Universal Pictures
Nick Frost bei der Premiere von "Paul - Ein Alien auf der Flucht"
Die Welt im Comic
Interview: Science-Fiction-Fan Nick Frost
Nick Frost ist vor allem im Doppelpack aufgefallen. Der andere ist Freund und Kollege Simon Pegg. Zusammen standen die Schauspieler in "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" vor der Kamera. Bei "Paul - Ein Alien auf der Flucht" sind sie nicht nur Akteure, die schrieben auch das Drehbuch zusammen. Anlässlich des Starts der Science-Fiction-Komödie hat sich Filmreporter.de mit Frost unterhalten. Dabei verriet uns der Engländer einige interessante Details über seine Freundschaft zu Pegg und seine Begeisterung für Comics.
erschienen am 12. 04. 2011
Universal Pictures International
Paul - Ein Alien auf der Flucht
Ricore: In Großbritannien hatte "Paul - Ein Alien auf der Flucht" einen guten Start. Wie zufrieden sind Sie mit dem US-Start des Films? Auch sehr solide, oder?

Nick Frost: Absolut. Das ist schon ein Phänomen. Der Film handelt von britischen Nerds und trotzdem ging der Film auf Platz vier der US-Charts. Damit hatten wir nicht gerechnet. Immerhin handelt es sich aus amerikanischer Sicht um einen "ausländischen" Film.

Ricore: Hatten Sie nicht die Befürchtung, dass man den Humor des Films missverstehen könnte?

Frost: Nein, nicht wirklich. Wir haben den Film so gemacht, wie wir ihn haben wollten. Es spielen Schauspieler mit, von denen wir große Fans sind. Wir wollten unbedingt mit ihnen zusammenarbeiten und haben für sie das bestmögliche Drehbuch geschrieben. Zum Glück mochten sie es.

Ricore: Der Film handelt von zwei Nerds, also zwei gesellschaftlichen Außenseitern. Dabei ist Nerd-Kultur heute zum Mainstream geworden, oder?

Frost: Ja, absolut. So wird zum Beispiel das Comic-Con Festival immer mehr zu einer Plattform, auf der die großen Filmgesellschaften ihre Filme präsentieren. Sie wissen, dass hier mit den an die 8.000 Nerds ein großer Markt vorhanden ist. Viele erfolgreiche Filme der letzten fünf Jahre basieren auf Comic-Vorlagen. Der Zuspruch ist groß.

Ricore: Was für Comics haben Sie in Ihrer Jugend gelesen?

Frost: Ich war ein großer "2.000 AD"-Fan. Außerdem las ich gerne den Fußball-Comic "Shoot" und "Commando", eine Reihe von kleinen Büchern, die Kriegsgeschichten enthielten. Eine meiner größten Enttäuschungen als junger Mann war, als die "2000 AD"-Reihe sein Logo änderte. Das Neue sah aus wie eine Polizei-Marke. Sehr enttäuschend. Als ich mal mit 18 Jahren vom Urlaub zurückkam, stellte ich fest, dass meine Mutter meine gesamte Sammlung entsorgt hat. Das hat mich ganz schön fertiggemacht (lacht).
Universal Pictures International (UPI)
Nick Frost als DJ Doctor Dave
Ricore: Ist sie noch bei guter Gesundheit und am Leben?

Frost: Traurigerweise nicht, aber das hatte nichts mit mir zu tun.

Ricore: Die Beziehung zwischen der Filmindustrie und den Comics wird immer enger. Was ist der Grund dafür?

Frost: Ich denke, es liegt einfach daran, dass es viele gute Comics gibt und ebenso viele talentierte Menschen, die großartige Geschichten erzählen können. Es sind Menschen, die in Comics ihr Innerstes ausdrücken. Sie müssen nicht durch das Hollywood-System wandern, um die Chance zu bekommen, ein Drehbuch zu verfassen. Sie können eigeninitiativ und selbstständig handeln. Hollywood wendet sich zunehmend den Comics zu, weil es darin viele einzigartige Stimmen wahrgenommen hat.

Ricore: Der Markt wird geradezu von Superhelden überschüttet.

Frost: Ja, das stimmt. Ich fände es aber auch gut, wenn das Kino endlich neue Geschichten erzählen würde, anstatt einen Haufen Geld in Ideen und Visionen Dritter zu investieren. Ich bin mir nicht sicher, dass das der beste Weg ist.

Ricore: Was finden sie an Genre-Geschichten faszinierend?

Frost: Das sind einfach Geschichten, die wir gerne sehen. "Shaun of the Dead" machten wir, weil Simon und ich uns gerne Zombie-Filme anschauten. "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" entstand, weil wir große Fans des Bahn brechenden (schmunzelt) "Bad Boys - Harte Jungs" sind. Das Gleiche gilt für das Science-Fiction-Genre. Das sind alles Geschichten, die uns repräsentieren. Simon und ich sind Graeme und Clive. Insofern war es sehr einfach, einen Film über einen Alien auf der Flucht zu machen. Der Film ist das, was wir sind und was wir gerne tun.
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Nick Frost und Simon Pegg sind ein eingespieltes Duo
Ricore: Sie und Simon Pegg verbindet eine sehr kreative Partnerschaft.

