Stefan Huhn/Ricore Text
Matze Knop auf der Premiere von "Die Hüter des Lichts (3D)" in München
Ich wollte Fußballprofi werden
Interview: Matze Knops Träume
Matthias alias Matze Knop ist mit Radioauftritten bekannt geworden. Derzeit ist er vor allem als Parodist von Fußballer-Persönlichkeiten im Fernsehen erfolgreich. Die Stimme ist sein Kapital, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis wir ihn als Synchronsprecher in einem Animationsfilm hören würden. In dem großartigen "Die Hüter des Lichts" spricht der 38-Jährige den Osterhasen, der samt Weihnachtsmann, Sandmann und Zahnfee die Kinder vor dem schwarzen Mann retten muss. Im Interview mit Filmreporter.de spricht Knop über Weihnachten, Kinderträume und seine große Leidenschaft, den Fußball.
erschienen am 1. 12. 2012
Paramount Pictures
Die Hüter des Lichts 3D
Ricore Text: Herr Knop, als bekennender Method-Actor haben Sie sich bestimmt monatelang auf die Rolle des Osterhasen vorbereitet.

Matze Knop: Oh ja, ich hatte mich in den Kaninchenbau zurückgezogen, und zwar im Sauerland, von wo aus ich mich auf die Rolle vorbereitet habe. Andererseits habe ich alles auf mich zukommen lassen und war gespannt, wie es im Studio sein wird. Ich war auch neugierig, wie der Osterhase aussieht. Ich hatte kein Bild von ihm im Kopf, weil vom Produktionsstudio alles streng geheim gehalten wurde. Nicht zuletzt hat mir Synchronregisseur Alex viele wertvolle Tipps gegeben.

Ricore: Haben Sie sich den Osterhasen wie im Film vorgestellt?

Knop: Ich stellte mir den Osterhasen so vor, wie man ihn aus der Lichtung kennt: ein kleiner süßer Hase, der angehoppelt kommt, ein paar Eier versteckt und sich dann wieder ängstlich in seinem Bau versteckt. Bei der Synchronisation merkte ich aber, dass es schon Sinn macht, wenn er etwas darstellt. Zudem gibt es einem als Kind und als Erwachsener Sicherheit, wenn man weiß, dass der Osterhase nicht nur die Eier versteckt, sondern auch welche hat. Er ist ein Hase, der sich breitbeinig hinstellt und sagt: 'Hey Freunde, ich bin nicht nur ein Hase, ich bin der Osterhase'. Durch den Film wurde mir einiges klar, was mir in der Kindheit verborgen blieb.

Ricore: Erinnern Sie sich noch an den Moment, als das Konstrukt vom Osterhasen in sich zusammenfiel?

Knop: Die Frage verstehe ich jetzt nicht. Wieso? Soll das heißen, es gibt den Osterhasen gar nicht? Natürlich habe auch ich irgendwann daran gezweifelt - vorübergehend (lacht)... Als ich zwischen sieben und acht Jahre alt war, sagte mir ein Freund, dass es den Osterhasen gar nicht gebe. Mit zehn war ich aber sicher: Doch, den gibt es. Dabei bleib ich auch. Man darf seinen Glauben nicht ständig wechseln. Man muss auch mal fest zu ihm stehen. Und das tue ich. Sonst hätte ich diese Rolle nicht angenommen.

Ricore: Ist es wichtig, Kindern Illusionen weiterzugeben?

Knop: Das ist sehr wichtig. Tradition wird oft unterschätzt. Es ist schön, wenn bestimmte Werte über Generationen weitergegeben werden. So falsch kann das alles nicht gewesen sein, was unsere Großväter und Ur-Großväter gelernt haben. Mittlerweile kommt man sogar wieder zur Medizin zurück, die bereits im Mittelalter angewandt wurde, indem man feststellte, dass Milch mit Honig zum Einschlafen doch ganz gut ist und man Schlaftabletten nicht braucht.
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Matze Knop auf der Premiere von "Die Hüter des Lichts (3D)"
Ricore: Im Zeitalter von Facebook und Casting-Shows ist es für Kinder nicht leicht, Kind zu bleiben.

Knop: Dieses Problem gab es zu allen Zeiten. Als ich zehn Jahre alt war, haben sich auch meine Eltern über die neue Generation beschwert und behauptet, dass früher alles besser war. Heute ist das nicht viel anders. Andererseits ist vielleicht tatsächlich etwas verkehrt daran, dass Kinder den ganzen Tag vor dem Computer hocken, anstatt draußen rumzutollen und sich mit Schneebällen zu bewerfen.

Ricore: Hatten Sie Kindheitshelden?

