Senator Filmverleih
Rooney Mara präsentiert "Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen" auf der Berlinale
Frauen sind gut im Manipulieren
Interview: Rooney Mara hat alles im Griff
Mit dem Hollywood-Remake von Niels Arden Oplevs "Verblendung" ("Verblendung" 2011) war sie fast über Nacht präsent: Rooney Mara. Vorher war die Schauspielerin kaum jemandem ein Begriff. Dabei hat sie kurz zuvor in David Finchers "The Social Network" mitgewirkt. In Steven Soderberghs "Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen" spielt die US-Amerikanerin eine Frau, der man nur mit Vorbehalt vertrauen sollte. Im Interview mit Filmreporter.de hat Mara verraten, ob Männer oder Frauen die besseren Lügner sind.
erschienen am 25. 04. 2013
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Rooney Mara in "Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen"
Ricore Text: Haben Sie sich nach "Verblendung" an dem Medien-Rummel um Ihre Person gewöhnt?

Rooney Mara: Ja, langsam gewöhne ich mich daran.

Ricore: Ab wann wussten Sie, dass Sie in "Side Effects" mitspielen wollen?

Mara: Als ich das Drehbuch gelesen habe, wusste ich, dass Steven Regie führen wird und Jude und Channing mit von der Partie sein werden. Ich wollte gerne mit allen dreien zusammenarbeiten. Außerdem mag ich die Filme, die Steven zusammen mit Scott gemacht hat.

Ricore: Wie war Ihre Herangehensweise an die Rolle?

Mara: Im Grunde genommen war bereits alles im Buch angelegt, da Scott für uns die ganze Recherche-Arbeit geleistet hat. Darüber hinaus habe ich vieles über Depressionen gelesen, habe mir Videomaterial angeschaut und mich mit Fachleuten darüber unterhalten.

Ricore: Im Film geht es um Täuschung und Lüge. Sind Frauen die besseren Lügner?

Mara: Männer lügen genau so viel, wenn nicht sogar mehr als Frauen. Frauen sind besonders gut im Manipulieren. Ansonsten kann man das nicht pauschalisieren, jeder Mensch tickt da anders. Ich bin eine Frau und keine gute Lügnerin.

Ricore: Sind Sie eine gute Manipulatorin?

Mara: (lacht) Ja.

Ricore: Inwiefern?

Mara: Zumindest bin ich eine bessere Manipulatorin als Lügnerin. Lügen kann ich nicht so gut.

Ricore: Können Sie uns eine Situation nennen, in der Sie sich als gute Manipulatorin erwiesen haben?

Mara: Ich will hier definitiv kein Beispiel nennen (lacht).
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Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen
Ricore: Wie fanden Sie die Kuss-Szene mit Catherine Zeta-Jones?

Mara: Es war wie jeder Kuss, den man für die Arbeit macht, wie jede andere romantische Szene mit einem Schauspielkollegen.

Ricore: Sie machen da keinen Unterschied zwischen Mann und Frau?

Mara: Nein, ich fand es weder seltsam, noch peinlich und lustig. Vielleicht finden es andere Menschen außergewöhnlich, ich nicht.

Ricore: "Side Effects" handelt unter anderem davon, wie die Pharma-Industrie Profit aus den Depressionen der Patienten schlägt. Welche Mittel nehmen Sie, wenn Sie sich nicht gut fühlen?

Mara: Ich denke, dass die Gesellschaft immer nach einfachen Lösungen sucht. Man will die Dinge schneller, besser und stärker haben. Auch in Sachen Medikamenten sind die Menschen schnell mit einer Entscheidung bei der Hand, um ihr Leben zu verbessern. Andererseits glaube ich, dass es Menschen gibt, die auf Medikamente wirklich angewiesen sind. In dem Fall hat Medizin eine lebenswichtige und -verändernde Funktion. Ich persönlich versuche, überhaupt keine Medikamente zu nehmen.

Ricore: Auch kein Antibiotikum?

