ZDF/Patrick Redmond
Klappe für: "Zwischen Himmel und hier": Yvonne Catterfeld mit Autorin Cecelia Ahern
'Ich schreibe nicht nur für Frauen!'
Interview: Disziplinierte Cecelia Ahern
Cecelia Ahern ist die Expertin für romantische Geschichten. Mit Büchern wie "P.S. Ich liebe dich" und "Die Liebe deines Lebens" feiert die Irin große Erfolge. Ihre Fans sind vor allem weiblich, dabei schreibe sie nicht speziell für Frauen, wie die sympathische Autorin im Interview mit Filmreporter.de beteuert. Dieses führten wir zu den Fernsehfilmen "Zwischen Himmel und hier" und "Mein ganzes halbes Leben". Für ersteren lieferte Ahern eine noch unveröffentlichte Novelle als Vorlage. Im Interview erläutert sie uns, ob sie ans Schicksal glaubt und weshalb ihre Geschichten stets in Dublin spielen. Zudem verrät Ahern erste Details über ihren nächsten Roman.
erschienen am 15. 02. 2014
ZDF/Patrick Redmond
Yvonne Catterfeld mit Autorin Cecelia Ahern am Set von "Zwischen Himmel und hier"
'Diese Geschichte ergriff Besitz von meinem Leben'
Ricore Text: Frau Ahern, glauben Sie - wie die Figuren Ihrer Geschichten - ans Schicksal?

Cecelia Ahern: Nicht wirklich. Ich glaube daran, dass wir für unser Leben selbst verantwortlich sind. Wenn wir etwas Bestimmtes erreichen wollen, müssen wir auch einiges dafür tun. Deshalb glaube ich nicht an so etwas wie Vorhersehung und Schicksal. Mir gefällt es, Charaktere entstehen zu lassen, die die Kontrolle über ihre Leben selbst in die Hand nehmen. Es ist nicht die Aufgabe der anderen, Dinge für dich zu erledigen. Das musst du selbst machen. Wir alle erreichen irgendwann mal einen Punkt, wo uns Dinge außer Kontrolle geraten und etwas Dramatisches passiert. Wenn du dann an deinem absoluten Tiefpunkt angekommen bist, wirst du dazu gezwungen dich selbst in Frage zu stellen. Wer bin ich? Was will ich? Wer will ich sein? Diese Fragen sind es, die mich faszinieren und in meinen Büchern von Bedeutung sind. Ich denke, dass ist die Botschaft, die ich mit all meinen Romanen vermittle: Eigenverantwortlich zu handeln und herauszufinden, wer du wirklich bist.

Ricore: Wie entstand Ihre Idee Bücher zu schreiben?

Ahern: Ich schreibe bereits seit meiner Kindheit Cartoons, Tagebücher, Lieder und Geschichten. Ich studierte Journalismus und Medienkommunikation. Als ich gerade meinen Abschluss machte, kam mir die Idee zu "P.S. Ich liebe dich". Ich glaubte es wäre nur eine Idee für mich, die nicht dazu gedacht ist veröffentlicht zu werden. Doch plötzlich ergriff diese Geschichte Besitz von meinem Leben und ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu schreiben. Es war auch das erste Mal, dass ich daran dachte zu versuchen, dass ein Buch von mir veröffentlicht wird. Meine Mutter las es und machte mir Mut. Sie zeigte es Leuten aus der Branche und frage, was sie von "P.S. Ich liebe Dich" halten.

Ricore: War es schwer für das Buch einen Verlag zu finden?

Ahern: Ich fand eine Agentin, was sich für mich als ein entscheidender Punkt und Fortschritt für meine Karriere herausstellen sollte. Mit der Agentin von damals, arbeite ich noch immer zusammen. Wir sind ein richtiges Team und eng miteinander verbunden. Sie inspiriert mich sehr und spornt mich immer wieder an. So war es vor allem sie, die Arbeit hatte, als es darum ging einen Verlag zu finden. Ich wüsste noch immer nicht was zu tun ist, wenn es darum geht etwas zu veröffentlichen. Leuten, die darauf hoffen ein Buch veröffentlichen zu können, empfehle ich sehr, sich einen Agenten zu suchen, der sie repräsentiert. Denn wie kann man erwarten kreativ zu sein und gleichzeitig dafür zu sorgen einen großen Verlag zu finden, der dich veröffentlicht? Bei mir war es so, dass ich im September anfing zu schreiben und dann zu Weihnachten bereits meinen ersten Deal unter Dach und Fach hatte. Ich weiß, dass das verdammt schnell ist. Dabei war es gar nicht so, dass jeder Verleger zu meinem Buch 'Ja' gesagt hätte [lacht]. Auch heute ist es noch so, dass einem Projekt an dem ich arbeite zehn gegenüberstehen, die nicht in die Realität umgesetzt wurden. Ich denke, dass ist bei jedem so.

