Warner Bros.
Wotan Wilke Möhring in "Mann tut was Mann kann"
Romantik nicht Kalenderabhängig
Interview: Wotan Wilke Möhring über die Liebe
Wotan Wilke Möhring zeigt, was er kann - ob als "Tatort"-Kommissar, Weiberheld oder privater Familienvater. In der Komödie "Mann tut was Mann kann" ist Möhring nicht sehr heimatverbunden. Hier spielt er einen Großstädter, der auf One Night Stands steht. Wie er dennoch die große Liebe findet, kann man in den Kinos sehen. Im Interview mit Filmreporter.de plaudert er über die Liebe auf den ersten Blick und den Wunsch, seinen Kindern ein normaler Vater zu sein.
erschienen am 10. 10. 2012
Warner Bros.
Wotan Wilke Möhring und Hund in "Mann tut was Mann kann"
Ricore Text: Herr Möhring, ein Thema ist zurzeit in aller Munde: Sie spielen den neuen "Tatort"-Kommissar. Wie laufen die Dreharbeiten in Hamburg?

Wotan Wilke Möhring: Gut. Wir sind kurz vorm Bergfest und die Arbeit macht richtig Spaß. Ich habe ein super Team und super Kollegen. Wir sind alle ganz gespannt, was dabei rauskommt.

Ricore: Was war das für ein Gefühl, als "Tatort"-Kommissar engagiert zu werden?

Möhring: Das war für mich eine wichtige Entscheidung, die ich mit der ganzen Familie treffen musste. Die Bedeutung des "Tatorts" wurde mir durch diese ganze Medienaufmerksamkeit erneut bewusst, die plötzlich auf mich zukam. Bereits vor dem ersten Drehtag habe ich Glückwünsche bekommen. Im Grunde ist die Arbeitsweise beim "Tatort" wie bei einem normalen Film. Nur dass es eine Reihe ist. Es ist sehr spannend, einen Charakter über viele Folgen zu spielen.

Ricore: Ernten Sie jetzt die Früchte der Arbeit der letzten Jahren?

Möhring: Das weiß ich gar nicht so genau. Einen "Tatort" zu machen ist ja euch eine gewisse Verpflichtung. Es ist für mich eine große Herausforderung, mich einem Format zu stellen, das es schon gibt und das sehr stark ist. Das ist für mich neu. Ich hoffe aber trotzdem, dass ich auch danach noch Dinge tun kann, die ich gern mache: Studentenfilme, kleine Filme, große Filme. Denn die Abwechslung reizt mich an meinem Beruf.

Ricore: Gibt es etwas, das Sie am "Tatort" ändern würden?

Möhring: Wir möchten einen "Tatort" machen, den wir uns auch gerne selber anschauen würden. Die Serie wird inhaltlich und thematisch sowieso ständig modernisiert. Der Rest kann so bleiben.

Ricore: Es gibt so viele Fans, die gerade das Traditionelle am "Tatort" schätzen. Lässt sich das Konzept der Serie überhaupt ändern?

Möhring: Mir würde die Idee gar nicht kommen. Das ist nicht meine Aufgabe. Mein Ding ist es, den Charakter auszufüllen und die Geschichte zu erzählen.
Warner Bros.
Jan Josef Liefers und Wotan Wilke Möhring in "Mann tut was Mann kann"
Ricore: Glauben Sie, dass Sie als "Tatort"-Kommissar für viele junge Leute ein Vorbild werden?

Möhring: Das mag sein. Ich persönlich habe nie einem Vorbild nachgeeifert. Eigentlich wollte ich ja auch gar kein Schauspieler werden. Heute ist es für mich der erfüllendste Beruf, den es gibt. Gleichzeitig versuche ich, für meine Kinder ein halbwegs normaler Vater zu sein.

Ricore: Gibt es etwas Typisches, das Ihren "Tatort"-Kommissar auszeichnet?

Möhring: Er trinkt Milch (lacht). Außerdem entscheidet meine Rolle viel aus dem Bauch heraus.

Ricore: Wie hat es bei Ihnen mit der Schauspielerei angefangen?

Möhring: 1997 mit einer kleinen Rolle. Irgendwann habe ich dann meine erste Kinorolle in "Das Experiment" bekommen. Und weil es eine große Freude war, mit anderen Menschen Leidenschaft zu teilen, war es für mich der nahe liegende Weg, Schauspieler zu werden.

Ricore: Was war damals Ihr eigentlicher Berufswunsch?

