2010 Movienet Filmverleih GmbH
Hans W. Geißendörfer, "In der Welt habt ihr Angst"
Fernsehserie ist epischer Roman
Interview: Hans W. Geißendörfers Gedicht
Hans W. Geißendörfer wird als Kind jeden Morgen per Lautsprecher von Bach-Kantaten geweckt. Das hat ihn geprägt, wie auch die christliche Erziehung der Mutter. Auch "In der Welt habt ihr Angst" spielen Glaubensfragen eine Rolle. Filmreporter.de erzählt der Regisseur, wie er als Alt-68er über die Antiautoritäre Erziehung denkt und wie er mit seiner Frau nonverbal kommuniziert.
erschienen am 24. 02. 2011
Movienet Filmverleih
In der Welt habt ihr Angst
Ricore: Sie haben einmal gesagt, dass Sie Ihre Filme oft kürzen müssen.

Hans W. Geißendörfer: Ich habe immer darunter gelitten, dass man beim Spielfilm nach 90 oder 100 Minuten zum Ende kommen muss. Fünf- oder sechsstündige Filme sind nunmal schwer zu verkaufen. Dafür mache ich die "Lindenstraße". Da ist man zeitlich nicht so eingeschränkt, da kann man immer weitererzählen. Wenn jemand neun Monate schwanger sein soll, dann ist er halt neun Monate schwanger. Der Kinofilm ist das Gedicht, die Fernsehserie ist der epische Roman. Gedichte zu schreiben ist nicht schwieriger oder leichter, aber sie brauchen ein Ende.

Ricore: Gilt das auch für "In der Welt habt ihr Angst"?

Geißendörfer: Bei "In der Welt habt ihr Angst" gab es drei verschiedene Enden. Berater und Freunde, die das Buch gelesen haben, haben gesagt, der Schluss, den wir jetzt haben, sei der beste. Ich war mir nicht sicher. Ich habe wirklich Probleme damit aufzuhören oder etwas nicht richtig zu Ende zu erzählen. Ein offener Schluss ist schön für die Zuschauer. Aber manchmal ist es auch ganz schön, wenn man dem Zuschauer ein richtiges Ende anbietet. Nur: dann kann er den Film nicht mehr weiterspinnen. Jetzt weiß man nicht so genau, wie der Film weitergeht. Wir könnten sogar eine Fortsetzung machen.

Ricore: Die Vaterfigur im Film sollte ursprünglich mit Ulrich Mühe besetzt werden. Wie hätten Sie die Vater-Tochter-Beziehung dann angelegt?

Geißendörfer: Es wäre im Grunde dasselbe geblieben. Es wären zwei Personen gewesen, die sich unglaublich lieb haben und die sich aus falschen pädagogischen Gründen trennen. Beiden zerreißt es eigentlich das Herz, aber der Vater ist stur und hat sein Vertrauen zum Kind verloren. Ich hätte nicht sehr viel geändert. Die Frage war nur, welchen von beiden Vätern, die die Figur Eva in dem Film erlebt - Paul wird ja zu einer Art Ersatzvater - der Uli gespielt hätte. Es gibt zwei Vaterfiguren. Schon im ersten Entwurf war klar: es gibt einen leibhaftigen Vater, aber der misshandelt die Tochter pädagogisch. Er kapiert einfach nicht - wie es viele Eltern nicht kapieren, wenn das Kind mal Scheiße baut - dass der Rausschmiss und die totale Verweigerung von Hilfe nicht die richtige Lösung ist.

Ricore: Wie sieht Ihr persönliches Erziehungskonzept aus?

