Yvonne Catterfeld
Yvonne Catterfeld
'Man muss loslassen können'
Interview: Glückliche Yvonne Catterfeld
Yvonne Catterfeld hat mit Schauspieler Oliver Wnuk ("Stromberg") ihr privates Glück gefunden. Das Paar erwartet ihr erstes Baby. In "Cecelia Ahern: Zwischen Himmel und hier" läuft es in Sachen Identitätsfindung holpriger. Dort muss die von Catterfeld gespielte Figur entdecken, dass sie nicht die ist, die sie zu sein glaubt. Aus diesem Grund macht sie sich in Irland auf die Suche nach ihren Wurzeln. Im Interview mit Filmreporter.de spricht die Erfurterin über ihre Schwangerschaft und die Notwendigkeit, Dinge hinter sich zu lassen. Außerdem verrät Catterfeld, wie sie mit Klischees umgeht und ob sie selbst romantisch veranlagt ist.
erschienen am 14. 02. 2014
Yvonne Catterfeld
Yvonne Catterfeld
Bevorzuge Filme, die kein positives Ende nehmen...
Ricore Text: Wie gut kennen Sie die Romane von Cecelia Ahern?

Yvonne Catterfeld: Nicht so gut. Ich habe "P.S. Ich liebe dich" gelesen. Das ist schon sehr lange her und ich machte dies nur wegen des Films, den ich toll fand. Dann habe ich jetzt noch ihren aktuellen Roman "Die Liebe deines Lebens" gelesen, weil ich mit Cecelia dafür eine Lesung gemacht habe.

Ricore: Lesen Sie auch privat romantische Bücher?

Catterfeld: Die Geschichte von "P.S. Ich liebe Dich" fand ich sehr gut, weil darin auch eine gewisse Tragik und Traurigkeit enthalten ist. Das Buch hat ein Happy End - aber irgendwie auch nicht. Ich bevorzuge Filme, die kein positives Ende nehmen, selbst wenn ich mich dann schwarz ärgere. So etwas erscheint mir schlicht intensiver. Aber eigentlich lese ich wenig Romane. Mir fällt es schwer zu sagen: 'Ich nehme mir jetzt die Zeit und lese ein Buch'. Bei Filmen und Serien gelingt mir das komischerweise eher. "Homeland" gucke ich auch den ganzen Tag und komme da kaum mehr von los [lacht]. Ich mache dann meinen Computer aus und denke: 'Jetzt bin ich wieder im richtigen Leben' [lacht]. Manchmal ist es einfach toll, wenn man ein wenig aus dem Alltag flüchten kann und mit den Figuren lebt und fühlt. Bei Romanen ist das ähnlich. Da wird die Fantasie natürlich noch mehr angeregt. Aber irgendwie kostet mich das trotzdem zu viel Überwindung. Ich lese lieber Sachbücher, wenn mich ein spezielles Thema interessiert.

Ricore: Die Süddeutsche Zeitung hat Cecelia Ahern mal als die Yvonne Catterfeld der Literatur bezeichnet. Was halten Sie von diesem Vergleich?

Catterfeld: Echt jetzt, das haben die gemacht?

Ricore: Ja.

Catterfeld: Oh mein Gott [lacht]. Das ist ja echt lustig, das wusste ich gar nicht! Was ich von dem Vergleich halte? Ich frage mich natürlich, wie so ein Gedankengang zustande kommt. Die erste Idee, die ich sofort habe, ist, dass das mit meinem früheren Image zu tun hat, jedoch wenig mit mir als Person. Da hat sich jemand gedacht, die Catterfeld ist mit 'Für dich' auch so märchenhaft, so unrealistisch, ideal, romantisch und kitschig wie Ahern. Dabei ist eine Geschichte wie "P.S. Ich liebe Dich" sehr realistisch, überhaupt nicht märchenhaft und vor allem hochdramatisch. Insofern finde ich diesen Vergleich auch Cecelia Ahern gegenüber ungerecht.

Ricore: Das kann ich absolut nachvollziehen.

Catterfeld: Sie hat eigentlich auch etwas dagegen, wenn man meint, dass ihre Bücher Märchen seien. Denn letztendlich verbindet sie ja eine realistische Geschichte mit einer kleinen magischen Komponente. Trotzdem bleibt es ja immer realistisch. Eine Adoptionsgeschichte wie im Film hat es ja tatsächlich gegeben. Cecelia ist da schon nah dran an der Realität. Sie sagt zwar, sie kann den Begriff 'modernes Märchen' akzeptieren, aber ganz glücklich scheint sie damit nicht zu sein.

Ricore: Wie ist es für Sie mit den ganzen Klischees konfrontiert zu werden?

Catterfeld: Es ist halt so [zuckt verlegen mit den Schultern].

Ricore: Das heißt man gewöhnt sich einfach daran?

