Concorde Film
Shailene Woodley auf der Deutschland-Premiere von "Die Bestimmung - Divergent" in Berlin
Franchise auf den Schultern
Interview: Shailene Woodleys Ängste
Seit ihrer Rolle in der Literaturverfilmung "Die Bestimmung - Divergent" ist Hauptdarstellerin Shailene Woodley mit dem Vergleich zu Jennifer Lawrence konfrontiert. Das störe sie nicht verrät Woodley im Interview mit Filmreporter.de in Berlin. Immerhin sei Lawrence eine starke Persönlichkeit. Sie kenne die Oscar-Preisträgerin zwar nicht, habe von ihr aber nützliche Ratschläge bekommen, wie man eine teure Filmreihe schultere. Außerdem spricht die 22-Jährige über ihre Mentoren George Clooney und Kate Winslet sowie über ihre persönlichen 'Angstzonen'.
erschienen am 15. 04. 2014
Concorde Film
Die Bestimmung - Divergent
"Man weiß nie, was mit einem großen Franchise-Film passiert"
Ricore Text: Stimmt es, dass Sie in Bezug auf die Rolle der Tris skeptisch waren?

Shailene Woodley: Ja, das ist wahr. Man weiß nie, was mit einem großen Franchise-Film passiert. Außerdem hatte ich mir so etwas in meinem Leben nie vorgestellt. Ich war nicht unbedingt nervös, aber es hat mich doch beschäftigt. Ich sprach mit einigen Mentoren und dachte lange darüber nach. Am Ende erkannte ich, dass die Zweifel aus Angst herrührten und nichts mit Kreativität zu tun hatten.

Ricore: Sind Sie heute froh, bei dem Projekt dabei zu sein?

Woodley: Wenn man einen Film fertigstellt, weiß man nie, was daraus am Ende wird. Als Schauspieler muss man irgendwann loslassen und das Werk dem Regisseur und dem Cutter anvertrauen. Heute kann ich sagen, dass ich stolz auf "Die Bestimmung - Divergennt" bin. Ich liebe seine Botschaft.

Ricore: Und was ist die?

Woodley: Es geht vor allem darum, trotz des gesellschaftlichen Drucks sich selbst treu zu bleiben. Es geht darum, seinen eigenen Instinkten und Intuitionen zu vertrauen. Außerdem liebte ich die Tatsache, wie Tris im Laufe des Films immer stärker wird. Schön finde ich auch die Beziehung zwischen ihr und Four. In ihr kommen fundamentale Werte wie Respekt und Vertrauen zum Ausdruck.

Ricore: Angst ist ein großes Thema des Films. Was sind ihre persönlichen 'Angstzonen'?

Woodley: Höhen und Tiefen (lacht). Ich mag die Vorstellung nicht, zu fliegen oder in einem U-Boot im Ozean gefangen zu sein. Die Erde ist mir lieber.

Ricore: Der Film hat viele Actionszenen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Woodley: Wir hatten ungefähr einen Monat, um uns physisch auf unsere Rollen vorzubereiten. Das Training reichte von Basisübungen wie Liegestützen bis hin zum Kampftraining.

Ricore: Fühlten Sie sich bei den Actionszenen wohl?

Woodley: Es hat mir großen Spaß gemacht, aktiv zu sein und zu kämpfen. Es war zwar ziemlich anstrengend, sodass wir nach einem Arbeitstag oft sehr erledigt waren. Letztenendes war es aber ein Riesenvergnügen.
Twentieth Century Fox
Shailene Woodley in "The Descendants"
Shailene Woodley: Balance zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen
Ricore: Wie erklären Sie sich die hohe Anzahl starker weiblicher Protagonistinnen in den letzten Jahren?

Woodley: Das ist eine schöne Entwicklung. Es ist nicht so, dass die Filme etwa die Maxime vertreten 'runter mit Männern, hoch mit dem Frauen.' Dafür stehe ich auch nicht. Aber ich denke, es sollte eine Balance zwischen dem Männlichen und Weiblichen geben. An "Die Bestimmung - Divergent" mochte ich vor allem die Idee, dass die starke weibliche Figur auch einen starken männlichen Partner an ihrer Seite hat. Sie sind ebenbürtig.

Ricore: Ihre Figur ist nicht nur stark, sondern hat auch sanfte Seiten. Können Sie mit dieser Mischung identifizieren.

