Tatjana Niezel/Ricore Text
Wolke Hegenbarth
Engagiert und umweltfreundlich
Interview: Vorbildliche Wolke Hegenbarth
Wolke Hegenbarth kämpft in der zweiten Staffel von 'Alles Klara' erneut mit vollem Einsatz gegen das Verbrechen. Nicht nur in ihrer Rolle zeigt die sympathische Schauspielerin ein vorbildliches Verhalten. Auch in ihrem Leben engagiert sich die Berlinerin - so etwa für Kinder in Afrika. Weshalb Wolke es für wenig hilfreich hält, ihre Patenkinder zu besuchen, erläutert sie im Interview mit Filmreporter.de. Zudem erfahren wir, wie ihr Verhältnis zu Ex-Ehemann Justin heute ist.
erschienen am 29. 10. 2013
ARD/Marion von der Mehden
Wolke Hegenbarth in "Alles Klara"
Ich lerne Berlin noch kennen
Ricore Text: Könnten Sie sich vorstellen im Harz zu leben?

Wolke Hegenbarth: Das ist eine sehr schöne Gegend, in der viel gewandert wird. Wenn man mal eine Auszeit möchte und die Natur genießen will, dann ist der Harz dafür hervorragend geeignet. Ich bin allerdings eher ein Stadtkind. Wenn ich es mir aussuchen kann, bin ich lieber in einer Großstadt.

Ricore: Wie gut kennen Sie München?

Hegenbarth: Ich bin hier ab und an zu Gast, probte hier auch mal für ein Theaterstück. Aber das ist auch schon wieder zehn Jahre her. Daher kenne ich von der bayrischen Landeshauptstadt auch nur das, was der Tourist kennt.

Ricore: Daheim in Berlin wissen Sie aber Bescheid, oder?

Hegenbarth: Nein [lacht]. Ich bin auch erst seit März richtig in Berlin. Ich lerne die Stadt noch kennen. Mit einer Freundin aus Südafrika, die mich vor kurzem besucht hat, habe ich das ganze Touristenprogramm gemacht und dadurch auch selbst einiges über die Stadt erfahren. Ich hatte mir eine Stadtführer-App heruntergeladen und mir damit einen Weg durch Berlin gebahnt.

Ricore: Wohin entwickelt sich die zweite Staffel von 'Alles Klara'?

Hegenbarth: Die Veränderungen sind marginal. Es gibt weniger Rollen im Hauptcast und der Krimiplot wird stringenter erzählt. Aber letztlich ist es eine Fortsetzung der ersten Staffel.

Ricore: Sehen Sie im Fernsehen Krimikomödien?

Hegenbarth: Warum nicht? Grundsätzlich gucke ich wenig Fernsehen. Gerne den "Tatort" oder Filme die ab 22Uhr laufen.

Ricore: Finden Sie es gut, dass unter dem Slogan 'Crime & Smile' viele Krimiserien zusammengefasst werden?

Hegenbarth: Ich bin Schauspielerin und die ARD Marketingstrategien kann und möchte ich nicht beurteilen.
Imagenet
Wolke Hegenbarth
Wo Barbara Schöneberger spendet, das wird schon Hand und Fuß haben
Ricore: Wieviel der Lockerheit und Forschheit von Klara steckt in Ihnen?

Hegenbarth: Vielleicht 30 Prozent. Man bringt ja auch immer seine Persönlichkeit in eine Rolle mit ein.

Ricore: Was halten Sie davon, wenn Kritiker sagen: 'Die Hegenbarth spielt mal wieder nur das liebe, lustige und nette Mädchen von nebenan, dass meistens gut drauf ist?'

Hegenbarth: Mich stört das nicht wirklich, wenn man mich in Schubladen sieht. Allerdings trägt das selten jemand direkt an mich heran. Zudem hatte ich bisher das Gefühl, dass die Leute gerne gucken, was ich so mache. Bislang hat sich bei noch niemand ernsthaft beschwert.

