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Nick Frost in "Paul - Ein Alien auf der Flucht"
Musikalischer Koch?
Interview: Wohnen mit Nick Frost
Nick Frost kennt sich mit fremdartigen Wesen aus. In "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" trifft er auf Zombies. In "Paul - Ein Alien auf der Flucht" begegnet der Brite einem Außerirdischen. Alle drei Komödien dreht er mit seinem besten Freund Simon Pegg, den er seit 20 Jahren kennt. Im Interview mit Filmreporter.de verrät der sympathische Frost, wie er seinen Kumpel kennenlernte. Auch den Stellenwert der Musik für seinen neuen Film "Attack the Block" erläutert uns der Brite. Darin spielt Frost einen Drogendealer, der sich mit Freunden vor einer Alien-Invasion schützen muss.
erschienen am 21. 09. 2011
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Attack the Block
Ricore: In "Attack the Block" wird London von Aliens angegriffen. Wie würden Sie im echten Leben Ihre Stadt vor Außerirdischen schützen?

Nick Frost: Ich würde vermutlich dasselbe tun, wie im Film. Ich glaube, dass es London bei einer wirklichen Invasion sehr schlecht gehen würde, mir hingegen gut. Ich hätte die Möglichkeit, außerhalb der Stadt zu wohnen. Außerdem habe ich eine große Auswahl an Waffen im oberen Stockwerk meines Hauses. Ich wäre für die Ankunft der Aliens bereit (lacht).

Ricore: Auf dem Land wäre auch Ihre junge Familie hervorragend geschützt. Wie geht es Ihrer Frau und Ihrem zwei Monate alten Sohn?

Frost: Ihnen geht es sehr gut. Es sind sehr anstrengende Wochen, aber es macht viel Spaß. Hauptsache ist, dass es beiden gut geht.

Ricore: Wie hat sich Ihr Sohn in den ersten Wochen entwickelt?

Frost: Er ist sehr umgänglich und wenig anstrengend. Man hört immer diese Horror-Geschichten über schreiende Babys. Bei uns war das bisher glücklicherweise nicht so.

Ricore: Wie heißt Ihr Junge?

Frost: Den Namen behalte ich lieber für mich.
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Nick Frost bei der Premiere von "Paul - Ein Alien auf der Flucht"
Ricore: Weshalb halten Sie den Namen geheim?

Frost: Ich denke, dass das eine Sache ist, die nur mich und meine Frau etwas angeht. Ich wüsste nicht, weshalb der Name meines Jungen für die Öffentlichkeit von Bedeutung sein sollte.

Ricore: Sie spielen in "Attack the Block" einen Drogendealer. Welche Erfahrungen haben Sie privat mit Drogen gemacht?

Frost: Ich habe keinerlei Erfahrungen mit dem Konsum oder Handel von Drogen. Das ist das schöne an der Schauspielerei. Man kann vorgeben jemand zu sein, der man in Wirklichkeit gar nicht ist.

Ricore: Stimmt es, dass Hollywood-Schauspieler oft Drogen konsumieren?

Frost: Ich weiß nicht, ob viele Schauspieler Kokain nehmen. Es ist aber nicht meine Aufgabe mich damit zu beschäftigen, was andere Menschen in ihrem Privatleben machen.

Ricore: Wie war es, einen ehemaligen Schauspielkollegen als Regisseur vor sich zu haben?

Frost: Jeder Regisseur inszeniert unterschiedlich. Das größte Kompliment, dass ich Joe machen kann, ist, dass ich von ihm nicht den Eindruck hatte, dass er seinen ersten Film dreht. Es kam mir so vor, als hätte er schon mehrfach auf dem Regie-Stuhl gesessen.
Polyfilm
John Boyega und Leeon James in "Attack the Block"
Ricore: Inwieweit haben Sie mit Cornish an Ihrer Figur gearbeitet?

