Erkan & Stefan auf hoher See!
Bunnies, Döner und Mord auf dem Schiff
Interview: Erkan & Stefan kommen krass
"Der Tod kommt krass" ist der dritte Kinostreifen des Münchner Blödelduos Erkan Maria Moosleitner und Stefan Lust. Die setzen wie bei den Vorgängern auf Situationskomik und Sprachklamauk. Seit nunmehr zehn Jahren schlagen sich Erkan und Stefan erfolgreich durch die deutsche Comedy-Szene. Mit der Vollendung ihrer Spielfilmtrilogie stellt sich die Frage, wie es mit den Münchnern weitergeht? Wir trafen das Blödelduo in der Isarmetropole.
erschienen am 19. 05. 2005
Erkan & Stefan in der Quiz-Show von Hardy Flanders (Ludger Pistor)
Ricore: Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Stefan Lust: Wir haben zusammen im Lager bei EDEKA gearbeitet. Das war ganz cool.

Erkan Maria Moosleitner: Da wurden die Laster für die Supermärkte beliefert. Da war quasi ein Lager und da war ein Laster, und da passen wir ja ganz gut rein.

Ricore: Sympathie auf den ersten Blick?


Erkan: Auf den ersten Blick war es direkte Antipathie. Ich fand den Stefan am Anfang sehr unsympathisch. Das hat sich aber eigentlich auch beibehalten.

Stefan: Hat sich schon gelegt. (lacht) Wir haben einfach gemerkt, dass wir ein gutes Team sind. Er macht immer den Scheiß und ich habe das Gehirn. Damit hol ich ihn da wieder raus.

Erkan: Das ist wie bei Ying und Yang. Das zieht sich an und irgendwie auch wieder nicht. So ist das auch bei uns.

Ricore: Seid ihr euch auch mal richtig auf den Geist gegangen?


Stefan: Na, logisch. Ist ja schon ein bisschen wie eine Ehe.

Erkan: Auf dem Schiff hatten wir eine Doppelkabine. Das hat mich extrem gestresst. Das Schiff war schon so ausgebucht. Aber da konnte ich mich ganz gut in die Rolle rein finden.

Ricore: Wenig Bunnys auf dem Schiff, oder?


Erkan: Gut beobachtet. Das war auch ein bisschen das Problem. Ich hab auch unter anderen Voraussetzungen angeheuert. Mir wurde gesagt, dass da viele Bunnys auf dem Schiff sind. Das man auf dem Meer ein bisschen scharf wird. Wir sind auch nach Spitzbergen gefahren, aber das war alles für den Arsch.
Wo ist der Mörder? Wohin mit der Leiche?
Ricore: Aber das war nicht der Grund warum ihr getrennte Zimmer hattet?

Erkan: Wir haben kein getrenntes Zimmer gehabt, dass war ja leider der Punkt. Aber wir hatten ja eh keine Bunnies. Da war es dann eigentlich egal.

Stefan: Wir haben auf dem Schiff zahlen müssen wie alle anderen auch. Wir waren ein Team mit knapp 50 Leuten und das Schiff war quasi schon halb ausgebucht. Wir haben dann für alle Leute eine Reise buchen müssen. Wir haben uns halt dann eine Kabine geteilt. Auch wenn wir gedacht haben "Budget und so", wir machen uns jetzt auch nicht größer als die Teammitglieder. Wir wollen ja auch motivieren und da haben wir uns eine Kabine geteilt.

Ricore: Ihr weitet euch genremäßig ziemlich aus. Kann man sich auch mal ein Melodram vorstellen?


Stefan: Auf jeden Fall. So ein Südstaatenmelodram. Der Erkan als Großgrundbesitzer und der Stefan als Sklavenanführer.

Erkan: Wir wollten mal ein Weltraumspektakel machen, aber da war der Bully schneller. Die Trilogie ist jetzt auf jeden Fall vollendet.

Ricore: Plant ihr einen Imagewechsel?


Erkan: Mal schauen. Das ist vorerst auf jeden Fall der letzte Film. Erkan und Stefan wird es so vielleicht nie wieder geben. In diesem Film sieht man uns auch zum ersten Mal ohne Mütze.

Stefan: Krass, oder. Man sieht uns auch als alte Leute. Aber das Image werde ich nicht machen. Als neues Image werde ich nicht auf Opa machen. Was wir gemerkt haben ist, dass unser Prinzip - ein Checker und ein Loser - das gibt es oft. Sozusagen das Tom & Jerry und Dick & Doof Prinzip. Er ist Dick.
Halten die Ethno-Komödie noch für zeitgemäß
Ricore: Würdet ihr sagen, dass die Ethno-Komödie langsam überholt ist?

