Paramount Pictures
Mark Wahlberg rührt für "Transformers 4" die Werbetrommel
"Wenn man das Geld annimmt, ist für Subtilität kein Platz"
Interview: Mark Wahlberg will von Michael Bay lernen
Schauspieler, Sänger und Filmproduzent Mark Wahlberg ist kein anstrengender Hollywoodstar. Als Kind spielt er zwar nicht mit Transformers-Figuren, sondern verursacht lieber Fahrradunfälle. Doch als Michael Bay ihn fragt, ob er in "Transformers - Ära des Untergangs 3D" mitspielen will, sagt er trotzdem ohne zu zögern zu. Zum Interview mit Filmreporter.de erscheint er in Jeans und einem einfachen schwarzen T-Shirt, unter dem sich deutlich seine Muskeln abzeichnen. Die verhelfen ihm - als er noch Marky Mark ist - zum Erfolg. Offen erzählt er von seinem Familienleben und seiner Leidenschaft für große und kleine Kinofilme.
erschienen am 15. 07. 2014
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Mark Wahlberg und Nicola Peltz in "Transformers - Ära des Untergangs 3D"
Voller Terminplan
Ricore: Wie gefällt Ihnen Berlin?

Mark Wahlberg: Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht viel von der Stadt gesehen. Jedes Mal, wenn ich hier bin, ist mein Terminplan so voll, dass ich die Stadt nur durch das Hotelfenster oder auf der Fahrt von und zum Flughafen sehe.

Ricore: Vielleicht sollten Sie hier mal Urlaub machen!

Wahlberg: Mir würde das gefallen. Allerdings gibt es da ein Problem. Weil ich wegen der Arbeit so oft fort bin, darf meine Frau bestimmen, wo wir Urlaub machen. Da sie jedoch aus Florida ist, zieht es sie in wärmere Gegenden, wie die Karibik. Ich bin nicht so der Strandtyp, aber vielleicht fahre ich mal alleine mit den Kids irgendwohin, wenn sie etwas älter sind.

Ricore: Wie groß ist Ihr Beschützerinstinkt als Vater?

Wahlberg: Noch größer als der meiner Filmrolle. Vor allem wenn es um Jungs geht. Den Gedanken, dass meine Tochter eines Tages ihren ersten Freund haben könnte, verdränge ich lieber.

Ricore: Ab welchem Alter dürfte Ihre Tochter denn einen Freund haben?

Wahlberg: Hmm... (Pause) vielleicht, wenn ich tot bin.

Ricore: Was macht einen guten Vater aus?

Wahlberg: Man sollte Anteil nehmen an ihrem Leben, sich um sie kümmern. Nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Es ist wichtig, dass mir meine Kinder vertrauen und wissen, dass sie immer auf mich zählen können.

Ricore: Sind sie nicht zu jung, den Vater einer 17-Jährigen zu spielen?

Wahlberg: Mir gefällt die Idee, einen Vater zu spielen und ein bisschen älter zu werden. Davon abgesehen ist es wo ich herkomme nicht ungewöhnlich, mit 35 Jahren bereits Großvater zu sein. Das ist es auch, was ich an meiner Figur so mag. Er will seine Tochter davor bewahren, den gleichen Fehler zu begehen. Sie soll ihren Schulabschluss machen und aufs College gehen, bevor sie eine Beziehung anfängt.

Ricore: Sie selbst haben Ihren Schulabschluss vor einem Jahr nachgeholt. Warum?

Wahlberg: Ich habe es immer bedauert, keinen Schulabschluss zu haben. Außerdem will ich meinen Kindern Vorbild sein. Wie kann ich ihnen sagen, sie müssten die Schule abschließen, wenn ich es selbst nicht getan habe.

Ricore: Wollen Sie noch weiter machen?

Wahlberg: Das kann gut sein. Immerhin habe ich nun die Voraussetzung dafür. Vielleicht belege ich einige College-Kurse im Bereich Film oder Betriebswirtschaft.

Ricore: Bald beginnen die Dreharbeiten zu "Ted 2". Wie viel Kind steckt in Ihnen?

Wahlberg: Ziemlich viel, etwa wenn es darum geht, mich mit meinen Kindern beim Sport auszutoben. Oder wenn wir zu Hause Transformers spielen. Da steckt noch ein sehr großes Kind in mir.
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Mark Wahlberg auf der Berliner "Transformers 4"-Premiere
Mark Wahlberg vetrraut Michael Bay
Ricore: Was war das beste Spielzeug, das Sie je hatten? Haben Sie mit Transformers-Figuren gespielt?

