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Paul Walker auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Geschwindigkeitsrausch
Interview: Paul Walker mag es schnell
Paul Walker sieht sich selbst als typischen Kalifornier. Mit seiner entspannten Haltung unterscheidet er sich von Kodarsteller Vin Diesel. Nichtsdestotrotz stimmt die Chemie zwischen dem Leinwandpaar auch in "Fast & Furious Five". Wie die beiden im wahren Leben miteinander auskommen, verrät er im Interview mit Filmreporter.de. Zudem erzählt der blonde Sunnyboy, was ihn am Meer sowie an Autorennen fasziniert und warum die Schauspielerei nicht bestimmt, wer er ist.
erschienen am 2. 05. 2011
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Vin Diesel, Paul Walker, Dwayne Johnson und Tyrese auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Ricore: Wie sind Sie zu Ihrer Rolle in der "Fast & Furious"-Reihe gekommen?

Paul Walker: Um ehrlich zu sein, wurde die Rolle für mich geschrieben. Ich arbeitete mit demselben Studio, Regisseur und Produzenten wie bei "The Skulls". Ich war jung, gerade mal 24 Jahre alt und sie fragten mich, was ich nächstes machen wolle. Ich wollte einen Film machen, in dem ich entweder Autorennen fahren oder einen Undercover-Polizisten spielen könne, weil ich "Tage des Donners" liebe und gerade "Donnie Brasco" gesehen hatte. Also kam man zwei oder drei Monate später mit einem Zeitungsartikel über Untergrund-Autorennen in Los Angeles zu mir und sagte mir, dass ich einen Undercover-Polizisten in dieser Welt spielen solle.

Ricore: Wie haben Sie darauf reagiert?

Walker: Ich war begeistert, denn ich war mit den Machern befreundet. Ich war naiv, ein kleines Kind, das wirklich begeistert war. Es gab nicht mal ein Drehbuch, als ich unterschieb. Mein Agent war über meine Entscheidung nicht begeistert. Ich dachte, ich würde einen "Fast & Furious"-Film machen und das wäre es dann. Nun bin ich elf Jahre später wieder dabei. Das ist ziemlich verrückt.

Ricore: Was macht das Franchise so populär?

Walker: Ich denke, dass die Autos und die Frauen zum großen Teil dazu beitragen. Die Filme sind für Zuschauer gemacht, die etwa zwischen 13 und 25 Jahre alt sind. Doch Trends verändern sich, was heute cool ist, ist morgen wieder uncool. Was uns einen festen Platz im Herzen der Zuschauer gesichert hat - und das war mir zunächst gar nicht bewusst - sind die Themen Familie und Loyalität. Jeder kann sich mit diesen Aspekten identifizieren, denn jeder will dazugehören und Teil von etwas sein. Zum Teil hat es aber auch mit Glück zu tun. [lacht]

Ricore: Wann wurden Sie das letzte Mal dabei erwischt, zu schnell gefahren zu sein?

Walker: Vor etwa vier oder fünf Monaten.
Universal Pictures (UPI)
Paul Walker in "Fast & Furious Five"
Ricore: Fahren Sie öfters zu schnell?

Walker: Nein, ich denke nicht. Ich fahre Autorennen und habe eine Firma, die Teile für Rennwagen herstellt. Beim BMW Shootout, eine der größten Zusammenkünfte in Nordamerika, gewann ich mit meinem Wagen mit drei Sekunden Abstand. Momentan habe ich also den schnellsten BMW in Nordamerika, inklusive Kanada und Mexiko. Darüber bin ich ziemlich froh.

Ricore: Was fasziniert Sie an Autos und Geschwindigkeit?

Walker: Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Man könnte das Rennfahren mit einer Achterbahnfahrt vergleichen. Man hat keine Kontrolle über die G-Kräfte. Es ist schwer, einen passenden Vergleich zu finden. Manche Leute haben dafür nichts übrig. Vielleicht ist es genetisch bedingt, etwas in der DNS - man hat es oder man hat es eben nicht. Mein Großvater ist auch Rennen gefahren. Vielleicht liegt es an ihm. Was ich daran mag, ist etwas, das die Leute nicht erwarten. Es ist nämlich eine sehr passive Angelegenheit.