Knop: Natürlich der Osterhase. Bei mir gab es allerdings nicht den Weihnachtsmann sondern das Christkind. Die Zahnfee kam erst später. Bis sie sich durchgesetzt hat, hatte ich die Milchzähne bereits verloren. Mein letzter Zahn lag auf dem Nachttisch auf einer Tafel Schokolade. Den Sandmann fanden wir Kinder damals immer doof. Wir dachten, wer Sand in die Augen streut, kann nicht ganz echt sein. Ich bin froh, dass ich ihn in "Die Hüter des Lichts" neu kennengelernt habe und feststellen konnte, dass er sich für das Gute einsetzt. Ansonsten schaute ich mir auch gerne diverse Zeichentrickfilme an, ob das nun Biene Maja, Kimba, der weiße Löwe oder die Schlümpfe waren. Aber dass das meine Helden waren, würde ich nicht sagen. Ich hatte eher von jeder Zeichentrickfigur etwas genommen und mir meinen eigenen Held zusammengebastelt.

Ricore: Wenn Sie noch an den Osterhasen und den Weihnachtsmann glauben, dann sicher auch an den schwarzen Mann. Was bedeutet der schwarze Mann heute für Sie?

Knop: An den schwarzen Mann glaube ich nicht so richtig. Das möchte ich hiermit ganz deutlich sagen. Der schwarze Mann repräsentiert alles Böse auf der Welt. Im Endeffekt kann das vieles sein. Jeder, der dafür sorgt, dass ein Kind nicht lacht. Ich bin Schirmherr von Kinderlachen e. V., einer Hilfsorganisation im Raum Dortmund. Wir setzen uns für Kinder in Deutschland ein, denen es nicht so gut geht. Wir organisieren diverse Veranstaltungen, sammeln Geld und machen Sachspenden. Das würde ich mir für noch mehr Kinder auf der Welt wünschen. Darum geht es letztlich im Film. Fünf Helden stellen sich entschieden gegen den schwarzen und kämpfen für das Glück und die Träume der Kinder. Eine schöne Botschaft. Das sollte der eine oder andere von uns auch tun.

Ricore: Was waren Ihre größten Kindheitsträume?

Knop: Ich habe von den einfachen Dingen geträumt. Ich wollte Pirat werden und mit meinen Freunden übers Meer segeln. Außerdem wollte ich Fußballprofi werden. ich spielte jeden Tag Fußball, zum Ärger meiner Mutter, die schon mal den Zeigefinger erheben musste. Dann fanden wir irgendwann Cowboy und Indianer gut und stellten uns vor, wie abenteuerlich es wäre, im Zelt zu wohnen und mit dem Pferd zu reiten. Davon ließen wir schnell wieder ab, als wir tatsächlich einmal im Zelt schliefen und uns nach einer Nacht der Rücken wehtat. Das Schöne am Kind-Sein ist, dass sich die Träume im Stundenrhythmus ändern.
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Matze Knop auf der Premiere von "Die Hüter des Lichts (3D)"
Ricore: Das klingt nach einer erfüllten Kindheit.

Knop: Ja, ich fühlte schon als Kind, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Ich musste mir nie große Sorgen machen und dieses Gefühl habe ich durch das ganze Leben genommen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ricore: Wann kam der Traum, auf der der Bühne zu stehen?

Knop: Das kam relativ spät. Ich sagte als Fünfjähriger zwar mal, dass ich gerne Rudi Carrell sein möchte. Im Laufe der Zeit habe ich das dann doch wieder vergessen. Mein Vater hat beim Radio gearbeitet, mit ihm bin ich öfter zur Arbeit gegangen. Irgendwann stellte ich fest, dass Medien mich interessieren. Hinzu kam, dass ich in der Schule immer die Schulsprecher bewunderte, die vor der Schülerversammlung Reden gehalten haben. Dann machte ich irgendwann in einem Schauspielstück mit und war Sänger einer Schulband. Als ich mit der Figur Supa Richie zum ersten Mal in einer Rolle richtig auf der Bühne stand, wusste ich, dass ich das machen will. Und wenn man erst mal auf den Brettern steht, die die Welt bedeuten, dann ist es schwer, da wieder runterzukommen.

Ricore: Fußball ist das zentrale Thema Ihrer Parodien. Hat das mit persönlichen Interessen zu tun oder lassen sich Fußballer besonders leicht parodieren?