Geißendörfer: Ich bin bekennender 68er. Und eines der wichtigen Dinge, die wir tagelang, monatelang, jahrelang und jeden Tag in Kommunen diskutiert haben, war Autorität und die antiautoritäre Erziehung. Da war ich zwischen 25 und 35 Jahre alt. Aber als meine Töchter auf die Welt kamen, war ich schon etwas älter. Meine Jüngste habe ich mit 50 gekriegt. Da hatte ich schon einen gewissen Abstand zu einigen Ideen der antiautoritären Erziehung. Denn eigentlich ist sie Schwachsinn. Ein Kind braucht mit ganz großer Sicherheit Maßstäbe. Es kommt darauf an, wie autoritär sie diese Maßstäbe vermitteln.
Kinowelt
Hans W. Geißendörfer ("Gegenschuss - Aufbruch der Filmemacher")
Ricore: Welche Fehler kann man bei der antiautoritären Erziehung machen?

Geißendörfer: Man ist damals zu Recht gegen die Ansage vorgegangen: "A ist A und es gibt kein Ä". Man musste immer den einen, richtigen Weg gehen. Aber dann hat man die extremen Sachen gesehen - auch in der Sexualerziehung. Man hat gesehen, wie das mit den sogenannten Freiheiten war: Kinder dürfen alles, es gibt überhaupt kein Nein und kein Verbot. Da wurde einfach nicht eingesehen, dass ein Verbot nicht unbedingt negativ sein muss. Trotzdem nützt verbieten alleine überhaupt nichts. Man muss klar machen, man muss überzeugen.

Ricore: Kamen Sie in Berührung mit Heroinabhängigen oder Menschen auf Entzug? Oder haben Sie früher selbst mal was geraucht?

Geißendörfer: Ich bin bekennender 68er! Da kann das ja nicht ausbleiben. Ich habe alles ausprobiert, nur nicht Heroin. Damals war die große Droge LSD und natürlich Marihuana. Mit Hasch ist man in der Öffentlichkeit spazieren gegangen. Das musste man nicht allzu sehr verstecken, es war auf der Straße toleriert. Es gab durchaus Leute, die ihren Joint auf der Parkbank geraucht haben. Bei mir war das aber immer kontrolliert. Ich hab auch Freunde gehabt, bei denen das nicht kontrolliert war, die über Hasch dann in stärkere Drogen marschiert sind. Da gibt es so ein paar Fälle. Einer hat einfach nicht aufhören können. Der war einfach addicted. Ich hab Hasch nie in dem Maße geraucht, dass es mich belästigt hat. Ich wollte immer über mich selbst bestimmen können. Und wenn Sie da zu tief reingehen, ist es noch schlimmer, als mit zuviel Alkohol.

Ricore: Sie haben nie die Kontrolle über sich verloren?

Geißendörfer: Einmal, ganz zu Anfang meines Studiums war ich einmal so betrunken, dass ich nicht mehr wusste, wie ich nach Hause gekommen bin. Damals hatte ich einen ganz alten VW und hab damit meine Freundin bis vor die Haustür gefahren - durch den Vorgarten. Am nächsten Morgen weckte die Wirtin meine Freundin und fragte: "Ist das ihr Auto, da unten?". Meine Freundin sagte: "Nein, meins ist es nicht, aber ich hab da jemanden dabei, der wollte mich bis vor die Haustüre fahren." Da hab ich kapiert - um Gottes Willen, was hätte auf dem Weg dahin passieren können. Man weiß noch nicht mal, dass man nicht nur einen Hund überfahren hat, sondern auch möglicherweise andere Leute in Gefahr gebracht hat. Der Wunsch mich selbst beobachten zu können, ist sehr stark und ist auch stark geblieben.
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Max von Thun auf Entzug
Ricore: Im Film wird die Protagonistin durch die Liebe in die Drogensucht hineingezogen. Hätte ihr Freund sie von diesem Schritt nicht abhalten sollen?

