Paramount Pictures
Harrison Ford
Cowboys gegen Außerirdische
Interview: Disziplinierter Harrison Ford
Harrison Ford ist seit über 50 Jahren im Filmgeschäft. Als Han Solo in der "Star Wars"-Reihe, schafft er international den Durchbruch. Ebenso bekannt ist er als Schlapphut tragender Indiana Jones. In "Cowboys & Aliens" ist er an der Seite von Daniel Craig erneut mit Hut zu sehen. Er mimt einen Sheriff, der seine Stadt vor Außerirdischen beschützt. Gegenüber Filmreporter.de beschreibt Ford, wie es ist, gegen eine fremde Spezies zu kämpfen. Außerdem erklärt er uns, was am Fliegen so spannend ist. Wir wollten auch wissen, ob es eine "Indiana Jones"-Fortsetzung geben wird.
erschienen am 25. 08. 2011
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Grantiger Viehzüchter: Harrison Ford in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Sie haben schon oft gegen Aliens gekämpft. Wird es von Mal zu Mal einfacher?

Harrison Ford: Sie sind alle gleich. Egal ob Gut oder Böse. Es ist eine Sache der Vorstellungskraft. Für "Cowboys & Aliens" ist es natürlich elementar, dass die Figuren der Geschichte Begriffe wie Alien noch nie gehört haben. Sie kennen auch keine Science-Fiction. Niemand kennt sich damit aus, zwischen Planeten hin und her zu reisen. Für die Figuren sind die Ereignisse unerklärliche Vorkommnisse. Das einzige, das sie kennen, sind Dämonen. Das war für mich das Interessante.

Ricore: War das ihr wichtigstes Argument, den Film zu machen?

Ford: Für mich war der wichtigste Punkt, dass wir nicht einfach einen unterhaltsamen Film machen wollten. Ungeachtet des Titels, ging es dem Regisseur darum, einen ernstzunehmenden Western zu drehen. Er war sich genau darüber bewusst, welchen Ton der Film anschlagen sollte. Nur vom Lesen des Drehbuchs, erfährt man nicht, in welche Richtung ein Film gehen soll. Man muss immer wissen, welche Absicht der Regisseur verfolgt.

Ricore: Sie haben mal gesagt, dass das Kino nicht mehr so sehr von bestimmten Marken oder berühmten Schauspielern angetrieben werde. Sind sie immer noch dieser Ansicht?

Ford: Ich denke über so etwas nicht nach, ich arbeite einfach nur.

Ricore: Inwiefern hat sich für Sie die Schauspielerei durch den Einsatz von CGI verändert?

Ford: Überhaupt nicht. Es macht keinen Unterschied, vor einem Green-Screen zu drehen oder nicht. Wenn man eine Szene dreht, wird man von einem Kamerawagen begleitet, sieht auf der einen Seite durchs Fenster und auf der anderen Seite ein paar Leute, die auf dem Dach eines anderen Kamerawagens sitzen. Es ist die Aufgabe des Schauspielers, so zu tun, als wären sie nicht da. Man muss sich vorstellen, dass man in der richtigen Szenerie agiert. Es ist immer die gleiche Arbeit. Es gibt immer eine Kamera, Licht und andere Dinge, auf die man achten muss. Es gibt immer etwas, an dem ich mich orientieren kann. Deshalb ist es immer eine Frage der Vorstellungskraft.
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Harrison Ford und Daniel Craig in "Cowboys & Aliens"
Ricore: Ist "Cowboys & Aliens" leichte Unterhaltung?

Ford: Ich betrachte jede Möglichkeit zu arbeiten einerseits als Element, das meine Rechnungen bezahlt und andererseits als etwas, dass die Leute unterhält. Es ist einfach meine Arbeit, Filme zu machen.

Ricore: Macht es Spaß, einen weichen Filzhut zu tragen?

Ford: Nein. Mir macht es Spaß, Filme zu drehen.