Ricore: Bei 'Heiter bis tödlich - Alles Klara' führen Thomas Freundner und Andi Niessner Regie. Inwieweit unterscheiden sich die beiden?

Hegenbarth: Im besten Fall sieht man am Produkt natürlich keinen Unterschied, da eine Serie schließlich auch dazu da ist, dass der Zuschauer das Gewohnte bekommt. Das heißt die Freiheit des Regisseurs in einer Serie ist die Kleinste im Fernsehbereich, denn seine Rahmenbedingungen sind recht eng gesteckt. Beide haben versucht, das Beste für das Format herauszuholen und sich dabei selbst in den Dienst der Sache gestellt.

Ricore: Ich meinte eigentlich die Zusammenarbeit.

Hegenbarth: Jeder Regisseur hat seinen eigenen Stil. Die beiden waren aber angenehm ähnlich, sodass ich das Gefühl hatte 'Alles Klara' würde durchgehend von demselben Regisseur inszeniert.

Ricore: Wären Sie bei einer möglichen dritten Staffel dabei?

Hegenbarth: Potentiell, wenn die Menschen das mögen, ist das immer möglich. Es ist sicher nicht so, dass ich sage: 'Nie wieder Klara!'. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund.

Ricore: Sie sind sozial stark engagiert. Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Hegenbarth: Ich habe im Jahr 2004 das Prominenten-Special von 'Wer wird Millionär?' geguckt. Da hat Barbara Schöneberger, die ich schon damals ganz toll fand, ihren Gewinn an das Kinderhilfswerk Plan International gespendet. Da hatte ich das Gefühl, jetzt weiß ich wohin. Ich hatte schon vorher das Gefühl, man könnte etwas tun, einfach mal klein anfangen mit einer monatlichen Spende oder so. Aber bei Barbara Schöneberger dachte ich: 'Da wo sie spendet, das wird schon Hand und Fuß haben, das ist für mich ein gewisses Qualitätsmerkmal.' Anschließend habe ich eine Patenschaft übernommen für ein Kind in Ägypten und zwei Jahre später kam noch eines dazu. Über die Jahre hat sich mit Plan eine engere Zusammenarbeit ergeben, auch weil es durch Spielshows immer wieder Gelegenheiten gibt für die Organisation Geld zu erspielen. Im letzten Jahr hat Plan mich sogar zu meinem Patenkind nach Sambia eingeladen und mir damit auch ganz viel Einblick in die großartige Projektarbeit vor Ort gegeben. Zu dem Aufenthalt auf den 'Mercy-Ships' kam es allerdings durch meine Kollegin Alexa Maria Surholt. Sie war das Jahr zuvor dort und hat in einer Drehpause so davon geschwärmt, dass ich gedacht habe: 'Das spricht mich total an. Das möchte ich auch machen!'. Gerade weil man mit der Arbeit auf dem Schiff selbst mit anpacken kann.

Ricore: Wie oft sehen Sie Ihre Patenkinder?

Hegenbarth: Das Mädchen aus Ägypten habe ich noch gar nicht getroffen, dass aus Sambia einmal, weil ich mit Plan International dort im letzten Jahr war. Da haben wir sie in ihrem Dorf besucht.
ARD/Marion von der Mehden
Wolke Hegenbarth bekommt in "Alles Klara" die Haare schön
Wolke Hegenbarth ist dankbar für die gemeinsame Zeit
Ricore: Stehen bei Ihren beiden Organisation neue Projekte an, oder wie geht es weiter?

Hegenbarth: Die Patenschaften mache ich natürlich weiter. Eines wurde letztes Jahr 18 Jahre alt, dadurch kam ein neues hinzu. Im nächsten Jahr plane ich einen weiteren Aufenthalt auf dem Mercy-Ship.

Ricore: Woher kommt es, dass Sie sich ausschließlich für Projekte in Afrika engagieren?

