Paramount Pictures
Susanne Pätzold spricht Chantal DuBois in "Madagascar 3 - Flucht durch Europa (3D)"
Unerklärliche Abscheu
Interview: Susanne Pätzolds Spinnenangst
Susanne Pätzold jagt Tiere auf französische Art. In "Madagascar 3 - Flucht durch Europa (3D)" synchronisiert sie die besessene Tierfängerin Chantal DuBois. Wie es die Komikerin schafft, auf Knopfdruck witzig zu sein, berichtet sie im Interview Filmreporter.de. Außerdem spricht die 45-jähirge über ihre Angst vor Spinnen und ihre einfältigen Hauskaninchen.
erschienen am 3. 10. 2012
Paramount Pictures
Madagascar 3 - Flucht durch Europa
Ricore: In "Madagascar 3 - Flucht durch Europa" reisen die Zootiere quer durch Europa. Was wäre Ihre Lieblingsstation?

Susanne Pätzold: Italien. Ich möchte gern wieder mal nach Rom reisen. Da war ich schon lange nicht mehr, das steht mal wieder an.

Ricore: Sie sprechen die besessene französische Inspektorin Chantel DuBois. Haben Sie eine Beziehung zu Frankreich?

Pätzold: Ja, durch die Familie. Mein Schwager ist Franzose. Bevor ich DuBois gesprochen habe, habe ich mich viel mit ihm am Telefon unterhalten. Dadurch konnte ich mich reinhören. Ich finde die Sprache wunderschön. Natürlich wird ein Muttersprachler hören, dass ich keine Französin bin. Ich habe mich aber dennoch bemüht, so nah wie möglich dranzukommen.

Ricore: Die DuBois ist eine emanzipierte Frau und geht recht ruppig mit den Männern um. Gibt es Parallelen zu Ihrer Persönlichkeit?

Pätzold: Ich dachte, dass man mich ausgewählt hat, weil ich ein Abziehbild dieser Figur bin (lacht). Nein, unter dem Geschlechtergesichtspunkt habe ich mir über den Film noch keine Gedanken gemacht. Schlecht mit einem Menschen umzugehen, egal ob mit Männern oder Frauen, finde ich grundsätzlich daneben. Und so wird es im Film ja auch gezeigt. Die DuBois ist eine boshafte, fiese Type, welche die Männer dominiert und sie zu kleinen Wichteln macht. Dadurch wird der Humor gesteigert.

Ricore: Die Figur hat ein paar Eigenarten. Gewöhnt man sich diese an?

Pätzold: Ja, wenn mal mein Kind verloren geht, krieche ich über den Boden, schnüffle wie ein Tier und dann finde ich es schon irgendwann (lacht). Die Umsetzung fand ich übrigens sehr faszinierend. In einer Szene nimmt DuBois die Spuren auf und sieht dabei aus wie ein Insekt. Das ist großartig gemacht.

Ricore: Die Figur ist fast Wahnsinnig. Ist sie trotzdem kindsgerecht oder steckt genug Witz in der Rolle, dass sie auch für Kinder taugt?

Pätzold: Ich finde, das Tolle an fiesen Figuren ist, dass sie so grandios scheitern. Und daran haben Kinder natürlich unglaublichen Spaß. Sie sehen einen Bösewicht und der fällt in den Brunnen. Er kriegt nicht, was er will, scheitert also und sieht dabei ziemlich doof aus. Das ist ein befreiender Spaß für Kinder. Ich finde das sehr passend.
Stefan Huhn/Ricore Text
Susanne Pätzold als Synchronsprecherin in "Madagascar 3 - Flucht durch Europa (3D)"
Ricore: Wie trainieren Sie die verschiedenen Stimmen? Gibt es da einen Trick?

Pätzold: Das wäre schön, wenn's den gäbe. Es gibt ja Stimmenimitatoren, die sicherlich ihre Tricks haben. Ich bin Schauspielerin und mache das annäherungsweise. Ich höre mir eine Stimme sehr genau an und achte dabei auf auffällige Merkmale. Wenn ich Glück habe, gibt es irgendeinen Sprechfehler zu entdecken, jemand lispelt zum Beispiel oder hölzelt. Alles andere ist einfach Übungssache. Aber einen Trick, der einem die Arbeit erleichtert, gibt es leider nicht.

Ricore: Hören Sie auch den Charakter einer Person heraus, wenn Sie sich so intensiv mit einer Stimme befassen?

Pätzold: Es kommt schon mal vor, dass man eine Haltung, vielleicht eine Grundmentalität in der Stimme durchhört. Oder aber auch das Gegenteil: jemand wirkt ganz burschikos und mächtig und hat dabei trotzdem so eine Stimme (redet mit hoher Stimme). Also Die Stimme sagt immer etwas über einen Menschen aus. Aber es ist nicht so, dass man genau das abgebildet wiederfindet, was man erwartet.

Ricore: Welche ist Ihre Lieblingsfigur aus "Switch reloaded"?

Pätzold: Besonders gerne parodiere ich zum Beispiel Christine Westermann aus "Zimmer frei". Sie ist ein ganz besonderer Typ Moderatorin. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen und Kolleginnen, scheint sie sich nicht besonders für die Kamera zu interessieren. Sie dreht sich auch schon mal weg oder steht mit dem Rücken zur Kamera. Das haben wir dann auf die Spitze getrieben. Außerdem haben unsere Masken- und Kostümabteilungen für eine große Ähnlichkeit gesorgt und wir bekommen oft das Feedback: "Ja, so genau so isse."

