20th Century Fox
Freida Pinto würde auch gerne wieder in Bollywood spielen
"Ich sage zu oft, was ich denke"
Interview: Sexy Freida Pinto
Seit ihrem Durchbruch mit "Slumdog Millionär" ist in Freida Pintos Leben nichts, wie es vorher war. Die Inderin zählt im zarten Alter von 26 Jahren zu den gefragtesten Schauspielerinnen Hollywoods und schmückt neben ihrem Talent auch die Listen der schönsten Frauen. In "Planet der Affen: Prevolution" spielt Pinto nun an der Seite von James Franco eine Primatenforscherin, die sich als Gegnerin von Tierversuchen dafür einsetzen muss, einen gewaltigen Aufstand der Affen mit humanen Mitteln niederzuschlagen. Im New Yorker Luxushotel Ritz Carlton sprachen wir mit der Schönheit über ihr neues Leben.
erschienen am 21. 08. 2011
20th Century Fox
Planet der Affen: Prevolution
Ricore: Ms. Pinto, welche Haltung haben Sie gegenüber Tierversuchen?

Freida Pinto: Es ist ganz schön schwierig, hier eine richtige Position zu beziehen. Einerseits bin ich mir der Grausamkeiten bewusst, die solche Versuche mit sich bringen, andererseits muss ich daran denken, wie jemand aus meiner Familie schwer krank werden könnte und ihm niemand helfen kann, einfach weil die richtige Medikation fehlt. Man ist also zwischen Eigennutzen und rationalem Denken hin- und hergerissen.

Ricore: Es gibt also keine Lösung?

Pinto: Ich habe große Hoffnungen: so wie unser Film keine realen Affen mehr benutzen musste, um diesen Film zu drehen, wird sich hoffentlich auch die Wissenschaft in eine Richtung bewegen, die keine Tierversuche mehr voraussetzt.

Ricore: Sie werben für die Kosmetikmarke L'Oreal. Haben Sie sich schlau gemacht, ob dort noch an Tieren getestet wird?

Pinto: Natürlich. Sie haben sich kürzlich dagegen ausgesprochen und umgeschwenkt. Laut meiner Informationen markiert das Jahr 2012 das Ende all ihrer Tierversuche. Wenn dies wirklich stimmt, macht mich das sehr glücklich.

Ricore: Sie scheinen sozial überhaupt sehr engagiert zu sein. Für die Stiftung von Steffi Graf und Andre Agassi setzen Sie sich zum Beispiel für benachteiligte Kinder ein. Woher kommt Ihr Engagement in so jungen Jahren?

Pinto: Es ist wichtig für mich, einen Teil meines Glücks zurückgeben zu können. Mir ist in den letzten Jahren so viel Gutes widerfahren, dass ich nicht alles für mich selbst behalten möchte. Egoismus ist deplaziert, wenn ich mit meinen Mitteln in der Lage bin, einem Kind seinen großen Traum zu erfüllen.
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Freida Pinto und James Franco sind verängstigt in "Planet der Affen: Prevolution"
Ricore: Ist die Sensibilisierung für ein gemeinsames Miteinander Teil der indischen Mentalität?

Pinto: Es ist hoffentlich allgemein ein Teil der menschlichen Psyche. Viele denken ja ähnlich wie ich, und die, die es noch nicht tun, sollten schleunigst etwas an ihrer Einstellung ändern. Wir können die Welt so zu einem besseren Ort machen.

Ricore: Sie gehören inzwischen zu Hollywoods gefragtesten Schauspielerinnen. Da verwundert es schon, dass Sie immer noch in Mumbai wohnen und nicht in Los Angeles. Wieso eigentlich?

Pinto: Weil dort mein Herz liegt. Ich bin temporär auch nach London gezogen und liebe diese Stadt - aber wenn ich eine Pause brauche, um meine Batterien wieder aufzuladen, ist Indien der Ort, der mir als erstes in den Sinn kommt.

Ricore: Auch welche Reaktionen treffen Sie dort? Immerhin gehören Sie inzwischen zu den prominentesten Gesichtern des Landes.

Pinto: Ich werde sehr warm empfangen. Aber ich glaube nicht, dass ich wirklich schon zu den bekanntesten Schauspielerinnen Indiens zähle. Dafür müsste ich erst einmal einen Bollywood-Film drehen. Aber es stimmt schon: Meine Rolle in "Slumdog Millionär" wird mich vermutlich immer begleiten. Aber darüber bin ich nun wirklich nicht traurig.

Ricore: Man feiert Sie seitdem als Schönheit. Was tun Sie, um dem gerecht zu werden?

Pinto: Ich trinke viel Wasser. Ich habe das große Glück, von Natur aus eine gute Haut zu besitzen und muss nicht allzu viel dafür tun. Wichtig ist in meinen Augen, mental gesund zu bleiben, denn Stress zeichnet sich immer auf dem Körper ab.
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Ex-Model Freida Pinto ist in Hollywood gefragt
Ricore: Meditieren Sie?

Pinto: Ich finde Meditation verdammt schwierig, weil meine Gedanken dabei immer abschweifen. Alleine bekomme ich das einfach nicht hin, aber wenn ich es gemeinsam mit einem indischen Guru mache, fällt es mir unter dessen Anweisungen schon sehr viel einfacher. Meine Form der täglichen Meditation ist das Musikhören. Das führt dazu, dass ich sehr viel weniger über die Dinge nachdenke und mich auch entspannen kann.