Ricore: Wie gehen Sie beim verfassen eines Buches vor? Sie sind ja ziemlich schnell...

Ahern: Das stimmt [lacht]. Ich habe so viele Ideen! Früher war es für mich üblich nachts zu schreiben. Aber seitdem ich Kinder habe, sieht das anders aus. Ich beginne im Januar mit dem Verfassen eines Romans. Im Juni bin ich in der Regel fertig. Die Monate Juli und August dienen dann zum Redigieren, sodass das Buch im Oktober oder November veröffentlicht werden kann. So sieht mein Rhythmus aus, der es mir ermöglicht alle zwölf Monate einen Roman herauszubringen. Ich schreibe Montags bis Freitags von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr, so wie bei einem ganz normalen Bürojob. Dabei gehe ich sehr fokussiert und diszipliniert vor. Wenn ich etwas angefangen habe, möchte ich es auch möglichst schnell zu Ende bringen.

Ricore: Finden auch Familienmitglieder oder Freunde einen Weg in Ihre Bücher?

Ahern: Nicht bewusst. Ich denke nicht: 'Der ist total interessant, den packe ich jetzt in mein Buch!' So eine Art Schriftstellerin bin ich nicht. Ich ziehe meine Ideen aus der Beobachtung von Mitmenschen und meinem Interesse an ihnen. Ich kann deswegen nicht behaupten, dass ich konkrete Aspekte aus meiner Verwandtschaft beziehungsweise meines eigenen Lebens mit in die Bücher einfließen lasse. So etwas würde mein Leben auch nicht angemessen wiedergeben.

Ricore: Wann wissen Sie, ob eine Ihrer Ideen es wert ist daraus ein Buch werden zu lassen?

Ahern: Wenn sie mir überhaupt nicht mehr aus dem Kopf geht und dort wächst und wächst und wächst. Plötzlich höre ich dann die Stimmen einzelner Charaktere. Aber das erste was eigentlich passiert, ist schon die Idee, die in meinem Kopf entsteht. Danach kommen die Charaktere und ich überlege, wer sich in solch einer Situation wie in meiner Idee befinden könnte. Das ist auch der Zeitpunkt, wo ich beginne die Stimmen zu hören und weiß, dass ich das nun aufschreiben muss. Denn die ersten Sätze des ersten Kapitels eines Buches schwirren wieder und wieder durch meinen Kopf. Und bevor ich sie nicht das erste Mal aufschreibe, gehen sie auch nicht mehr weg.
ZDF/Patrick Redmond
Klappe für: "Zwischen Himmel und hier": Yvonne Catterfeld mit Autorin Cecelia Ahern
Cecelia Ahern: was verbirgt sich hinter der nächsten Ecke?
Ricore: Ihre Geschichten spielen hauptsächlich in Dublin. Könnten Sie sich vorstellen einen Roman zu verfassen, dessen Haupthandlungsort eine andere Stadt oder ein anderes Land ist?

Ahern: Ich habe das schon ein paar Mal versucht. In meinen Geschichten unternehmen die Figuren ja auch immer wieder Reisen, sodass das Geschehen nicht ausschließlich in Dublin beziehungsweise Irland stattfindet. Aber ich habe schon oft gedacht: 'Diese Geschichte könnte jetzt in New York spielen' und habe dann versucht mir vorzustellen, wie die Figuren dort durch die Straßen laufen. Doch ich weiß nicht, was sich dort hinter der nächsten Ecke verbirgt, da ich nicht mit der Umgebung vor Ort vertraut bin. Ich denke jedoch, dass ich wissen sollte, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt, wenn ich meine Geschichte in dieser Stadt spielen lassen will. Denn das Schreiben ist für mich auch ein sehr visueller Prozess. Ich muss wissen, was die Leute in dem dementsprechenden Ort für einen Humor haben, wie sie sprechen und wie sie dort leben. Und für eine Stadt, die du nicht kennst, kannst du solch ein Gefühl nicht entwickeln.

