Universal Pictures (UPI)
Battleship-Poster mit Hauptdarsteller Taylor Kitsch
Keinen Bock auf Hollywood-Rummel
Interview: Taylor Kitsch liebt die Provinz
Bereits in "John Carter - Zwischen zwei Welten" musste Taylor Kitsch gegen Außerirdische in die Schlacht ziehen - allerdings konnte die Romanverfilmung die Erwartungen an den Kinokassen nicht erfüllen. Im Action-Spektakel "Battleship" kämpft er mit Popstar Rihanna auf hoher See gegen feindliche Aliens. Mit uns sprach Kitsch über berufliche Misserfolge, nervende Paparazzi und seine Eishockeyleidenschaft.
erschienen am 15. 04. 2012
Universal Pictures (UPI)
Taylor Kitsch macht PR für "Battleship" in Australien
Ricore: Wissen Sie, welche Bedeutung Ihr Nachname im Deutschen hat?

Taylor Kitsch: Ja, das wurde mir gesagt, aber lange Zeit war mir das nicht klar. Im Englischen haben wir das Wort tacky dafür. Es bedeutet, etwas wirkt ein bisschen billig, aber mit einer positiven Attitüde. Johnny Depp ist mit seinem Namen aber schlimmer dran...

Ricore: Wurden Sie bei den Dreharbeiten zu "Battleship" seekrank?

Kitsch: Es gab Momente, da war es echt eng, aber insgesamt habe ich es gut überstanden. Da gab es einige in der Crew, die es richtig böse erwischt hat.

Ricore: Wie viel Zeit haben Sie auf Schiffen zugebracht?

Kitsch: Ganz schön lange. Wir sind schließlich den ganzen Missouri herunter geschippert und haben auch in Pearl Harbor gedreht. Wir waren wochenlang auf Schiffen unterwegs.

Ricore: Wie kamen Sie mit Regisseur Peter Berg zusammen?

Kitsch: Ich war in Los Angeles um mich für die US-Serie "Friday Night Lights" von Tim Riggins casten zu lassen - dort traf ich Peter. Er gehörte zu den Darstellern und wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Daraus ist eine sehr vertraute Freundschaft entstanden. Er ist ein Multitalent und hat seinen ganz eigenen Stil gefunden. Angeregt durch Ihn, habe ich nach den Dreharbeiten zu "Battleship" eine Dokumentation in Afrika als Regisseur abgedreht.

Ricore: Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle in "Battleship" vorbereitet?

Kitsch: Ich habe mich im Vorfeld viel mit Regisseur Peter Berg unterhalten und mich frühzeitig mit den Gegebenheiten am Set vertraut gemacht. Ich war gut vorbereitet und das wirkt sich auf das Ergebnis aus. Ein toller Film ist entstanden. Ich liebe zum Beispiel die Anfangssequenz, den Humor des Films und besonders das Ende.
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Taylor Kitsch, Brooklyn Decker und Regisseur Peter Berg
Ricore: Wie war die Zusammenarbeit mit US-Popstar Rihanna?

Kitsch: Man muss sagen, sie hat als Schauspielneuling eine tolle Wahl getroffen. Peter Berg ist ein toller Regisseur und am Set herrschte eine sehr offene Atmosphäre. Wir haben es Ihr so angenehm wie möglich gemacht. Ich bin nicht derjenige, der Neulinge an die Hand nimmt, zudem hat Sie auch nicht um Ratschläge gebeten. Sie kam an den Set, spielte Ihren Part und verschwand wieder.

Ricore: Inwieweit unterscheiden sich die Actionszenen in "Battleship" zu denen in "John Carter - Zwischen zwei Welten"?

Kitsch: Für mich waren die Actionszenen in "John Carter - Zwischen zwei Welten" sehr viel anstrengender, weil wir bei "Battleship" mehr mit der Bluescreen-Technik gearbeitet haben. Zudem waren die Dreharbeiten bei "John Carter - Zwischen zwei Welten" zeitintensiver.

Ricore: "Battleship" ist Ihr zweiter Big-Budget-Film. Hat sich der Druck erhöht?

Kitsch: Ja, der Druck hat sich erhöht. Es gibt soviel Komponenten bei solch einer Produktion, die ich nicht selber beeinflussen kann. Letztendlich kann ich einzig für meine persönliche Leistung Sorge tragen und Verantwortung übernehmen. Mit dieser Konstellation muss man sich arrangieren, sonst funktioniert es nicht und man wird als Schauspieler verrückt.

Ricore: "John Carter - Zwischen zwei Welten" war an den Kinokassen ein Flop. Haben Sie Angst, dass Ihr Name mit diesem Misserfolg dauerhaft in Verbindung gebracht wird?

