Universal Music
Lena Meyer-Landrut 2015 mit neuem Album: Crystal Sky
Elektro statt Pop
Interview: Lena Meyer-Landrut angekommen?
2010 gewinnt Lena Meyer-Landrut mit dem Titel "Satellite" den Eurovision Song Contest und damit über Nacht eine maximale Medienpräsenz. Mittlerweile ist ihr viertes Album "Crystal Sky" erschienen. Es unterscheidet sich von seinen Vorgängern stilistisch und schlägt eine deutlich elektrolastigere Richtung ein. Im Interview mit Filmreporter.de begründet die sympathische Hannoveranerin ihren Schritt und erklärt, wie es ihr beim Schreiben der Songs ergangen ist. Zudem erfahren wir, in welchen Situationen sie besonders nervös ist.
erschienen am 2. 06. 2015
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Cover "Crystal Sky"
Mir gefallen natürlich alle Lieder besonders gut...
Ricore Text: Wie viel Prozent deines privaten Musikgeschmacks stecken in "Crystal Sky"?

Lena Meyer-Landrut: Viele Prozente. Ich habe natürlich nicht alles selber gemacht, das kann ich nicht. Es steckt letztlich sehr viel von mir drin.

Ricore: Wie schwer wird es deinen Fans fallen, sich auf den Elektro-Stil einzulassen?

Lena: Ich glaube gar nicht, dass das so schwierig ist. Denn die Leute, die mich vor fünf Jahren ganz gut fanden sind ebenfalls fünf Jahre älter geworden und finden es vielleicht auch ganz gut, wenn es bei mir Veränderungen gibt.

Ricore: Welches Lied auf deinem neuen Album gefällt dir besonders gut und warum?

Lena: Mir gefallen natürlich alle Lieder besonders gut [lacht]. Auf jeden Fall bin ich gerade noch sehr verliebt in "Catapult", das Featuring mit Kate Winter und Little Simz. Das ist mein aktueller Favorit.

Ricore: Nach welchen Kriterien hast du die Leute ausgesucht, mit denen du an "Crystal Sky" zusammengearbeitet hast?

Lena: Das war ehrlich gesagt 'Try & Error'. Man trifft sich mit Leuten und schreibt zusammen was. Das funktioniert oder es funktioniert eben nicht. Mit denen man dann besonders gut konnte, mit denen arbeitet man weiter und trifft sich nochmal und nochmal und nochmal. So entsteht ein Album.

Ricore: "Sleep Now" ist im Stil deiner bisherigen Songs. Ist dieses Track dein Angebot an deine bisherigen Fans?

Lena: Auf "Crystal Sky" sind mehrere Lieder, die noch eine Brücke zu meinem vorherigen Album schlagen. Dazu gehören meiner Meinung nach auch "All Kinds of Crazy" und "Keep on Living". Das sind nicht so völlig absurde Sachen, wo man sofort mental abschaltet. Ich denke diese Lieder sind ein guter Kompromiss.

Ricore: "The Girl" und "Beat to my Melody" zeigen hingegen eine neue Seite von dir...

Lena: Ja, ich hoffe den Leuten werden diese Lieder gefallen.

Ricore: Wie lange braucht es, um ein Lied zu schreiben?

Lena: Das ist schwierig zu sagen, weil alles so durchgemischt ist und man Songs manchmal Monate liegen lässt. Im Endeffekt arbeitest du an einem Lied vielleicht zwei Wochen.

Ricore: Weshalb lässt man einen Song länger liegen? Weil man bei der Melodie nicht weiterkommt?

Lena: Es kommt ganz darauf an. Man schreibt zum Beispiel etwas, trifft andere und schreibt an anderen Sachen. Oft konzentriert man sich dann eher auf das Songwriting, als die eigentliche Produktion des Songs voranzutreiben. Es ist halt nicht so, dass man sagt: 'Nun schreibe ich einen Song und produziere diesen fertig'. Vielmehr schreibt man die Songs, legt sie dann alle in eine Schublade und danach schaut man, was aufs Album kommt. Das produzieren wir dann.
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Lena Meyer-Landrut
Lena Meyer-Landrut: Ich achte auf die Meinung meiner Familie
Ricore: Wie viele fertige Lieder haben's nicht aufs Album geschafft?

Lena: Ich würde schätzen zehn.

Ricore: Sind das Sachen, wo du dir vorstellen kannst, dass du sie später doch noch veröffentlichst?

Lena: Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Die liegen jetzt in der Schublade. Vielleicht hört man sich die Lieder noch mal an oder andere Leute entwickeln dafür Interesse. Erst mal zählt für mich nur, was auf "Crystal Sky" zu hören ist.

Ricore: Das Album sollte Ende 2014 erscheinen.

Lena: Ich habe länger gebraucht, ich habe es schlichtweg nicht rechtzeitig geschafft.

Ricore: Weil du so viel mit anderen Projekten zu tun hattest?

Lena: Nein. Einfach, weil ich die Lieder nicht rechtzeitig fertig gekriegt habe. Ich habe länger fürs Schreiben gebraucht.

Ricore: Wer ist dein wichtigster Referenzpunkt - abgesehen von dir selbst - damit du sagst: "Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden"?