Ricore: Insofern sind Ihre Geschichten speziell auf Irland zugeschnitten und können nicht auf andere Städte oder Länder übertragen werden?

Ahern: Meine Bücher können überall spielen. Was mit den Romanen passiert, ist, dass selbst wenn man weiß, dass sich die Dinge in Irland ereignen, auch Menschen in Deutschland sich vorstellen können, dass diese Geschichte gerade in ihrer Stadt passiert. In meinen Büchern geht es also nicht speziell um irische Geschichten, sondern um menschliche Geschichten im Allgemeinen.

Ricore: Viele behaupten ja, dass Ihre Bücher nur für Frauen geeignet seien. Welche Aspekte aus Ihren Romanen sind auch für Männer interessant?

Ahern: Ich schreibe nicht speziell für Frauen. Ich schreibe einfach nur Geschichten und die sind für jeden da. Wenn dann aber Marketingleute dein Buch in die Hand bekommen, fangen die an zu überlegen, wen das am meisten interessieren könnte, wie das Cover aussehen soll und so weiter. So etwas ist nicht meine Aufgabe. Ich schreibe einfach nur, ohne daran zu denken für wen es geeignet ist. Es gibt sehr viele Männer, die zu meinen Veranstaltungen kommen. Da sind zwar Frauen in der Mehrheit, aber es gibt auch viele Herren, die interessiert sind. Diese Schublade stört mich, denn wenn Männer Bücher schreiben, sagen sie auch nicht, dass sie nur für Männer gedacht seien. Auch in den Medien wird das nicht so kommuniziert. Ich lese ja auch die ganze Zeit Bücher, die von Männern verfasst wurden [lacht]. Mein Lieblingsgenre sind Krimis. Insofern bin ich niemand, der sich was Bücher angeht auf ein Geschlecht oder ein Genre festlegt. Das ist auch in meinen Romanen wiederzuerkennen.

Ricore: Macht es Sie traurig, dass die Leute in Klischees denken?

Ahern: Ja, es ist irgendwie schon ein wenig frustrierend. In meinem fünften Buch "Zeit deines Lebens" ist die Hauptfigur ja ein Mann und ich kenne viele Männer, die dieses Buch gelesen haben und sich mit der Hauptfigur identifizieren konnten. Viele waren zuvor skeptisch und sagten mir anschließend: 'Ich hätte gedacht, dass ich dein Buch schlecht finden würde. Aber das Gegenteil ist der Fall'. Wie gesagt, meine Bücher sind für jeden. Und bei "P.S. Ich liebe Dich" war es zum Beispiel so, dass zwar viele Männer das Buch nicht gelesen, dafür aber dessen Verfilmung gesehen haben und dabei vor Rührung weinten. Letztlich ist also für die Beantwortung der Frage ob man meine Geschichten mag nicht entscheidend welches Geschlecht, sondern welchen generellen Geschmack du hast. Aber unglücklicherweise denken Männer oft, wenn etwas von Frauen hergestellt wurde, dass es ihnen nicht gefallen kann. Andersherum kommt das hingegen praktisch nie vor.

Ricore: Sie sagten, dass Sie am liebsten Krimis lesen. Gibt es einen Autor, den Sie favorisieren?

Ahern: Ich finde Karin Slaughter toll. Auch Lee Child. Dessen Bücher kommen immer an meinem Geburtstag heraus, sodass diese dann stets mein erstes Geburtstagsgeschenk sind [lacht]. Karin Slaughter erscheint immer im Juni oder Juli, sodass ich ihr Werk oft lese, wenn ich gerade mit dem Schreiben von meinem eigenen fertig bin. Ich mag die Bücher der beiden wegen den Charakteren. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Leute so etwas auch in echt machen könnten und denke wie clever die Leute sind, die die Bücher schreiben. Das sind ja aufeinander aufbauende Geschichten. Ich wäre gar nicht dazu in der Lage eine Geschichte zu verfassen und dabei schon 20 Romane weiter oder zurück zu denken, damit alles logisch zusammenpasst.