Geißendörfer: Die Figur der Eva sagt im Film ganz klar: "Ich will dir nahe sein. Ich will ausprobieren, warum du das machst. Du kannst aber auch aufhören, dann habe ich den Weg nicht nötig". Aber ihr Freund ist süchtig. Und er ist sich, wie die meisten Abhängigen, im Klaren darüber ist, dass er abhängig ist. Er weiß auch, dass er durch die Drogen große Schäden davonträgt. Aber der Genuss der Sucht ist stärker. In dieser Situation kommt jemand auf ihn zu, der sich intensiv mit ihm beschäftigt und sich richtig in ihn verliebt. Und dieser Jemand sagt: "Ich will wissen, was dieser Genuss ist, warum er so stark ist". Es war sicher nicht geplant, dass Eva süchtig wird. Man kann ihrem Freund aber indirekt vorwerfen, nicht vorausgesehen zu haben, dass sie nach zwei oder drei Spritzen abhängig werden würde.

Ricore: Warum haben Sie als Droge Heroin gewählt?

Geißendörfer: Weil es die abstoßendste Droge überhaupt ist und keiner mehr davon redet. Wir haben eine ganze Menge Heroinsüchtige in Deutschland und Menschen, die davon loskommen wollen. Aber das fällt ziemlich unter den Tisch. Heroin ist ein Schmuddelthema und es heißt, jeder Junkie ist ein Schmuddel. Man macht sich nicht mehr die Mühe den Weg des Junkies in die Abhängigkeit zu verfolgen. Es gibt da dieses absolute Vorurteil: Wer Junkie ist, ist selber schuld, ist ein Arschloch. Dass es da Wege in die Sucht gibt, die nicht unbedingt alleine selbstverschuldet sind, das wird nicht mehr gesehen.

Ricore: Sie haben für ihren Film keine Fördergelder erhalten, auch weil Sie Heroinsucht thematisieren. Geht die Gesellschaft 30 Jahre nach "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" anders mit dem Thema um?

Geißendörfer: Ich weiß nicht, ob die Gesellschaft sich verändert hat. Natürlich hat sie sich bewegt. 30 Jahre nach dem Krieg kamen Aids und Marihuana erst so langsam ins Bewusstsein. Damals sind wir alle sehr aufmerksam in die Diskussion eingestiegen, weil es neu war. In den 1950er Jahren gab es einen Film, in dem er um Heroin ging, der für meine Alterstufe verboten war. Ich war 14 oder 15 Jahre alt und habe ihn trotzdem gesehen. Das Herointhema war gigantisch neu, man hatte keine Ahnung, dass so etwas überhaupt existierte. "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" war erfolgreich, nicht nur weil die Natja [Brunckhorst - Anm. d. Red.] hervorragend gespielt hat, sondern weil es damals ein spannendes Thema war.

Ricore: … und das ist heute anders?

Geißendörfer: Heute ist es nicht mehr spannend. Heute ist das Thema einfach abgehackt. Drogen sind scheiße und Junkies sind Idioten. Aus der neueren Zeit gibt es drei, vier hervorragende Filme über Heroin, die alle Flops waren. Da ist "Requiem for a Dream" und "Trainspotting - neue Helden". "Requiem for a Dream" ist natürlich viel grausamer als "In der Welt habt ihr Angst". Aber wir haben ja auch kein Film über Heroin gemacht, wir haben einen Film gegen die Sucht gemacht. Ich habe versucht, einen Liebesfilm zu machen, mit Liebe auf drei verschiedenen Ebenen. Vor allem ist es ein Film über die junge Liebe, die, sagen wir es mal klischeehaft, Berge versetzen kann, die ungeheuer stark sein kann. Die beiden kommunizieren ohne beieinander zu sitzen. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich das ein oder andere Mal höre: "Sie haben einen Film über Heroin gemacht". Das ist einfach nicht der Fall. Förderer haben in einem konkreten Fall gesagt: "Macht sie zu Alkoholikern, dann hast du eine Chance, mit Heroin hast du keine." Dann hätte man den Film mit einem veränderten Drehbuch nochmal einreichen können und vielleicht eine Förderung bekommen. Denn Alkohol wird noch mit Toleranz betrachtet, wir saufen alle mal und es ist nicht verboten, Alkohol zu konsumieren. Aber Heroin ist ein bisschen out.
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Hans W. Geißendörfer, "In der Welt habt ihr Angst"
Ricore: Sie haben gesagt, dass Sie mit ihrer Frau auch auf ähnliche Weise kommunizieren, wenn Sie unterwegs sind. Wie muss man sich das vorstellen ?

