Warner Bros
Martin Campbell auf der Premiere von "Green Lantern 3D" in Berlin
Mit Donald De Line ins All
Interview: Martin Campbells Heldenreise
Martin Campbell kennt sich mit übergroßen Helden aus. Nachdem er sowohl James Bond als auch Zorro eine Frischzellenkur verpasst hat, bringt er nun mit Produzent Donald De Line die Comic-Figur "Green Lantern" auf die Leinwand. Im Interview mit Filmreporter.de sprechen Campbell und De Line über die Besonderheiten ihres Superhelden und die Reaktionen der Comic-Fans. Zudem erfahren wir, warum Hauptdarsteller Ryan Reynolds trotz großen Ängsten in die Luft gegangen ist.
erschienen am 29. 07. 2011
Warner Bros
Green Lantern 3D
Ricore: Momentan gibt es viele Superhelden-Filme. Was unterscheidet "Green Lantern 3D" von der Konkurrenz?

Martin Campbell: "Green Lantern" unterscheidet sich sehr von den anderen Superhelden-Filmen. Der Held verlässt die Erde und es verschlägt ihn zum Zentrum des Universums, zum Planeten Oa. Dort wird er Mitglied des intergalaktischen Green Lantern Corps. Zudem ist der Charakter Hal Jordan eine Art Durchschnittstyp, der vollkommen verantwortungslos ist und trotzdem auserwählt wird, um ein Superheld zu werden. Das macht ihn interessant.

Ricore: Wie unterscheidet sich der Film bezüglich seines Erzähltons von vergleichbaren Werken?

Campbell: Er hat einen leichteren Ton als etwa "Batman", "Superman" oder "Iron Man". Das gilt auch für die Comics. So ist unser Film wohl humorvoller, als die anderen Superhelden-Filme.

Donald De Line: Zudem unterscheidet er sich visuell von den anderen Filmen. Wir begeben uns ins All, wo es 3.600 Green Lanterns verschiedener Spezies gibt, Hal Jordan ist der einzige Mensch. Dadurch kann man in eine visuell vollkommen andere Welt eintauchen.

Ricore: Nichtsdestotrotz scheint der Markt momentan voll von Superhelden-Filmen zu sein. Was verspricht man sich also von einer weiteren Verfilmung?

Campbell: Das stimmt, es gibt sehr viele Superhelden-Filme. Das Studio möchte vermutlich ein Franchise schaffen, das so erfolgreich wie "Iron Man", "Superman" oder "Batman" ist. Franchises sind für Studios sehr wichtig geworden. Noch entscheidender für das Projekt war, dass Warner Bros. mit DC-Comics zusammenarbeitet und die Helden des Verlags nach und nach auf die Leinwand bringen möchte.

De Line: Außerdem steckt bei "Green Lantern 3D" eine ganz andere Mythologie dahinter. Die Idee des Green Lantern Corps geht eher in Richtung Fantasy-Genre. Das macht den Film einzigartig.
Warner Bros
Donald De Line auf der Premiere von "Green Lantern 3D" in Berlin
Ricore: Weshalb sind Superhelden-Verfilmungen derzeit so beliebt?

Campbell: Vermutlich, weil sie gewöhnlich sehr gut unterhalten. Die Figuren sind sehr unterschiedlich und entführen uns in eine Welt, die uns unbekannt ist, ob es nun Batman im düsteren Gotham City oder Green Lantern in Oa ist.

De Line: Außerdem benötigen Menschen Helden. Sie dienen als phantastischer Ausweg aus einer Welt, in der die Dinge sowohl ökonomisch als auch politisch sehr schwierig sind. Wir brauchen die Hoffnung, dass Menschen über sich hinauswachsen und Helden werden können.

Campbell: Die Botschaft ist in allen Filmen die gleiche: Das Gute siegt über das Böse.

Ricore: Im Film gibt es einige Szenen, die an die Anschläge des 11. Septembers 2001 in New York erinnern. War das eine bewusste Entscheidung?

Campbell: Wir haben uns tatsächlich die Bilder angeschaut, in welchen der Rauch zwischen den Hochhäusern zu sehen ist. In der Tat bestehen Ähnlichkeiten zwischen diesen Eindrücken und den Szenen unseres Films.

Ricore: Glauben Sie, dass Unterhaltungsfilme wie dieser solche Bezüge zur realen Welt brauchen?

