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Christina Aguilera auf der Premiere von "Burlesque"
"Ich wünsche mir noch mehr..."
Interview: Christina Aguileras erste Rolle
Mit dem Musical "Burlesque" gibt die vierfache Grammy-Gewinnerin Christina Aguilera ihr Debüt als Schauspielerin. Die Rolle könnte nicht passender sein: als schillernde Schönheit gelingt ihr unter Anleitung von Cher das Durchbruch als Revue-Girl. In Berlin trafen wir die 30-Jährige zum Gespräch.
erschienen am 20. 01. 2011
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Christina Aguilera und Cher lieben Musik und Filme
Ricore: Mrs. Aguilera, "Burlesque" ist Ihr erster Film. Was hat Sie während der Dreharbeiten am meisten überrascht?

Christina Aguilera: Die Frage sollte wohl eher lauten, was mich nicht überrascht hat. Für mich war es ja eine völlig neue Erfahrung.

Ricore: Wie sind Sie an die Schauspielerei herangegangen?

Aguilera: So offen wir nur irgendwie möglich. Mir war bewusst, dass ich mich als Newcomer darauf einlassen muss. Trotzdem haben mir die vielen Arbeitsstunden schon etwas zu schaffen gemacht. Am Ende hatte ich überall an meinen Füßen Schrammen und Blasen.

Ricore: Waren Sie nervös?

Aguilera: Klar, es war wie mein erster Schultag! Aber mir sind während dieser Erfahrung im metaphorischen Sinne wirklich Flügel gewachsen. Ich habe mir eine Unabhängigkeit angeeignet, die auch vieles in mir verändert hat. Man kann wohl guten Gewissens sagen, dass mich die Dreharbeiten stark verändert haben.

Ricore: Sie standen gemeinsam mit Cher vor der Kamera. Für viele Sängerinnen ist sie eine Ikone. Wie ging es Ihnen dabei?

Aguilera: Sie muss noch nicht einmal den Mund öffnen, damit ich etwas von ihr lernen kann. Als Ikone strahlt sie einfach eine wirklich beeindruckende Präsenz aus, die durch ihre Lockerheit und Bodenständigkeit noch einmal verstärkt wird. Als ich sie zum ersten Mal traf, meinte sie nur: "Mach dir keine Sorgen, Baby, wir schaffen das zusammen." Ab dem Punkt habe ich sie geliebt. Immer wenn sie mir eine ihrer langen E-Mails schrieb, musste ich schmunzeln, weil es Cher war, die mir da schrieb. Irgendwie fand ich das surreal.
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Christina Aguilera in Berlin zur "Burlesque"-Premiere
Ricore: Was hat Sie Ihnen denn so geschrieben?

Aguilera: In erster Linie Anmerkungen und Komplimente. Sie hat mir erklärt, wie man vor der Kamera den Moment lebt und in seiner Rolle aufgeht. Und sie hat mich gelobt, wenn eine Szene mal richtig gut lief. Einen besseren Kostar hätte ich mir nicht wünschen können.

Ricore: Cher meinte einmal, dass man als nette Person im Showbiz platt gewalzt wird. Wenn man dagegen tough ist, sagte Sie, wird man schnell als Zicke bezeichnet. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen?

Aguilera: Klar. Ich selbst bewege mich irgendwo in der Mitte. Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will und die solange dafür kämpft, bis sie es auch bekommt. Wenn man mich deshalb eine Zicke nennt: von mir aus. Männer haben dieses Problem fast nie. Sie sind an der Macht und dürfen klare Ansagen machen - und werden deshalb trotzdem nicht Diva genannt. Insofern bleibe ich gelassen.

Ricore: Das Feld der weiblichen Superstars ist hart umkämpft. Wie gehen Sie mit Konkurrenz um?

Aguilera: Die gibt es für mich nicht wirklich. Ich vergleiche mich fast nie mit anderen Stars, weil ich der festen Meinung bin, dass jeder seinem individuellen Weg folgen muss. Man merkt das auch in meiner Musik: da versuche ich so unverwechselbar wie nur irgendwie möglich zu sein.
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Christina Aguilera in "Burlesque" erstmals auf der Leinwand
Ricore: Sie haben trotz Ihrer jungen Jahre als Musikerin bereits fast alles erreicht. Ist das einer der Gründe, warum wir Sie nun als Schauspielerin auf der Leinwand sehen?

Aguilera: Nein, ich war schon sehr lange auf der Suche nach der richtigen Rolle. Als ich dann mit "Burlesque" die Möglichkeit bekam, die Stärke und Schönheit einer Frau im Showbiz zu verkörpern, konnte ich schlichtweg nicht mehr Nein sagen. Aber es ist nicht zwangsläufig eine völlig neue Karriereausrichtung für mich.

Ricore: Werden wir Sie in absehbarer Zukunft wieder als Schauspielerin sehen?

Aguilera: Ja, ich wünsche mir jetzt definitiv mehr Rollen. Es muss dabei nicht zwangsläufig ein Musical sein, ich liebäugele durchaus auch mit dramatischen Rollen. Ich war immer ein großer Fan von Winona Ryder und Angelina Jolie, weil sie auch komplizierte Rollen mit Bravour meistern. Ich bin bereit, auch diese Erfahrung zu machen.

Ricore: Sie sind vor kurzem 30 Jahre alt geworden. Ein wichtiger Tag für Sie?

Aguilera: Ich denke, die Zahl ist für jeden eine wichtige Nummer. Ich bin auf alle Fälle lieber 30 geworden als damals 20.
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Burlesque
Ricore: Wieso?

Aguilera: Weil ich in den letzten Jahren viel über mich selbst gelernt habe. Als Frau und durch die Geburt meines Sohnes auch als Mutter. Ich fühle mich selbstbewusster, sowohl was meinen Körper - als auch was meine Persönlichkeit angeht. Ich habe das Gefühl, gerade durch eine Phase der Veränderung zu gehen, die sich irgendwie sehr gut anfühlt. Ich freue mich sehr auf das nächste Kapitel.

Ricore: Können Sie sich vorstellen, wie Cher mit sechzig Jahren noch auf der Bühne zu stehen?

Aguilera: Ich habe großen Respekt, wie Cher ihren Körper immer noch so fit hält. Mein Gott, das ist eine ganz schöne Leistung! Aber soweit voraus plane ich nicht. Ich kann jetzt unmöglich sagen, ob ich mit sechzig noch arbeite - das wird sich eher mit den Jahren zeigen.

Ricore: Wollten Sie schon immer Sängerin werden?

Aguilera: Ja. Ich hatte eine sehr chaotische Kindheit ohne eine richtige Vaterfigur. Dadurch habe ich eine Kämpfernatur entwickelt, wollte nie hilflos sein und mir meine eigenen Sicherheiten aufbauen. Das hat mir die Kraft gegeben, meine Karriere voranzutreiben. Musik war für mich immer eine Möglichkeit, meinen Kindheitserfahrungen zu entkommen, ein Vehikel und Ausdrucksmittel meiner Gefühle.
erschienen am 20. Januar 2011
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