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Sylvester Stallone in "Zwei vom alten Schlag"
'Ich dachte, es würde bei Rocky 1 bleiben'
Interview: Ewiger Kämpfer Sylvester Stallone
In Peter Segals Tragikomödie "Zwei vom alten Schlag" erinnern Sylvester Stallone und Robert De Niro noch einmal an ihre ikonischen Rollen aus "Rocky" und "Wie ein wilder Stier". Sie verkörpern zwei alternde Boxer, die ihre Rivalität ein letztes Mal im Ring austragen wollen. Wie beim Boxen geht es auch hier mehr als den sportlichen Vergleich. Es ist der Zusammenprall von zwei Lebensschicksalen. Im Interview mit Filmreporter.de spricht Sylvester Stallone über das Boxen, Partner Robert De Niro und darüber, wie er sich fühlte, als er in die Ruhmeshalle des Boxsports aufgenommen wurde.
erschienen am 18. 01. 2014
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Sylvester Stallone kappelt sich mit Robert de Niro
"Ich hatte nicht die Absicht, mitzumachen"
Ricore Text: Wie kam es zu der Idee, mit Robert De Niro einen Boxfilm zu realisieren? Kam Ihnen das schon am Set von "Cop Land" in den Sinn?

Sylvester Stallone: Ich hatte nicht die Absicht, bei "Zwei vom Alten Schlag" mitzumachen. Die Idee stammt nicht von uns. Ich dachte, dass diese absurd sei - niemand braucht einen weiteren Boxfilm, besonders wenn die Hauptdarsteller zusammen fast 160 Jahre alt sind. Ich dachte, ich sei dafür zu klapprig und würde mir die Knochen brechen. Doch dann rief mich Robert [De Niro; Red.] an und wir diskutierten lange mit den Studioverantwortlichen. Sie überzeugten mich, dass ich (mit meiner Meinung) völlig falsch lag.

Ricore: Der Film thematisiert das Altern. Wie haben Sie sich vorbereitet, haben Sie für die Rolle trainiert?

Stallone: Mir hat das Training stets Spaß gemacht, aber dieses Mal war es anders. Ab einem bestimmten Alter sollte man sich nicht mehr so abstrampeln müssen, sondern sollte sich entspannt zurücklehnen. Viele nehmen sich zum 60. noch mal etwas vor, wollen etwa unbewältigte Probleme aufarbeiten. Nur kann man die Vergangenheit nicht ändern. Man kann nicht einfach zurückgehen und falsche Entscheidungen zurechtbiegen. Das ist das Schöne an der Kunst. Es ist großartig, diesen beiden Kerlen zuzusehen, wie sie eine schlechte Entscheidung ihres Lebens korrigieren und ihm dadurch einen neuen Sinn geben.

Ricore: Was macht die Faszination von Boxfilmen aus?

Stallone: "Rocky" und "Wie ein wilder Stier" sind keine Boxfilme im eigentlichen Sinne. Das sind Filme über Kämpfer. Jeder schiebt manchmal Frust und hat den Wunsch, zurückzuschlagen. Das war für mich und Bobby der Anknüpfungspunkt und das macht es auch für die Zuschauer spannend. Das ist wahrscheinlich der Grund, wieso es mehr Filme über das Boxen als über andere Sportarten gibt.
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Sylvester Stallone mit Kim Basinger ("Zwei vom alten Schlag")
Sylvester Stallone: Ich konnte es nicht abwarten, mit Robert De Niro zu kämpfen.
Ricore: Wären Sie gerne Boxer geworden?

Stallone: Da ich einige Male mit professionellen Boxern im Ring gestanden habe, bin ich ganz sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es ist großartig, Boxer zu spielen. Wenn man Mike Tyson oder andere Profiboxer trifft - so viele Tragödien. Sie haben so ein hektisches und traumatisches Leben. Insofern ist es in Ordnung, nach dem Dreh wieder ins eigene Leben zu treten.

Ricore: Haben sie mit Robert De Niro trainiert?