Catterfeld: Sich an etwas gewöhnen geht immer einher mit Gleichgültigkeit.
Yvonne Catterfeld
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Yvonne Catterfeld: War ich etwa zehn Jahre auf dem Mars?
Ricore: Akzeptieren Sie Klischees?

Catterfeld: [lacht] Ja. Ich verstehe viele Sachen sogar. Das Einzige was mir nicht gefällt, ist, dass bei mir manchmal zehn Jahre meines Lebens ausgelassen werden und immer wieder auf längst vergangene Dinge zurückgegriffen wird. Das ist hart. Da denke ich dann immer: 'War ich etwa zehn Jahre auf dem Mars?'. Das ist das einzige womit ich wirklich ab und an zu kämpfen habe. Denn in der Zwischenzeit habe ich ja eine Menge Arbeit geleistet, viele Filme mit sehr unterschiedlichen Rollen gedreht. Meine künstlerische Entwicklung ist also im wahrsten Sinn des Wortes 'vorzeigbar'. Da kann die Laune schon mal schlechter werden, wenn das ignoriert wird und immer die alten Kamellen rausgeholt werden. Auch im Internet finde ich immer noch uralte Fotos wenn ich mal google.

Ricore: Sind Sie deshalb seit einigen Monaten bei Facebook aktiv, um dem Bild welches das Internet von Ihnen zeichnet entgegenzuwirken?

Catterfeld: [Überlegt lange] Nicht gezielt. Der Grund war eigentlich, dass es eine Seite über mich gab, die nicht von mir gemacht wurde. Das fand ich merkwürdig. Da habe ich gedacht: 'Wenn es diese Seite schon bei Facebook gibt, dann muss ich sie selber machen.' Ein Grund ist natürlich auch, dass es mittlerweile dazugehört, bei Facebook präsent zu sein und man sonst den Kontakt zu seinen Fans zu verlieren droht. Früher habe ich per Post Fan-Briefe beantwortet, das schafft man jetzt gar nicht mehr. Heute ist der Hauptkommunikationsweg Facebook. Gegen mein Bild im Netz ansteuern kann ich aber kaum, denn die anderen Dinge existieren ja weiterhin. Die Fotos bekommt man nie wieder weg. Die bleiben für immer und ewig im Internet [lacht].

Ricore: In "Zwischen Himmel und hier" sucht Amelia ihre Vergangenheit, findet aber ihre Zukunft. Welchen Einfluss haben die beiden Zeitebenen in Bezug auf Ihr derzeitiges Leben?

Catterfeld: Man kann nur im Jetzt leben, wenn man sowohl die Vergangenheit, als auch die Zukunft außen vor lässt. Ich halte das für ein spannendes Thema und für sehr erstrebenswert. Deswegen steht auf meinem Handy auch: 'Die Kraft des Jetzt', denn leider vergisst man so etwas immer sehr leicht. Man ertappt sich ja oft dabei, dass man Gedanken hinterher hängt, egal ob es sich um Sorgen, etwas in der Vergangenheit oder bloße Wehmut handelt. So etwas hindert einen, im Moment zu leben. In dieser Hinsicht hat mich das Bucht 'Jetzt! Die Kraft der Gegenwart' von Eckhart Tolle fasziniert. Für mich ist das sehr erstrebenswert. Aber natürlich schaffe ich das nicht immer, auch wenn ich niemand bin, der ständig in der Vergangenheit lebt. Ich gucke mir manchmal Fotos von früher an und erfreue mich daran. Irgendwann kommt auch der Moment wo ich denke: 'Ach das würde ich gerne nochmal erleben'.

Ricore: Kann man das Loslassen erlernen?

Catterfeld: Ich denke schon. Wenn man das wirklich möchte, dann kann man das lernen. Ich glaube wir verpassen viele Dinge, weil wir nicht im Jetzt sind. Wenn man abreisen und sich verabschieden muss, nimmt man vor lauter Trennungsschmerz oft den eigentlichen Moment gar nicht mehr wahr. Für mich ist es typisch, dass ich schon einen Tag vorher daran denke, wenn ich am nächsten Tag schon wieder abfahren muss. Wenn das passiert, ist der Tag futsch. Man lebt dadurch natürlich auch nicht mehr so intensiv.

Ricore: Ist das 'hier im Jetzt leben'-wollen auch ein Wert, den Sie Ihrem Kind mitgeben möchten?

Catterfeld: Darüber mach ich mir jetzt keine Gedanken. Außerdem können wir in dieser Hinsicht mehr von Kindern lernen als diese von uns.

Ricore: Schön, dass es Ihnen so gut geht! Worauf freuen Sie sich als künftige Mutter am meisten?

Catterfeld: Ich genieße erstmal diese außergewöhnlich schöne Zeit und freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt.
Yvonne Catterfeld
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Nicht zu esoterisch...
Ricore: Amelia stößt eher zufällig auf ihr großes Liebesglück. Ist Glück etwas, wonach man suchen kann? Oder ist Glück auf den Zufall angewiesen?