Frost: Es war sehr schön, dass Joe den Part schon für mich fertig geschrieben hatte. Er kam nicht zu mir und sagte: "Möchtest du im Film mitmachen?". Er hatte einen genau ausgearbeiteten Charakter parat. Etwa 20 Prozent haben wir noch zusammen erarbeitet. Wir haben viel über die Figur und seinen Hintergrund gesprochen. Glücklicherweise habe ich in den meisten meiner Filme die Chance, mit dem Regisseur zusammen zu arbeiten und meine Meinung einzubringen.

Ricore: Woher kommt Ihre Leidenschaft für Außerirdische?

Frost: Ich habe mich schon immer für solche Sachen interessiert. Glücklicherweise kann ich mir zudem die Rollen aussuchen, die ich spielen möchte. Ich drehe generell gerne Filme, die ich als Zehnjähriger selbst im Kino sehen wollte. Ich war schon immer ein Fan von Zombies, Aliens, Science-Fiction und Horror. Filme wie "Die Goonies" und "Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes" habe ich gerne gesehen. Ich bin froh, dass ich solche Filme nun als Erwachsener machen kann.

Ricore: Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -Charakter?

Frost: Ich bin ein großer Fan von Steven Spielberg. "Paul - Ein Alien auf der Flucht" war eine Art Liebesbrief an ihn. Ich mag Science-Fiction-Filme aus vielen verschiedenen Gründen. Zu meinen großen Favoriten gehört "Unheimliche Begegnung der dritten Art".

Ricore: Was gefällt Ihnen an diesem Film?

Frost: Ich habe ihn mit elf oder zwölf zum ersten Mal gesehen. Ich fand ihn sehr beeindruckend. Wenn ich ihn heute wieder sehe, fühle ich mich, als wäre ich der kleine Teenager von damals.
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Nick Frost und Simon Pegg sind ein eingespieltes Duo
Ricore: Wie haben Sie Ihren besten Freund und Schauspielkollegen Simon Pegg kennengelernt?

Frost: Simon Pegg und ich haben uns vor ungefähr zwanzig Jahren kennengelernt. Ich war Kellner in einem Londoner Restaurant. Peggs damalige Freundin war eine Kollegin von mir. Mit ihr habe ich mich sehr gut angefreundet und durch sie Simon kennengelernt. Wir sind schon echt lange beste Freunde.

Ricore: Wie kam es dazu, dass Sie acht Jahre zusammen wohnten?

Frost: Ich glaube Simon und ich haben damals mit unserer jeweiligen Freundin zusammen gewohnt. Als wir uns von ihnen trennten und ausziehen mussten, machte es für uns Sinn zusammen zu ziehen. So konnten wir eine Menge Miete sparen. Außerdem hatten wir noch einen dritten Mitbewohner namens Michael.

Ricore: Sind Sie viel auf Partys gegangen?

Frost: Wir haben das gemacht, was alle 22-jährigen Männer tun wenn Sie zusammen sind. Ich denke wir alle haben das Feiern genossen.

Ricore: Gehen Sie immer noch gerne auf Partys?

Frost: Momentan nicht. Natürlich vor allem, weil ich jetzt eine junge Familie zu versorgen habe. Ich habe meinen Fokus weg von Partys auf die Familie gerichtet.

Ricore: Als begeisterter Koch stehen Sie für Ihre Familie sicherlich besonders oft in der Küche, oder?

Frost: Ja, ich war ein Koch, bevor ich meine Karriere als Schauspieler gestartet habe. Auch heute stehe ich rund fünf Mal pro Woche in der Küche. Ich mache das sehr gerne. Es ist wahrscheinlich mein größtes Hobby neben der Schauspielerei.
Polyfilm
John Boyega und Leeon James in "Attack the Block"
Ricore: Welche Gerichte bereiten Sie gerne zu?