Stefan: Das haben die uns schon nach einer Woche Radio prophezeit und jetzt gibt es uns schon zehn Jahre. Und was man dazu sagen muss ist, dass der Film nicht über die Ethno-Comedy funktioniert. Der Film funktioniert weil die Story cool ist und das Drehbuch stimmt. Da könntest du genauso gut Will Smith oder Martin Lawrence reinsetzen.

Ricore: Ist das nicht ein kleiner Dämpfer, dass man sozusagen austauschbar ist?


Erkan: Null, wir haben den ja selber geschrieben, selber finanziert und es kommt ja auch immer darauf an, wie man die Rolle interpretiert.

Stefan: Du kannst ja selber noch ein draufsetzen. Du kannst dadurch den Film zu was besonderem machen.

Erkan: Du kannst die Sahne von einem guten Drehbuch sein.

Ricore: Der Film fängt ja ziemlich trashig an. Wie kam die Idee dazu?


Erkan: Wir haben uns damals gedacht eine völlig absurde Show im Kino zu zeigen. Mittlerweile ist die Realität fast krasser als die Idee damals.

Stefan: Wir wollten eine Show machen, wo die absolute Willkür herrscht, wo der Moderator einfach alles entscheidet ob jemand gewinnt oder nicht. Die einzige Regel ist, es gibt keine Regel.

Ricore: Für euch würde so eine Show wie "Der dicke Hund" auf jeden Fall nicht in Frage kommen?


Erkan: Für dich ist das der fette Traum, oder!

Stefan: Ich würde so ne Show gerne mal moderieren. Ich würde es sofort machen.
Selber geschrieben, selber produziert und selber gespielt: Der Tod kommt krass!
Ricore: Habt ihr einen idealen Zuschauer für den ihr schreibt?

Erkan: Das ist der Zuschauer, der gerne ins Kino geht und der sich gerne unterhalten lässt. Aber am besten schreibt man für sich selber. Das hat mir mal Bully gesagt: "Am besten machst du mal einen Film, den du selber gerne sehen möchtest." Deswegen haben wir den Film selber geschrieben, selber produziert und selber gespielt weil wir endlich einen Film machen wollten, wo wir alles machen können worauf wir Bock haben.

Ricore: Wie hat sich euer Image entwickelt?


Stefan: Das hat sich so ergeben. Wir sind schon früh miteinander weggegangen. Haben Party gemacht und so. Der Erkan hat die Bunnys klargemacht und ich hab das genommen was übrig geblieben ist. Und dann haben die Leute gesagt: "Macht doch mal mehr! Geht doch mal auf die Bühne!" Dann zuerst geile Radioshow und dann hieß es alle Radioshows zusammen auf einer CD. Okay, und dann wurde gesagt, dass wir noch ein Foto brauchen für das Cover und dann haben wir gesagt: "Okay, cool, machen wir halt ein Foto!" Und dann hieß es: "Macht doch mal einen Live-Auftritt!" Und bei dem Auftritt waren dann schon die Produktionsfirmen anwesend, die gesagt haben: "Hey, wir machen einen Kinofilm mit euch!" Das war voll die krasse amerikanische Story eigentlich.

Erkan: Und wenn du erst mal drei Filme gemacht hast, ist nach oben eigentlich alles offen.

Ricore: Wie viele Handtücher und Goldketten sind während des Drehs verbraucht worden?


Stefan: Handtücher viele. Aber auf dem Schiff war es gut. Ich bin ja ein Handtuchmensch und auf dem Schiff liegen überall Handtücher rum, auf den Liegestühlen und so. Das war schon eine gute Location dafür.

Erkan: Kette war schwer. Die gab es nur einmal. Die gibt es generell nur einmal. Die will immer jeder anfassen. Auf dem Schiff hatte ich ganz schön Schiss. Ich lehn mich ja manchmal über die Reling und wenn du weißt, dass es da voll tief runter geht ist das schon ein komisches Gefühl. Ich mein, die ist ja dann weg. Mich hat es schon voll magisch immer runter gezogen.
Schwul ist "auch cool"
Ricore: Ihr seid also eine berufliche Zweckgemeinschaft aber privat seid ihr euch bisher nicht näher gekommen?

Stefan: Wir hängen natürlich viel miteinander ab.

Erkan: Es gibt ja Leute, die gesagt haben, weil wir einmal im Film oben ohne zu sehen sind, dass Erkan und Stefan schwul geworden wären. Wer das denkt, soll ruhig der Ansicht bleiben. Ist auch cool.

