Walt Disney
Anke Engelke
Kein Zwergenfan
Interview: Anke Engelkes Romeo ist...
Anke Engelke wird man nicht mit einer Nagelschere den Rasen nachkorrigieren sehen. Für sie müssen Gärten wild wuchern dürfen und die Schauspielerin findet, dass Gartenzwerge diese Freiheit einschränken. Trotzdem war sie gespannt, wie in "Gnomeo und Julia (3D)" William Shakespeare kindgerecht inszeniert werden sollte. Das hat sie mehr interessiert, als die Froschfrau Nanette, der Engelke ihre Stimme leiht. Im Gespräch mit Filmreporter.de erzählt die Entertainerin auch von ihrer privaten "Romeo und Julia"-Erfahrung mit George Clooney.
erschienen am 24. 03. 2011
Walt Disney
Gnomeo und Julia (3D)
Ricore: Haben Sie sich die Oscar-Verleihung angesehen?

Anke Engelke: Oja. Ich habe nicht geschlafen, Leute, nur zwischen, zwischen den Tagesthemen und dem roten Teppich etwa zweieinhalb Stunden. Und nach der Zeremonie habe ich mich noch eine Stunden hingelegt, dann bin ich ins Flugzeug gestiegen. Und hier bin ich jetzt, und ziemlich hyper. Es wäre jetzt eigentlich der richtige Moment, mal mit Drogen anzufangen, oder? Nein, ich glaube, ich bleibe dann doch lieber beim Kaffee. Drogen sind doof. Ich bin strikt dagegen.

Ricore: Wie fanden sie die Oscar-Show und die Wahl der Preise?

Engelke: Ich finde, dass die die Moderation (Moderatoren der Oscarshow James Franco und Anne Hathaway, Anm. d. Red.) sehr nett gemacht haben. Das Opening fand ich sehr gelungen. Ich habe mich aber dabei erwischt, dass ich mich wie Bolle gefreut habe, als Billy Crystal auf die Bühne kam. Erst dachte ich "Yeah, Billy, da bist du ja endlich!" und dann: "Oje, das macht man ja eigentlich nicht. Nicht lieb!" Denn man muss auch die honorieren und respektieren, die das aktuell machen. Aber Crystal ist natürlich der Meister, den mag ich wahnsinnig gerne.

Ricore: Was hat Ihnen besonders gefallen?

Engelke: Es gab immer mal wieder so kleine Freuden, aber auch kleine Schock-Momente. Als Kirk Douglas auftrat, wusste ich nicht: "Was ist mit dem Gesicht los? War das ein Schlaganfall? Operiert!? Warum sieht der so seltsam aus". Er war ja zum Teil extrem lustig humorvoll, mit dem was er so gesagt hat, aber es war auch seltsam. Schön waren die Musiknummern, ich mag Randy Newman. Und seine Dankesrede war klasse: kluger Mann. Und Colin Firth ist auch ein schlauer Mann. Mann, seine Dankesrede war schön. Sein Bild von dem aufkommenden Freudentanz hat mir gut gefallen. Der Rest war etwas vorhersehbar.
Walt Disney
Nanette und Julia
Ricore: Haben Sie selbst in Ihrem Leben schon die Erfahrung einer unerwiderten Liebe gemacht, wie sie bei William Shakespeares "Romeo und Julia" vorkommt?

Engelke: Ja. Ich habe zwei Worte für sie: George Clooney. Das ist meine ganz private "Romeo und Julia"-Situation. George Clooney und ich haben uns mehrfach getroffen, leider nicht von ihm arrangiert - vielleicht auch nicht von ihm gewünscht. Aber er lief mehrfach auf dem roten Teppich an meinem Mikrofon vorbei, sowohl in Berlin als auch in Los Angeles. Ich habe es immer wieder versucht, aber ich bin de facto einfach nicht sein Fall. Er interessiert sich nicht für mich. Und da endet dann die Parallele zu "Romeo und Julia". Das Einzige, das hier eine Schnittmenge sein könnte, wäre die Tragik. Aber die ist relativ einseitig, denn nur ich begehre ihn und er mich nicht.

