Walt Disney
Synchronsprecher Christian Ulmen freut sich über "Ralph reicht's 3D"
Computerspiele statt Sport
Interview: Christian Ulmen auch mal faul?
Ein wenig nostalgisch wird es, als wir mit Schauspieler und Produzent Christian Ulmen über alte Computerspiele sprechen. Anlass ist die Animationskomödie "Ralph reicht's", bei der er den Bösewicht eines Videogames synchronisiert, der endlich auch mal der strahlende Held sein will. Gut gelaunt spricht er im Interview mit Filmreporter.de über seine Leidenschaft für Computerspiele und die Herausforderungen der Synchronisation. Außerdem verrät uns Ulmen, worum es in seiner neuen Show "Who wants to fuck my girlfriend?" geht und wie es um seine Sportlichkeit bestellt ist.
erschienen am 5. 12. 2012
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Synchronsprecher Christian Ulmen posiert für "Ralph reicht's 3D"
Ricore Text: Herr Ulmen, wie war es wieder als Synchronsprecher zu arbeiten?

Christian Ulmen: Ich mache das sehr gern! Früher dachte ich oft: Wieso klingen Synchronstimmen immer nach Synchronstimmen? Es gibt ja so eine bestimmte Synchron-Stilistik, eine spezielle Betonung, wie es sie nur unter Synchronsprechern zu geben scheint. Jetzt weiß ich: Es geht oft nicht anders. Weil die Amerikaner nun mal anders atmen als wir. Da wird Luft geholt an Stellen, wo wir im Deutschen noch drei Nebensätze bräuchten. Im Bild wird dann aber nicht gesprochen, sondern geatmet, also musst Du da eben auch einen Atmer setzen - so entsteht ein völlig neuer Sprechrhythmus, der dann zu diesem klassischen Synchron-Klang wird.

Ricore: Wie schätzen Sie die deutsche Synchronarbeit im internationalen Vergleich ein?

Ulmen: Ich finde Deutschland liegt da weit vorne. Wir machen das ziemlich gut. In Polen gibt es das gar nicht. Da laufen die Filme im Original und ein einziger Sprecher spricht alle Rollen ohne schauspielerische Ambition. Er erzählt monoton den Inhalt, während der Zuschauer die Emotionen über den Originalton im Hintergrund mitbekommt.

Ricore: Haben Sie einen Lieblingssynchronsprecher?

Ulmen: Ich finde zum Beispiel die deutsche Stimme von Hugh Laurie in "Dr. House" brillant.

Ricore: Sie meinen Klaus-Dieter Klebsch.

Ulmen: Stimmt! Ihm gelingt es, den Zynismus der Hauptfigur ins Deutsche rüberzubringen. Das habe ich selten so gehört. Ich finde ihn sogar fast besser, als Hugh Laurie im Original.

Ricore: Haben Sie früher auch an einem Daddel-Automaten gespielt, so wie die Kinder in "Ralph reicht's 3D"?

Ulmen: An den Automaten habe ich nicht so sehr gespielt, auch wenn ich die natürlich kenne. Aber die Ästhetik der Figuren, das grob pixelige, das habe ich selbstverständlich auch erlebt. Ich hatte einen C64, den mir meine Eltern gebraucht geschenkt haben, weil sie ihn einem Nachbarsjungen abgekauft hatten, als alle anderen schon einen Amiga 2000 besaßen. Schon damals hat der C64 neu fast nichts gekostet, aber wahrscheinlich nur um meine pubertierende Seele zu demütigen, haben sie einen Gebrauchten gekauft. Ich habe dann auch all diese Spiele gespielt: Es fing mit "Frogger" an, dann kam ich zu etwas ähnlichem wie "Pacman" und schließlich zu "Hangman" sowie "Winter Games" und "Summer Games". Ich finde "Ralph reicht's 3D" löst sehr gut die Erinnerungen an diese Zeit und solche Spiele aus.

Ricore: Haben Sie wie Ralph schon einmal eine Medaille gewonnen?

Ulmen: [Überlegt lange] Ich habe mal den zweiten Platz bei einem Ski-Rennen gemacht, beim richtigen Ski-Laufen während eines Winterurlaubs in Österreich und nicht am Computer.

Ricore: Als einer von insgesamt zwei Teilnehmern?

Ulmen: Nein, wir waren immerhin zwölf und ich war acht oder neun Jahre alt. Das war wirklich meine einzige Medaille, die ich je bekommen habe. Nicht mal bei den Bundesjugendspielen konnte ich etwas gewinnen, auch keine Urkunde, außer einmal beim Geräteturnen. Man bekommt ja ab einer bestimmten Punktzahl eine Urkunde und wenn man ganz super ist, irgendwann eine Medaille und eine Ehrenurkunde. Aber ich habe nicht mal die Teilnahmeurkunde bekommen, weil meine Punktzahl stets so schlecht war, dass ich als nicht-teilgenommen galt. Das ist wirklich wahr!
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Ralphn reicht's
Ricore: Sie schlüpfen ja sehr oft und gerne in Rollen. Konnten Sie sich Ralphs Charakter besonders einfach aneignen?

Ulmen: Eigentlich sind es ja nur fünf Figuren, die ich seit geraumer Zeit spiele [lacht]. Ralph musste ich mir ja Gott sei Dank nicht mehr ausdenken, der war schon da.