Ricore: Viele Ihrer Unterhaltungsfilme sind körperlich sehr herausfordernd. Wünschen Sie sich nicht manchmal, einfach einen Film zu drehen, bei dem sie auf der Couch sitzen können?

Ford: Ich spiele auf der Couch. Ich mache solche Filme. Beispielsweise als ich das letzte Mal in Deutschland war. Filme die physischer und körperlich anstrengender sind, müssen nicht unbedingt mehr Spaß machen, als diejenigen, in denen viel gesprochen wird. Einer der schönen Aspekte meiner Arbeit, ist die Möglichkeit mit so vielen Leuten zusammenzuarbeiten. Je besser und ehrgeiziger sie in ihrem Job sind, desto mehr Spaß macht es, zu arbeiten. Jeder ist unterschiedlich. Das ist der Grund, weshalb ich Schauspieler werden wollte. Ich wollte keinen realen Job. Jeder den ich mag, geht aufs College und arbeitet 25 Jahre im Büro und macht dieselben Sachen, am selben Ort, mit denselben Leuten. Das war nicht mein Ding.

Ricore: Allerdings haben Sie mal die Schauspielerei verlassen, um etwas mit Ihren Händen zu arbeiten...

Ford: Es ging darum genügend Geld zu verdienen, um Essen kaufen zu können. Ich war fünf Jahre Schauspieler und nicht zufrieden mit meinen Engagements. Außerdem hatte ich ein Haus, das ich selbst reparierte, da ich nicht genügend Geld hatte. Ich habe mehr Geld für Werkzeug ausgegeben, als ich später für das Material zur Verfügung hatte. Plötzlich hatte ich Werkzeuge und war Tischler. Ein Freund von mir erzählte dann, dass derjenige für den er arbeiten würde, ein bestimmtes Projekt habe und er mich dafür vorgeschlagen habe. Plötzlich war ich Tischler. Es ging um das Musikstudio von Sergio Mendes in dessen Hinterhof und er vergaß mich zu fragen, ob ich das vorher schon einmal gemacht habe.
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Harrison Fords Autogrammstunde in Berlin
Ricore: Stimmt es, dass Sie das Büro oder den Eingang des Studios gebaut haben, in dem das Casting für "Krieg der Sterne" stattfand?

Ford: Ja, es war der Eingang von Francis Ford Coppolas Büro.

Ricore: Was inspiriert Sie außer der Schauspielerei und der Fliegerei?

Ford: Meine Familie, meine Freunde, meine Möglichkeiten das Leben zu genießen. Bei Skripts werde ich inspiriert, wenn sie einen bestimmten Blickwinkel auf die Geschichte und einen gewissen Ehrgeiz haben. Das reizt mich, einen bestimmten Job anzunehmen.

Ricore: Sind Sie jemand, der auf die eigene Karriere zurückblickt und diese hinterfragt?

Ford: Ich bin noch nicht einmal vorausschauend. Ich verbringe die meiste Zeit in der Gegenwart.

Ricore: Ist es Zufall, dass Sie wie in "Cowboys & Aliens" immer wieder einen harten Typen mit weichem Kern spielen? Gibt es eine Parallele zum Privatmann Harrison Ford?

Ford: Ich glaube nicht, dass ich schon einmal einen Charakter wie in "Cowboys & Aliens" spielte. Das Interessante an diesem Charakter ist, dass er sich eigentlich gar nicht so sehr verändert. Er befindet sich auf dem Pfad der Erlösung, wenn Sie so wollen. Außerdem war einzigartig, dass man sowohl im Drehbuch, als auch im fertigen Film nie versucht, Sympathie für ihn zu entwickeln. Man versteht am Anfang nicht, weshalb er sich so verhält. Deshalb baut man auch nicht zwangsweise eine emotionale Bindung zu ihm auf. Man muss ihn besser kennenlernen, um etwas über ihn zu erfahren.
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Harrison Fords bei der "Cowboys & Aliens"-Premiere in Berlin
Ricore: Sind Sie eher distanziert und muss man Sie erst besser kennenlernen, um zu verstehen wie Sie fühlen und denken?