Ricore: Sie moderieren, singen und tanzen. Was machen Sie am liebsten?

Engelke: Im Moment bin ich mit der Band unterwegs, also steht momentan die Musik sehr im Vordergrund: Bastian Pastewka drehen bald unsere Frühlingssendung mit Wolfgang und Anneliese auf. Dazwischen drehe ich für "Die Sendung mit dem Elefanten", das Vorschulkinder-Pendant zu "Die Sendung mit der Maus". Vielleicht ist das was ich gerade mache immer das Schönste, weil ich eigentlich alles toll finde. Ich möchte auch nichts davon reduzieren. Es gibt die Musikecke in mir und die reine Schauspielecke.

Ricore: Ist das Synchronisieren tatsächlich diese langweilige Sisyphusarbeit, als die sie oft bezeichnet wird?

Engelke: Sisyphus ja, langweilig nein. Obwohl Sisyphus als Bild ein bisschen irreführend ist. Der berühmte Stein bleibt beim Synchron schon liegen, wenn man ihn mal hoch geschafft hat. Aber es ist ein schwerer Stein. Es dauert, bis man den auf den Berg gebracht hat. Das Synchronisieren ist sehr technisch, in zweierlei Hinsicht. Erstens muss man in seinem Kurzzeitgedächtnis immer wieder kurze Textpassagen speichern. Zweitens muss man mit dem Blick auf den Monitor die Synchronität immer im Auge haben. Und darf den Text derweil nicht vergessen. Hinschauen. Lippen angucken, Mund angucken. Text angucken, sprechen. Speichern. Und wieder angucken. Das geht immer hin und her und wäre alleine schon ziemlich viel. Jetzt kommt aber das Spielen noch hinzu, das ist die dritte Ebene, die Schauspielerei. Das ist extrem anstrengend und bedarf hoher Konzentration. Ich tue mich damit immer wieder schwer und habe großen Respekt vor dieser Arbeit. Aber es klappt ganz gut, auch weil ich das mittlerweile schon lange mache. Ich habe das schon als kleines Kind gemacht und es ist gut, wenn man das mal so richtig gelernt hat. Dann hat man keine Angst mehr, sondern nur Respekt.
20th Century Fox
Anke Engelke
Ricore: Macht es trotz der Anstrengung noch Spaß?

Engelke: Extrem. Es macht Spaß, weil man etwas schafft. Man sieht das vor sich und denkt: "Boa, dieser Riesenberg - das schaff ich nicht". Und dann schafft man es eben doch. Meine anstrengendste Synchronarbeit überhaupt war die Dorie in "Findet Nemo". Da sprach ich eine der Hauptrollen und das zog sich über mehrere Tage hinweg. Es war sehr anstrengend, weil die Vorlage so göttlich war. Ellen DeGeneres (englische Synchronstimme der Dorie, Anm. d. Red.) hat das super gemacht. Für Nanette (Anke Engelkes Figur in "Gnomeo und Julia (3D)", Anm. d. Red.) war ich nur ein paar Stunden im Synchronstudio.

Ricore: Was hat sie an Nanette gereizt?

Engelke: Ich glaube - ohne Nanette jetzt zu nahe treten zu wollen - dass es gar nicht die Figur des Frosches war, die mich gereizt hat. Es war vielmehr das Thema. Ich bin ein großer Shakespeare-Fan und sowohl schulisch als auch durchs Studium vorbelastet. Deswegen interessierte es mich, zu erfahren, wie man Shakespeare kindgerecht inszeniert hat.

Ricore: Sie haben bisher nur Zeichentrickfiguren gesprochen. Gibt es einen Grund, warum sie nicht auch Schauspielern ihre Stimme leihen?

