Jean-François Martin/Ricore Text
Alexandra Maria Lara
Verliebt in Matthias Schweighöfer?
Interview: Alexandra Maria Laras Bauchgefühl
Alexandra Maria Lara hat ein Problem - zumindest in "Rubbeldiekatz". In Detlev Bucks Komödie verkörpert sie eine Filmdiva, die nicht weiß, dass in ihrem nächsten Film ihr neuer Freund als Frau mitspielt. Dieser wird von Matthias Schweighöfer verkörpert. Mit dem 30-jährigen verbindet Lara eine langjährige Freundschaft, wie sie im Interview mit Filmreporter.de erzählt. Außerdem spricht sie über die Herausforderung, ein Mann zu sein und weshalb es besser ist auf sein Bauchgefühl, statt die Stimme im Kopf zu hören.
erschienen am 16. 12. 2011
Universal Pictures (UPI)
Rubbeldiekatz
Ricore: Stimmt der Eindruck, dass sie in letzter Zeit weniger Filme gemacht haben?

Alexandra Maria Lara: Nein, es ist so, dass ich mich für sehr unterschiedliche Projekte begeistere. Darunter sind auch einige, von denen man von Anfang an weiß, dass sie kein breites Publikum erreichen. So etwa bei meinen Independent-Projekten. Das finde ich immer wieder schade. Bei "Rubbeldiekatz" hoffe ich, dass möglichst viele Menschen den Weg ins Kino finden werden.

Ricore: Wie hat Ihnen Matthias Schweighöfer in Frauenkleidern gefallen?

Lara: Er hat mir sehr gut gefallen. Wir sind schon seit langem eng befreundet und wollten schon immer ein Projekt zusammen machen. Bei der Arbeit an "Rubbeldiekatz" fragte ich mich, wie es wohl sein würde, wenn ich ihn zum ersten Mal in Frauenkleidern sehe. Als es dann so weit war, war ich hin und weg. Diese Rolle ist für Matthias eine große Chance. Ein Angebot wie dieses bekommt man nicht jeden Tag. Ich denke, dass er das toll gemacht hat.

Ricore: War es das erste Mal, dass Sie mit einem Mann drehten, der als Frau verkleidet ist?

Lara: Auf der Schauspielschule gab es ähnliche Situationen. Aber wie in "Rubbeldiekatz" hatte ich es noch nicht erlebt. Ich hatte das Gefühl, dass Matthias und ich uns über andere Dinge unterhielten als sonst. Es war so, als wären wir beste Freundinnen.

Ricore: Über was haben Sie sich unterhalten?

Lara: Mit meiner Freundin Matthi (lacht) habe ich mich über die Liebe und Gefühle unterhalten. Mit meinem Freund Matthias unterhalte ich mich gerne über unseren Beruf.
Universal Pictures (UPI)
Matthias Schweighöfer und Alexandra Maria Lara in "Rubbeldiekatz"
Ricore: Ist die Atmosphäre am Set lustiger, wenn ein Mann in Frauenkleidern dabei ist?

Lara: Wir mussten tatsächlich einige Szenen abbrechen, weil es so lustig zuging. Die Stimmung am Set war sehr gut. Man merkte, dass sowohl die Leute vor, als auch hinter der Kamera Spaß an dem Projekt haben. Alle, auch die Leute vom Kostüm, der Ausstattung und der Kameramann waren mit großer Hingabe dabei. Dass alles so toll zusammenpasste, ist der Verdienst von Buck. Meiner Meinung nach gehört es zu den Aufgaben eines Regisseurs, für eine gute Stimmung am Set zu sorgen.

Ricore: In "Rubbeldiekatz" spielen Sie eine Diva. Haben Sie sich etwas von Ihren Schauspielerkolleginnen abgeschaut?

Lara: Wenn man sich etwas von jemand abguckt, dann eher unbewusst. Als Schauspieler ist man immer Beobachter, auch wenn sich das meist nicht auf eine konkrete Rolle bezieht. Auch bei der Gestaltung von Sarah Voss war es ein langer Weg. Mir ist es generell lieber, wenn ich selbst spüre, was bei einer Figur richtig ist und was nicht. Trotzdem werde ich unbewusst Vorbilder gehabt haben.

Ricore: Gibt es eigene Erfahrungen als Schauspielerin, die Sie in die Rolle hineingebracht haben?

