SWR
Heike Makatsch in "Die Heimkehr"
In Düsseldorf verankert
Interview: Heike Makatschs Heimat
Die Zeiten beim Musiksender VIVA sind lange vorbei. Inzwischen hat sich die quirlige Ex-Moderatorin Heike Makatsch einen festen Platz im Schauspielgeschäft gesichert. Nach zahlreichen Rollen in Film und Fernsehen wird ihr in der Hermann Hesse-Verfilmung "Die Heimkehr" von den Bewohnern einer schwäbischen Ortschaft das Leben zur Hölle gemacht. Davon lässt sie sich jedoch nicht entmutigen und spricht im Interview mit Filmreporter.de über ihre rheinischen Wurzeln, das Leben in der Öffentlichkeit sowie die schwierige Gratwanderung zwischen Schauspielerei und Mutterglück.
erschienen am 2. 05. 2012
Warner Bros. Pictures
Heike Makatsch
Ricore: In die "Die Heimkehr" kommt der Protagonist in seine Heimat zurück und fühlt sich entfremdet. Wie ist Ihr Verhältnis zu Düsseldorf?

Heike Makatsch: Düsseldorf begreife ich als meine Heimat. Wenn ich dorthin zurückkomme, habe ich immer das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Man kommt an die Ecken, an denen man jahrelang nicht war und es kommt einem vor, als sei es gestern gewesen. Auch wenn ich jetzt länger nicht da war, verbinde ich mit Düsseldorf ein sehr familiäres Gefühl, weil ich hier noch viele Freunde habe und es sehr prägende Jahre waren. Ich habe diese Zeit damals wie ein Schwamm aufgesogen. Düsseldorf ist ein guter Ort für die Herkunft.

Ricore: Können Sie sich vorstellen dauerhaft nach Düsseldorf zurückzukehren?

Makatsch: Im Moment nicht. Es existiert kein Lebensplan wo ich in Düsseldorf alt werden will, denn dafür gibt es noch zu viele andere schöne Orte auf der Welt.

Ricore: Katharina Entriß ist eine sehr belastbare Frau. Wie belastbar ist Heike Makatsch?

Makatsch: Ich bin auch sehr belastbar, aber ein Vergleich mit meiner Rollenfigur ist schwer, weil ich in einer anderen Zeit lebe, nicht allein bin, keine kranke Schwägerin zu pflegen habe und auch nicht von der Gesellschaft ausgegrenzt bin. Generell habe ich aber Verständnis für diese Form des nicht Dazugehörens. Mir sind Menschen nicht fremd, die für sich die Einsamkeit entdecken, weil Ihnen der Preis der Konformität zu hoch ist.
SWR
Heike Makatsch in "Die Heimkehr"
Ricore: Welchen Bezug haben Sie zu den Werken von Hermann Hesse?

Makatsch: Ich muss zugeben, dass ich nicht viel von Hesse gelesen habe. Im Zuge des Films habe ich mich erstmals mit ihm auseinandersetzen können und seine Geisteswelt zu schätzen gelernt. Seine Ansichten können eine Stütze auf dem steinigen Lebensweg sein, der mit Unannehmlichkeiten und Krisen gespickt ist. Hesse kann durch seine Weisheit viel Orientierung bieten. Generell sind meine Idole jedoch eher in der Popmusik als in der Literatur zu finden.

Ricore: Haben Sie Ambitionen, musikalisch zu wirken?

Makatsch: Ich liebe Musik, aber es ist nichts Konkretes geplant. Sollte etwas des Weges kommen, dann bin ich immer offen dafür, vielleicht im Rahmen einer Filmarbeit oder auch anders.

Ricore: Welche Musik hören Sie?

Makatsch: Ich bevorzuge alte Musik und bin geprägt von den Musikstilen der 1960er Jahren.

Ricore: In letzter Zeit sieht man Sie eher selten auf der Kinoleinwand. Woran liegt das?

Makatsch: Der Schein trügt nicht. Generell mag es damit zusammenhängen, dass ich in den letzten fünf Jahren zwei Kinder bekommen habe. Das Muttersein beansprucht sehr viel Zeit. Ich konnte nur einschränkt oder eben gar nicht drehen, weil ich zuhause gebraucht werde. Auch während einer Schwangerschaft ist das Filmedrehen schwierig. In Zukunft werde ich beruflich aber wieder mehr machen.
Warner Bros. Pictures
Heike Makatsch in Hilde
Ricore: Wie gehen Sie mit Kritik um?

Makatsch: Man kann den Umgang mit Kritik im Vorfeld einer Rollenübernahme lösen, indem man mit gutem Gewissen in Projekte hineingeht. Ich muss wissen warum ich die Figur spielen will und meine Vorbereitung darauf muss seriös sein. Wenn Kritik an einem Film geübt wird, kann man sich innerlich davon leicht distanzieren, weil ein Film immer ein Zusammenkommen von vielen Einzelmomenten ist. Diese Verantwortung kann ich nicht alleine schultern, denn ich bin auch nur ein Steinchen im Mosaik. Bei der eigenen schauspielerischen Leistung ist es etwas schwieriger, da muss man sich ein dickes Fell zulegen.

Ricore: Wie schwer ist es für Sie, Ihre Person aus den Klatschspalten herauszuhalten?

Makatsch: Es ist mir ein Anliegen, dass ich dort keine Erwähnung finde. Im Grunde habe ich mich auch immer relativ unbehelligt von dieser Art der Berichterstattung gefühlt, wohl auch, weil ich versuche diesbezüglich nicht zu kooperieren.

Ricore: Welchen Stellenwert hat das Rampenlicht für Sie?

Makatsch: Keinen besonders großen. Ich liebe meinen Beruf und dazu gehört auch eine Form der Repräsentanz - in einem gewissen Maß und Rahmen. Natürlich muss ich auch manchmal meine Person in der Öffentlichkeit präsentieren, aber in erster Linie um meinen Berufsstand oder meine Arbeit in den Vordergrund zu stellen. Es tut gut, wenn man für sein Schaffen mal einen lobenden Applaus abkriegt, doch wenn das Rampenlicht längere Zeit ausbleibt, dann vermisse ich es nicht. Höchstens die schönen Kleider, die ich dabei tragen kann.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Mai 2012
Zum Thema
Im Fernsehen tritt Heike Makatsch erstmals 1993 als Moderatorin des Musiksenders Detlev Bucks "Männerpension" ihr Spielfilmdebüt. Buck engagiert die 1971 in Düsseldorf geborene Schauspielerin auch für "Liebe deine Nächste!" (1998). Es folgen Auftritte in dem von Kritik und Publikum gefeierten Kriegsmelodram "Aimée und Jaguar" (1997) sowie in "Gripsholm" (2000), in dem Makatsch die Freundin des Autors Kurt Tucholsky spielt. Doris Dörrie steht sie in "Bin ich schön?" (1998) sowie im Kammerspiel..
Die Heimkehr (Kinofilm)
2024