Universal Pictures International
Der Lorax
Frank Schaff gibt den Ton an
Interview: Der Lorax lernt sprechen
Frank Schaff hat sich vor allem als Synchronsprecher und Synchronregisseur einen Namen gemacht. Unter anderem spricht er die Rollen von Joseph Fiennes und Ethan Hawke. Als Synchronregisseur war er auch für den Animationsfilm "Der Lorax 3D" verantwortlich. Gegenüber Filmreporter.de verrät Schaff, warum es Spaß macht, mit Danny DeVito zu arbeiten, welche Fähigkeiten sein Beruf verlangt und warum seine Kinder stolz auf ihn sind.
erschienen am 24. 07. 2012
Universal Pictures International
Danny Devito
Ricore: Was sagt man als Synchron-Regisseur dazu, wenn Danny DeVito auch die deutschsprachige Version sprechen will?

Frank Schaff: Also zunächst sagt man einfach zu, ohne wirklich daran zu glauben. Viele Leute haben tolle und exotische Ideen, aber die meisten kommen nicht zum Tragen. Erst als ich im Flieger in die USA saß, realisierte ich, dass es stimmt. Natürlich fand ich es toll, mit Danny De Vito arbeiten zu dürfen.

Ricore: Wie bringt man einen englischsprachigen Schauspieler dazu, Deutsch zu sprechen?

Schaff: Also wir haben das akribisch vorbereitet. Danny DeVito hat von uns im Vorfeld eine deutsch eingesprochene Synchronisation seiner Rolle bekommen. Außerdem haben wir eine Tonspur geschickt, auf der die Sätze langsam gesprochen sind, um sich alles besser einprägen zu können. Dazu hat er noch das Skript in englischer Umschrift erhalten. Vor Ort hat DeVito einen deutschen Voice-Coach gehabt, mit dem er schon im Vorfeld gearbeitet hat. Das war die Ausgangslage für die Studioarbeit. Im Gegensatz zur üblichen Vorgehensweise haben wir fast ohne Bild gearbeitet. DeVito hat das Bild einmal gesehen und dann die Texte einfach abgelesen, weil es sonst zu kompliziert gewesen wäre. Wenn es gepasst hat, haben wir den Text auf das Bild angelegt und weitergemacht.

Ricore: War er im Vorfeld davon überzeugt, dass das funktionieren wird?

Schaff: Auf jeden Fall.

Ricore: In wie viele Sprachen hat DeVito den Text synchronisiert?

Schaff: Also abgesehen von der englischen Originalfassung hat er es in Französisch, Italienisch, Spanisch und Russisch eingesprochen. Russisch ist ja auch ein Knaller (lacht).

Ricore: Weiß man, ob es in jeder Sprache gleich gut funktioniert hat? Ich stelle mir das wahnsinnig schwer vor.

Schaff: Ich weiß von verschiedenen Ländern, dass diese sehr zufrieden waren. Und im Deutschen hat es ja auch toll funktioniert.
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Der Lorax 3D
Ricore: Dauert es nicht sehr lange, wenn man einen Text ohne Bild einspricht. Man muss das Tempo dann ja aus dem Gedächtnis ableiten.

Schaff: Als rhythmisch begabter Mensch geht das schon. Danny DeVito hatte das Original ja im Kopf und für die Details bin ich zuständig. Die habe ich dann mit ihm während des Prozesses erarbeitet.

Ricore: Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?

Schaff: Insgesamt waren wir an vier Tagen bei der Arbeit, aber nicht immer von morgens bis abends. Von der Arbeitszeit her war es wie zwei komplette Tage.

Ricore: War es auch eine amüsante Zusammenarbeit oder stand die Konzentration im Vordergrund?

Schaff: Beides. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Ricore: Wie denken Sie denn grundsätzlich darüber, dass seit vielen Jahren Filmstars für Synchronrollen in Animationsfilmen engagiert werden?

Schaff: Also ich finde es dann klasse, wenn es wirklich schön wird. Teilweise gibt es dann auch wirklich Farben, die man sonst nicht bekommt. Bei "Ich - Einfach Unverbesserlich (3D)" ist es doch eine Supernummer, dass Jan Delay den Bösewicht spricht. Bei Schauspielern funktioniert das in der Regel gut. Wenn man aber Sportler oder so nimmt, gibt es qualitative Unterschiede. Natürlich klingt das anderes, wenn Michael Schumacher anstelle eines Synchronprofis zu hören ist. Dann schmerzt es auch ein bisschen.

Ricore: Ist Synchronarbeit nochmal was ganz anderes als Schauspiel?

Schaff: Na ja, es ist schon eine sehr spezielle Sprache. Aber es ist dem Schauspiel sehr ähnlich. Wir müssen genau dieselbe Emotion, Stimmung und Intensität herstellen. Letztlich müssen wir genauso gut sein wie Regisseure und Schauspieler. Eigentlich ist es fies. Wenn unsere Arbeit richtig gut ist, dann merkt man nicht, dass wir sie gemacht haben. Dann haben wir es geschafft. Wenn man sich aber als Zuschauer über die Synchronisation wundert, weil einem irgendwas Unpassendes auffällt, dann ist etwas nicht so gut gelaufen.

Ricore: Woran liegt es meist, wenn eine Synchronisation nicht passt?

Schaff: Das hat ganz viel mit der Besetzung zu tun.
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Danny DeVito beim "Der Lorax 3D"-Photocall in Berlin
Ricore: Wie kann man den richtigen Sprecher für eine Rolle finden?

Schaff: Man achtet darauf, dass die Stimme gut passt. Der Rest ist dann die Arbeit des Schauspielers und des Synchron-Regisseurs. Meistens klappt das sehr gut. Es gibt ja auch von den sogenannten Promis ganz viele, die toll synchronisieren.