Geißendörfer: Das passiert immer wieder. Einer der schönsten Fälle war auf einer kleinen griechischen Insel, mit einem kleinen Flughafen. Da habe ich meine Frau erwartet, die aus Athen kommen sollte. Es war Winter und kaum jemand war in der Ankunftshalle. Oben, im dritten Stock, klingelt ein Telefon und ich wusste ganz genau: "Es ist Jane". Ich bin die Treppe hoch, die Tür war offen, ich hab den Hörer abgenommen und gesagt: "Hello Jane, where are you?" ("Hallo Jane, wo bist du?"). "Yeah, the plane has been cancelled. Hello Hans." ("Naja, mein Flug wurde gestrichen. Hallo Hans."), sagt sie. Sie hatte eigentlich bei der Information anrufen wollen und sich natürlich auch gewundert, dass ich plötzlich am Telefon war. Solche Sachen passieren bei uns relativ häufig.

Ricore: Gibt es das auch mit Ihren Kindern?

Geißendörfer: Ja. Aber so was erleben Sie sicher auch. Man denkt gerade: "Ich muss heute noch Hana anrufen", und im selben Moment klingelt das Telefon und Hana ist dran. Es gibt solche Dinge. Wenn ich Mundharmonika spiele, dann spielt meine Tochter nicht synchron mit mir Klavier. Aber wir telefonieren eine halbe Stunde später und ich habe gesagt: "Du ich hab heute endlich geschafft "Petit Fleur" wieder auf die Reihe zu kriegen", ein altes Jazzlied aus den 1960ern. Und sie sagt: "Ich habe auch gerade Klavier gespielt, "Petit Fleur"." Das ist einer der beiden Fälle gewesen wo ich mich gefragt habe: "Wie gibt es das?" Wenn man so will ist es Zufall. Aber ich glaube daran. Es ist nicht Telepathie, aber es ist eben da. Es passiert.

Ricore: Wie wichtig war Ihnen die Provinzstadt Bamberg als Filmschauplatz?

Geißendörfer: Bamberg ist mir ganz ganz wichtig. Bamberg ist Handlung! Ohne Bamberg oder eine Universitätsstadt in der Provinz wäre die Geschichte nicht stimmig. Die können Sie nicht in London drehen und auch nicht in Berlin, das würde nicht funktionieren. Da sind die Junkies in einer völlig anderen Szene und nie so alleine wie in so einer Kleinstadt. Und dann kommt natürlich dazu, dass Bamberg, wo auch immer Sie die Kamera hinstellen, Sie ein Kruzifix oder einen halben Engel oder ähnliches im Bild haben. Oder eben die Türme. Und Bamberg ist eine der wunderbaren Städte, in der Sie ohne große Mühe auf die Burg hochgehen und auf die Stadt vor sich hinunter schauen können. Sie haben die Türme vor sich, und können dort Tag und Nacht - bei Sonnenaufgang und Nebel drehen, ohne dass es einen großen Aufwand bedeutet. Es gibt nur wenige solche Städte in Deutschland. Dadurch, dass ich nicht gefördert wurde, hatte ich den großen Vorteil zu drehen wo ich wollte. Und da war Bamberg ganz klar.

Ricore: Ist Franken allgemein eine gute Region zum Filmemachen?

Geißendörfer: Ich glaube, ich bin einer der wenigen, die überhaupt in Franken drehen. Franken ist total vernachlässigt. Ich habe dort drei Filme gemacht, "Gudrun", "Marie" und "In der Welt habt ihr Angst". Und ich bin immer wieder begeistert, nicht nur über die Menschen dort. In Bamberg war es kein Problem, beispielsweise einen ganzen Marktplatz zu sperren. Da kommt die Polizei noch in Uniform und hält ihnen sechs Stunden die Straße frei. Und die Bevölkerung spielt auch mit.
Lena Pauli/Ricore Text
Hans W. Geißendörfer im Interview zu "In der Welt habt ihr Angst"
Ricore: In dem Film werden christliche Themen, wie Schuld, Reue, Vergebung behandelt. Welchen Bezug haben Sie zu Religion?