Campbell: Am Ende des Tages geht es in diesen Filmen immer um Unterhaltung. Es gibt keine wirklichen Botschaften. Man kann hineininterpretieren, was man will. Ich hoffe immer, dass die Menschen zwei Stunden Spaß haben und sich von ihrem Alltag ablenken können.
Warner Bros. Ent. Inc. TM & DC Comics
Ryan Reynolds als Superheld Green Lantern
Ricore: Wie waren die bisherigen Reaktionen der Comic-Fans, die immer als besonders kritisch gelten?

Campbell: Ich glaube, ziemlich gut. Bisher haben wir noch keine negativen Reaktionen gehört.

De Line: Die Fans haben immer eine sehr starke Meinung und betrachten die Verfilmungen als sehr persönliche Angelegenheit. Es gab viele positive Reaktionen, aber auch Fans, die sich eine ernstere Interpretation gewünscht hätten. Man kann es aber nicht jedem Recht machen. Wir haben versucht, einen leichteren Film zu realisieren, der ein breites Publikum anspricht, sowohl Erwachsene, als auch Kinder und Fans. Wir wollten die Fans nicht vor den Kopf stoßen. Deshalb haben wir eng mit Geoff Johns von DC-Comics zusammengearbeitet. Er hat jede Version unseres Drehbuchs gelesen und darauf geachtet, dass wir der Mythologie von "Green Lantern" gerecht werden. Gleichzeitig muss man aber auch einen Film machen, der als eigenständiges Werk funktioniert.

Ricore: Was macht jemanden zum Helden?

Campbell: Jemand wie unser Protagonist Hal Jordan ist in Wirklichkeit sehr unsicher. Dennoch findet er die innere Stärke, um über sich hinauszuwachsen und trotz seiner Fehler und Zweifel ein Held zu werden.

Ricore: Wie kam es zu der Besetzung von Ryan Reynolds und Peter Sarsgaard?

De Line: Zunächst erstellen wir eine Liste bekannter Schauspieler, die für die Rolle in Frage kommen. Der Hal-Jordan-Darsteller musste körperlich wie ein Held aussehen, damit die Verwandlung zum Superhelden glaubwürdig wirkt. Ryan erfüllte diese Voraussetzungen. Er ist ein netter Typ und hat einen tollen Körper. Er hatte zuvor schon Action-Filme gedreht und hat zudem komödiantisches Talent. Ryan war stets einer der drei interessantesten Kandidaten. Wir haben viele Schauspieler getestet, auch unbekannte. Am Ende kamen wir wieder bei der Person an, die wir von Anfang an im Sinn hatten.

Campbell: Peter Sarsgaard haben wir sehr früh verpflichtet. Als Schauspieler ist er ein Chamäleon, wirklich hervorragend. Er hat sehr verschiedene Filme gemacht. Wenn man "An Education" und "Boys Don't Cry" vergleicht, könnte man meinen, dass es ein anderer Schauspieler ist. So jemanden hatten wir gesucht.

De Line: Er war sehr aufgeregt, weil er noch nie so einen Film gemacht hatte. Er hat in seinem Charakter Hector etwas gesehen, das ihn wirklich faszinierte.

Campbell: Er ist ein Schauspieler, der die Extreme seiner Charaktere mag und es bevorzugt, vom Normalen abzuweichen. Sein Charakter in "Green Lantern" ist in gewisser Weise kein Bösewicht, sondern ein Opfer, das durch Zufall infiziert wird. Obwohl die Figur zur dunklen Seite wechselt, schafft es Sarsgaard, dass man Sympathie für sie empfindet.
Sony Pictures
Martin Campbell
Ricore: Haben Sie sich schon vor dem Film mit Comics auseinandergesetzt?

Campbell: Als Kind fand ich Batman und Superman am besten.

Ricore: Weshalb die zwei?

Campbell: In der damaligen Zeit waren sie einfach die populärsten.

De Line: Für mich war es genauso. Es gab so viele Fernseh-Serien und Filme von Batman und Superman. Daher waren sie uns am vertrautesten.

Ricore: Sind Comics auch heute noch interessant für Sie?

Campbell: Comics lese ich nicht. Ich sehe nur die Verfilmungen im Kino. Das gilt etwa für "Batman", wobei es weniger an der Figur liegt, sondern am Regisseur, von dem ich weiß, dass er einen großartigen Film machen wird. Ich bin auch schon auf den neuen "Spider-Man" gespannt.
Warner Bros
Donald De Line auf der Premiere von "Green Lantern 3D" in Berlin
Ricore: Ja, der Trailer macht einen tollen Eindruck.

