Ricore Text: Frau Lively, Sie sind seit Dezember letzten Jahres Mutter. Wie waren die ersten Monate mit dem Baby?

Blake Lively: Großartig und zugleich sehr anstrengend. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes darüber sagen als alle Frauen vor mir. Es gibt nun mal einen Grund, warum sie alles das Gleiche sagen. Es ist toll. Ja.

Ricore: Sie sind als Feinschmeckerin bekannt. Wann werden Sie ihr Kind in die kulinarische Welt einführen?

Lively: Ich reibe meine Brustwarzen bereits mit Trüffel ein... (lacht). Nein, ich werde mein Kind möglichst früh an eine ausbalancierte Ernährung heranführen. Es ist nicht möglich in meiner Gesellschaft zu sein, ohne mit den unterschiedlichsten Esstraditionen vertraut zu werden.

Ricore: Sie interessieren sich auch für Mode. Wie groß war Ihr Einfluss, was die Kostüme des Titelcharakters in "Für immer Adaline" angeht?

Lively: Michiel sagte mal, dass man nicht genug Klebeband haben kann, um meinen Einfluss aus dem Film herauszuhalten. Ich war von der ganzen Sache nun mal sehr begeistert. Ich konnte nicht glauben, dass ich die Gelegenheit hatte, Kleider von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute zu tragen. Jedes Kostüm sagte etwas über die Rolle der Frau in der Gesellschaft in einer bestimmten Zeit aus. Diese Erkenntnis half mir auch als Schauspielerin.

Ricore: Wie ist die Lage der Frauen heute?

Lively: Dass Hillary Clinton für die US-Präsidentschaft kandidiert, ist etwas, worauf wir stolz sein können. Andererseits ist die Tatsache, dass wir darauf stolz sein können, auch ein Ärgernis. Wenn Sie noch nicht das Buch "Half the Sky" [deutscher Titel: "Die Hälfte des Himmels: Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen" von Sheryl WuDunn und Nicholas Kristof; Red.] gelesen haben, dann tun sie es. Es wird ihr Leben verändern. Die Autoren schreiben darin, dass in den letzten 50 Jahren mehr Frauen nur wegen ihres Geschlechts ums Leben kamen als Männer in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts zusammen. Die Diskriminierung der Frauen sei die Plage unseres Jahrhunderts. Sie stellen aber auch fest, dass es Fortschritte geben würde. Das ist ermutigend.

Ricore: "Adaline" handelt von einer Frau, die nicht altert. Das Thema Älterwerden dürfte für Sie ja noch kein Thema sein, oder?

Lively: Fragen Sie mich danach in zehn Jahren, wenn ich meine Krähenfüße bekommen habe. Oder vielleicht schon in zwei Jahren. Dann heißt es auch bei mir: 'Oh mein Gott'. Heute kann ich getrost sagen, dass ich es liebe, älter zu werden.

Ricore: Stimmt es, dass sie zum Regisseur des Films sagten, dass Sie in "Adaline" unbedingt mitspielen wollen, weil Sie die Beste für die Rolle seien?

Lively: Ich sagte nicht, dass ich die Beste bin, aber dass ich die Rolle unbedingt haben will. Ich kann Ihnen eine Liste aufstellen mit Schauspielerinnen, die besser als Adaline wären als ich. Dafür war ich die aggressivste. So viel kann ich Ihnen sagen.

Ricore: Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit Harrison Ford?

Lively: Es war toll. Da es Harrison Ford ist, denkt man leicht, dass er ans Set kommt und einfach Harrison Ford ist. Er ist Indiana Jones und wir alle müssen nervös sein. Aber nein, er ist sehr engagiert - was er auch sein muss, sonst wäre er heute nicht dort, wo er ist. Harrison dreht in letzter Zeit nicht mehr viele Filme, daher war es etwas Besonderes, dass er bei diesem dabei war. Ich sollte vielleicht nicht für ihn sprechen, aber er ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Er liebt den Film.

Ricore: Laut einschlägigen Online-Filmdatenbänken sind Sie bereits für ein weiteres Projekt gebucht. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Lively: Ja, ich drehe einen Film mit dem Titel "All I See Is You" mit Jason Clarke in einer weiteren Rolle und Marc Forster als Regisseur. Der Film handelt von einer Frau, die mit jungen Jahren ihr Augenlicht verliert. Nach einer experimentellen Operation kann sie zwar wieder sehen, doch die neue Situation hat negative Auswirkungen auf die Beziehung zu ihrem Ehemann..

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.