Ricore: Also ich störe mich häufig weniger an der Stimme, sondern mehr an der Übersetzung.

Schaff: Ja, da gibt es auch gute und weniger gute Leute.

Ricore: Gehört das auch zu ihrem Bereich?

Schaff: Wenn ich das Dialogbuch mache, gehört das auch zu meinem Bereich. Da ich sehr akribisch arbeite, habe ich nicht die Zeit, auch noch jeden Film zu texten, den ich aufnehme. Aber wenn, dann bereite ich das auch so vor, dass es klappt.

Ricore: Nochmal zurück zu der Zusammenarbeit mit Danny DeVito. Warum war es so lustig, mit ihm zu arbeiten?

Schaff: Ach das kann man jetzt gar nicht so wiedergeben. Es entsteht halt ganz viel Situationskomik. So kommen auch bessere Ergebnisse raus, als wenn alles so verbissen ist. Wer will schon ohne Spaß arbeiten?

Ricore: Also Danny DeVito eignet sich definitiv als Sprecher für Animationsfilme?

Schaff: Natürlich. Der Akzent ist natürlich da. Aber wenn das die Figur zulässt, wie in diesem Beispiel der Lorax, dann funktioniert es. Der Lorax ist ja eine Einzelfigur und nicht der fünfte Sohn einer Familie, bei dem man sich fragen würde, warum er jetzt anders, als die anderen Figuren spricht. Der Lorax ist außerdem ja nur mit Tieren unterwegs, die selbst gar nicht sprechen.
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Kann der Lorax die Bäume retten?
Ricore: Wie lange hat die Synchronisationsarbeit für den ganzen Film gedauert?

Schaff: So ungefähr zehn Tage.

Ricore: Gibt es da ein zeitliches Limit?

Schaff: Das kommt darauf an wie lang und wie dialoglastig ein Film ist. Es gibt natürlich eine ungefähre Orientierung, wie viele Takes man am Tag schaffen sollte. Also ein Woody Allen-Film, wo immer sieben Leute auf einmal reden, dauert natürlich länger als Steven Soderberghs "Solaris" mit seinen stundenlangen Kamerafahrten durch das Raumschiff.

Ricore: Wie ist das eigentlich, wenn mehrere Schauspieler gleichzeitig sprechen. Wird das dann einzeln aufgenommen?

Schaff: Genau. Bei Kinoproduktionen wird das alles getrennt voneinander aufgenommen. Beim Fernsehen arbeiten auch schon mal zwei Sprecher gleichzeitig.

Ricore: Es fällt ja manchmal auf, dass es sich irgendwie merkwürdig anhört, wenn sich ein deutscher Schauspieler, der in einer amerikanischen Produktion mitgespielt hat, selbst synchronisiert.

Schaff: Also wenn jemand Synchronarbeit nicht gewöhnt ist, fällt ihm das manchmal schwer. Dann liegt es nicht nur am Können des Schauspielers, sondern auch an der Beharrlichkeit des Synchronregisseurs, das alles auf ein Level zu bringen.

Ricore: In den 1960er Jahren war die Synchronisation noch nicht so weit...

Schaff: Das stimmt. Wir sind mittlerweile viel werktreuer und dichter am Original dran.

Ricore: Wie bereiten Sie sich denn darauf vor, wenn sie selbst als Synchronsprecher arbeiten?

Schaff: Das mache ich ganz spontan. Es ist zwar gut, wenn man den Film vorher gesehen hat, aber das ist auch nicht zwangsläufig erforderlich. Ich höre mir den Originalton an und versuche ihn bei der Synchronisation zu treffen.
Universal Pictures
Der Lorax 3D
Ricore: Haben Sie Lieblingsdarsteller, die sie gerne synchronisieren?

Schaff: Also Ethan Hawke spreche ich sehr gerne. Da muss ich mich nie groß verbiegen und die Stimme passt gut. Wenn man aber leicht fehlbesetzt ist, also zum Beispiel zu alt oder zu jung ist, dann ist man schon mal eingeschränkter. Dann muss nämlich die Kante ausbügelt werden, die durch den Altersunterschied entsteht.

Ricore: Was halten sie von "Der Lorax"?

Schaff: Der Film ist total süß. In den USA ist die Buchvorlage ja sehr bekannt. Diese Vertrautheit mit der Figur fehlt uns Deutschen, aber der Film macht trotzdem Spaß.

Ricore: Können Sie aufgrund ihrer Rolle die Bäume unterscheiden, wenn sie spazieren gehen?

Schaff: Ich bin ja nicht der Lorax (lacht). Ich kann natürlich eine Tanne von einer Eiche unterscheiden, aber ansonsten bin ich nicht der Baumspezialist.

Ricore: Dürfen Synchronsprecher rauchen?

Schaff: Ja, dürfen Sie. Aber manchmal ist es erschreckend, Kollegen zu sehen, die es kaum schaffen, zwischen einem Dreizeiler Luft zu holen. Das finde ich unprofessionell.

Ricore: Kennen Ihre Kinder eigentlich die Benjamin Blümchen-Hörspielkassetten, die Sie gesprochen haben?

Schaff: Klar. Ich habe die Hörspielkassetten doch alle Zuhause.

Ricore: Und wie finden ihre Kinder ihre Sprechrollen?

Schaff: Also die sind jetzt beide schon aus dem Benjamin Blümchen-Alter raus. Mein Kleiner ist zehn, der Große wird bald 16. Aber die sind stolz auf mich. Die erkennen mich immer, egal was für einen Quatsch ich mache.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. Juli 2012
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Der Lorax 3D (Kinofilm)
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2024