Geißendörfer: Das ist mir angeboren. Ich bin Pfarrerssohn. Ich habe meinen Vater zwar nie aktiv erlebt, er ist in Russland gefallen, als ich drei Monate alt war. Aber natürlich hat meine Mutter versucht, uns christlich zu erziehen. Ich war auf einem christlichen Internat, im Windsbacher Knabenchor. Das war nach dem Krieg eine Schule für Waisenkinder. Und da plärrte uns morgens, zum Wecken - über den Flur-Lautsprecher, die noch nicht so toll waren wie heute - dann immer eine Bach-Kantate aus dem Schlaf. Mit 14, 15 Jahren, spätestens nach der Konfirmation - es war ja alles protestantisch - kamen sehr viele Zweifel auf. Dann, während den 1960er Jahren, wollte ich von der ganzen kirchlichen Religion Abstand nehmen, war sehr kritisch. Aber es bleibt eine Prägung. Die können sie nicht loswerden. Bei der Protagonistin Eva ist es ja ähnlich, sie kommt ja aus einem ähnlichen Elternhaus. Der Vater ist Kirchenmusiker, Kantor, und in seinem Haus hängt ja auch in jeder Ecke ein Kruzifix, selbst im Treppenhaus. Ich finde das spannend. Auch der Titel ist ein religiöser Titel. Er kommt aus der Bibel und ist eine Bach-Kantate. Und er ist sicher sehr unkommerziell, aber wenn man ihn mal kapiert hat, dann merkt man ihn sich vielleicht.

Ricore: Also spielt Ihre eigene religiöse Prägung für Ihre Filme eine Rolle?

Geißendörfer: Das Thema Schuld kommt in allen meinen Filmen vor. Es gibt keinen einzigen, wo die Schuld keine Rolle spielt. Das ist mir von Außenstehenden gesagt worden, ich wusste das nicht. Ich habe das nicht so analysiert. Aber das ist ganz offensichtlich ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Lebenserfahrung, dass man über Schuld nachdenken muss. Und es ist auch in jeder anderen Ethik oder Religion ein ganz großes Thema. Ich glaube, dass niemand sagen kann, er wäre kein religiöser Mensch. Es muss ja keine kirchliche Religiosität sein. Es ist einfach der Umgang der Menschen miteinander. In dem Moment, wo Sie Respekt vor Mitmenschen haben, haben sie schon eine Form von Religion. Ich bin heute philosophisch.

Ricore: Welche Filme und Regisseure finden Sie im Moment spannend?

Geißendörfer: Was mich wahnsinnig interessiert hat, war James Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora". Das ist ein großer, kommerzieller, Multi-Multi-Millionen kostender Film, den ich sehr bewundere. Aber es ist eigentlich weniger die Einzelleistung der Regie, denn er ist ja - was Film immer ist - eine Teamarbeit. Was da schauspielerisch und an technischer Erfahrung, an Erneuerung, Animation drin ist, ist schon faszinierend schön. Im Augenblick ist so etwas in Deutschland nur schwer imitierbar, erreichbar.

Ricore: Können Sie sich vorstellen mal etwas in 3D zu machen?

Geißendörfer: Ach, darüber muss man heute nachdenken, wenn man überhaupt noch Filme machen will. 3D ist ein Zusatz des Entertainments. Es ist eine wunderbare Geschichte, wenn es richtig eingesetzt ist. Und in "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ist es richtig eingesetzt. Man kann es natürlich auch beschissen einsetzen. Einen Film wie "In der Welt habt ihr Angst" in 3D zu drehen ist nicht nötig. Man muss, wie in jedem anderen Medium auch, den richtigen Stoff haben, die richtige Geschichte, um dann zu sagen: "Ok, der muss in 3D gedreht werden".

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
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