ARD/Marion von der Mehden
Wolke Hegenbarth in "Alles Klara"
Schattenseiten mit Witz begegnen
Interview: Wolke Hegenbarth mag's nordisch
Wolke Hegenbarth ist die Frau für die humorvollen und lockeren Figuren. In der ARD-Serie "Heiter bis tödlich - Alles Klara" hat sie als Protagonistin Klara Degen auch mit den kriminalistischen Schattenseiten des Lebens zu tun, ohne dass der Witz auf der Strecke bleibt. Mit Filmreporter.de spricht Hegenbarth über ihr persönliches Rollenspektrum, ihr soziales Engagement auf dem afrikanischen Kontinent und ihre nachhaltigen Erfahrungen mit einer RTL-Unterhaltungsshow.
erschienen am 4. 04. 2012
ARD/Marion von der Mehden
Felix Eitner und Wolke Hegenbarth ermitteln zusammen in "Alles Klara"
Ricore: Frau Hegenbarth, sind Sie ein neugieriger Mensch?

Wolke Hegenbarth: Total, früher als Kind war es noch schlimmer, da wollte ich wirklich alles wissen. Heute denke ich auch schon mal, das geht mich nichts an. Neugierde ist ein Charakterzug, den ich grundsätzlich mein Eigen nennen kann.

Ricore: Ihre Rollenfigur Klara Degen kann man als aufdringlich bezeichnen. Erkennen Sie sich da wieder?

Hegenbarth: Ich hoffe eigentlich nicht. Vielleicht beschreibt mich das Adjektiv fordernd besser. Ich will etwas, ich fordere dies ein und möchte zugleich auch gefordert werden, vor allem am Set. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch.

Ricore: Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Hegenbarth: Für mich ist die Rolle etwas ganz Neues im Vergleich zu den Figuren, die ich vorher gespielt habe. Es ist eine reizvolle Kombination aus Blindflug, Abenteuer und Herausforderung. Klara Degen Charakter und Gesicht zu geben war für mich sehr spannend. Es kann natürlich auch in die Hose gehen, aber das Risiko muss ich eingehen. Es war mit Abstand die längste Produktion am Stück an der ich mitgewirkt habe - insgesamt 100 Drehtage. Dadurch intensiviert sich der Bezug zur Rolle, den Kollegen sowie der gesamten Produktion.

Ricore: Sie scheinen auf leichte Rollen festgelegt. Warum ist das so?

Hegenbarth: Wahrscheinlich bin ich eher der Typ für seichte Rollen und mittlerweile auch darauf festgelegt. Ich wirke überzeugend in Komödien. Das ist natürlich auch eine Qualität. Leider ist die Komödie als Genre nicht so anerkannt. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, ernsthaftere Rollen zu übernehmen und glaube auch, dass diese Entwicklung mit der Zeit einsetzen wird. Man darf aber nicht vergessen, die Zuschauer bei so einem Imagewechsel mitzunehmen. Im Moment freuen sich die Leute noch auf der Straße wenn sie mich sehen, also kann ich ja bisher nicht alles falsch gemacht haben.

Ricore: Welchen Stellenwert haben Krimis in Ihrem Leben?

Hegenbarth: Einen großen Stellenwert, weil ich Krimis gerne lese und sie mir auch im Fernsehen angucke. Jetzt bin ich auch noch beruflich in das Genre eingestiegen, also kommt da schon etwas zusammen. Vor allem die Wallander-Bücher von Henning Mannkell faszinieren mich, weil ich dieses nordisch Dunkle mag, immer Dauerregen und der Kommissar hat Rückenschmerzen, das ist nach meinem Geschmack. Den Frankfurter "Tatort" mit Joachim Król und Nina Kunzendorf sehe ich auch gerne.
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Wolke Hegenbarth greift in "Alles Klara" auch gerne mal zur Waffe
Ricore: Was halten Sie von deutschen Kinofilmen?

Hegenbarth: Ich freue mich immer darüber, wenn etwas erfolgreich ist, weil das unseren Berufsstand unterstützt. Sowohl deutsche als auch internationale Produktionen gucke ich mir gerne im Kino an. Im Grunde gehe ich einmal die Woche ins Kino. Manchmal wundere ich mich allerdings darüber, dass sich Til Schweiger andauernd rechtfertigen muss, weil er erfolgreiche Filme dreht. Wir Deutschen sind da sehr kritisch und haben ein ambivalentes Verhältnis zu unseren Filmen. Eigentlich mögen wir von Hause aus lieber das Drama, aber das füllt leider keinen Kinosaal - Komödien hingegen schon.

Ricore: Warum sieht man Sie auf der Kinoleinwand so selten?

Hegenbarth: Ich bin anscheinend ein Fernsehhase, aber warum das so ist, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Ein paar Anfragen gab es im letzten Jahr - leider hatte ich keine Zeit. Vielleicht ergibt es sich noch. Grundsätzlich hätte ich Lust auf eine Kinorolle.

Ricore: Stehen Sie gerne im Rampenlicht?

Hegenbarth: Eher ja, als nein. Ich drängele mich nicht auf die roten Teppiche der Republik, aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich ja sagen.