Stefan: Weißt du, gehst du mal nach Hasenbergl oder nach Kreuzberg und so, da begrüßen sich die jungen Typen mit Kuss rechts, Kuss links, so bisschen Mafiamäßig. Das ist ja nicht gleich schwul. Das ist Vertrauen schaffen, weißt du.

Ricore: Was macht ihr jetzt so kurz nach dem Film?


Erkan: Am meisten kümmern wir uns um unser Dönertier nach dem Film. Wir bauen eine Kette auf. Was Ronald McDonald für den Burger ist, wollen Erkan und Stefan für den Döner sein. Wir haben schon vier Stück und bis der Film rauskommt, wird es wahrscheinlich schon zehn geben. Es gibt Döner in drei verschiedenen Sorten Döner, Falaffel, Pommes...Das ist dann unser neues Baby. Wir sind dann die krassen Dönerspezialisten.

Ricore: Wieso gab es denn keinen Döner auf dem Schiff? Da war ich schon ein bisschen enttäuscht...


Erkan: Frag mich mal, aber gab's halt nicht.

Stefan: Der Erkan hatte einen im Gepäck. Da gibt es eine Szene wo der Kapitän uns in der Früh weckt und da hat der Erkan noch seinen Döner im Koffer.

Erkan: Das war hart. Man hat uns versprochen, dass es Döner auf dem Schiff gibt. Ich wollte schon aufhören zu drehen. Dann sagten sie mir: "Doch, doch Erkan, du kriegst schon deinen Döner. Am Backboard gibt's Döner." Da bin ich hingegangen. Dort hieß es am Steuerbord. Bis ich mal gecheckt hab, dass die mich verarschen, war der Dreh schon rum.
Kritik? Hauptsache die Leute machen sich Gedanken...
Ricore: Wie geht ihr mit Kritik um?

Stefan: Hauptsache die Leute machen sich Gedanken, weißt du. Das blödeste ist, wenn dich keiner wahrnimmt.

Ricore: Was sagt ihr allgemein zum deutschen Humor?


Erkan: Der hat sich zum Glück ein bisschen entspannt. Wenn du früher Witze über Türken gemacht hast, waren die Leute gleich schockiert. Jetzt checken sie erst, dass das gerade Integration bedeutet, wenn man zusammen lacht. Die Kritiken bedeuten oft nur Unsicherheit. Viele Leute sind oft nur neidisch und haben keinen Mut. Soll er doch erstmal selber einen Film machen. Soweit musst du erstmal kommen, dass du das machst worauf du Bock hast und dafür auch mal deinen Arsch riskierst. Dann kann ich auch was nicht cool finden.

Stefan: Es gibt ja Leute, die finden aus Prinzip alles scheiße.

Ricore: Nervt diese Klischeehaftigkeit der Ethnokomödie nicht irgendwann?


Erkan: Es gibt ja nicht nur das eine. Wir machen einfach Comedy- und Unterhaltungsfilme. Einfach Popcorn-Kino. Bei Popcorn-Kino ist der Held der Held und der Gegner der Gegner. Es soll ja nicht Erkan und Stefan im Sozialdrama sein. Wir müssen ja nichts aufarbeiten.

Stefan: Ich versuche ja so cool zu sein wie ein Ausländer. Ich leide darunter, dass ich so eine blasse, deutsche Kartoffel bin. Aber das ist ja unser Prinzip.
erschienen am 19. Mai 2005
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Erkan (Erkan Maria Moosleitner) und Stefan (Stefan Lust) treten als Kandidaten der skurrilen "dicke Hund'-Show" an. Gegen den unbesiegbaren Champion haben sie nur Außenseiterchancen, doch sie kommen wider Erwarten ins Finale und siegen. Als Preis dürfen sie an einer mehrtägigen Kreuzfahrt auf dem Luxusliner MS Albatros teilnehmen. Erkan hätte lieber das Preisgeld einkassiert. Auf hoher See will er zumindest seine Seele baumeln lassen. Aus der Entspannung wird nichts - es kommt zu einem Mord.
Nach seinem Abitur in Ingolstadt studierte Florian Simbeck in Regensburg und München Jura. Unter seinem Pseudonym Stefan Lust trat er Mitte der 1990er Jahre gemeinsam mit John Friedmann alias Erkan Maria Moosleitner in einer Radiosendung auf. Dies war die Geburtsstunde des Komikerduos "Erkan und Stefan". Unter der Regie von Michael Herbig drehten die beiden im Jahr 2000 den Kinofilm "Erkan & Stefan", 2002 folgte "Erkan & Stefan gegen die Mächte der Finsternis", zwei Jahre später ein weiteres..
2024