James Coldrey
Jason Biggs auf der Berlin-Premiere von "American Pie: Das Klassentreffen"
Klassentreffen mit Seann William Scott
Interview: Jason Biggs' Penis spricht...
Die Teenie-Komödie "American Pie - wie ein heißer Apfelkuchen" entwickelt sich 1999 zum Überraschungserfolg, der eine Viertelmilliarde US-Dollar einspielt. Zwei Fortsetzungen und 13 Jahre später wagt sich das Studio an den vierten Teil "American Pie: Das Klassentreffen". Mit dabei ist fast die gesamte Hauptdarstellerriege des ersten Films. Auch Chris Klein kehrt zu seiner Clique zurück, nachdem er im dritten Teil ausgesetzt hatte. Im Interview mit Filmreporter.de sprechen Klein und seine Kollegen Eddie Kaye Thomas, Seann William Scott und Jason Biggs über das Erwachsenwerden und Furzgerüche am Set.
erschienen am 27. 04. 2012
James Coldrey
Seann William Scott und Jason Biggs auf dem Berliner Photocacall zu "American Pie: Das Klassentreffen"
Ricore: Herr Biggs, die Regisseure Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg meinten, Ihr Penis hätte auch vorsprechen müssen.

Jason Biggs: Mein Penis rackert sich seit langem ab. Er ist ein harter Arbeiter und ein großer Vorsprecher. Er wollte endlich den großen Durchbruch schaffen. Hoffentlich ist es jetzt soweit.

Ricore: Herr Biggs und Herr William Scott, Sie sind ausführende Produzenten des Films. Bedeutet das für Sie mehr Geld als für die anderen?

Biggs: Ich habe mehr Prostituierte in meinen Wohnwagen geliefert bekommen.

Seann William Scott: Du hast die Prostituierten umsonst bekommen?

Biggs: Die Prostituierten waren nicht umsonst, das widerspräche ja schon der Bedeutung des Worts 'Prostituierte'.

Eddie Kaye Thomas: Warum habt ihr mich dann eigentlich auch benutzt? Wenn ihr Prostituierte hattet, wofür war ich dann da?

Biggs: Du warst der Bonus.

Thomas: Du meintest, du wärst jetzt Produzent und das müsste ich eben tun.

Biggs: Das haben wir doch schon beim ersten Film so gemacht.

Thomas: Es fühlte sich anders an, als du nur Schauspieler warst.

Scott: Wie viele Prostituierte hast du denn bekommen, Jason?

Biggs: Es mussten stets zwei in meinem Wohnwagen sein. Die durfte ich aus einem Pool von zehn aussuchen.

Chris Klein: Vielen Dank übrigens, dass du die Reste an uns weitergegeben hast.

Scott: Im Ernst: die Rolle als ausführende Produzenten bedeutete für Jason und mich hauptsächlich, alle an Bord zu bekommen.
UPI Media
Chris Klein auf der Premiere von "American Pie: Das Klassentreffen" in Los Angeles
Ricore: Also waren Sie als erste dabei?

Scott: Es gäbe keinen "American Pie"-Film ohne die anderen. Ohne die anderen hätten wir es nicht gemacht.

Ricore: Hat einer von Ihnen gezögert?

Scott: Nicht sobald wir das Drehbuch in den Händen hielten. Das Skript hat alle Zweifel behoben.

Ricore: Wer hatte die Idee, den Film zu machen?

Biggs: Die Idee gab es schon länger. Ich habe das von vielen verschiedenen Seiten gehört. Als wir die Zehn-Jahres-Marke seit dem ersten Film erreicht hatten, war relativ klar, dass ein neuer "American Pie"-Film das Ehemaligentreffen thematisieren würde. Es musste halt alles zusammenpassen: die Schauspieler mussten dabei sein, das Studio musste einverstanden sein etc. Es hat ein wenig gedauert, bis wir alles so zusammengebracht haben, dass es gepasst hat.

Ricore: Hatten Sie sich in der Zwischenzeit gesehen oder war es wirklich ein Wiedersehen im Sinne eines Ehemaligentreffens?

Klein: Ja und ja. Der erste Film ist lange her. Man trifft sich immer mal wieder, aber es war sehr aufregend, wieder mit allen zusammenzuarbeiten.

Ricore: Haben sich Ihre Kollegen in der Zwischenzeit verändert?

Klein: Nein. Jeder hat einen ganz eigenen Furzgeruch. Ich wusste sofort, wer wer ist.
Universal-Pictures Germany
American Pie: Das Klassentreffen
Ricore: Hatten Sie mehr oder weniger Spaß als früher?

Thomas: Ich denke, unsere Beziehung ist immer noch die Gleiche. Das war interessant für unser Wiedersehen am Set. Es war alles wie 1998. Außer, dass wir größere Wohnwagen hatten.