Stallone: Ich konnte es nicht abwarten, mit ihm zu kämpfen. Ich sehnte mich regelrecht danach. Mit "Wie ein wilder Stier" hatte er alle Grenzen gesprengt. Das war außergewöhnlich. Bei "Zwei vom alten Schlag" war es, als ob man für "Schwanensee" besetzt wird und dann bis zur Premiere auf seinen Tanzpartner wartet. Bobby hat an der Ostküste gearbeitet, ich an der Westküste. Also konnten wir nicht zusammen trainieren. Als wir das erste Mal in den Ring stiegen, dachte ich: 'Hoffentlich sehen wir gut dabei aus'. Bei "Rocky" hatte ich fünf oder sechs Monate Training mit meinem Gegner.

Ricore: Wie halten Sie von "Wie ein wilder Stier"?

Stallone: Ich habe den Film nie gesehen. Ist der gut? Ich dachte immer der spielt auf einer Farm und handelt von Viehzüchtern (lacht). Nein, es ist natürlich eine der besten Biographien aller Zeiten. Einfach zeitlos, mehr kann ich nicht sagen. Bobby lieferte eine perfekte darstellerische Leistung ab.
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Sylvester Stallone im Traning mit Alan Arkin ("Zwei vom alten Schlag")
Training im Jewish Community Center
Ricore: Wie war es, im Ring zu stehen, ohne die Regie zu übernehmen?

Stallone: Das Budget war ein bisschen eng bemessen. Ich weiß noch, dass man bei "Rocky 2" extra Trainingshallen für uns gebaut hat. Jetzt trainierten wir in den Räumlichkeiten des Jewish Community Centers von Beverly Hills. Wir benutzten Wäscheleinen, die wir an vier Besenstiele banden. Ich hatte einen Bänderriss und musste von der Hüfte bis zum Fuß einen Verband tragen. Ich fragte mich, ob das alles überhaupt funktionieren wird. Peter Segal sagte zu mir: 'Vertrau' mir. Man braucht keine große Arena. Man braucht gar nichts.' Es ist Peters Film, nicht meiner. In meinem Film wären neun Kameras involviert. Peter erzählt eine sehr persönliche Geschichte mit einigen wenigen Kampfszenen. Also gab ich mich ganz dem dramatischen Aspekt der Geschichte hin, statt unentwegt auf Bobby einzudreschen.

Ricore: Wenn man Ihnen zu Zeiten von "Rocky" vorausgesagt hätte, dass Sie mit 67 in einem Boxfilm mitspielen werden, was hätten Sie geantwortet?

Stallone: Ich hätte demjenigen einen Kinnhaken verpasst und ihn gefragt, ob er verrückt sei! (lacht) Damals dachte ich, es würde bei "Rocky" bleiben. Ich wusste nicht, dass es "Rocky 90" geben würde.

Ricore: 2011 wurden Sie in die Boxing Hall of Fame aufgenommen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Stallone: Zunächst fühlte ich mich ein bisschen verlegen, schließlich bin ich kein Boxer. Diese Auszeichnung erhalten Menschen, die das Boxen fördern. Plötzlich bin ich auf einer Liste mit Mike Tyson und Julio César Chávez Jr. Ein anderes Auswahlkriterium ist die Ehrung derjenigen, die dazu beitragen, die Sportart voranzubringen. Ich habe das Boxen schon immer geliebt. Schon als Siebenjähriger war ich fasziniert, wenn ein Kämpfer im Ring seinen Mut zusammennahm.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 18. Januar 2014
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Robert De Niro und Sylvester Stallone verkörpern in "Zwei vom alten Schlag" zwei ehemalige Boxprofis, die sich nicht nur im Ring bekämpften. Auch abseits des Sports verband sie immer eine unversöhnliche Rivalität. Auf ihre alten Tage wollen sie es noch wissen und steigen für einen letzten großen Kampf gegeneinander in den Ring. Die Komödie von Peter Segal ist eine respektvoll-ironischen Hommage auf "Wie ein wilder Stier" und "Rocky", in denen De Niro und Stallone harte Boxer verkörperten.
Trotz seiner einseitigen Muskellähmung im Gesicht und entgegen der Ratschläge der Lehrer, wird Sylvester Stallone Schauspieler. Erste Schritte in diesem Beruf macht er bereits in der Grundschule. Zudem feiert er Erfolge als Footballspieler. Sein Universitätsstudium bricht er vorzeitig ab, um sich ganz der Schauspielerei zu widmen. Rocky" feiert, tritt Stallone in kleineren Rollen, so in Woody Allens "Bananas" undin einem Pornostreifen. Nach "Rocky", bei dem er auch das Drehbuch verfasst, hat..
2024