Lara: Nein, außer der Tatsache, dass Sarah und ich Schauspielerinnen sind, haben wir nichts miteinander gemein. Wichtiger waren die Überhöhungen. Als ich in der Vorbereitung zum ersten Mal die Kostüme des Films sah, dachte ich: "Meint ihr das ernst? Ihr wisst schon, dass Schauspieler auch mal in Jeans und T-Shirt zur Probe und ans Set kommen?" Andererseits sind Überspitzungen der Trick an einer Komödie. Auf der einen Seite musste ich Sarah als Filmdiva zeigen. Auf der anderen musste ich sie so nahbar machen, dass der Zuschauer hofft, dass sie ihr privates Glück findet und ihr Schutzschild zur Seite legen kann.

Ricore: Können Sie bestätigen, dass Schauspieler aufgrund von Sparzwängen heute weniger zu tun haben als früher?

Lara: Ich glaube, dass das Bild der Dreiklassengesellschaft im Schauspielerberuf falsch ist. Eindeutiger ist da schon der harte Konkurrenzkampf. Auch ich musste mich um die Rolle der Sarah Voss bewerben. Nach dem Casting hatte ich gehofft, dass ich die Rolle spielen darf. Im Schauspielberuf braucht man schon starke Nerven und viel Durchhaltevermögen. Das ist selbst bei Schauspielern der Fall, die sich bereits etabliert haben. Erfolg hält in unserer Zeit nur kurz an. Dieser Herausforderung muss man sich immer wieder stellen. Das ist in Hollywood nicht anders, als in Deutschland. Auch eine Nicole Kidman oder Cate Blanchett haben Jahre, in denen sie ausgelasteter sind als in anderen.
Universal Pictures (UPI)
Alexandra Maria Lara in "Rubbeldiekatz"
Ricore: Macht es stärker oder verletzlicher, wenn man in Castings immer wieder abgelehnt wird?

Lara: Ehrlich gesagt ist es eine sehr harte Schule, durch die man von der ersten Sekunde an geht. Mit Kritik und Ablehnung leben zu müssen ist völlig normal und gehört zum Beruf dazu. Mittlerweile habe ich zu diesem Thema einen entspannten Umgang. Ich habe schon sehr viel erlebt. Mich kann so schnell nichts mehr erschüttern.

Ricore: Nach welchen Faktoren wählen Sie Ihre Filmprojekte aus?

Lara: Es ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Es kann eine Rolle spielen, wer Regie führt und wer die Kollegen sind. Hauptsächlich kommt es aber auf eine gute Geschichte und mein Bauchgefühl an. Wenn ich ein Drehbuch lese, kommt es oft vor, dass mein Kopf nein, aber mein Bauch ja sagt. Meist hat sich der Bauch als richtig erwiesen. Beim ersten Lesen des Drehbuchs merkt man eigentlich immer, ob man sich für das Drehbuch begeistert. Warum man dies tut, weiß man nicht immer sofort. Nach "Rubbeldiekatz" spielte ich in "Blind Watching" eine Blinde. Das war eine ganz andere Erfahrung, als in "Rubbeldiekatz". Leider könnte das wieder einer dieser Filme sein, der nur von einem kleinen Publikum gesehen wird. Trotzdem sind Projekte wie "Blind Watching" für mich ganz wichtige Arbeiten. Es ist toll, bei solchen Geschichten dabei zu sein. Das Wichtigste ist, dass man sich am Ende des Tages gut fühlt.

Ricore: Würden Sie gerne mal einen Mann spielen?

Lara: Warum nicht? Ich glaube aber, dass das keine einfache Aufgabe ist. Es ist üblicher, dass Männer Frauen spielen als umgekehrt. Vor langer Zeit spielte ich in einem Fernsehfilm Prinzessin Anna Amalia. In einer Szene musste ich mich als Mann verkleiden. Das war echt schwierig. Mir ist das definitiv nicht so gut gelungen wie Matthias in "Rubbeldiekatz".

Ricore: Sarah hat im Film eine Schwäche für gut einparkende Männer. Haben Sie auch eine Schwäche für bestimmten Männereigenschaften?

Lara: Ich bin überglücklich mit einem Mann verheiratet, den sehr viele Dinge ausmachen. Ich denke aber, dass Frauen es sehr zu schätzen wissen, wenn ein Mann sie zum Lachen bringt. Mir persönlich gefällt es, wenn ein Mann gute Manieren hat. Ich finde es toll, wenn mir jemand in den Mantel hilft oder die Tür aufhält.

Ricore: Welches Projekt steht für sie als nächstes an?

Lara: Mein nächstes Projekt wird wieder eine englischsprachige Produktion sein. Es wird ein Film über die Rivalität zwischen den Formel-1-Fahrern Niki Lauda und James Hunt sein. Regie führt Ron Howard und ich spiele Marlene Lauda.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 16. Dezember 2011
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