Ricore: Wie wichtig ist eigentlich Humor für Sie?

Pätzold: Für mich persönlich spielt er eine enorm wichtige Rolle. In jeder Beziehung des Lebens, sowohl beruflich als auch privat, empfinde ich Humor als beglückend. Wenn man wirklich lachen muss, dann passiert etwas mit einem und das ist ein Glückszustand. Schon als Kind habe ich in der Schule Sketche gespielt und versucht, andere Menschen zum Lachen zu bringen. Das ist etwas Ursprüngliches in mir. Deshalb bin ich auch sehr glücklich darüber, dass ich diesen Beruf ausüben kann. Ich empfinde es als meine Aufgabe, zu lachen und andere zum Lachen zu bringen.

Ricore: Welches ist Ihr Lieblingstier aus "Madagascar 3"?

Pätzold: Ich liebe Sonja, die Bärin. Bevor ich den Film synchronisiert habe, durfte ich ihn mir einmal anschauen, aber nur in Schwarz-Weiß mit großem Paramount-Schriftzug. Das ist ja immer alles streng geheim, damit keine Bilder vorab nach außen dringen. Trotzdem gab es Stellen, bei denen ich mich - allein in einem kleinen Vorführraum - kaputtgelacht habe. Etwa bei der Szene in dem Eisenbahnwaggon, wo dieser Brocken von einer Bärin ihren Kopf erotisch in den Eimer mit Wasser steckt, in Zeitlupe das Fell zurückwirft und King Julien hin und weg ist von ihr.
Stefan Huhn/Ricore Text
Premiere in München: "Madagascar 3: Flucht durch Europa"
Ricore: Gibt es Tiere, vor denen sie Angst haben?

Pätzold: Ich habe Angst vor boshaften Hunden, aber nicht grundsätzlich vor Hunden. Ansonsten habe ich es auch mit Spinnen nicht so. Ich habe zwar keine Angst, aber diese unerklärliche Abscheu. Heute lebe ich auf dem Land, wo es Spinnen von einer Größe gibt, wie ich sie aus der Stadt nicht kannte. Außer den Spinnen haben wir auch noch zwei Kaninchen, die wie ich finde zwar sehr süß aber auch ein bisschen beschränkt sind. Nach all der Zeit begreifen sie immer noch nicht, dass man ihnen nichts will, wenn man sie hochhebt, sondern dass sie einfach in ihr schönes großes Auslaufgehege kommen. Aber es sind nun mal Fluchttiere und die Angst gehört einfach zu ihrem Wesen.

Ricore: Gehen Sie gerne in den Zoo oder den Zirkus?

Pätzold: Hin und wieder gehe ich mit meiner zehnjährigen Tochter in den Circus Roncalli. Sie liebt Pferde über alles. In Köln hatten wir großes Glück, als der Zirkus gerade probte und der Vorhang ein Stück offen war. Es trainierte gerade ein Künstler mit seinem schwarzen Hengst und wir schlichen uns hinein. Wir saßen alleine in diesem Zirkuszelt und schauten zu. Das war ein tolles Erlebnis.

Ricore: Es gibt ja viele Leute, die gegen Zoos sind und anzweifeln, dass das für die Tiere gut ist. Welche Meinung haben Sie darüber?

Pätzold: Sicherlich ist es für ein Tier schöner, in der Freiheit und in der Natur zu leben. Ich empfinde es aber auch als großes Gut, dass Kinder die Möglichkeit bekommen, diese Tiere zu erleben. Letztendlich kommt es auf ihre Haltung an, wie der Umgang mit ihnen ist und wie nah man sich dort an ihre natürlichen Lebensbedingungen annähert.

Ricore: Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Pätzold: Es gibt diese kleinen Dorfzirkusse, die ich als Kind erlebt habe. Man hatte das Gefühl, den Tieren geht es nicht besonders gut und auch die Künstler haben ihre Nummern lustlos abgespult. Das war eine sehr traurige Veranstaltung. Andererseits gibt es in der Manege auch Künstler, die ihren Beruf wirklich lieben und immer ihr Bestes geben. Das sind tolle Momente und da wird der Zirkus auch noch mal zu etwas ganz Besonderem.

Ricore: In München geht das Oktoberfest bald wieder los. Was würde Ihre Frau Chantel DuBois auf der Wies'n machen?

Pätzold: Sie würde natürlich schauen, ob es nicht irgendein Viehzeug gibt, das sie dann entweder verscheucht oder tötet. Alkohol würde sie sicher nicht trinken. (Mit französischem Akzent) Sie würde arbeitsfähig bleiben wollen und sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren.

Ricore: Werden Sie hingehen?

Pätzold: Nein, schon wieder nicht. Das ist ein tolles großes Ereignis, aber für mich sind das zu viele Menschen auf einem Fleck. Außerdem trinke ich kein Bier. Das muss man auf dem Oktoberfest nicht unbedingt tun, aber insgesamt handelt es sich meiner Meinung nach doch um einen Bierevent. Wenn man da nicht auf Bier steht, fehlt einem auch der Anreiz.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 3. Oktober 2012
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