Engelke: Das ist nicht nur meine Entscheidung. Wenn mir etwas angeboten wird, das mir nicht gefällt, dann lehne ich es ab. Da gucke ich nicht erst nach, ob das ein echter Mensch oder eine gezeichnete Figur ist. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ich glaube 'echte' Menschen werden nicht gerne mit Prominenten besetzt. Dann hat es der deutsche Zuschauer schwer, diese Person auf der Leinwand im Film als das wahrzunehmen, was diese Person und diese Rolle ist. Wenn es heißt: "Ach, das ist doch die aus dem Fernsehen" wird es schwierig. Bei den Tieren ist das nicht gegeben. Da kann man auch prominente Synchronsprecher nehmen.

Ricore: Ist es ein Unterschied ob man einen Menschencharakter wie Marge Simpson spricht, oder eine Tierfigur?

Engelke: Nein, gar nicht.
Walt Disney
Julia und Gnomeo
Ricore: Welche Gartenzwerge würden Sie in ihrem Garten aufstellen?

Engelke: Ich glaube, ich bin einfach kein Zwergenfan. Ich würde mir nichts in den Garten stellen. Nee, die sind vielleicht zum Teil ganz süß, aber ich fürchte, ich bin da ein bisschen unflexibel. So ein Garten muss einfach wild wuchern. Ich bin auch niemand, der die Ränder des Rasens mit der Nagelschere nachkorrigiert. Ich finde, in so einem Garten muss es viel Freiheit geben. Wenn ich dann so eine 'Uschi' mitten rein stelle, dann hat das schon wieder eine Aussage, dann habe ich in den natürlichen Prozess des Wildwachsens in einem Garten eingegriffen. Privat würde ich das nicht machen.

Ricore: Apropos Figuren aufstellen. Sie haben zahlreiche Medienpreise gewonnen. Gibt es da einen, der Ihnen etwas Besonderes bedeutet?

Engelke: Gegenfrage: Sind nicht Publikumspreise die besten Preise, weil kein Konzern, kein Verlag, kein Sender dahinter steckt? Oder sind die Preise vielleicht am bedeutendsten, die von renommierten Kritikern vergeben werden? Oder die, welche in einer bestimmten Lebensphase oder an einem bestimmten Punkt in der Karriere kamen? Sind die Preise am bedeutendsten, bei denen man um die kritische Jury weiß? Jede dieser Fragen könnte ich mit einem Preis beantworten. Auf einen einzigen würde ich mich nicht festlegen wollen. Auch weil Preise grundsätzlich etwas schönes sind. Ich bin Preisen gegenüber sehr kritisch und prüfe schon, woher sie kommen. Da fallen ein paar weg, die ich nicht annehmen würde, die mir aber auch nicht angeboten werden würden. Die ich zurückschicke, weil ich nicht sofort geschnallt habe, dass ich gekauft worden bin. Das ist bei Yellow-Press-Zeug schon vorgekommen. Klatschpresse und ihre Preise interessieren mich nicht. Trotzdem ist jeder Preis bedeutend.

Ricore: Ist Ihnen das Feedback vom Publikum unterm Strich mehr wert?

Engelke: Ich weiß nicht so recht. Im Zweifelsfall - Achtung Kitsch - ist der Applaus des Publikums ausschlaggebend. Das ist aber nicht zu Verwechseln mit der Quote. Ich finde persönliches Feedback richtig schön. Es ist egal, ob sie positiv oder negativ ist. Weil da jemand hingesehen und zugehört hat und sich Gedanken gemacht hat.

Ricore: Macht das einen Bandauftritt spannender, als eine aufgezeichnete Sendung?

Engelke: Nein. Da würde ich der Sendung unrecht tun, weil es zwei extrem unterschiedliche Dinge sind. Auch eine "Ladykracher"-Aufzeichnung findet am Ende ja vor Publikum statt, damit wir die Lacher und den Applaus nicht aus der Konserve nehmen müssen. Wir zeigen die fertigen Folgen kurz vor der Ausstrahlung einem Publikum. Das ist fast ein bisschen wie Bühne. Ich quatsche ja vorher ein wenig mit den Leute und kündige an, was kommt. Das ist sehr intim und schön. Und auch da ist der Applaus echt, auch das ist spannend.
Walt Disney
Anke Engelke im Synchronstudio
Ricore: Sie synchronisieren oft niedliche, lustige, leicht vertrottelte Figuren.