Ricore: Wie meinen Sie das?

Walker: Wenn man Vin im Film fahren sieht, lenkt er immer mit viel Kraft und einer Hand. Um ein schneller Rennfahrer zu sein, muss man sehr entspannt sein. Je weniger stark man lenkt, desto besser. So bleibt der Wagen ruhig. Wenn das Auto viel Lärm macht und dauernd schlittert, fährt man furchtbar. Ich habe einen Freund, Jeff Westphal, und der kann - das ist kein Scherz - mit einem vollen Champagner-Glas auf dem Dach mit 170 Meilen pro Stunde fahren, ohne einen Tropfen zu verschütten.

Ricore: In "Fast & Furious" gibt es auch gefühlvolle Momente, wie die Szene, in der Ihr Charakter von Mias Schwangerschaft erfährt.

Walker: Mir ist es eher peinlich, intim und gefühlvoll vor einer Menschenmenge zu sein. Das ist seltsam, ich mag das nicht. Ich bin lieber cool. Ich könnte nie eine romantische Komödie machen. Dabei fühlt man sich so nackt. Ich will lieber der harte Typ sein, das ist einfacher für mich. [lacht]
Universal Pictures (UPI)
Paul Walker in "Fast & Furious Five"
Ricore: Machen Sie sich viele Gedanken über die Gefahren beim Rennfahren?

Walker: Ich habe das auch schon meiner Mutter oft gesagt. Ich glaube wirklich, es ist viel gefährlicher, die Autobahn in Los Angeles zu benutzen, als auf der Rennstrecke zu rasen. Denn dort ist jeder aufmerksam, keiner fährt mit dem Handy in der Hand und man hat es mit erfahrenen Fahrern zu tun. Auf der Straße gibt es viele, die nicht fahren sollten. Zudem gibt es Fußgänger und Fahrradfahrer. Auf der Rennstrecke sind die Bedingungen perfekt. Es ist eine Frage der Perspektive. Natürlich fährt man bei Rennen schneller. Doch wenn man bedenkt, mit welcher Geschwindigkeit und wie oft Rennfahrer fahren und wie wenig Unfälle es gibt, kann man durchaus der Ansicht sein, dass es sicherer ist und das ist auch meine ehrliche Meinung, auch wenn es nicht für jeden etwas ist.

Ricore: Wie war der Dreh in Brasilien?

Walker: Es ist sehr schön dort. Wir haben den Großteil der in Rio spielenden Szenen in Puerto Rico gedreht. Brasilien ist zwar keine Insel, aber es fühlt sich wie auf einer Insel an. Es ist sehr grün, das Wasser ist schön blau und es gibt tolle Strände. Ich erzähle jedem, dass Rio de Janeiro eine Stadt ohne Kompromisse ist. Für die, die das Nachtleben mögen, gibt es unglaubliche Clubs. Die Frauen laufen tagsüber leicht bekleidet herum und sie sind nicht hässlich. Zudem gibt es die ganze Natur. Man kann vom Ozean bis hin zum Dschungel laufen. Man kann Wandern gehen, tauchen, Volleyball am Strand spielen und wenn man ein bisschen Gewalt will, hat man die Favelas. Es gibt dort alles.

Ricore: Welche Verbindung haben Sie zu Deutschland?

Walker: Die stärkste Verbindung ist wohl mein Blut. Ich bin halb deutsch. Ich liebe Sauerkraut und Kölsch, das ist mein liebstes deutsches Bier. Als ich das letzte Mal in München war, habe ich darüber geredet, wie sehr ich Kölsch mag und sie lachten darüber, wie dünn die Gläser sind. [lacht] Darauf sagte ich, dass das Bier so gut schmeckt, dass es kalt bleiben soll, während man es trinkt. In München ist das Bier nicht so gut, so dass es egal ist, ob es warm wird. Daraufhin waren sie total eingeschnappt. [lacht]

Ricore: Eine weitere ihrer Leidenschaften ist der Ozean. Was fasziniert Sie daran?