Woodley: Damit konnte ich mich als Teenager identifizieren. Bei jungen Menschen ist es normal, wenn sie nicht wissen, wohin sie gehören. Heute geht es mir darum, eine Balance herzustellen zwischen meinem Inneren und den Anforderungen der Filmindustrie. Ich habe erkannt, wohin auch immer das Schicksal einen treibt, am Ende ist man der gleiche Mensch.

Ricore: Wie gehen Sie mit dem Druck und dem Stress in der Filmindustrie um?

Woodley: Solange man fokussiert ist, besteht keine Gefahr zu straucheln. Die äußeren Umstände ändern sich immer. Wenn man seiner inneren Stimme folgt, kann man auch im Zentrum eines Tornados und die chaotischsten Bedingungen überleben.

Ricore: Sie haben sehr früh mit der Schauspielerei angefangen. Können Sie uns skizzieren, wie Sie zu dem Beruf kamen?

Woodley: Ich fing mit fünf Jahren mit der Schauspielerei an. Das war damals vor allem ein großer Spaß, ein Hobby wie Fußballspielen, Gymnastik usw.

Ricore: Sie sagten eben, dass Sie sich an einige Mentoren um Rat wandten. Wer sind ihre Mentoren?

Woodley: Was die Schauspielerei angeht, so habe ich mehrere Mentoren. George Clooney und Kate Winslet gehören sicher dazu. Außerhalb der Schauspielerei gibt es andere.

Ricore: Inwiefern wurde George Clooney seiner Mentorenfunktion gerecht?

Woodley: Es war nicht so, dass er mir irgendwelche schauspielerischen Ratschläge gegeben hätte. Vielmehr habe ich menschlich von ihm gelernt.
Concorde Film
Shailene Woodley in "Die Bestimmung - Divergent"
"Ich bin optimistisch"
Ricore: Was haben Sie von Kate Winslet mitgenommen?

Woodley: Kate ist nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch ein wahnsinnig toller Mensch. Sie ist stark, klug und lustig. Sie genießt das Leben, ist eine Optimistin und sehr extrovertiert. Es war toll, sie und ihre Energie um sich zu haben.

Ricore: A propos Optimismus. "Die Bestimmung - Divergent" zeichnet ein dystopisches Bild von der Zukunft. Kann man angesichts der Entwicklung in unserer Welt optimistisch sein?

Woodley: Ich persönlich bin optimistisch, was die Zukunft angeht. Es muss aber viel Arbeit geleistet werden, damit unsere Zukunft gesichert ist. Das wichtigste dabei sind wir selbst. Wir können nicht die Welt retten, solange wir nicht an uns selbst arbeiten und bessere Menschen werden. Wir sind der Grundstein der Zukunft.

Ricore: In "Die Bestimmung - Divergent" funktioniert die Chemie zwischen Ihnen und Theo James sehr gut. Haben Sie im Vorfeld daran gearbeitet?

Woodley: Nein, wir haben nichts dafür tun müssen. Wir haben den Film chronologisch gedreht. Das führte dazu, dass meine Beziehung zu Theo parallel zu der der Figuren gewachsen ist. Es waren glückliche Umstände.

Ricore: Ist "Die Bestimmung - Divergent" Ihr Abschied von kleineren Independent-Projekten?

Woodley: Nein, gar nicht. Ich möchte nach wie vor kleine Filme machen, sie gehören noch immer zu meinen bevorzugten Projekten.

Ricore: Werden Sie dafür Zeit haben?

Woodley: Das ist nicht das Problem. Wichtiger ist, ob das jeweilige Projekt mich überzeugt. Ich würde keinen Film machen, zu dem ich mich nicht leidenschaftlich hingezogen fühle. Wenn es viel Zeit erfordert, solche Herzensprojekte zu drehen, nehme ich das gerne in Kauf.

Ricore: Seit "Die Bestimmung - Divergent" werden Sie immer wieder mit Jennifer Lawrence verglichen. Wie ist Ihre Beziehung zu ihr?

Woodley: Ich kenne Jennifer nicht. Ich habe sie einmal getroffen und gefragt, inwiefern "Die Tribute von Panem"-Filme ihr Leben beeinflusst hat. Sie gab mir einige nützliche Ratschläge.

Ricore: Was halten Sie von dem Vergleich?

Woodley: Menschen vergleichen nun mal, das ist unausweichlich. Jennifer ist eine starke Frau, insofern habe ich nichts dagegen, mit ihr verglichen zu werden.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. April 2014
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2024