Knop: Nein, Fußballer sind nicht einfacher oder schwerer zu parodieren als andere Prominente. Die Stimme, den Charakter und das Aussehen muss man genauso ergründen und einstudieren wie bei anderen Parodien. Das hat tatsächlich mit meinem Interesse für Fußball zu tun. Fußball ist meine Leidenschaft. Seitdem ich fünf Jahre alt bin, renn ich hinter der Lederkugel hinterher. Als Comedian bin ich sonst immer alleine auf der Bühne. Darum finde ich es schön, zusammen mit zehn Jungs zu spielen. Es ist das Gemeinschaftsgefühl, das mich reizt. Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen. Das finde ich toll.

Ricore: Wie reagieren Sie darauf, wenn ihre Parodien nicht bei allen Menschen ankommen.

Knop: Es wird immer behauptet, dass einige Parodien zu platt seien. Das sehe ich nicht so. Im Endeffekt bin ich dafür zuständig, dass die Leute Spaß haben und lachen. Ich habe keinen Lehrauftrag, sondern bin Comedian.
Stefan Huhn/Ricore Text
Matze Knop, Hannah Herzsprung und Florian David Fitz auf der Premiere von "Die Hüter des Lichts (3D)"
Ricore: Wie haben Sie die Stimme vom Osterhasen entwickelt?

Knop: Zunächst habe ich meine 'Freunde' zu Rate gezogen und dachte, dass er vielleicht wie der Loddar sprechen soll [imitiert Lothar Matthäus]. Oder wie Franz Beckenbauer: [spricht wie Beckenbauer] 'Die Eier, ja sicherlich, ich bring' sie euch'. Oder ich dachte, ich mache den Jürgen Klopp [verstellt wieder die Stimme]: 'Ja, legendär, bunte Eier, geile Idee'. Dann war ich im Studio, wo mir Axel, der Regisseur, sagte, dass der Osterhase schon ziemlich cool spricht. Vielleicht ein bisschen wie der Kloppo, aber nicht ganz so aggressionsgeladen. Dann hörte ich mir die Originalstimme von Hugh Jackman an und probierte ein Paar Sachen aus. Bis Alex sagte, dass es gut sei.

Ricore: Bei Ihnen als Comedien und Parodist ist die Stimme ein wichtiges Instrument? Hat das die Arbeit leichter gemacht?

Knop: Ich hatte zwar keine Vorteile gegenüber professionellen Synchronsprechern, aber gegenüber Leuten, die das vorher noch nicht gemacht haben. Aufgrund meiner Parodietätigkeit habe ich gelernt, meine Stimme zu verstellen. Andererseits sind in der Synchronisation auch schauspielerische Qualitäten gefragt. In diesem Punkt bin ich weniger erfahren. Zwar muss man bei Parodien auch ein wenig Schauspielern, trotzdem bin ich kein Schauspieler im klassischen Sinne. Da hat es mir sehr geholfen, dass ein Regisseur dabei gewesen ist, der mir Hilfestellungen gegeben hat.

Ricore: Empfanden Sie es schwierig, eine festgelegte Rolle ohne Möglichkeit der Improvisation darzustellen?

Knop: Wenn ich auf der Bühne stehe, habe ich zwar ein festes Programm. Aber es kommt auch oft vor, dass ich improvisiere, indem ich zum Beispiel ins Publikum gehe und sie ins Konzept einbringe. Bei der Synchronisation konnten wir höchstens in ganz kleinen Nuancen improvisieren, indem wir zum Beispiel einige Wörter einstreuten, die im Deutschen besser passten. Ansonsten mussten wir uns eng ans Drehbuch halten. Das fand ich aber nicht schlimm. Zwischendurch hatten wir genug Raum, um Blödsinn zu machen (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 1. Dezember 2012
Zum Thema
Matthias alias 'Matze' Knop beginnt seine Karriere beim Rundfunk. Bis 2009 ist er als Moderator bei Franz Beckenbauer, Jürgen Klopp, Louis van Gaal und Diego Armando Maradona. Waldemar Hartmann kommentiert Knop in verschiedenen Rollen gemeinsam mit anderen Gästen die Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Knop ist Schirmherr für die Hilfsorganisation Kinderlachen e.V. 2005 wird er für sein soziales Engagement mit dem Kind-Award ausgezeichnet.
In "Die Hüter des Lichts" steht das Wohlergehen aller Kinder auf dem Spiel. Denn der finstere Pitch, der Schwarze Mann, möchte mit seiner Armee der Albträume die Welt in ewige Dunkelheit hüllen. Dem teuflischen Plan stellen sich der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee und der Sandmann beherzt entgegen. Unterstützung erhalten sie von dem rebellischen Jack Frost. Der Animationsfilm aus dem Hause William Joyce, der hier auch als ausführender Produzent an dem Projekt beteiligt ist.
2024