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Theo James auf der Berliner Premiere von "Die Bestimmung - Divergent"
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Interview: Theo James vor dem Durchbruch
Er ist jung, sieht gut aus und wird schon jetzt mit Ikonen wie Marlon Brando und Montgomery Clift verglichen: Theo James. Seine Karriere beginnt der Engländer beim Fernsehen. In der erfolgreichen US-Krimiserie "Golden Boy" spielt er schon bald die Hauptrolle. Jetzt ist er Teil eines großen Hollywood-Franchise. In "Die Bestimmung - Divergent" spielt er an der Seite von Shailene Woodley einen Soldaten und Anführer einer Widerstandsbewegung. Es ist eine starke und wortkarge Figur, die ganz nach seinem Geschmack ist, verriet der 29-Jährige Filmreporter.de im Interview.
erschienen am 21. 04. 2014
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Tougher Kämpfer: Theo James in "Die Bestimmung - Divergent"
Ricore Text: Wie man bei "Die Bestimmung - Divergent" sehen kann, scheint die Chemie zwischen Ihnen und Shailene Woodley gestimmt zu haben.

Theo James: (lacht). Ja, das stimmt. Man weiß nie, was einen mit einem Schauspielkollegen erwartet. Manchmal muss man dafür sorgen, dass es funktioniert. Dann gibt es Fälle, bei denen die Chemie einfach stimmt. Wenn das der Fall ist, dann ist die Zusammenarbeit sehr einfach. "Die Bestimmung - Divergent" wurde chronologisch gedreht, was uns sehr zugute kam. Dadurch hatten Shai und ich die Möglichkeit, uns näher kennenzulernen, unsere Grenzen ausloten und erforschen, wie der jeweils andere tickt. Am Ende sind wir uns als Freunde näher gekommen, was wir in den Film einbringen konnten. Insofern hatten wir diesbezüglich Glück.

Ricore: Wurden Sie zusammen gecastet, um zu sehen, ob es zwischen Ihnen 'funkt'?

James: Ja, wir hatten eine Art Chemie-Vorsprechen. Zunächst wurde Shai besetzt. Dann suchte man nach dem passenden Darsteller von Four. Nachdem ich erst allein vorgesprochen hatte, musste ich gemeinsam mit Shai eine Szene vorspielen. Es klappte sehr gut. Ich machte einige unangebrachte Witze, von denen einige funktionierten, die meisten jedoch nicht (lacht).

Ricore: Sie sind etwa zehn Jahre älter als ihr Charakter im Buch. War das ein Problem?

James: Nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, machte es für mich nicht viel Sinn, dass der Charakter im Roman so jung ist. Ich glaubte, dass es besser wäre, wenn Tris etwa 18 Jahre alt ist und Four zwischen 23 und 26. Das würde besser zu seiner Erfahrung und der Tatsache passen, dass er ein großer Krieger ist. Four ist eine sehr starke Persönlichkeit. Er hat einen ausgeprägten Charakter mit einigen dunklen Seiten. Vor diesem Hintergrund wäre es seltsam, wenn der Altersunterschied zwischen ihm und der unerfahrenen Tris ein Altersunterschied von nur zwei Jahren gewesen hätte. Wir hielten es für sinnvoll, dass er wenigsten fünf, sechs Jahre Militär-Erfahrung auf dem Buckel hat. Das rechtfertigt seine Härte und die Tatsache, dass er vom Regime angepisst ist. Wenn er jünger wäre, hätte er meiner Meinung nach weniger würdevoll gewirkt.

Ricore: Wird die dunkle Seite seines Wesens in den folgenden Teilen aufgeklärt?

James: Ja, im zweiten Teil des Buchs und der Filmreihe erfährt man mehr von seinen Eltern. Es wird deutlich, dass er aus einem politisch bewussten Elternhaus stammt. Sein Vater hat ihn misshandelt, infolgedessen hat er eine Schutzmauer um sich aufgebaut. Es fällt ihm schwer, zu seinen Mitmenschen Vertrauen aufzubauen.

Ricore: Zu Ihrem eigenen Werdegang: Sie haben was Ordentliches studiert, wie kommt es, dass Sie in Hollywood gelandet sind?

James: (lacht). Gute Frage. Ich sah mich früher selbst nicht in der Schauspielbranche. Während der Universität habe ich mich mit schlechten Theaterstücken und Kurzfilmen über Wasser gehalten. Ich dachte darüber nach, was ich in der Zukunft machen soll. Musik war dabei eine Option. Dann wollte ich Jurist werden, was ich zum Glück doch nicht geworden bin. Ich wäre ein schrecklicher Anwalt (lacht). Dann schrieb ich mich in der Schauspielschule ein. Haben Sie in Deutschland auch Schauspielschulen, die die Studenten nach der Universität besuchen?
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Shailene Woodley und Theo James
Theo James: geschult in Old Vic
Ricore: Ja.

James: So war das bei mir. Mit 23 bewarb ich mich bei der Old Vic [Bristol Old Vic Theatre School; Red.], wo ich einige Jahre studierte.

Ricore: Ihre Karriere begannen Sie mit Rollen in Fernsehserien. Nun der Karrieresprung mit einem großen Kino-Franchise. Macht es Sie nicht nervös?