Mara: Nein. Ich habe sie als Kind oft genommen und das hat dazu geführt, dass ich heute ein sehr schwaches Immunsystem habe. Seitdem nehme ich auch kein Antibiotikum mehr.

Ricore: Sie leben sehr bewusst und ernähren sich vegan. Hilft Ihnen das, gesund zu bleiben?

Mara: Wegen der Antibiotika werde ich heute sehr oft krank. Sollte ich eines Tages - Gott bewahre - in eine tiefe Depression geraten, aus der ich nicht mehr selbstständig herauskommen würde, dann würde ich etwas nehmen, damit es mir besser geht. Mit Antibiotikum verhält es sich anders. Sollte es zur einer Grippe-Epidemie kommen, würde Antibiotikum mir nicht helfen, weil ich es früher zu oft genommen habe. Aus diesem Grund denke ich, dass eine Medikation nur dann durchgeführt werden sollte, wenn es keine weiteren Optionen gibt.

Ricore: Ihre Figur in "Side Effects" ist eine sehr starke Persönlichkeit, die einige gewichtige und fragwürdige Entscheidungen trifft. Wie standen Sie dazu?

Mara: Ich versuche, über meine Charaktere nicht zu urteilen. Das Schöne am Film ist, dass niemand wirklich schuldig und unschuldig ist. Auch Judes Charakter ist weder gut noch böse. Jeder Charakter hat gute und schlechte Eigenschaften. Das macht "Side Effects" so interessant.
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Rooney Mara in Berlin ("Side Effects - Tödliche Nebenwirkungen")
Ricore: Auch ihr Charakter schwankt zwischen Gut und Böse. Welche dieser Eigenschaften haben Sie lieber gespielt?

Mara: Es war schwierig, den Anfang zu spielen, weil ich wusste, dass das alles Täuschung war. Wenn ich einen Charakter gespielt hätte, der tatsächlich an Depression leidet, dann wäre das sicher eine ganz andere Erfahrung. Vielleicht wäre es einfacher, bestimmte Emotionen darzustellen. Weil ich wusste, dass das alles nicht echt ist, fand ich die Darstellung schwierig. Das Ende war einfacher, weil sie aufrichtig war.

Ricore: Wie würden sie den wahren Jude Law charakterisieren?

Mara: Jude ist ein großzügiger und kluger Mensch. Er ist weder hilfsbedürftig noch anstrengend, sondern sehr gelassen und entspannt.

Ricore: Steven Soderbergh gilt als Regisseur, der schnell arbeitet und nicht viele Takes für eine Einstellung braucht. Wie fanden Sie seine Arbeitsweise?

Mara: Wenn ich meine Arbeit mache, dann liefere ich mich komplett dem Regisseur aus und passe mich an ihre Methoden an. Seine Arbeitsweise kam mir sehr entgegen. Andererseits habe ich auch mit Regisseuren gearbeitet, die einen ganz anderen Arbeitsstil hatten. Auch das funktionierte sehr gut. Es gibt also keine bestimmte Arbeitsweise, die ich bevorzugen würde.

Ricore: Sie engagieren sich für bessere Lebensbedingungen in Afrika. Waren Sie in letzter Zeit wieder dort?

Mara: Ja, ich war im Dezember letzten Jahres in Afrika. Meiner Wohltätigkeitsorganisation geht es sehr gut. Wir haben ein Gemeinschaftszentrum in Kibera und viele Bildungsprogramme. Es findet eine Entwicklung statt und die Kinder nutzen die Einrichtungen intensiv.

Ricore: Wenn Sie nicht Schauspielerin wären, könnten Sie sich vorstellen, eine längere Zeit dort zu verbringen?

Mara: Das ist sicher etwas, wo ich mir wünsche, dass ich mehr Zeit hätte. Ob ich dauerhaft in Afrika sein könnte, weiß ich nicht. Es ist eine sehr harte Arbeit.

Ricore: Gibt es eine Chance, dass Sie als Lisbeth Salander zurückkehren?

Mara: Ich hoffe, aber sicher bin ich mir nicht.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 25. April 2013
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