Ricore: Sie haben schon früher mit den Regisseuren zusammengearbeitet. Waren Sie sich sicher, dass sie der Aufgabe gewachsen waren?

Thomas: Jon und Hayden haben mit "Harold & Kumar" einen Film gemacht, in dem die Geschichte zweier Kiffer mit einem Fressflash zu einer emotionalen Erfahrung wird. Dieser emotionale Kern war es, den "American Pie 4" brauchte. Im ersten Film waren die Figuren - sogar Stifler - den Zuschauern wichtig. Das liegt daran, dass die Filme eine Menge Herz haben. Jon und Hayden haben mit "Harold & Kumar" ein erfolgreiches Franchise geschaffen, weil den Zuschauern die Hauptfiguren wichtig sind. Das war auch das Wichtige bei "American Pie 4" und ich zögere nicht, zu sagen: das haben wir geschafft. Jon und Hayden verdienen viel Lob dafür.

Ricore: Wie ist es, mit zwei Regisseuren zu arbeiten?

Biggs: Das war ja auch beim ersten Film so. Da haben Paul und Chris Weitz gemeinsam Regie geführt. Sie werden nicht beide in den Credits aufgeführt aber wir waren alle da: sie haben gemeinsam Regie geführt. Die ganze Erfahrung erinnert mich an den ersten Film. Das liegt zum Großteil sicher daran, dass die ganze Besetzung wieder dabei ist. Es gab viele Parallelen. Struktur, Story und Energie gleichen dem ersten Film viel mehr, als den anderen beiden Fortsetzungen. Auch die Zusammenarbeit von Jon und Hayden erinnert sehr an Paul und Chris. Als Gruppe arbeiteten wir sehr gut mit den Regisseuren zusammen. Mir ist es sogar fast lieber, zwei Regisseure als nur einen zu haben.

Ricore: Also spielen Sie sie nicht gegeneinander aus wie Sie es bei Eltern tun würden?

Biggs: (lacht) Nein, da würde ich mir ja ins eigene Fleisch schneiden. Solche Konflikte mit meinen Eltern haben mir auf lange Sicht überhaupt nichts genützt. Also versuche ich das als Erwachsener zu vermeiden.

Thomas: Hayden und Jon waren die ersten "American Pie"-Regisseure, die den Film auch selbst geschrieben haben. Es kam häufig dazu, dass der eine am Set Regie führte und der andere das Skript umarbeitete.

Biggs: Das gibt einer Filmproduktion unglaublich viel Effizienz. Ein gestresster Regisseur ist nie gut. Die Tatsache, dass sie die Verantwortung aufteilen können, führt zu glücklichen Regisseuren und letztendlich auch zu zufriedeneren Schauspielern. Und daraus entsteht ein besserer Film.
UPI Media
Jason Biggs und Eddie Kaye Thomas auf der Premiere von "American Pie: Das Klassentreffen" in Los Angeles
Ricore: Werden Sie Ihren Kindern die Filme zeigen?

Thomas: Ich habe keine Ahnung, wie wir das über die Bühne bringen könnten. Aber ich denke, wir werden keine andere Wahl haben. Ich bin offen für Vorschläge, wie wir das machen sollen.

Biggs: Ich auch. Heutzutage sehen Kinder sowieso alles. Die Frage ist eigentlich eher: wie halte ich meine Kinder davon ab, den Film zu sehen, bevor ich will, dass sie ihn sehen. Ich sehe meine zukünftige Tochter vor mir, wenn sie mit zwölf Jahren nach Hause kommt und sagt: 'Papa, meine Freundin Jessica hat mir erzählt, dass sie gestern deinen Penis im Fernsehen gesehen hat.'

Ricore: Herr Klein, wie war der Dreh der Tanzszene?

Klein: Es hat wirklich Spaß gemacht aber Gott sei Dank ist der Film eine Komödie. Es sieht ziemlich lächerlich aus. Ich war erfreut, als Hayden und Jon mir die Idee vorschlugen. Meine einzige Bitte war es, die Szene möglichst groß zu machen. Das Ergebnis funktioniert gut, finde ich.

Ricore: Können Sie sich an den Moment erinnern, als Sie dachten: 'Jetzt bin ich erwachsen'?

Thomas: (ungläubig) Erwachsen?

Klein: Ich habe eine Weile darauf gewartet und beschlossen, dass ich nicht mein ganzes Leben darauf warten will. Aber ich führe mittlerweile Gespräche über den Ballaststoffgehalt meines Essens.

