich hoffe, er ruft mich an, wenn er Fragen hat, denn schließlich bin ich einer der Leute, die die Saga am besten verstehen.

Ricore: Okay, dann checken wir mal ein Paar andere Gerüchte: Stimmt es, dass Sie ein Flugzeug fliegen können?

Weaver: (lacht) Nein, ich habe keine Ahnung, wo diese Lüge herkommt. Ich spreche übrigens auch kein Deutsch und habe dies auch nie behauptet. (lacht)

Ricore: Hat Richard Branson Sie wirklich ins All eingeladen?

Weaver: Das Gerücht habe ich auch gehört, allerdings ist auch da leider nichts Wahres dran. Ich wurde nie eingeladen und werde sicher auch nicht so viel Geld dafür ausgeben.
20th Century Fox
Sigourney Weaver umarmt Erfolgsregisseur James Cameron
Ricore: Wie stehen Sie diesen ganzen Lügen gegenüber? Ist es nicht verwirrend, ständig falsche Dinge über sich selbst zu lesen?

Weaver: Inzwischen lese ich aus genau diesem Grund so gut wie gar nichts mehr über mich selbst, sonder überlasse es den Journalisten, mich mit den Gerüchten zu konfrontieren. (lacht)

Ricore: Sie steuern keine Flugzeuge, sprechen kein Deutsch und durchlaufen kein Astronautentraining. Womit verbringen Sie denn dann Ihre Freizeit?

Weaver: Ich schwimme gerne, gehe viel Wandern und lese sehr viel. Außerdem liebe ich es, Dinner-Parties für meine Freunde zu arrangieren. Da meine Tochter nun bereits zur Uni geht, hoffe ich, dass wir auch mehr reisen werden.

Ricore: Glauben Sie, dass Ihre Tochter in Ihre Fußstapfen treten und eine Karriere in Hollywood einschlagen wird?

Weaver: Nein, ich glaube nicht, dass sie das in irgendeiner Art und Weise interessiert. Sie hat viele Interessen, aber die Schauspielerei gehört nicht dazu.

Ricore: Mit "Alien" und "Avatar" haben Sie in zwei der wichtigsten Science-Fiction-Werke der Filmgeschichte mitgespielt. Wie viel Geek steckt in Ihnen?

Weaver: Sagen wir es so: Wenn es zu meiner Jugend schon die Messe ComicCon gegeben hätte, wäre ich sicher eines derjenigen Kinder gewesen, die nach San Diego reisen, um dort als Science-Fiction Held verkleidet Gleichgesinnte zu treffen. Besonders gut gefallen haben mir die "Dune"-Bücher. Es macht einfach eine Menge Spaß, sich vorzustellen, wie sich unsere Spezies wohl weiterentwickeln und welche Rolle dabei der Staat spielen wird. Leider sind viele dieser Verfilmungen heutzutage total albern.
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Sigourney Weaver
Ricore: Inwiefern?

Weaver: Ich finde es einfach lächerlich, dass es oft nur um Männer in silbernen Raumfahrtanzügen geht, die stets perfekt gestylt sind. Das Tolle an Alien war doch, dass man den Eindruck hatte, es könnte der Realität entsprechen. Auch im Weltall werden Kleider dreckig.

Ricore: Haben Sie aus diesem Grund auch in der Science-Fiction Persiflage "Galaxy Quest" mitgespielt?

Weaver: Natürlich. Sobald ich von dem Projekt gehört hatte, rief ich meinen Agenten an und teilte ihm mit, ich würde gerne in dem Film mitspielen. Anfangs wollte das Studio allerdings keinerlei Schauspieler engagieren, die schon mal bei einem Science-Fiction Film mitgespielt haben. Zum Glück haben sie ihre Meinung geändert, denn wenn sich jemand mit dem Genre auskennt und sich darüber lustig machen darf, dann doch wohl ich.

Ricore: Als der erste "Alien" in die Kinos kam, war es eine Sensation, dass eine Frau die Hauptrolle in einem Science-Fiction Film spielte. War Ridley Scott seiner Zeit voraus?

Weaver: Zur damaligen Zeit war zu beobachten, dass immer mehr Frauen Einzug in Berufe hielten, die bis dahin reine Männersache waren. Diese Entscheidung wurde allerdings nicht aus feministischen Gründen gefällt, sondern um das Publikum zu überraschen. Schließlich hätte es damals niemand für möglich gehalten, dass in einem Raumschiff voller Männer ausgerechnet eine Frau die einzige Überlebende sein wird. Ursprünglich war die Rolle Ripleys auch für einen Mann geschrieben worden.

Ricore: Auch heute gibt es kaum Actionfilme, in denen Frauen die Hauptrolle spielen...

Weaver: Wenigstens Angelina Jolie hat mit "Salt" dieses Jahr wieder gezeigt, dass eine Frau sehr wohl solche Filme tragen kann. Letzten Endes will das Publikum doch nur einen guten Film sehen, da spielt es doch keine Rolle, ob eine Frau, ein Mann oder ein paar Aliens im Zentrum des Geschehens stehen.

Ricore: Solange die Helden nicht Alien und Predator heißen...

Weaver: Ich muss zugeben, dass ich ein Snob bin und mir diese Filme erst gar nicht angeschaut habe. Ich habe damals sogar darum gebeten, im dritten Teil zu sterben, weil ich nicht Teil dieses Abklatschs sein wollte. Wer will schon einen Film sehen, in dem die Predator gegen die Aliens gewinnen, das ist doch total unrealistisch. (lacht)
erschienen am 28. November 2010
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Sigourney Weaver kam als Susan Alexandra zur Welt. Schon als 14-Jährige verwendete sie den Namen Sigourney, inspiriert von einer Nebenfigur aus Francis Scott Fitzgeralds Roman "Der große Gatsby". Ihr Schauspieldebüt in Woody Allens "Der Stadtneurotiker" dauerte nur sechs Sekunden. Den Durchbruch schaffte sie zwei Jahre später in Ridley Scotts "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt". Weaver ist seit 1984 mit Regisseur Jim Simpson verheiratet. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter..
Ridley Scotts ("Tricks", "Black Hawk Down") steiler Aufstieg zu einem der großen Blockbuster-Regisseure Hollywoods basiert nicht unwesentlich auf dem durchschlagenden Erfolg von "Alien", dem Weltraumhorror der Extraklasse. Zwar ist die Story - wie bei den meisten Projekten von Scott - ohne jede Schattierung, dennoch vermögen sich die Zuschauer den Klaustrophobie auslösenden Locations und der düsteren Stimmung nicht zu entziehen.
Jahre nach ihrer ersten Begegnung mit einem aggressiven Alien, kehrt die Astronautin Ripley (Sigourney Weaver) mit der US-Army zurück an die Stätte des Kampfes. Ihr Auftrag ist es, der Alienbrut den Garaus zu machen. James Cameron konzentriert sich mehr auf die Actionanteile, übernimmt die düstere Atmosphäre des erfolgreichen ersten Teils.
Alien 3 (Kinofilm)
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2024