Heike Maleschka/Ricore Text
Christine Neubauer bei der Berlinale 2007
Fällt selten, stolpert oft
Interview: Christine Neubauer: Tücken des Alltags
Christine Neubauer ist und bleibt ein Vollweib. Dieses Image hat für die Schauspielerin nichts mit Übergewicht zu tun. 'Ein Vollweib zu sein ist kein Freibrief für ausladende Pfunde', stellt sie klar. Vielmehr gehe es um die eigene Weiblichkeit. In dem Fernsehfilm "Das Traumhotel - Myanmar" spielt sie die etwas tollpatschige Maria. Im Urlaub verliebt sich diese Hals über Kopf in ihren Traummann. Ob Christine Neubauer an Liebe auf den ersten Blick glaubt und wie ihr die Psychologie beim Job hilft, verrät sie im Interview mit Filmreporter.de.
erschienen am 6. 01. 2013
Ricore: Der Film spielt in Myanmarm, dem früheren Burma. Wo haben Sie gedreht?

Christine Neubauer: Hauptsächlich in Bagan, wo viele Tempel stehen.

Ricore: Wie waren die Dreharbeiten in Südostasien?

Neubauer: Auffallend waren die Freundlichkeit und Unberührtheit der Menschen. Die haben dort einfach keine Erfahrungen mit Filmdrehs. Deswegen ist auch alles schiefgegangen, was nur schief gehen kann. Das war mir sehr sympathisch. Für den Regisseur und das Produktionsteam war das eine reine Nervenleistung.

Ricore: Wie sieht für Sie der perfekte Urlaub aus?

Neubauer: Das ist unterschiedlich. Das kann ein schönes Hotel mit Strand sein. Das kann aber auch eine Reise sein, wie ich sie letztes Jahr unternommen habe. In meiner Auszeit von neun Monaten bin ich zwei Monate mit dem Auto durch Chile gefahren, vom Norden bis in den Süden, durch die Atacama-Wüste. Das war sehr abenteuerlich.

Ricore: Ihr Filmcharakter ist lustig und tollpatschig. Inwiefern können Sie sich mit diesen Eigenschaften identifizieren?

Neubauer: Da gibt es schon ein paar Parallelen. Ich bin ein guter Stolperer, kann mich aber trotzdem immer wieder fangen. Ich falle selten und stolpere oft.

Ricore: Können Sie die Entscheidung nachempfinden, in ein fernes Land zu reisen, um einen Mann fürs Leben zu finden?

Neubauer: Die große Liebe zu finden hat mein Charakter Maria gar nicht geplant. Sie hat lange für die Reise gespart und hat ihren Traumprinzen dort durch Zufall getroffen. Sie ist nicht in der Hoffnung dort hingefahren, sich einen Mann abzugreifen. Den Urlaub macht sie um des Urlaubs willen, der Mann kommt als Zuckerstück oben drauf.
Barbara Mayr
Christine Neubauer
Ricore: Ihre Rolle verliebt sich sehr schnell. Glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick?

Neubauer: Woher weiß man schon, wann der erste Blick ist. Das kann man oft gar nicht einordnen. Diese Situation in einem Film zu spielen, ist aber wunderbar. Danach sehnt sich das romantische Herz.

Ricore: Sie sind neben der Schauspielerei auch als Autorin tätig? Inwiefern ist es Ihnen wichtig, beide Tätigkeiten gleichermaßen auszuüben?

Neubauer: Das ergibt sich. Ich schreibe zum Beispiel Erlebnisse auf, die ich an Filmsets erlebe. Das eine wächst aus dem anderen. Ich lerne Menschen kennen, die mir etwas erzählen. Dadurch ist auch mein Buch "Das Leben ist jo-jo: Meine Wohlfühlgeheimnisse" entstanden.

Ricore: Wie gehen Sie beim Schreiben vor?

Neubauer: Chaotisch und intuitiv. Ich schreibe einfach alles auf. Wenn das kleine Büchlein nicht dabei ist, dann erst mal auf Zettel.

Ricore: Sie haben vor Ihrer Schauspielkarriere zwei Semester Psychologie studiert. Warum sind Sie nicht dabei geblieben?

Neubauer: Die zwei Semester waren sehr gut. Es hat sehr viel mit meinem jetzigen Beruf zu tun. Für mich persönlich ist dieses Fach aber nicht die Erfüllung. Ich lebe meine Klatsche lieber in den Rollen aus, statt anderen auf der Couch zuzuhören.

Ricore: Inwiefern hilft Ihnen die Psychologie bei der Arbeit als Schauspielerin?

Neubauer: Ich erstelle für jede Rolle ein Psychogram. Ich analysiere die Reaktionen, und Handlungsweisen der Figur. Das ist für meine Arbeit an der Rolle sehr wichtig.
Ricore: Nach dem Psychologiestudium haben Sie in New York und München Schauspiel studiert. Welche Metropole sagt Ihnen mehr zu?

Neubauer: Beide Städte sind auf ihre Art und Weise spannend. New York ist riesig. Ich war schon lange nicht mehr dort.

Ricore: Jetzt leben Sie auf Mallorca. Was genau reizt Sie an der Insel?

Neubauer: In Palma kann ich immer die Seele baumeln lassen. Ich bin ein sehr südländischer Typ. Letzte Woche saß ich noch kurzärmlig in der mallorquinischen Sonne und hier in Deutschland friere ich plötzlich. Ich liebe die Wärme, für mich gibt es nichts schlimmer, als die Kälte. Dennoch werden meine Wurzeln immer in München bleiben.

Ricore: Sie gelten als Vollweib. Was bedeutet dieses Image für Sie?

Neubauer: Eigentlich ist dieses Image längst vom Tisch. Es war für mich immer ein Kompliment, weil ich zu meiner Weiblichkeit stehe. Ein Vollweib zu sein ist kein Freibrief für ausladende Pfunde. Das wird oft falsch verstanden. Vollweib hat für mich nicht annähernd was mit Übergewicht zu tun. Ob zehn Kilo mehr oder weniger - nach meinem Begriff bin ich immer noch ein Vollweib. Als Schauspielerin bin ich in erster Linie wandelbar.

Ricore: Wie wichtig ist es, dass Mädchen und Frauen zu ihrem Körper und ihrer Weiblichkeit stehen?

Neubauer: Das finde ich sehr wichtig. Jeder sollte zu seinem gesunden Wohlfühlgewicht des eigenen Körpers finden. Das ist nicht ein bestimmtes Gewicht für alle. Jeder ist unterschiedlich, das hängt von den Proportionen ab. Im Fokus sollte die Gesundheit stehen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 6. Januar 2013
Zum Thema
Christine Neubauer studiert zunächst zwei Semester Psychologie, bevor sie sich für die Schauspielerei entscheidet. Sie nimmt in München Schauspielunterricht und lässt sich am renommierten New Yorker Löwengrube" den Lambert Jr. zur Welt. Vater ist der Sportjournalist Lambert Dinzinger. 2011 geben Neubauer und Dinzinger ihre Trennung bekannt. Neben der Schauspielerei ist Neubauer auch als Schriftstellerin tätig. So veröffentlicht sie mehrere Bücher, darunter "Das Vollweib-Kochbuch",..
2024