Ricore: Warum liest man über Sie wenig in den Klatschspalten der Yellow-Press?

Hegenbarth: Vielleicht weil ich zu skandalfrei und langweilig bin. Natürlich versuche ich auch, kein Futter zu bieten, weil ich diesbezüglich auch keinerlei Ambitionen habe. Ich liebe die Schauspielerei und übe meinen Beruf fürs Fernsehen und die Zuschauer mit großer Freude aus. Meine Arbeit besteht zu 90 Prozent aus Dreharbeiten und genau darin sehe ich meine Berufung. Der Rest nimmt keinen großen Stellenwert für mich ein. Ich muss nicht zu jedem Thema meinen Senf abgeben und den Leuten damit auf die Nerven gehen.

Ricore: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Afrika beschreiben?

Hegenbarth: Ich war mit 19 Jahren das erste Mal in Kapstadt. Seitdem ist es eine sehr intensive Beziehung. Auch wenn Südafrika eher Afrika light ist, konnte ich in jungen Jahren in eine komplett andere Welt eintauchen. Auf einmal waren da Probleme wie Armut, Ghettos und das Fehlen einer sozialen Absicherung. Teilweise war ich in den Armenvierteln von Kapstadt unterwegs und habe AIDS-Waisen besucht. Da fiel mir zum ersten Mal auf, dass wir hier in Deutschland mit dem Arsch in der Sahne sitzen. Diese Erfahrungen haben mir auch geholfen, den Beruf als Schauspielerin realistisch einzuschätzen und zum einen als Privileg zu verstehen, aber auch zu wissen, es gibt wirklich wichtigeres auf der Welt.
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Wolke Hegenbarth bekommt in "Alles Klara" die Haare schön
Ricore: Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte?

Hegenbarth: Ich wäre wohl Visagistin geworden, aber auch die Personalabteilung irgendeiner Firma hätte mich gereizt, weil ich gut mit Leuten kann. Durch meine Arbeit als Schauspielerin weiß ich viel über Menschen. Ich bin gerne unter Menschen, habe viele soziale Kontakte und bin alles andere als ein Eigenbrödler.

Ricore: Sie sind verwandt mit dem bekannten Maler Johannes Hegenbarth. Welchen Bezug haben Sie zur Kunst?

Hegenbarth: In der Schule hatte ich Kunst als Leistungsfach, über Joseph Beuys habe ich meine Abiturklausur geschrieben - Abschlussnote Note 2+. Mein Vater ist gelernter Fotograf und meine Eltern gehen andauernd auf Ausstellungen. Es gab in unserer Familie immer schon viele Berührungspunkte mit der Kunst. Ich persönlich habe ein Faible für Design und besuche regelmäßig die Art Cologne. Ein künstlerisches Grundinteresse ist bei mir verankert, im Gegensatz zur Literatur, mit der ich eher weniger anfangen kann.

Ricore: Sie waren 2006 Teilnehmerin der RTL-Unterhaltungsshow "Let's dance". Tanzen Sie noch?

Hegenbarth: Nein, im echten Leben habe ich dafür leider keine Zeit, Motivation und keinen Partner. Während der Drehtage ist es schlicht unmöglich. Das damalige Projekt war toll und ich finde Tanzen als Sport auch hochinteressant, aber es ist im Moment für mich nicht durchführbar. Zudem hatte ich damals natürlich eine gesteigerte Trainingsmotivation, schon weil jede Woche fünf Millionen Zuschauer den Fernseher eingeschaltet haben, um uns tanzen zu sehen.

Ricore: Haben Sie damals nur mitgemacht um Ihren Bekanntheitsgrad zu steigern?

Hegenbarth: Mir war am Anfang überhaupt nicht klar wohin das führen kann, weil es die erste Staffel war. Damals hatte ich Vorfeld schon zweimal abgesagt, weil ich der Fernsehunterhaltung generell sehr kritisch gegenüberstehe. Doch dann hatte ich auf einmal nichts Besseres vor, Hape Kerkeling sollte moderieren und schon war ich mit an Bord. Es war großartig. Auf einmal wusste jeder im Supermarkt meinen Namen. Vorher kannten mich nur Teenager, auf einmal konnte auch die Generation 50+ etwas mit mir anfangen. Rückwirkend war es eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens, weil ich als Perfektionistin einfach mal etwas gewagt und unglaublich viel dazugelernt habe. Diese Erfahrung hat mich für viele andere Ideen geöffnet.

Ricore: Frau Hegenbarth, wir bedanken uns für das Gespräch.
erschienen am 4. April 2012
Zum Thema
Wolke Hegenbarth kommt 1980 in Meerbusch zur Welt. Im Jahr 1995 wird sie für die Die Camper" engagiert, bevor sie sechs Jahre später in der Serie "Mein Leben & ich" Ihren persönlichen Durchbruch als Alexandra "Alex" Degenhardt feiert. Wolke Hegenbarth ist Trägerin des Deutschen Comedypreises und engagiert sich seit Jahren für soziale Belange.
Alles Klara (Kinofilm)
2024