SquareOne/Universum Film
Robert Pattinson auf der "Life"-Premiere (Berlinale 2015)
Ohne Zuhause
Interview: Robert Pattinson: Leben im Transit
Jung, talentiert, rebellisch ohne Grund: James Dean. Nun wird das Leben des Schauspielers erneut filmisch thematisiert. Anton Corbijn konzentriert sich in seinem visuell eindrucksvollen Biopic "Life" auf Deans Beziehung zu Fotograf Dennis Stock, der den "Jenseits von Eden"-Darsteller lange begleitet und ihn zum Thema einer viel beachteten Fotoserie macht. Während Nachwuchsdarsteller Dane DeHaan die jung verstorbene Schauspiel-Ikone verkörpert, ist "Twilight"-Mime Robert Pattinson in der Rolle des Fotokünstlers zu sehen. Im Gespräch mit Filmreporter.de spricht der 29-Jährige über das Verhältnis von Dean zu Stock, Freundschaften zwischen Künstlern und Journalisten im Allgemeinen und seiner Sehnsucht nach einem Zuhause.
erschienen am 24. 09. 2015
SquareOne/Universum Film
Robert Pattinson und Dane DeHaan bei der "Life"-Premiere auf der Berlinale 2015
Alle Filme und Interviews verschlungen
Ricore Text: Wird James Dean von jungen Schauspielern heute noch als Vorbild betrachtet?

Robert Pattinson: Definitiv. Ich hatte durchaus eine Phase, in der ich mir alle seine Filme und Interviews angeschaut habe. Selbst wenn man ihn nicht als Schauspieler zu schätzen wüsste, so war er doch mindestens großartig in Sachen Stil und Mode. In diesem Punkt war er seiner Zeit voraus.

Ricore: "Life" zeigt ihn als selbstzerstörerischen Künstler und Menschen.

Pattinson: Ja, er hatte eine unglaubliche Angst, als Schauspieler nicht so gut zu sein, wie er glaubte. Und Angst davor, zu einem Menschen zu werden, als den er sich nicht vorgestellt hat.

Ricore: Worin war diese Angst begründet?

Pattinson: Ein Schauspieler möchte Künstler sein, doch man ist von vielen äußeren Faktoren abhängig, etwa von anderen Menschen. Da sehe ich durchaus Parallelen zu Fotografen, vor allem wenn das Kunstobjekt berühmte Menschen sind.

Ricore: Ist "Life" ein Film über James Dean oder den Fotografen Dennis Stock?

Pattinson: Ich habe ihn niemals als Film über Dennis gesehen.
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Robert Pattinson bei "Life"-PK der Berlinale 2015
Robert Pattinson: keine Illusionen
Ricore: Regisseur Anton Corbijn sagt, er handelt von ihm.

Pattinson: Wirklich? Das ist lustig. Meiner Meinung nach handelt "Life" von Neid und einem Fotografen, der ein Künstler sein will. Die Fotografie war für Dennis etwas, worin er wirklich gut war.

Ricore: Wie gehen Sie mit dem eigenen Erwartungsdruck um?

Pattinson: Viele Schauspieler, darunter auch James Dean, verlieren Ihre Illusionen, weil sich ihre Erwartungen nicht erfüllen. Ich bin niemals mit bestimmten Erwartungen an meine Karriere herangegangen. Es gibt gute und es gibt schlechte Zeiten. So oder so, damit gehen immer neue Erfahrungen einher. Man kann nicht desillusioniert werden, wenn man keine Erwartungen hat.

Ricore: Würden Sie sich zutrauen, wie James Dean die Premiere des eigenen Films zu versäumen?

Pattinson: Die Zeiten haben sich geändert. Heute kann man es sich nicht mehr erlauben, so wild zu sein. Wenn man heute tut, was James Dean damals tat, würde man vom Studio nicht mehr beschäftigt werden.
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Robert Pattinson mit seinen Fans (Berlinale 2015)
Persönliche Verbundenheit
Ricore: Waren Dennis Stock und James Dean Freunde oder verkehrten Sie nur auf beruflicher Ebene.

Pattinson: Sie müssen Freunde gewesen sein. Wenn man sich Fotos anschaut, auf denen sie zusammen zu sehen sind, spürt man eine persönliche Verbundenheit zwischen ihnen. Beste Freunde waren sie aber bestimmt nicht. Dennis war ein Arschloch. Deswegen mochte ich die Rolle. Er war sehr neidisch auf Dean. Er sagte immer, dass er der Künstler in dieser Partnerschaft sei und er, Dean, nur der Inhalt seiner Bilder. Dean entgegnete: Ich bin der Künstler und du nur der Fotograf.

Ricore: Ist eine kreative Partnerschaft und Freundschaft wie die von Stock und Dean heute noch möglich?

Pattinson: Ja, ich denke, das kommt oft vor. Es funktioniert, bis einer ein gewisses Level an Bekanntheitsgrad erreicht. Vor meinem Durchbruch mit "Twilight" hat es Journalisten gegeben, die mich durchaus gefördert haben. Ab einem gewissen Punkt ist diese Freundschaft nicht mehr aufrecht zu erhalten. Vor allem persönliche Beziehungen mit Fotografen können nach hinten losgehen.

Ricore: Kennen Sie auch diese Sehnsucht nach dem Zuhause, dem Ursprünglichen, die James Dean nach Ansicht des Films hatte?

Pattinson: Für viele Menschen ist das Zuhause etwas Wichtiges. Ich bin es gewohnt, keines zu haben. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie sich das anfühlt. Das machte mir eine Zeitlang sorgen, weil ich das Gefühl hatte, das Fundament meines Lebens zu verlieren. Andererseits hat man Freunde, die das Zuhause ersetzen. Dennoch wäre es schön, einen Ort zu haben, an den man zurückkehren kann. Ich weiß nicht, wann das in meinem Fall passieren wird.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 24. September 2015
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Robert Pattinson beginnt seine Schauspielkarriere im Alter von 15 Jahren bei der Daniel Radcliffe und Emma Watson spielt er in "Harry Potter und der Feuerkelch" und den Fortsetzungen den jungen Zauberer Cedric Diggory.Twilight - Biss zum Morgengrauen" Vampir Edward Cullen verkörpert. Mit Filmen wie "Cosmopolis", "Maps to the Stars" von David Cronenberg und Anton Corbijns "Life" gelingt es ihm, sich vom Image des Frauenschwarms zu befreien und sich als ernstzunehmender Schauspieler zu..
2024