Hegenbarth: Durch meinen Ex-Mann und die Zeit in Südafrika, habe ich mit 19 meine Liebe für diesen Kontinent entdeckt. Man kann natürlich überall auf der Welt etwas tun, denn es gibt leider Millionen Orte, die Hilfe benötigen. Aber da wo das Herz liegt, macht es für mich am meisten Sinn, sich zu engagieren.

Ricore: Sie haben gerade Ihren Ex-Ehemann Justin angesprochen. Wenn Sie an die gemeinsame Zeit denken, was fühlen Sie da?

Hegenbarth: Gutes! Wir sind beide sehr dankbar für die gemeinsame Zeit. Es waren tolle zehn Jahre. Dann haben wir uns aber auseinander gelebt.

Ricore: Haben Sie noch Kontakt?

Hegenbarth: Ja, durchaus. Aufgrund der örtlichen Distanz müssen wir es jedoch meistens bei Skype oder WhatsApp belassen. Die 10.000 Kilometer müssen ja irgendwie überwunden werden [lacht]. Aber aufgrund der modernen Technik, die es zur Anfangszeit unserer Beziehung noch gar nicht gab, geht das jetzt. Früher habe ich unfassbare Summen für Telefonate ausgeben müssen. Das wäre heute unvorstellbar. Da gab es noch kein Skype. Aber dank der neuen Technik haben wir regelmäßig Kontakt.

Ricore: Sie sind 2011 mit dem 'Best for Bike' als fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres geehrt worden. Wie haben Sie sich den Preis verdient?

Hegenbarth: Ich habe kein Auto und hatte auch noch nie eines. Ich fahre ausschließlich Fahrrad. Ich plädiere auch in der Öffentlichkeit immer wieder und gerne fürs Fahrrad. Vor allem in der Stadt.

Ricore: Sie fahren aus Prinzip Fahrrad?

Hegenbarth: [Überlegt lange] Ich bin kein autoaffiner Mensch. Ich bin in einer Großstadt aufgewachsen und war nie auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen. Ich bewege mich viel mit dem Fahrrad, außer zur Arbeit, da werde ich mit dem Auto gefahren. Ich fühle mich ohne Auto befreit. Ich muss nirgendwo parken, ich benötige kein Parkticket, ich brauch keine Genehmigung, dass Ding irgendwo hinzustellen. Ich finde es angenehm, dass ich direkt vor der Tür aussteigen kann. Mir sagt das sehr zu. Es ist zudem gesund, sich viel zu bewegen.

Ricore: Hatte die Auszeichnung Folgen für Sie? Gab es gemeinsame Projekte?

Hegenbarth: Nein. Ich denke, es dient vor allem dazu, das Fahrradfahren populärer zu machen. Ab und zu redet man noch über Verkehrsprojekte und Verkehrsplanung, oder die Frage wie Städte besser mit Fahrradfahrern umgehen könnten. Bei solchen Sachen werde ich dann immer mal wieder nach meiner Meinung gefragt.

Ricore: Sind Sie in Ihrem Bekanntenkreis als Fahrradfahrerin Einzelkämpferin?

Hegenbarth: Meine beiden besten Freundinnen haben auch kein Auto. Die eine leiht ab und zu eines von ihrer Mutter. Insgesamt sind wir aber alle nicht wirklich autoabhängig. Wir haben alle nicht das Gefühl, dass wir unbedingt ein Auto für unser Wohlempfinden brauchen.

Ricore: Vielen Dank für das Interview!
erschienen am 29. Oktober 2013
Zum Thema
Wolke Hegenbarth kommt 1980 in Meerbusch zur Welt. Im Jahr 1995 wird sie für die Die Camper" engagiert, bevor sie sechs Jahre später in der Serie "Mein Leben & ich" Ihren persönlichen Durchbruch als Alexandra "Alex" Degenhardt feiert. Wolke Hegenbarth ist Trägerin des Deutschen Comedypreises und engagiert sich seit Jahren für soziale Belange.
Alles Klara (Kinofilm)
2024