Wahlberg: Nein. Das beste Spielzeug war mein erstes Fahrrad. Ich bekam es zu Weihnachten. Ich erzählte meinen Eltern, ich könnte schon fahren und dann kam die ganze Familie auf die Straße, um mir zuzusehen. Wir wohnten auf einem Hügel und ich konnte zwar das Gleichgewicht halten, aber ich wusste nicht, wie man bremst, als ich runter rollte. Also krachte ich gegen eine Wand. Mein Bruder hat mir dann erst mal Stützräder ans Fahrrad geschraubt.

Ricore: Was für Erinnerungen haben Sie an Ihren Vater?

Wahlberg: Wir gingen oft zusammen in Kino, er hat seine Liebe zum Kino an mich weitergegeben. Allerdings waren es meistens Filme, die nicht ganz altersgerecht waren. Der erste Film, den wir zusammen im Kino sahen war "Ein stahlharter Mann" mit Charles Bronson.

Ricore: Was mögen Sie am Kino?

Wahlberg: Ich sehe sehr verschiedene Filme, auch viele Kinderfilme, weil ich mit meinen Kids zwei Mal die Woche ins Kino gehe. Am meisten fasziniert mich einfach das Geschichtenerzählen. Ich mag auch, dass mich Filme an andere Orte mitnehmen, in andere Kulturen oder Welten.

Ricore: Beabsichtigen Sie, selbst Regie zu führen?

Wahlberg: Absolut. Das war auch einer der Gründe, wieder mit Michael Bay zu arbeiten. Ich wollte ihm dabei auf die Finger sehen!

Ricore: Was schätzen Sie an Michael Bay?

Wahlberg: Ich kenne keinen, der so viel über den Prozess des Filmemachens weiß. Er ist ein Visionär und es ist unglaublich, was er auf die Beine stellt und auf der Leinwand zu Leben erweckt, was zuvor nur in seinem Kopf existierte.

Ricore: Wie war Ihre erste Reaktion, als er Sie fragte, ob Sie in "Transformers 4" mitspielen wollen?

Wahlberg: Wir sahen zusammen "Pain & Gain" bei Paramount und er fragte, ob ich Lust hätte, einen weiteren Film mit ihm zu machen. Und ich sagte nur, ja klar. Und dann erzählte er, was er vor hatte. Die Pro- überwogen die Kontra-Argumente. Außerdem fand ich die Zusammenarbeit mit ihm großartig, also ergriff ich die Gelegenheit.

Ricore: Ist es nicht schwer, bei einem Film mit so viel CGI, das Menschliche nicht aus den Augen zu verlieren?

Wahlberg: Aber der menschliche Aspekt ist doch alles, worauf ich mich konzentrieren kann. Und dann muss ich darauf vertrauen, dass es Michael gelingt, den Rest um uns herum auf die Leinwand zu bringen.
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Hat auch in Berlin viele Fans: Blockbuster-Regisseur Michael Bay
Mit Musik gut schlafen...
Ricore: Das Publikum liebt Michael Bays Filme, die Kritiker zerreißen ihn normalerweise. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?

Wahlberg: Ich mache ganz unterschiedliche Filme, Blockbuster, Arthouse-Produktionen, Filme für großes Publikum und welche für kleinere Publika. Aber ich hoffe immer, dass sie den Menschen gefallen. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Doch das liegt dann nicht daran, dass man sich nicht bemüht hätte. Auf Michael hacken die Leute schon seit Ewigkeiten herum, doch das hält ihn nicht davon ab, weiter Filme zu machen. Menschen auf der ganzen Welt mögen seine Filme. Uns ist es lieber beim Publikum beliebt zu sein, als gute Noten von den Kritikern zu bekommen. Am Ende des Tages ist Filmemachen auch ein knallhartes Geschäft. Die Studios investieren Geld, das sie zurückhaben möchten.

Ricore: Gerade bei diesem Film ist das sehr offensichtlich. China ist als Produzent beteiligt, mit Bing Bing Li ist ein großer chinesischer Star zu sehen, es wurde zudem auch in China gedreht. Außerdem gibt es sehr viel Product-Placement.

Wahlberg: Ich denke, sie hätten Michael nicht dermaßen viel Geld gegeben, wenn es nicht eine gewisse Gegenleistung gäbe. Wenn man Geld annimmt, ist für Subtilität kein Platz.