James: Ich bin nicht nervös. Aber das stimmt schon, "Die Bestimmung" ist das größte Projekt, an dem ich bis jetzt beteiligt gewesen bin. Der Film ist ein großer Schritt auf meiner Karriereleiter. Diese Leiter hat für gewöhnlich kein Ende. Es sei denn, man ist Marlon Brando. Wenn man eine Stufe der Leiter erklommen hat, erkennt man, dass man noch einige vor sich hat. Ich habe also noch einen weiten Weg vor mir. Ich hoffe, dass ich nun in einer Position bin, in der sich mir einige Möglichkeiten auftun werden.

Ricore: Wie fühlt es sich an, bei einer US-Produktion mitzuwirken.

James: Es ist ein schönes Gefühl. Es gibt Unterschiede zwischen der englischen und amerikanischen Filmindustrie und ich mag beide Welten. Ich habe in einer Staffel einer US-Fernsehserie mitgespielt [CBS-Krimiserie "Golden Boy"; Red.], was für mich sehr erkenntnisreich gewesen ist. Überall auf der Welt werden interessante Serien produziert, in Amerika entstehen derzeit jedoch die interessantesten. Die amerikanische Kultur ist sehr eigen, dennoch gibt es hier auch Platz für Independent-Projekte etwa aus England. Diese Sensibilität der Amerikaner mag ich sehr.

Ricore: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass so viele britische Schauspieler in Hollywood erfolgreich sind?

James: Weil sie billiger als amerikanische Schauspieler sind (lacht). Ich glaube, für uns ist es einfacher, uns den amerikanischen Akzent anzueignen. Es gibt großartige deutsche Schauspieler, die in sowohl Deutschland als auch in den USA erfolgreich sind. Dennoch gibt es offenbar eine Sprachbarriere. Es hat schon immer erfolgreiche englische Schauspieler in Amerika gegeben. Heute wird es für uns jedoch immer einfacher, dort Fuß zu fassen. Nicht zuletzt wegen der medialen Vernetzung der Welt durch das Internet. Man braucht heute nur eine Videoaufnahme über das Smart-Phone an eine Casting-Agentur zu schicken und schon ist eine Verbindung hergestellt.

Ricore: Was mögen Sie an den USA und was gefällt Ihnen an dem Land weniger?

James: Ich mag ihre positive Art, die ansteckend ist. Es gibt in der Gesellschaft noch immer den Glauben an den Amerikanischen Traum, demnach jeder alles erreichen kann. Problematisch finde ich die amerikanische Gesundheitspolitik, in der es viele Probleme gibt. Dagegen bin ich stolz auf den britische national health service. Das ist ein tolle Sache.
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Theo James, Shailene Woodley und Regisseur Neil Burger feiern die Premiere von "Die Bestimmung - Divergent"
Ricore: Werden Sie bereits auf der Straße erkannt?

James: Um ehrlich zu sein, spüre ich noch keine Veränderungen. Gut, in den letzten sechs Wochen bin ich oft auf Presse-Terminen gewesen, um den Film zu vermarkten. Insofern hatte ich nicht viel Zeit, um in den Supermarkt zu gehen, wo ich hätte erkannt werden können. Ich glaube, ich kann mich noch ungestört auf der Straße bewegen. Stellen Sie mir diese Frage vielleicht nächstes Jahr noch einmal (lacht).

Ricore: Sie erwähnten eben Marlon Brando. In der Presse werden Sie immer wieder mit großen Hollywood-Rebellen wie Brando, James Dean und Montgomery Clift verglichen. Freut Sie der Vergleich oder sehen Sie ihn als Bürde?

James: Das sind die größten Komplimente, die man mir machen kann. Sie gehören zu meinen Helden, auf die ich mich immer wieder beziehe. Ich habe mir ihre Filme immer wieder angesehen und bin geradezu besessen von diesen Schauspielern. Wenn ich nur einen Bruchteil ihres Talentes besäße, wäre das eine tolle Sache.

Ricore: Also sind diese Schauspieler noch immer Vorbilder für die junge Schauspielgeneration?

James: Ja, das sind sie. Ich persönlich bin mit ihnen aufgewachsen. Ihre Charaktere waren oft von ruhiger Natur. Paul Newman zum Beispiel spielte oft coole und ausgeglichene Typen, wie man sie heute im Kino selten sieht. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich das Archetypisch-Männliche gewandelt hat.

Ricore: Sie sind in England geboren, aber ihr Großvater väterlicherseits ist Grieche. Fühlen Sie sich nicht auch manchmal wie ein 'Unbestimmter'?

James: Definitiv. Aber sind wir nicht alle 'Unbestimmte'? (lacht).

Ricore: Sind sie optimistisch, was unsere Zukunft angeht?

James: Ich pendle zwischen tiefem Pessimismus einerseits und der Überzeugung andererseits, dass wir in einer der aufregendsten Epoche der Menschheitsgeschichte leben. Wir haben einen technologischen Gipfel erreicht. Andererseits wächst die Erdbevölkerung sehr schnell und uns gehen langsam die Ressourcen aus.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch
erschienen am 21. April 2014
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2024