Engelke: Einmal war ich sehr ekelig. Als Känguru bei "Horton hört ein Hu!". Da war ich extrem unsympathisch. Hinterher hab ich gedacht: "Oh Gott, jetzt werden mich alle hassen". Im Zweifel ist es ein ganz großes Lob, wenn man nach der Filmvorführung bei einer Premieren-Veranstaltung auf die Bühne tritt und die Kinder im Saal einen ausbuhen. Das darf man dann nicht persönlich nehmen, denn das bedeutet, dass man einen guten Job gemacht hat. Wenn die mich wirklich gemein fanden, dann habe ich es richtig gemacht.

Ricore: Wie wäre es mal mit einer dramatischen Rolle?

Engelke: Alles was ich mache ist dramatisch und tragisch. Bei "Findet Nemo" gibt es eine Szene, die war so rührend, dass ich selber weinen musste. Wie bescheuert ist das denn? Da hab ich selber geweint, von dem Quatsch, den ich da erzählt habe. Das hört man auch in dem Film. Das hört man auch bei "Die Simpsons - Der Film". Da verabschiedet sich Marge vom Homer per Videobotschaft. Dabei überspielt sie ihr geliebtes Hochzeitsvideo und sagt ganz schreckliche Sachen. Das ist ganz dramatisch. Da mussten wir auch abbrechen, weil ich das zu dramatisch fand.

Ricore: Hätten Sie denn auf so ein Samstag-Abend Format wie "Wetten, dass..?" Lust?

Engelke: Technisch ist das, glaube ich, gar nicht so schwierig. Ich hoffe, dass viele Entertainer in Deutschland das stemmen können. Aber Thomas Gottschalk hat einen besonderen, einzigartigen Stil. Interessant ist immer alles, was, das viele verschiedene Facetten hat. Bei der Sendung "Anke Late Night", die ich mit 48 Folgen sehr erfolgreich gegen die Wand gefahren habe, habe ich gemerkt, wie interessant das Late-Night-Feld ist. Ich bin großer Fan der den klassischen amerikanischen Late Night-Sendungen.

Ricore: Was würden Sie machen, wenn man Ihnen die "Wetten, dass..?" Moderation anböte?

Engelke: Ich glaube, jetzt warten erstmal alle ganz entspannt, dass Thomas Gottschalk seine Ankündigung wieder zurücknimmt. Bevor ich mir darüber Gedanken mache, muss man erstmal abwarten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. März 2011
Zum Thema
Gott segne den Kinderchor. Vielleicht wäre eine der bekanntesten deutschen Komödiantinnen sonst nie entdeckt worden. Anke Engelke wurde nach einem selbstbewussten Auftritt als Chorsängerin für das tägliche Kinderprogramm des Blind Date". 2004 übernahm Engelke mit einer eigenen Late-Night-Show den Sendeplatz von Harald Schmidt, scheiterte aber an den Einschaltquoten.Findet Nemo" und der Fortsetzung "Findet Dorie".
Gnomeo und Julia stammen aus verfeindeten Gartenzwerge-Clans. Sie verlieben sich ineinander und versuchen in einem verwilderten Garten ihre Gefühle füreinander vor ihren Familien geheim zu halten. Doch unterdessen bekriegen sich die blauen und die roten Gartenzwerge immer heftiger. In "Gnomeo und Julia (3D)" wird vereinzelt gekalauert, die Komödie kann aber nicht ihren eigenen Humor etablieren. Dafür wurde kein Raum gelassen. Stattdessen erschöpft sich der Animationsfilm in den Rache-Feldzügen..
2024