Kitsch: Das kann ich nicht steuern. Wenn jemand das denken will, dann werde ich ihn nicht davon abhalten können. Ich weiß, was ich in "John Carter - Zwischen zwei Welten" investiert habe und bin auf das Ergebnis sehr stolz. Zudem weiß ich, dass es viele Zuschauer gibt, die den Film ebenfalls toll fanden.
Walt Disney
Taylor Kitsch in "John Carter - Zwischen zwei Welten 3D"
Ricore: Wird es eine Fortsetzung geben?

Kitsch: Die Produzenten von Walt Disney Pictures haben sich bisher noch nicht bei mir gemeldet. Vielleicht mochten Sie den Film nicht. Was schade wäre, da sich im Laufe der Dreharbeiten viele Freundschaften gebildet haben. Wir waren wie eine Familie und das ist in der Filmbranche wirklich selten.

Ricore: Wie wohl fühlen Sie sich im Action-Genre?

Kitsch: Ich liebe die Herausforderung. Das ist kein bequemes Genre für einen Schauspieler, meine Rollen fordern mir vor allem körperlich einiges ab. Es kostet Energie und mein Spiel hat viel mit Reaktion zu tun. Solange ich mit großartigen Regisseuren und Schauspielkollegen zusammenarbeiten kann, fühle ich mich im Action-Genre pudelwohl.

Ricore: Wählen Sie Ihre Rollen nach Rollenfigur oder Drehbuch aus?

Kitsch: Im Grunde nach beiden Kriterien, aber die Rollenfigur überwiegt. Wenn ich nicht in meine Rolle eintauchen kann, ist nicht viel zu tun für mich und dann ist es auch nicht allzu reizvoll. Der zuständige Regisseur spielt ebenfalls eine große Rolle bei meiner Auswahl.

Ricore: Welche Regisseure bewundern Sie generell?

Kitsch: Ich bin sehr glücklich gewesen mit Peter Berg, mit dem ich bei "Battleship" zusammenarbeiten durfte. Das gilt aber auch für alle anderen Regisseure, mit denen ich es bisher zu tun hatte. Auch ich habe natürlich noch Träume und würde nicht Nein sagen, wenn Martin Scorsese bei mir anfragen würde.

Ricore: Sie haben zuletzt für "Savages" vor der Kamera gestanden. Wie war's mit Regisseur Oliver Stone?

Kitsch: Ich habe es genossen. Viele Schauspielkollegen oder Regisseure sind in meinen Augen oft übervorsichtig und wollen einem nicht weh machen. Oliver fordert einen hingegen bis zum Letzten. Er ist sehr ehrlich, dabei aber respektvoll. Ich kam gut vorbereitet ans Set, was die Arbeit normalerweise vereinfacht, aber eventuell kann dadurch auch das unmittelbare Gefühl für die Rollenfigur verloren gehen. Oliver wies mich genau darauf hin. Mich hat das weiter gebracht. Zudem spielen John Travolta und Benicio Del Toro an meiner Seite - was will man mehr.
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Taylor Kitsch auf der australischen Premiere ("Battleship")
Ricore: Was bedeutet Ihnen das Rampenlicht?

Kitsch: Gar nichts. Ich habe nicht viel mit dem Hollywood-Rummel zu tun. Ich lebe im texanischen Austin weit ab vom Schuss. Dort lauern keine Paparazzi in den Gebüschen. Ich bin nicht Schauspieler geworden um berühmt zu sein, sondern weil ich meinen Beruf liebe. Mir ist mein Privatleben heilig und dort gewähre ich keine Einblicke. Viele meiner Kollegen sehen das anders. Ich spiele das Spiel jedoch nicht mit.

Ricore: Welche Art von Sport mögen Sie?

Kitsch: Ich liebe Eishockey und bin ein großer Fan des NHL-Clubs Detroit Red Wings. Ich wuchs quasi in Schlittschuhen auf - mit drei Jahren stand ich das erste Mal auf dem Eis. Als ich 20 Jahre alt war, wollte ich in die deutsche Eishockeyliga wechseln, doch dann verletzte ich mich und aus meinen Plänen wurde nichts.

Ricore: Was machen Sie als nächstes?

Kitsch: Ich habe gerade "Lone Survivor" abgedreht. Das ist erneut ein Kriegsfilm, diesmal jedoch mit realen Bezügen. Eine unglaubliche Geschichte um vier Menschen die Ihr Leben auf unglaubliche Art und Weise hergeben.

Ricore: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Kitsch: Ich möchte ein Schauspieler sein, dem junge aufstrebende Talente vertrauen. Wenn Sie mich fragen ob sie eine Rolle übernehmen sollen oder lieber nicht, dann möchte ich in der Lage sein, Ihnen einen guten Rat zu geben. Ähnlich wie es mein Kollege Sean Penn seit langem macht.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. April 2012
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2024