Walker: Das liegt an meiner Mutter. Sie liebt den Ozean. Ich bin in Kalifornien geboren und aufgewachsen, also nahe dem Ozean. Meine Mutter schickte mich ins Young Ranger Programme. Dort werden Wanderungen gemacht und als ich fünf oder sechs war, erklärte man mir dort, wie Dinge in der Natur zusammenhängen. Das faszinierte mich als Kind. Später kam die Begeisterung für Jacques Cousteau dazu. Der Ozean ist meine erste große Leidenschaft.
Universal Pictures (UPI)
Fast & Furious Five
Ricore: Sie haben auch Meeresbiologie studiert, das dann aber abgebrochen. Wieso?

Walker: Ich hatte Angst. Meine Freunde machten alle ihren College-Abschluss. Sie zahlten ihre Studenten-Darlehen und verfolgten Karrieren, die sie eigentlich nicht wollten. In dem Moment, in dem ich die Schule beendet hatte, wusste ich, dass man nun erwachsen werden musste. Doch ich wollte das noch nicht. Also verdrängte ich das für einige Zeit. Und in diesem Moment verschlug es mich nach Hollywood.

Ricore: Weil die Schauspielerei einen sicheren Lebensunterhalt versprach...

Walker: [lacht] Nein, ich dachte, ich würde einen Film machen und das wäre es dann. Zumindest wäre ich dann in der Lage, mein Studenten-Darlehen abzuzahlen. Dann kam man auf mich zu und bot mir an, noch einen Film zu machen. Also sagte ich mir, dass ich noch einen mache und mir so ein Haus leisten könne. So ging das dann immer weiter. Das Tolle am "Fast & Furious"-Franchise ist, dass ich meinen Interessen nachgehen kann, während ich herausfinden kann, wer ich bin. Zugleich kann ich als Vater da sein und dabei helfen, meine Tochter großzuziehen und für sie zu sorgen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ricore: Am Ende von "Fast & Furious Five" deutet sich eine Fortsetzung an. Wird es dazu kommen?

Walker: Es sieht danach aus. Ich komme allerdings nur zurück, ob Regisseur Justin Lin wieder dabei ist. Davon abgesehen finde ich, dass der Film düsterer werden muss. Ton sollte dem von "Training Day" ähneln. Es sollte wirklich roh werden, kein Cartoon, sondern ein realer, gewalttätiger Film, der die Leute schockiert. Vom finanziellen Standpunkt aus wird das dem Studio nicht gefallen. Doch ich denke, das wäre wirklich mutig.

Ricore: Wie wichtig ist Justin Lin für die Reihe?

Walker: Ohne Justin hätten wir den Film unmöglich realisieren können, das können Sie mir glauben. Was man am Ende auf der Leinwand sieht, ist nur ein Drittel seines Jobs. Die anderen zwei Drittel bestehen darin, sich mit all den Leuten und Komplikationen auseinanderzusetzen. Man muss sich vor Augen führen, was dieses Franchise international bedeutet, wie viele Leute vom Erfolg profitieren. Man braucht einen besonderen Menschen, der mit all dem umgehen kann. Und es erfordert noch mehr, es mit dieser Klasse zu tun, wie es bei Justin der Fall ist. Ich könnte das nicht.
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Vin Diesel und Paul Walker auf der "Fast & Furious Five"-Premiere
Ricore: Haben Sie Einfluss auf das Drehbuch?

Walker: Nur ein wenig. Wenn man mich lässt, muss man auch Vin und dann alle andere lassen. Daher legt man uns die fertige Geschichte vor und dann steuern wir unsere Ideen bei.

Ricore: Sind Sie mit Vin Diesel befreundet?

Walker: Vin und ich sind sehr verschieden. Wir arbeiten sehr gut zusammen, weil unsere Herangehensweise in unserem Leben und unserem Beruf vollkommen unterschiedlich ist. Vin kommt von der Ostküste, ich von der Westküste. Meine Herangehensweise entspricht eher dem Westküsten-Stereotyp. Ich bin entspannt und will, dass alle gut miteinander auskommen. Vin ist aggressiver und hat eine starke Meinung. Er weiß, was er will. Weil ich immer nach Harmonie strebe, sorge ich für den Frieden am Set, während Vin die Dinge ein wenig auf den Kopf stellt. Dabei versucht er aber immer, das Projekt besser zu machen. Auf diese Weise ergänzen wir uns sehr gut.