Ricore: Machen Sie Sport?

Pinto: Ja, Pilates. Auch das für mich auch eine Form von Meditation. Für heftige Workouts ist mein Körper einfach nicht gemacht. Aber Pilates hat all das, was man in meinen Augen braucht: es kräftigt die Gelenke und sorgt so für eine gute Körperhaltung.

Ricore: Vor Ihrer Schauspielkarriere waren Sie Model. Sind Sie froh, diese Welt inzwischen hinter sich gelassen zu haben?

Pinto: Ich habe diese Zeit auch genossen. Das Problem war nur, dass es mich auf Dauer nicht voll befriedigt hat, weil der Job einfach nicht dafür gemacht ist, sein Potential voll auszuschöpfen. Aber ich habe dadurch wertvolle Erfahrungen gewonnen.

Ricore: In der Schauspiel-Welt genießen Sie dadurch einen Ruf als stilprägende Frau. Welche Designer verkörpern Ihr Wesen am besten?

Pinto: Ich habe so viele Favoriten! Vor allem aber liebe ich Lanvin und Chanel. Vor allem mit Chanel habe ich ein ganz besonderes Verhältnis, weil die an mich glaubten, als mich noch gar niemand kannte. Es sorgte für einigen Rummel, als ich bei der Premiere von "Slumdog Millionär" in Toronto plötzlich in Chanel über den roten Teppich lief - und sich jeder fragte, wieso sie gerade mich unterstützen. Mich hat das damals sehr glücklich gemacht.
Prokino Filmverleih
Slumdog Millionär (Dev Patel, Freida Pinto)
Ricore: Seit dem Film sind Sie auch mit Kostar Dev Patel liiert. Gibt es Pläne, wieder gemeinsam vor der Kamera zu stehen?

Pinto: Die Erwartungshaltung ist seit "Slumdog Millionär" so hoch, dass es wohl schwierig für uns wäre, dem mit einem neuen Film gerecht zu werden. Aber wenn das Projekt in eine völlig andere Richtung ginge, wäre es durchaus vorstellbar. Eine düstere Komödie etwa wäre sicherlich spannend, weil nur wenige wissen, wie komisch Dev eigentlich wirklich ist. Er schafft es, mich den ganzen Tag zum lachen zu bringen. Auch das gehört übrigens zu den Schönheitsgeheimnissen: Viel lachen!

Ricore: Wie kommen Sie mit dem wachsenden Interesse an Ihrem Privatleben zurecht?

Pinto: Ach, in dieser Hinsicht muss ich noch viel lernen. Ich sage viel zu oft, was ich wirklich denke. Manchmal ist es als Schauspielerin nämlich besser, einfach gar nichts zu sagen. Aber ich bin ja nicht die erste Frau, die damit klarkommen muss. Das war schon so, bevor ich in die Branche kam und es wird auch in Zukunft so sein. Die Tatsache, dass es nicht nur mir so geht, finde ich sehr beruhigend.

Ricore: Wie wichtig war es für Sie, dass Sie mit Dev Patel jemanden an Ihrer Seite hatten, der den sagenhaften Hype um Ihre Person nach "Slumdog Millionär" ebenfalls mitfühlen konnte?

Pinto: Dev war in diesem Moment mein großer Rückhalt. Er war der einzige, der meine Situation perfekt verstehen konnte - und umgekehrt. Und wenn es mir mal schlecht ging, wusste er genau, wie er mich wieder aufheitern konnte.

Ricore: Sie scheinen eine positiv denkende Person zu sein.

Pinto: Ich höre aber öfter, dass ich traurige Augen habe! (lacht) Ich bin in der Tat sehr optimistisch, aber auch ich habe natürlich meine Tiefpunkte. Aber damit verschone ich die Öffentlichkeit dann doch lieber. Da es jedem so geht wie mir, brauche ich das nicht extra thematisieren.

Ricore: Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Als Mutter, Ehefrau, Schauspielerin?

Pinto: Es wird hoffentlich der Tag kommen, an dem ich alle drei Dinge zur selben Zeit sein kann. Ich habe das Gefühl, dass der Beruf einer Schauspielerin nur halb so schwierig ist wie der einer Mutter. Ich weiß nur noch nicht, wann ich bereit für diesen Schritt bin.
erschienen am 21. August 2011
Zum Thema
Freida Pinto kommt über das Modeln in die Filmbrache. Am St. Xaviers College in Mumbai belegt sie den Theaterkurs und schließt ihr Studium mit einem Bachelor of Arts in englischer Literatur ab. Ihre erste Rolle erhält die indische Schauspielerin 2008 in Danny Boyles "Slumdog Millionär". Das Drama beschert ihr auch privates Glück: Bei den Dreharbeiten lernt sie ihren Freund Dev Patel kennen. Ich sehe den Mann deiner Träume", "Miral" und "Planet der Affen: Prevolution".
"Planet der Affen: Prevolution" rückt die Vorgeschichte zu der bekannten Science-Fiction-Reihe der 1970er Jahre in unsere direkte Gegenwart. Wissenschaftler (James Franco und John Lithgow) führen Experimente an Primaten mit nicht einkalkulierten Nebenwirkungen durch. Die Affen - allen voran Caesar (Andy Serkis) - entwickeln eine außergewöhnliche Intelligenz. Regisseur Rupert Wyatt hält sich inhaltlich eng an den gleichnamigen Roman, um die Fans der in den 1970er Jahren entstandenen Reihe nicht..
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