Catterfeld: Gute Frage [lacht]. Als junges Mädchen habe ich immer geglaubt, dass das Glück auf einen zukommt. Das ist allerdings nicht wahr. Als Kind hatte ich große Träume und habe schon damals groß gedacht. All dies ist nicht nur wahr geworden, weil ich es mir so sehr gewünscht habe, sondern vor allem, weil ich alles dafür getan habe. Wenn man sich etwas ganz intensiv wünscht und wirklich will, dann tut man ganz automatisch etwas dafür. Im Nachhinein sagt man vielleicht, dass ist so gekommen, weil es das Schicksal so wollte. Da hat das Universum darauf eingewirkt, wie Cecelia Ahern sagen würde. Das kann schon sein. Aber man tut, wenn man unterbewusst eine große Sehnsucht hat, auch viel dafür und nur deswegen schafft man es

Ricore: Dann glauben Sie auch nicht ans Schicksal, oder?

Catterfeld: Ja, ich habe mich zeitweise mit diesem Thema befasst. Irgendwann hatte ich dann die Erkenntnis, dass man für alles selbst verantwortlich ist. Es ist natürlich leichter mit einem Glauben zu leben. Insbesondere in meiner Jugend war das Schicksal etwas an dem ich mich festhalten konnte. 'Alles passiert aus einem bestimmten Grund' war lange Zeit mein Motto. Manchmal gibt es immer noch Momente wo ich denke, dass mir das etwas sagen soll. Trotzdem glaube ich, dass man alles selber in der Hand hat. Ich finde diese Theorie stimmiger, auch wenn sie nicht so schön ist, weil sie natürlich Arbeit macht. Denn an das Schicksal oder vergleichbares zu glauben ist viel einfacher. Man kann sich darauf ausruhen. Manche denken dann, dass die Dinge schon irgendjemand anderes für sie erledigen wird. Dem ist aber nicht so. Man muss sich Ziele setzen und diese konkret verfolgen.

Ricore: Stimmen Sie der gängigen Theorie zu, dass einem viel wahrscheinlicher negative Dinge passieren, wenn man bereits von vornherein pessimistisch eingestellt ist?

Catterfeld: Ja, da glaube ich schon dran. Zu diesem Thema gibt es ja tausende Bücher, zum Beispiel "The Secret" von Rhonda Byrne. In seinen Ansätzen ist das Buch sehr gut und hat einen ordentlichen Wahrheitsgehalt. Aber an einigen Stellen geht es mir schon deutlich zu weit. Dann ist es mir zu esoterisch.

Ricore: In "Zwischen Himmel und hier" spielt auch das Thema 'Selbstsuche' eine Rolle. Ist es im realen Leben tatsächlich möglich, endgültig zu sich zu finden?

Catterfeld: Wahrscheinlich nicht. Man hofft das vielleicht. Ich kann von mir sagen, dass ich privat schon seit langem angekommen bin. Das finde ich sehr beruhigend, auch weil ich jemand bin, der Wurzeln braucht. Dennoch entwickelt man sich ja privat und beruflich stets weiter. Es verändert sich immer alles und man geht automatisch mit. Zudem setzt mein Beruf voraus, dass man stets dazu bereit ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten. Das ist das Spannende an der Schauspielerei, sich selbst immer genauer kennenzulernen. Im Grunde weiß ich aber schon wer ich bin.

Ricore: Inwieweit haben Sie sich im Zuge Ihrer Rollenfindung mit der früheren Adoptionssituation in Irland auseinandergesetzt?

Catterfeld: Ich habe keine Bücher gewälzt. Ich sprach vielmehr mit Cecelia darüber, dass das insbesondere in den 1980er Jahren ein besonderes Thema war. Man konnte oft nicht herausfinden, wer die Eltern der Kinder sind und dass Frauen unter Zwang ins Kloster geschickt wurden. Dieses Thema war für meine Vorbereitung auf die Rolle aber auch nicht so wichtig.

Ricore: Können Sie sich vorstellen, ein Kind zu adoptieren?

Catterfeld: Ich war noch nie in der Situation, mir ernsthaft über sowas Gedanken machen zu müssen.

Ricore: Vielen Dank für das Interview!
erschienen am 14. Februar 2014
Zum Thema
Die Erfurterin Yvonne Catterfeld nimmt bereits in ihrer Kindheit Klavier-, Gitarren-, Gesangs- und Tanzunterricht. Nach Ende ihres Studiums an der Musikhochschule Leipzig verfolgt sie konsequent ihren Traum, Musikerin zu werden. So nimmt sie am Gesangswettbewerb ''Stimme 2000'' teil und belegt den zweiten Platz. Gute Zeiten, schlechte Zeiten" Julia Blum. Ihre dadurch geschaffene Popularität erleichtert der Künstlerin auch den Durchbruch im Musikgeschäft. Mit dem Lied "Für Dich" erobert sie..
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