De Line: Ich habe ihn noch nicht gesehen. Das muss ich unbedingt nachholen.

Campbell: Auf der Comic-Con waren die Reaktionen auf das neue Kostüm sehr negativ.

Ricore: Wie war es, als Sie "Green Lantern" zum ersten Mal auf der Comic-Con präsentierten?

De Line: Das erste Mal, dass wir auf der Comic-Con Green Lanterns Kostüm zeigten, war sehr furchterregend für uns. Denn es war bloß in 2D auf dem Cover des Entertainment Weekly Magazins zu sehen. Die Computeranimationen waren noch nicht fertig, es war also nur eine Annäherung. Es war eine sehr delikate Angelegenheit, da die Fans so leidenschaftlich dabei sind.

Ricore: Hat Sie Ryan Reynolds während der Dreharbeiten in irgendeiner Hinsicht besonders beeindruckt?

Campbell: Er gehört zu den Schauspielern, die alles machen. In der Szene, als er zum ersten Mal nach Oa reist, wird er in vier Sekunden 30 Meter in die Luft gezogen. Er hatte eine Riesenangst, das war nicht gespielt. [lacht] Doch er hat sich nie beschwert. Zudem brachte er eine Menge Humor mit ein.
Warner Bros
Martin Campbell auf der Premiere von "Green Lantern 3D" in Berlin
Ricore: Wer hatte die Idee, den Film in 3D zu drehen?

Campbell: Ich persönlich ziehe 2D vor. Aber das Studio entschied sich schließlich für 3D, wenn auch erst sehr spät.

De Line: Wir drehten den Film nicht in 3D, so dass er nachträglich konvertiert werden musste. Darüber waren Martin und ich zunächst sehr besorgt. Die 3D-Technik hatte sich weiterentwickelt, aber es gab einige Resultate, die nicht so gut waren. Am Ende waren wir jedoch überzeugt davon, da die Konvertierung makellos aussah.

Ricore: Würden Sie bei einer Fortsetzung Regie führen und worum würde es gehen?

Campbell: Ich weiß nicht, ob ich Regie führen würde. So ein Film nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Es ist schwierig, bei diesen Filmen den richtigen Ton zu treffen. Inhaltlich sind sie leichtfüßig und unterhaltsam, doch es muss sehr viel Zeit investiert werden.

De Line: Wir arbeiten an einer Geschichte für einen zweiten Teil. Noch ist aber keine Entscheidung gefallen, ob es eine Fortsetzung geben wird. Wir werden weiter am Drehbuch arbeiten und es wird viele überraschende Elemente enthalten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 29. Juli 2011
Zum Thema
Martin Campbell ist neben Peter Jackson einer der bekanntesten Filmemacher Neuseelands. Bevor er 1978 bei der Polizeiserie "Die Profis" sein Regiedebüt gibt, ist er mehrere Jahre als Kameramann tätig. International bekannt wird er durch seine Inszenierung von "James Bond 007: Goldeneye", in dem Pierce Brosnan 1995 seine Premiere als titelgebender Geheimagent feiert. James Bond 007: Casino Royale" erneut zu einem Neustart, diesmal mit Daniel Craig in der Hauptrolle. Seit 2006 ist der am 24...
Donald De Line arbeitet in Hollywood als Filmproduzent. In dieser Funktion verbucht er im Jahre 2003 seinen ersten großen Erfolg mit "The Italian Job - Jagd auf Millionen". Meistens zeichnet er als Produzent von Komödien verantwortlich. So gehören "Ein Schatz zum Verlieben" und "Trauzeuge gesucht!" zu seinem Repertoire, genau wie die Realverfilmung von "Yogi Bär". Vor seiner Karriere als Produzent ist er als Direktor bei Pretty Woman", "Vater der Braut" und "Armageddon - Das jüngste Gericht"..
Mit "Green Lantern 3D" bringt Martin Campbell die Verfilmung eines Ryan Reynolds), der dank eines außerirdischen Ringes übermenschliche Fähigkeiten erhält und zum Mitglied des intergalaktischen Green Lantern Corps wird. Als es die Gruppe mit einem neuen mächtigen Gegner zu tun bekommt, muss sich Jordan als Superheld bewähren. Erschaffen wurde die Titel gebende Comic-Figur bereits 1940 von Bill Finger und Martin Nodell. Neben Batman, Superman und Wonder Woman ist sie eine der beliebtesten..
2024