Möhring: Ich habe früher gemalt, habe Geige gespielt und Punk-Musik gemacht. Ich wollte auf jeden Fall irgendwas mit Kunst machen. Mein älterer Bruder ist zum Beispiel Sonderpädagoge. Was der für eine Leidenschaft haben muss, um jeden Tag vor diese Meute zu treten, ist bewundernswert. Das wäre aber für mich nie in Frage gekommen. Ich finde es so tragisch, wenn Leute hinter Glasscheiben sitzen und draußen findet das Leben statt. Ich bin sehr gerne draußen und so bin ich eben bei der Schauspielerei gelandet. Es gab keinen expliziten Berufswunsch wie z. B. Feuerwehrmann. Ich habe mich einfach treiben lassen und das gemacht, was mir der Bauch gesagt hat.

Ricore: 2005 spielten Sie eine Hauptrolle in "Antikörper", acht Jahre nach ihrem Filmdebüt. Warum hat es so lange mit den Hauptrollen gedauert?

Möhring: Ich habe auch schon vorher gute Hauptrollen gespielt. Aber erst durch einen bestimmten Bekanntheitsgrad hat man den Vorteil, dass einem die Produzenten mehr zuhören. Wenn das Publikum einen noch gar nicht kennt, ist es für dich als Hauptdarsteller schwieriger. Das Publikum geht natürlich auch nach den Namen ins Kino. Aber letztendlich ist das ja nicht meine Entscheidung. Ich bekomme die Drehbücher zugeschickt und wähle dann aus. Ich hatte aber nie Probleme damit, Nebenrollen zu spielen. Man leistet einen großen Beitrag für die Geschichte. Bei "Lammbock" beispielsweise hatte ich zwei Drehtage, aber jeder erinnert sich an meine Figur. Das beweist, dass es keine kleinen Rollen gibt.
Warner Bros.
Jan Josef Liefers und Wotan Wilke Möhring in "Mann tut was Mann kann"
Ricore: Können Sie sich auch vorstellen, Theater zu spielen?

Möhring: Davor habe ich sehr großen Respekt. Für die Bühne braucht man ja eine ganz andere Ausbildung, was Sprache, Mimik und Gestik angeht. Beim Film kommt es darauf an, wenig zu machen. Das ist eine so unterschiedliche Arbeitsweise, dass mich Theater im Moment gar nicht so sehr reizt.

Ricore: Was hat Sie an Ihrer neuesten Komödie "Mann tut was Mann kann" besonders gereizt?

Möhring: Auf jeden Fall die Arbeit mit Marc Rothemund. Vor einigen Jahren haben wir ja bereits für das Fernsehdrama "Die Hoffnung stirbt zuletzt" zusammengearbeitet. Außerdem interessieren mich die verschiedenen Männerwelten, womit ich zum ersten Mal bei "Männerherzen" konfrontiert war. Hier ist das alles ein bisschen erwachsener. Ich finde, es ist ein Film über Freundschaft und Kameradschaft. Paul ist ein sehr ruhiger Charakter, der einem hilft, wo er kann. Durchs Zuhören zieht er Schlüsse für seine eigene Beziehung. Ich finde es sehr spannend zu zeigen, dass es uns mit der Liebe immer erwischen kann, egal ob wir es wollen oder nicht.

Ricore: Wie viel Paul steckt in Ihnen selbst?

Möhring: Mir ist Kameradschaft und Loyalität genauso wichtig wie Paul. Er lässt sich auch nicht von Klischees beeindrucken. Eigentlich war er ganz zufrieden mit seinem Leben. Aber plötzlich verliebt er sich und sein Leben wird auf den Kopf gestellt.

Ricore: Worin lag in dieser Rolle die größte Herausforderung?

Möhring: Die Herausforderung war für mich, den ganzen Film hindurch moderat zu sein. So bin ich eigentlich nicht. Bei "Männerherzen" konnte man Gas geben, hier bestand die Herausforderung darin, ruhig zu sein. Leicht zu bleiben war für mich schwierig.

Ricore: In "Mann tut was Mann kann" geht es darum, dass Männer durch Frauen aus der Bahn geworfen werden und die Kontrolle verlieren. Glauben Sie, dass es für Männer schwieriger ist, mit solchen Situationen umzugehen als für Frauen?