Biggs: Vorgestern habe ich Chris erzählt, dass die Reise mir eine ordentliche Verstopfung verpasst hat. Er meinte nur: 'Ich habe Ballaststoffe dabei, damit reise ich immer.' Gestern hat er mir per SMS geschrieben, ich solle in seinem Zimmer vorbeikommen und mir die Ballaststoffe abholen.

Klein: Früher hätten wir uns per SMS gefragt, wer das Gras hat. Und jetzt dreht es sich darum, wer die Ballaststoffe dabei hat.

Ricore: Was hat sich sonst geändert?

Thomas: In den letzten 12 Jahren ist eine Menge passiert. Im ersten Film war es eine totale Neuheit, dass wir eine Webcam-Szene hatten. Jetzt ist es schon verdammt schwer, einen Schock auszulösen, weil man im Internet alles sehen kann, was man will. Aber ich glaube nicht, dass wir je etwas gemacht haben, nur um zu schocken. Auch die Szene mit dem Kuchen hat eine aufrichtige Begründung und ist nicht ein isolierter Schock. Es hat sich vieles verändert aber Comedy funktioniert immer noch, obwohl man im Internet Frauen sehen kann, die es mit Eseln treiben.

Ricore: Begegnen Ihnen so wilde Sachen wie in den Filmen auch im wirklichen Leben?

Biggs: Mir schon. Je älter ich werde, desto öfter gerate ich in seltsame, peinliche Situationen.

Klein: In "American Pie" ging es darum, wie Teenager mit peinlichen Situationen umgehen. Jetzt stellen sich Fragen wie: werden wir erwachsen und verantwortungsbewusster? Natürlich ändert sich etwas, aber wir geraten immer noch in peinliche Situationen. An einer Komödie beteiligt zu sein, die das beleuchtet, ist toll. Die Witze sind sehr geerdet.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 27. April 2012
Zum Thema
Jason Biggs wird 1978 in New Jersey geboren. In seiner Schulzeit treibt er viel Sport und betreibt ausgiebig Ringen und Tennis. Mit 13 Jahren bekommt er in "Zur Hölle, Mrs. Love!" eine erste Rolle. Kurz darauf ist er Teil des Ensembles der Sitcom "Drexell's Class", die nach 18 Folgen eingestellt wird. American Pie - wie ein heißer Apfelkuchen" spielt. Bis 2012 folgen zwei Fortsetzungen sowie Rollen in einigen ähnlichen Filmen wie "Loser - Auch Verlierer haben Glück" und "Zickenterror - Der..
Chris Klein wird 1979 als Sohn einer Kindergärtnerin und eines Ingenieurs geboren. Erster Schauspielerfahrung sammelt er in der Schultheatergruppe. Unter anderem ist er an einer Aufführung von "West Side Story" beteiligt. Seinen ersten Job als Schauspieler bekommt er von Alexander Payne angeboten, als dieser auf der Suche nach einem Drehort für "Election" Kleins Heimatstadt besucht. In der Komödie aus dem Jahr 1999 spielt er eine Sportskanone. American Pie"-Filmen übernimmt. Von 2000 bis 2005..
Seann William Scott ist der jüngste von sieben Geschwistern. Schon früh wusste er, dass er auf die Bühne gehörte und sprach mit gerade mal zwölf Jahren für eine Rolle in "Baywatch" vor - ohne Erfolg. Erst zehn Jahre später kam sein großer Durchbruch, als Partygeber und Frauenheld Steve Stifler in der amerikanischen Teenie-Komödie "American Pie - wie ein heißer Apfelkuchen". Seine Rolle, beziehungsweise der Name seiner Filmfigur ist auch heute noch mehreren Generationen ein Begriff. Seit diesem..
Eddie Kaye Thomas steht erstmals im Alter von sieben Jahren auf einer Theaterbühne. Mit 17 spielt er an der Seite von Natalie Portman in einer Bühnenadaption des Tagebuchs von Anne Frank. Sein Bildschirmdebüt feiert er 1994 in der Anthologieserie "Grusel, Grauen, Gänsehaut". Zwei Jahre später ist er in "Illtown" erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen. American Pie - wie ein heißer Apfelkuchen" und an der Seite von Robert Downey Jr. und Jared Leto in "Black and White" zu sehen. Es folgen..
Über zehn Jahre ist es her, dass Jim (Jason Biggs) und seine Freunde die Schule verlassen haben. Der enge Kontakt zwischen den Kumpels ging inzwischen verloren. Erst zum Klassentreffen zum 13-jährigen Abschlussjubiläum trifft Jim seine Freunde Oz (Chris Klein) und Finch (Eddie Kaye Thomas) wieder. "American Pie: Das Klassentreffen" will den Geist der Reihe wiederzubeleben. Die Gags sind - wie gehabt - nicht gerade neu und auch nicht sehr niveauvoll, funktionieren aber für die Zielgruppe.
2024