Ricore: Finden Sie nicht, dass Hollywood in dieser Hinsicht zu viele Kompromisse eingeht?

Wahlberg: Das ist Sache des Regisseurs und Produzenten. Ich denke nicht, dass Michael Kompromisse eingehen musste. Er wollte einfach nur, dass am Ende alle glücklich sind. Der Geschichte hat das nicht geschadet. Die Geldgeber sind zufrieden, weil ihre Produkte zu sehen sind und das Publikum, das die Tickets kauft, ist zufrieden mit dem, was es geboten bekommt.

Ricore: Sie sind gleichermaßen in Blockbustern und kleinen Filmen zu sehen.

Wahlberg: Ja. Nach "Transformers 4" habe ich mit "The Gambler" einen kleinen Film gedreht. Ich spiele einen Professor, der spielsüchtig ist. Das absolute Gegenteil zu "Transormers 4".

Ricore: Unterscheidet sich Ihre Herangehensweise bei Blockbustern und kleineren Filmen?

Wahlberg: Nein. Der Unterschied ist nur, dass ich bei Filmen, bei denen ich nur Schauspieler bin und nicht auch Produzent, keine weiteren Entscheidungen treffen muss. Da konzentriere ich mich nur darauf, meine Figur zu entwickeln. Bei "The Gambler" war ich in jeden Aspekt des Films involviert. Da spielt dann das Product-Placement eine ganz andere Rolle, denn wir kämpfen um jeden Dollar, um einen Film realisieren zu können.

Ricore: Was ist Ihre Motivation bei dieser Art von Filmen?

Wahlberg: Einfach eine gute Geschichte zu erzählen und die Herausforderung als Schauspieler. Ich habe den Film auch produziert. Ich mache gerne Dinge, die ich zuvor noch nie getan habe. In so einer Rolle hat mich das Publikum noch nicht erlebt.

Ricore: Sie produzieren auch viel fürs Fernsehen. Ist es dort einfacher, etwas anspruchsvoller zu sein?

Wahlberg: Im Fernsehen passieren sehr viele spannende Dinge, vor allem im Bereich Drama. Privatsender wie HBO haben gut gefüllte Taschen. Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich Zeit zu lassen. Eine Serie muss nicht von Beginn an durchschlagenden Erfolg haben, sondern die Fans können wachsen. Wenn diese Sender an etwas glauben, müssen sie sich keine Gedanken über Quoten oder Sponsoren machen. Die Werbefinanzierten Programme sind viel direkter von den Einschaltquoten abhängig, weil sie sonst keine Werbeeinnahmen generieren.

Ricore: In "Transformers" spielen Sie einen Hobbyerfinder. Was hätten Sie gerne erfunden.

Wahlberg: Ich habe meine gesamte Karriere selbst gestaltet. Das erstaunt mich immer wieder, wenn man bedenkt, woher ich komme. Aber es gibt so viele tolle Erfindungen, die unser Leben bereichern, zum Beispiel dieses iPhone (deutet auf die Smartphones, die vor ihm auf dem Tisch liegen). Aber wenn ich das erfunden hätte, dann würde ich nicht hier sitzen.

Ricore: Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?

Wahlberg: Eine sehr große. Mein Glaube und meine Familie sind das Wichtigste für mich. Ich wurde gefragt, ob ich an Aliens glaube. Ich sagte, nein, ich glaube an Jesus.

Ricore: Was ist eigentlich mit ihrer Hand passiert (Marks rechtes Handgelenk wird von einer Schiene gestützt.

Wahlberg: Ach, das ist nur eine alte Verletzung vom Boxen, die mir momentan etwas zu schaffen macht.

Ricore: Was sind Ihre nächsten Projekte?

Wahlberg: Ende Juli beginnen die Dreharbeiten zu "Ted 2". Darauf freue ich mich schon sehr. Wir haben ein tolles Drehbuch und es wird wieder ein lustiges Abenteuer für John und Ted.

Ricore: Haben Sie vor, wieder ins Musikgeschäft einzusteigen?

Wahlberg: Nein. Ich höre nur noch Musik. Zur Zeit habe ich zwei Alben auf meinem Smartphone, die ich ständig höre. Das von Jay-Z und Kanye West und Adele. Dabei kann ich wunderbar einschlafen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 15. Juli 2014
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2024