Lena: Ich achte auf die Meinung meiner Familie und meiner Freunde. Aber ich habe da jetzt niemand auf dessen Meinung ich ganz speziell Wert lege. Am Ende ist das Entscheidende sowieso, dass ich mit meiner Arbeit zufrieden und glücklich bin. Denn nur so kann ich auf Dauer in meinem Beruf arbeiten.

Ricore: Im Herbst gehst du auf Tour. Nach welchen Kriterien hast du die Städte ausgesucht?

Lena: Ehrlich gesagt kümmert sich da eine Konzertagentur drum. Ich habe mit dem Prozedere überhaupt nichts zu tun.

Ricore: Wie lange dauert es, bis die Choreografie für eine Tour steht?

Lena: Ich nehme mir so eine Woche Zeit, um mit meiner Band zu proben.

Ricore: Wann bist du nervöser: Wenn dein neues Album herauskommt oder wenn du dein erstes Tour-Konzert hast?

Lena: Eine Eigenveröffentlichung ist vom Nervositätsgrad her definitiv schlimmer.
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Lena Meyer-Landrut ("Crystal Sky)
Vor allem Selbstschutz

Ricore: Weshalb?

Lena: Weil man so lange daran gearbeitet hat, und davon ja alles abhängt. Wenn das Album scheiße läuft, dann wird es mit Sicherheit auch keine große Tour geben.

Ricore: Du hast vor kurzem gesagt, dass dir gar nicht so wichtig sei, dass "Crystal Sky" ein großer Erfolg werde.

Lena: Stimmt. Das war vor allem Selbstschutz. Wenn man sagt: 'Oh Gott, wenn mein Album nicht die Nummer eins wird, dann geht für mich die Welt unter' ist das nicht gut fürs Ego.

Ricore: Bist du jemand, der nach der Veröffentlichung eines Titels ganz gespannt kontrolliert, wo dieser in den Charts einsteigt?

Lena: Ich gucke auf jeden Fall immer. Ich glaube das macht jeder so.

Ricore: Und die, die behaupten sie tun das nicht, lügen?

Lena: [Lacht] Ich möchte hier jetzt niemanden anschwärzen, aber wenn man zwei Jahre an etwas arbeitet und so lange darauf hinwirkt, das etwas veröffentlicht wird, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass jemand tatsächlich behauptet, dass es ihm komplett egal ist, wie sich seine CD am Markt durchsetzt.

Ricore: Wie sehr hat sich mittlerweile die Gewichtung zwischen CD- und Konzertverkäufen verschoben?

Lena: Auf jeden Fall ist es heute nicht mehr so, dass du mit einem auskommst. Du kannst nicht nur Konzerte spielen oder nur Alben machen. Es kommt auf die Mischung an. Ich mache ja auch Werbung, das ist für mich natürlich etwas, das mich finanziell absichert. Aber klar, heute ist es eine andere Zeit, als vor 15 Jahren. Heute verdienst du in der Regel keine Millionen mehr mit den Plattenverkäufen. Das wäre schön, entspricht aber nun wirklich nicht der Realität [lacht].

Ricore: Was macht dir mehr Spaß: Im Studio stehen und ein Lied aufnehmen, oder auf einem Live-Konzert zu spielen?

Lena: Das kann man gar nicht so richtig miteinander vergleichen, da es zwei komplett unterschiedliche Sachen sind. Es macht natürlich wahnsinnig viel Spaß im Studio zu stehen, weil man dort eine tolle Zeit hat und seine eigene, ganz persönliche Musik aufs Papier bringt. Auf der anderen Seite ist es toll, dass du auf einem Konzert ein sofortiges Feedback von den Fans erhältst und es ist natürlich eine ganz andere Situation. Insofern kann ich keinesfalls sagen, was von beidem ich tatsächlich besser finde.

Ricore: Wie geht es bei "The Voice Kids" für dich weiter?

Lena: Das weiß ich noch nicht, es gab noch keine Gespräche zu dem Thema.

Ricore: Hättest du denn grundsätzlich nochmal Lust?

Lena: Ja. Aber es kommt auch darauf an, was ich zu diesem Zeitpunkt sonst noch so zu tun habe. Wenn ich Zeit habe gerne. Aber es ist auch nicht so, dass ich meinen Terminplan komplett nach "The Voice Kids" ausrichte.

Ricore: Was reizt dich an der Aufgabe von "The Voice Kids"?

Lena: Ich kann gar nicht einen Punkt nennen. Ich finde die Arbeit mit den Kindern toll und freue mich, wenn ich ihnen ein wenig helfen kann. Zudem gefällt mir das Gesamtkonzept, dass sich ja von so mancher anderer Castingshow in Deutschland abhebt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 2. Juni 2015
Zum Thema
Die 1991 in Hannover geborene Lena Meyer-Landrut möchte eigentlich Schauspielerin werden. Als sie sich 2009 spontan für Stefan Raabs Casting-Sendung ''Unser Star für Oslo'' bewirbt, kommt alles ganz anders. Lena gewinnt die Show und nimmt mit ihrem Lied ''Satellite'' am Eurovision Songcontest teil. Auch diesen Wettbewerb gewinnt sie und wird innerhalb weniger Monate von der unbekannten Schülerin zur europaweit beliebten Sängerin.

Lena setzt fortan ganz auf ihre Gesangskarriere, was..
2024