Ricore: Gute Voraussetzungen für eine Freundschaft?

Walker: Ja, so ist es. Als wir den ersten Teil drehten, feierten wir nach der Arbeit zusammen. Doch jetzt haben wir Töchter und Familie, so dass sich die Prioritäten geändert haben. Dadurch haben wir weniger Gelegenheiten, als Kumpels Zeit miteinander zu verbringen.

Ricore: Sie haben mal gesagt, dass die Schauspielerei Sie nicht definiert. Wie meinten Sie das?

Walker: Ich meine damit, dass es mein Job ist, aber nicht bestimmt, wer ich bin. Oft ist es so, dass manche Leute es nicht hinter sich lassen können, dürfen oder wollen. Egal ob sie gerade arbeiten oder nicht, sie sind immer Schauspieler. Sie haben ständig Paparazzi um sich herum. Sie sagen, sie mögen das nicht, doch wenn sie es nicht mögen würden, könnten sie ja woanders hingehen. Ich denke, dass es im Leben um Balance geht. Diese Arbeit verlangt viel Hingabe und Energie und ich bin stolz darauf, sehr hart zu arbeiten, egal ob es um Pressearbeit oder ums Drehen geht. Ich möchte meinen Job so gut wie möglich erledigen. Doch wenn ich am Ende eines Tages fertig damit bin, möchte ich nach Hause gehen. Ich möchte spielen, entspannen und meine Freunden treffen.
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Paul Walker in "Fast & Furious Five"
Ricore: Wie finden Sie die nötige Balance?

Walker: Für viele Schauspieler ist es schwer, das alles hinter sich zu lassen. Wenn jemand ihnen einen neuen Job anbietet, ist es so, als ob man ihnen ein Lotterie-Ticket anbieten würde. Jeder will erfolgreich sein und die Sicherheit haben, die Geld mit sich bringt. Doch man muss auf sich selbst Acht geben. Solange du arbeitest, bringst du den Leuten Geld ein und jeder ist glücklich. Also muss man selbst dafür sorgen, Raum für sich zu schaffen, Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen und anderen Interessen nachzugehen. Jeder ist anders. Manche Leute können viel mehr arbeiten, während andere mehr Zeit außerhalb der Arbeit brauchen. Ich gehöre zur letzteren Kategorie.

Ricore: Welches Projekt steht als nächstes bei Ihnen an?

Walker: Ein Film namens "Vehicle 19", den wir in Südafrika drehen.

Ricore: Geht es darin auch ums Autofahren?

Walker: Ja, doch der ganze Film ist sehr konzentriert. Er ist vom selben Produzenten, der "Buried" gemacht hat. Die Herausforderung besteht darin, dass alles am selben Platz spielt. Ich freue mich schon darauf, in Südafrika zu drehen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Mai 2011
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Geboren in Glendale, Kalifornien gelingt Paul Walker der Durchbruch 2001 mit "The Fast and the Furious". Der Mormone steht schon als Kind für Werbespots und Modeschauen vor der Kamera. Die Schauspielerei betrachtet er lediglich als Job. Privat interessiert sich der Darsteller für schnelle Wagen und fährt regelmäßig Autorennen. Eine weitere Leidenschaft ist das Meer. So studiert Walker Meeresbiologie, bevor er nach Hollywood übersiedelt und Schauspieler wird.
Seit der frühere Undercover-Polizist Brian O'Conner (Paul Walker) seinen Freund Dominic Toretto (Vin Diesel) aus der Gefangenschaft befreit hat, sind beide auf der Flucht. In Rio de Janeiro planen sie mit weiteren Verbündeten einen letzten Coup. Dabei bekommen sie es mit dem erbarmungslosen Gesetzeshüter Luke Hobbs (Dwayne Johnson) sowie einem skrupellosen Unternehmer zu tun. Wie bei den zwei vorhergehenden Teilen hat Justin Lin auf dem Regiestuhl Platz genommen. Gedreht wurde unter anderem in..
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