Ricore: In "Zwischen Himmel und hier" üben Sie mit Ihrem Bezug zu den Magdalenenheimen zum ersten Mal in einer Ihrer Geschichten Kritik an der irischen Gesellschaft. Wie kam es dazu?

Ahern: Dazu kam es, weil "Zwischen Himmel und hier" eine kollaborative Sache ist. Es gab eine Menge Ideen, die in den Film integriert wurden und ursprünglich nicht von mir stammen, weil ein großes Team daran gearbeitet hat. Mit der Idee Nonnen mit in den Film zu integrieren, war ich absolut einverstanden, auch wenn ich das wohl selbst nicht mit hineingenommen hätte, wenn nur ich das zu entscheiden gehabt hätte. Von mir kam vor allem der Grundplot und wie dieser sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. Danach habe ich viel mit den Drehbuchautoren zusammengearbeitet und mit ihnen die Novelle adaptiert. Abgesehen davon denke ich nicht, dass wir handfeste Kritik üben, einfach indem wir das Thema aufgreifen. Da gibt es mit "Philomena" aktuell einen Film, der sich mit dieser Thematik viel intensiver beschäftigt und deutlich mehr Kritik übt.
ZDF/Patrick Redmond
Hauptdarstellerin Yvonne Catterfeld mit Autorin Cecelia Ahern
Ricore: Arbeiten Sie bereits an einem neuen Roman?

Ahern: Ja. Ich habe letzte Woche Montag angefangen! Ich war drei Tage am Schreiben und schon wurde ich durch alle möglichen Veranstaltungen wie diese hier abgelenkt. Es wird Zeit, dass ich morgen wieder an den Schreibtisch zurückkehre!

Ricore: Ist es nicht schwierig das Schreiben zu unterbrechen, wenn man gerade erst angefangen hat und sich noch mitten im Schreibfluss befindet?

Ahern: Ja. Normalerweise ist Januar für mich der beste Monat um zu schreiben, weil es dann leise ist und es ansonsten noch nicht zu viel zu tun gibt. Ich versuche konzentriert zu bleiben und ansonsten nichts anderes mehr zu machen. Aber die Veranstaltungen im Vorfeld eines solchen Films sind enorm wichtig, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als das Verfassen des Romans zu unterbrechen. Aber das ist definitiv okay, weil mir die Arbeit an "Zwischen Himmel und hier" sehr viel Spaß macht. Dennoch wird es nun Zeit zurückzukehren und sich von Neuem auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn ich nicht irgendwann Mal nein sagen würde, hätte ich nie Zeit für mich selbst und das Schreiben eines Buches.

Ricore: Können Sie uns bereits etwas über Ihren neuen Roman verraten?

Ahern: Nein, leider nicht [lacht]. Das Ganze ist noch so frisch, dass ich da nicht drüber sprechen möchte. Ich bin zwar überhaupt nicht abergläubisch, dennoch halte ich es für keine gute Idee über das Buch zu sprechen, bevor es von mir fertiggestellt wurde.

Ricore: Verändert sich Ihre Geschichte während des Schreibens noch stark?

Ahern: Nein. Ich habe eine Idee und weiß wie die Geschichte ausgehen soll. Dennoch formt sich die Handlung während des Schreibens noch ein wenig. So ist beispielsweise nicht sofort klar, wie sämtliche Details meine Charaktere aussehen, was sie mögen, was nicht, wie sie aussehen und so weiter.

Ricore: Das Erste, was viele Autoren beim Verfassen eines Romans festlegen, sind die Namen der Hauptcharaktere. Wie ist es bei Ihnen?

Ahern: Ich weiß bereits wie meine weibliche Hauptfigur heißt [lacht].

Ricore: Vielen Dank, für das sympathische Gespräch!
erschienen am 15. Februar 2014
Zum Thema
Die Tochter des früheren irischen Ministerpräsidenten Bertie Ahern wird am 30. September 1981 in Dublin geboren. Anstatt ihrem Vater in die Politik zu folgen, entdeckt sie schon als Kind ihre Leidenschaft fürs Schreiben. Kurz nach ihrem Studienabschluss in den Fächern Journalismus und Medienkommunikation veröffentlicht die Irin 2004 ihren ersten Roman. "P.S. Ich liebe dich" erscheint in über 50 Ländern, wird millionenfach verkauft und mit Hilary Swank und Gerard Butler in den Hauptrollen..
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