Möhring: Ich glaube, dass wir alle viel zu individuell sind, um das zu standardisieren. Natürlich braucht man für einen Film bestimmte Mustertypen, vom Nerd bis zum Draufgänger. Männer gehen unterschiedlich an Probleme heran. Dass sie sich aber auch über Probleme austauschen können und nicht nur ein Bier nach dem anderen trinken, erfahren wir zum Beispiel auch durch diesen Film.
NFP marketing & distribution
Wotan Wilke Möhring in "Das letzte Schweigen"
Ricore: Was zeichnet den Mann von heute aus?

Möhring: Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen, aber trotzdem habe ich nie darüber nachgedacht, welches Geschlecht das dominantere ist oder wer mehr Rechte in der Gesellschaft hat. Diese schlichte Trennung ist Old School. Ich bewundere Männer, die zu Hause bleiben und Frauen, die arbeiten gehen. Jeder soll so leben, wie er es für richtig hält. Und wenn man sich vornimmt, jemand anders zu sein, kann man sowieso nur verlieren.

Ricore: Wie stellt sie Ihrer Meinung nach die ultimative Romantik ein?

Möhring: Ich bin zwar ein romantischer Mensch, aber Romantik hat bei mir nichts mit dem Kalender zu tun. Romantik ist, sich auf bestimmte emotionale Momente einzulassen. Gerade in einer Beziehung mit Kindern muss man sensibel und offen bleiben.

Ricore: Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?

Möhring: Ja, ich glaube an Liebe auf den ersten Blick. Meistens endet ja die erste Liebe unglücklich - es sei denn, man heiratet sofort. Dann hat man vielleicht eine glückliche Ehe, weil man nicht weiß, was es noch alles gibt. Bei der Liebe auf den ersten Blick muss man dem einfach nachgehen und sich eventuell auch dabei selbst oft zurück nehmen. Man muss sein Ego überwinden, um einen Zugang zu dieser anderen Person und zu dem Gefühl zu finden.

Ricore: Glauben Sie auch an die ewige Liebe?

Möhring: Man sollte zwischen Verliebt-Sein und Liebe unterscheiden. Liebe ist ein Zustand, der sich erst einstellt. Das darf man nicht verwechseln mit Verliebtheit. Oftmals ist man ja verliebt in das Gefühl, verliebt zu sein. Und das hat oft gar nichts mit der anderen Person zu tun. Erst nach Monaten stellt man fest, dass derjenige ja ganz anders ist. Das war aber nicht dessen Schuld. Keiner ist schuld an der Liebe. Das ist einfach nur ein Zustand, den wir zulassen und der auch eine Verantwortung für die andere Person mit sich bringt. Wenn man die Liebe lebendig hält und den Wert des anderen zu schätzen weiß, hat die Liebe eine Chance.

Ricore: In "Mann tut was Mann kann" ist ein Hund der Motor in der Beziehung zwischen Paul und Iris. Mögen Sie auch im realen Leben Hunde?

Möhring: Ja. Ich bin mit Hunden groß geworden. Im Film lernen sich die beiden Hauptfiguren über einen Hund kennen. Hude fördern die Gemeinschaft und erhöhen die Chance, Menschen zu treffen. Das bringt einem natürlich mehr, als wenn man nur vorm Computer sitzt. Wenn man mit dem Hund spazieren geht, kann man den Partner fürs Leben treffen (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 10. Oktober 2012
Zum Thema
Wotan Wilke Möhring hat schon so manches in seinem kurzen Leben erlebt: Er war Punk, ging trotzdem zur Bundeswehr, er ist gelernter Elektriker und ehemaliges Model. Er verdiente sein Geld als Türsteher und war Inhaber eines illegalen Clubs, er studierte Kommunikation und lebte zwei Jahre in den USA. In New York arbeitete er mit geistig behinderten Menschen, in Los Angeles nahm er Schauspielkurse. Heute ist er in der Medienstadt Köln sesshaft geworden, schauspielert und produziert Filmmusik.
Paul Schuberth (Wotan Wilke Möhring) sieht gut aus und ist als Personalchef eines Verlags auch beruflich sehr erfolgreich. Eigentlich hat er beste Chancen bei Frauen. Doch sein Verhältnis zum anderen Geschlecht geht über das Körperliche nie hinaus. Das ändert sich, als er Tierärztin Iris (Jasmin Gerat) kennenlernt. Da diese verlobt ist, scheint eine feste Beziehung aussichtslos. Zum Glück ist Paul bei seinen Freunden in bester Gesellschaft, denn auch sie haben ihre Probleme mit dem anderen..
2024