Ford: Nein. Als Schauspieler ist Aktivität eine Form des Selbstausdrucks. Man muss sich mit nichts anderem auseinandersetzen, als den eigenen Gefühlen und Emotionen.

Ricore: Sind Sie bezüglich dessen eher offen oder zurückhaltend?

Ford: Beides. Vielleicht tue ich aber auch jeweils nur so, als wäre ich zurückhaltend oder offen. (Lacht). Es ist immer die Frage, was der Geschichte dient. Ich habe nicht den Ehrgeiz, dass mich irgendjemand kennenlernen muss. Ich möchte klar, richtig und angemessen sein, wenn ich Fragen beantworte. Aber wir sind nicht hier, um uns kennenzulernen. (Lacht)

Ricore: Jon Favreau hat gesagt, dass Dreamworks eines der letzten Filmstudios mit einem Filmschaffenden an der Spitze sei. Fühlen Sie sich nicht manchmal genervt von jungen Studio-Chefs, die von ihrem Job nichts verstehen?

Ford: Nein, ich würde mich nie jemandem gegenüber schlecht verhalten, nur weil er jung ist und vielleicht noch nicht so viel Erfahrung hat. Ich maße mir nicht an, über einen Studio-Chef ein Urteil zu fällen, nur weil er jung oder Anwalt ist. Sie müssen einfach nur beweisen, dass Sie es drauf haben. Außerdem ist es mir letztlich egal, da beim nächsten Film eventuell schon jemand anderes das Studio leitet, oder ich mit einem anderen Studio drehe. Ich mache mir keine Gedanken über das Business.

Ricore: Weshalb haben Sie vor einigen Jahren ihre Schauspielagentur gewechselt?

Ford: Über 30 Jahre hatte ich keinen Agenten, sondern eine Managerin, die vor fünf Jahren starb. Nach ihrem Tod entschied ich, einen Agenten zu engagieren.
Paramount
Harrison Ford am Set von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels"
Ricore: Haben Sie viele Freunde im Filmbusiness?

Ford: Ja.

Ricore: Wann merken Sie, dass Sie sich mit einer Person verstehen?

Ford: Am Set merke ich es an dem Willen des anderen fokussiert zu sein und Leistung bringen zu wollen. Es ist ihr professionelles Verhalten und Ihre Präsenz.

Ricore: Haben Sie Daniel Craig mal mitgenommen, als Sie mit Ihrem Helikopter zum Set flogen?

Ford: Natürlich. Von Zeit zu Zeit habe ich jeden mal mitgenommen. Ich kann aber nur bis zu sechs Personen auf einmal befördern. Das hängt von der Temperatur und dem Gewicht ab.

Ricore: Was bedeutet Ihnen das Fliegen?

Ford: Es gibt mir ein Gefühl der Verantwortung und Freiheit. Mir gefällt die Disziplin, die in der Luft nötig ist. Außerdem ist es toll, dass Fliegen zu trainieren. Ich fliege gerne verschiedene Flugzeuge in verschiedenen Umgebungen.
La Bienela
Harrison Ford mit Calista Flockhart bei den Fans (Venedig 2005)
Ricore: Nehmen Sie Ihre Familie mit, wenn Sie fliegen?

Ford: Ja. Wenn wir verreisen, fliege ich uns meistens.

Ricore: Wie können Sie privat am besten entspannen?

Ford: Ich bin jemand, der von seinem Umfeld abhängig ist. Ich versuche mich immer der Situation entsprechend angemessen zu verhalten.

Ricore: Sie haben derzeit recht wenige Projekte in der Pipeline. Liegt es daran, dass gute Drehbücher seltener geworden sind?

Ford: Wohl eher daran, dass ich 69 Jahre alt bin. Es gibt nicht viele Rollen für Personen in meinem Alter.

Ricore: Es gibt Indiana Jones.

Ford: Vielleicht. Wenn es eine Idee gibt, die wir alle gut finden, könnte es einen weiteren Film geben. Oder sogar noch einen mehr.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 25. August 2011
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2024