Frost: Ja, ich und Simon kennen uns schon lange. Früher wohnten wir zusammen und verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Irgendwann heiratete jeder von uns und unsere Frauen haben uns auseinander gebracht. Jetzt leben wir in zwei unterschiedlichen Teilen der Stadt. Ich glaube, wenn wir heute einen Film machen, dann nur weil wir dadurch die Möglichkeit haben, zusammen abzuhängen.

Ricore: Das Lustige an "Paul" ist, dass die Titelfigur so ein liebenswertes Arschloch ist. Wie schwierig war es für Sie, die Alien-Szenen zu drehen, da die Figur des Paul am Set nicht anwesend war?

Frost: Es hat sehr lange gedauert, bis wir uns an diese Situation gewöhnt haben. Wir wollten auf keinen Fall bloß unsere Sätze vortragen und dann eine Lücke für den Part von Paul lassen, dessen Sätze nachträglich einmontiert würden. Wir wollten auch niemanden außerhalb der Einstellung haben, der uns Pauls Sätze vorsagt. Wir haben anstelle des Aliens einen Stock mit zwei Bällen, die seine Augen repräsentieren sollten, platziert. Manchmal sah diese "Puppe" wie ein Kind mit einem blauen Anzug aus.

Ricore: Würden Sie sagen, dass Sie und Simon Pegg das komische Duo wiedereingeführt haben, nachdem es lange Zeit von der Bildfläche verschwunden war?

Frost: Sie haben Recht, das komische Duo war tatsächlich von der Leinwand fast verschwunden. Filme mit Chris Farley und Chris Tucker kommen immer seltener ins Kino. Ich glaube, Simon und ich ähneln eher Typen wie Burt Reynolds und Dom DeLuise (lacht). Aber uns ist auch bewusst, dass diese erneute Popularitätswelle irgendwann zu Ende gehen wird. Die Menschen mögen das komische Duo heute zwar noch gern haben, morgen könnte es aber wieder vorbei sein. Aus diesem Grund könnte unser nächstes Projekt in eine ganz andere Richtung gehen. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird. Vielleicht wird sogar einer von uns nicht mehr im Filmgeschäft sein. Oder einer wird der Regisseur des anderen sein. Alles ist möglich.

Ricore: Bevor Sie das Drehbuch zu "Paul - Ein Alien auf der Fluch" verfassten, unternahmen Sie einen Road-Trip?

Frost: Ja, das stimmt und es war toll. Viele Leute glauben, wir hätten im Vorfeld zum Film nichts anderes gemacht, als Science-Fiction-Filme zu schauen. Darüber wussten wir schon einiges. Wir wollten lieber feststellen, wie Amerika im Innern aussieht. Bei dem Trip fuhren wir dieselbe Strecke ab wie die Charaktere des Films. Es war sehr schön. Nur das Wetter hat nicht immer mitgespielt. Die Temperaturen erreichten teilweise bis zu Minus 50 Grad. Es war so kalt, dass unser Shampoo in den Flaschen steif fror. Es war ein schönes Abenteuer und wir fühlten uns wie Pioniere. Einige Erlebnisse bauten wir in den Film ein. Die Szene mit dem Vogel zum Beispiel hat tatsächlich stattgefunden.
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Nick Frost auf Alien-Suche
Ricore: Und auf welcher Station der Reise sind Sie dem Alien begegnet?

Frost: Auf der Area 51 (lacht).

Ricore: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Frost: Als nächstes folgt "Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der 'Einhorn'" von Steven Spielberg, der Ende 2011 in die Kinos kommen wird. Zuvor wird "Attack the Block" erscheinen, der von unserem Freund Joe Cornish geschrieben und inszeniert wurde. Es handelt sich um einen sehr interessanten Film, der bereits einen Publikumspreis auf dem South by Southwest Festival gewonnen hat.

Ricore: Ist "Tim und Struppi" schon fertig?

Frost: Nein, er ist noch nicht ganz fertig. Ich und Simon werden nächste Woche nach Neuseeland fliegen, um noch ein wenig daran zu arbeiten. Er wird voraussichtlich zwischen Oktober und Dezember 2011 in die Kinos kommen.

Ricore: Wie fühlten Sie sich, als Steven Spielberg wegen des Projekts Kontakt mit Ihnen aufnahm?

Frost: Zu dem Zeitpunkt war ich am Kochen. Dann klingelte das Telefon und es wurde eine Nachricht drauf gesprochen. Später stellte ich fest, dass sie von Stevens Büro war. Ich habe also Steven Spielberg warten lassen (lacht). Mein Herz schlug ganz wild, als ich realisiert habe, was los war. Ich dachte nur: Oh Mann, das war Steven Spielberg. Später bei der Arbeit erzählte er mir und Simon einige Geschichten rund um "Unheimliche Begegnung der dritten Art". Wir verhielten uns betont lässig und cool. Als wir das Studio verließen, sind wir total ausgeflippt. Wir dachten nur: Wow, sensationell.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 12. April 2011
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2024