Ricore: Haben Sie den Klang von Ralphs Stimme selbst kreiert, oder gab es jemanden, der Ihnen sagte wie er klingen soll?

Ulmen: Nein. Ich spreche Ralph ja auch nicht mit verstellter Stimme, ich leihe ihm meine Tonalität und spiele ihn so, wie ich andere Charaktere auch spiele. Anna Fischer hat das auch so gemacht und ihre Stimme nicht verstellt, auch wenn man das gar nicht glauben mag [lacht].

Ricore: War es für Ihre Interpretation von Ralph egal, wie John C. Reilly ihn in der Originalfassung gesprochen hat?

Ulmen: Ja. Reilly hat eine tiefere Stimme als ich und passt dadurch auf eine direktere Art gut zur Figur. Denn Ralph spricht im Original genauso wie er aussieht. Meine Stimme klingt eher fast nach dem Gegenteil eines grobschlächtigen Zerstörers. Es war von den Synchronregisseuren so gewollt, dass meine Stimme das harte Aussehen von Ralph konterkariert, um zu unterstreichen, dass Ralph zwar wie ein harter Typ aussieht, in Wahrheit aber einen weichen Kern hat.

Ricore: Haben Sie wie Ralph schon mal das Gefühl gehabt, den eigenen Job hinschmeißen zu wollen?

Ulmen: Klar gibt es Momente, in denen man keinen Bock hat das zu tun, was man gerade macht. Das hielt bei mir aber nie länger, als einen schlecht gelaunten Nachmittag an. Ich mag meinen Beruf sehr.

Ricore: Wie organisieren Sie Ihr Leben, wenn Sie einerseits beruflich sehr aktiv sind, sich andererseits natürlich auch um Ihre Familie kümmern wollen?

Ulmen: Ich delegiere sehr gerne. Ich lasse gerne Sachen von anderen guten Leuten machen. In meiner Firma ist es beispielsweise so, dass ich bei den verschiedenen Formaten die wir produzieren, nicht jeden Tag mit ans Set kommen muss. Das sieht dann immer viel aus, aber in Wirklichkeit sitze ich zu Hause und freue mich, dass die anderen das alles so gut machen.

Ricore: Sind Sie ein Faulpelz, wenn Sie sagen, dass Sie gerne delegieren?

Ulmen: Nein, denn so etwas ist ja durchaus anstrengend. Beispielsweise muss ich die richtigen vertrauenswürdigen Leute auswählen, die meine Arbeit erledigen sollen. Wenn etwas schief läuft, bin ich derjenige, der alles ausbaden muss. Da darf man nicht faul sein.
Constantin Film
Christian Ulmen
Ricore: Was genau ist Ihre Aufgabe in Ihrer Firma?

Ulmen: Genau das. Ich berufe einmal die Woche ein Meeting ein und frage: "Was machen wir diese Woche?" Ich sage dann oft: "Ah ok, mach du das, ich habe Zuhause noch zu tun [lacht]." Außerdem besetze ich mich ab und zu selbst für eine Rolle. Wir machen beispielsweise bald eine Show mit Uwe Wöllner die "Who wants to fuck my girlfriend?" heißt. Das muss Uwe moderieren und ich muss ihn dann spielen.

Ricore: Worum geht es in der Sendung?

Ulmen: Es ist eine Spielshow, eine echte, wie ich betonen möchte. Darin geht es um zwei Männer, die gegeneinander antreten und herausfinden wollen, wer die geilste Freundin hat. Der Typ, der die geilste hat, gewinnt die Show. Die Männer lassen ihre Frauen wie in Hahnenkämpfen raus und Aufgaben erledigen. In einer Spielrunde müssen sie zum Beispiel in ein Bordell gehen und dann wird gezählt, wer öfter angesprochen wurde. Es haben sich schon einige Paare gemeldet, mit denen haben wir auch bereits einige Szenen gedreht. Es ist wahnsinnig lustig geworden und wird auf ulmen.tv sowie auf Tele 5 zu sehen sein.

Ricore: Wonach entscheiden Sie, ob Sie ein Projekt angehen?

Ulmen: Ich überlege einfach, ob es mir gefällt. Das ist das Einzige.

Ricore: Und warum haben Sie bei "Ralph reicht's 3D" mitgemacht?

Ulmen: Da habe ich ein paar Euro gebraucht [lacht]. Im Ernst: Ich habe zugesagt, weil ich die Geschichte von Anfang an mochte, da sie sofort all die Erinnerungen an früheren Zeiten hervorrief und mir alle möglichen Anekdoten einfielen, die ich über die damalige Zeit hätte erzählen können, als ich sehnsuchtsvoll Computerspiele spielen wollte, aber nicht konnte, weil meine Eltern mir nicht die nötige Hardware gegeben haben.

Ricore: "Ralp reicht's 3D" kommt zur Weihnachtszeit in die Kinos. Was halten Sie von Weihnachten und wie verbringen Sie diese Zeit?

Ulmen: Weihnachten ist ein Kinderfest und war für mich deswegen bis zu dem Zeitpunkt praktisch komplett irrelevant, bis ich selbst Kinder bekam. Seitdem hat es für mich wieder diese Relevanz.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 5. Dezember 2012
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2024