Frost: Ich weiß es nicht. Es hängt ganz davon ab, welche Jahreszeit herrscht. Ich mag es, saisonbezogen zu kochen. Im Sommer mache ich leckere Salate und Fisch. Im Winter gibt es unter anderem Suppen und gebratenes Fleisch.

Ricore: Was halten Sie von der englischen Küche?

Frost: Mir gefällt die englische Küche sehr. Vor ungefähr 20 oder 30 Jahren war die Anzahl der Gerichte sehr begrenzt. Mittlerweile ist die Küche aufgeblüht.

Ricore: Der Musik kommt in "Attack the Block" eine zentrale Rolle zu. Würden Sie bestätigen, dass sie die Coolness der Protagonisten spiegelt?

Frost: Vermutlich wäre es am Besten mit dem Regisseur über die Musik-Auswahl zu sprechen. Ich kann dazu nicht so viel sagen. Aber ich denke, dass Sie definitiv mit Ihrer Meinung recht haben. Speziell wenn Brewis seine Kopfhörer aufsetzt und Hip Hop hört. Die Musik symbolisiert auch seine Träume.

Ricore: Können Sie mit der Film-Musik etwas anfangen?

Frost: Ich mag eigentlich jede Art von Musik - speziell Country & Western. House und Hip Hop gefallen mir ebenso. Selbst bei Heavy-Metall höre ich wohlwollend hin.
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Nick Frost auf Alien-Suche
Ricore: Gehen Sie auf Konzerte?

Frost: Absolut. Ich habe unter anderem The Stone Roses und Happy Mondays live gesehen. Das hat mir sehr gefallen. Bei Pearl Jam war ich auch.

Ricore: Machen Sie selbst Musik?

Frost: Ich kann zwar ein wenig singen. Musikalisch begabt bin ich leider trotzdem nicht. Meistens singe ich Balladen oder funkige Sachen. Jedoch kein Hip Hop.

Ricore: Nächstes Jahr werden Sie 40. Haben Sie Angst vor der Midlifecrisis?

Frost: Nein. Ich hatte meine Midlifecrisis wahrscheinlich schon als ich 21 Jahre alt war und im Gegensatz zu heute wusste ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Nächstes Jahr mache ich ein paar Filme und auch ein Album wird wohl veröffentlicht. Da habe ich gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken. Ich arbeite derzeit sehr gerne und kümmere mich um meine Familie.

Ricore: Was für ein Album bringen Sie nächstes Jahr heraus?

Frost: Es ist ein Album mit Gedichten, die ich als 19-jähriger schrieb. Ich habe noch immer eine Leidenschaft dafür, weshalb ich mein Studio darum bat, es zu veröffentlichen. Ich glaube es kommt nächstes Jahr im Oktober heraus.
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Nick Frost in "Attack the Block"
Ricore: Haben Sie auch Regie-Ambitionen?

Frost: Das würde ich sehr gerne machen. Ebenso möchte ich mal einen Film produzieren. Mir gefällt es einfach, Filme zu machen. Da ist es egal, ob als Schauspieler oder etwas anderes. Derzeit habe ich aber nichts konkretes an der Angel, auch wenn man hier und da über das ein oder andere Projekt spricht. Mal sehen was die Zukunft bringt.

Ricore: Was muss passieren, damit Sie sagen: "Bei diesem Projekt möchte ich Regie führen"?

Frost: Ich weiß es nicht. Natürlich müsste die Geschichte ein tolles Drehbuch haben. Außerdem müsste ich über die wichtigsten Bereiche des Films die vollständige Kontrolle haben.

Ricore: Was macht für Sie Unabhängigkeit aus?

Frost: Je größer die Freiheit ist, desto besser kann man meist arbeiten.

Ricore: Da Sie auch als Drehbuchautor tätig sind: Würden Sie Skripte anderer Autoren inszenieren?

Frost: Wenn das Drehbuch richtig gut ist und mich jemand bittet dieses umzusetzen, dann selbstverständlich gerne.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 21. September 2011
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2024