Aruba Film Festival 2015
Cassian Elwes
Filme, vor denen andere Angst haben
Interview: Cassian Elwes mit Mut zum Erfolg
"Knock, Knock" heißt der lang erwartete Thriller von Eli Roth. Darin wird Keanu Reeves von zwei Schönheiten verführt und anschließend in seinem eigenen Haus terrorisiert. "Funny Games reloaded" also. Produziert hat den unterhaltsamen Thriller Cassian Elwes, der Erfolge wie "Dallas Buyers Club" verantwortet. Im Gespräch mit Filmreporter.de auf dem Aruba International Film Festival spricht der Erfolgsproduzent über seine Begegnungen mit Filmgrößen wie Elizabeth Taylor und Richard Burton. Außerdem verrät er, wie er in die Filmbranche geraten ist.
erschienen am 3. 11. 2015
SquareOne/Universum
Knock, Knock
Hollywoodstars nach der Schule...
Ricore Text: Mr. Elwes, Ihre Eltern waren Künstler. Haben Sie Ihre Leidenschaft für Film und Kunst von ihnen geerbt?

Cassian Elwes: Ja, mein Vater war Maler, meine Mutter eine sehr erfolgreiche Innendesignerin. Sie hatte einen großartigen Geschmack. Als ich etwa vier Jahre alt war, wurde sie von meinem Vater verlassen. So musste sie mit gerade mal 24 Jahren auf drei Kinder aufpassen. Trotzdem hat sie den beruflichen Aufstieg geschafft - von der Assistentin eines Innendesigners bis zur Gründung ihrer eigenen Firma. Sie war sehr erfolgreich und Teil der Londoner Kunstszene. Als ich elf Jahre alt war, lernte sie einen amerikanischen Filmproduzenten kennen, in den sie sich verliebte. Es war Elliott Kastner, der damals in London war, um einen Film mit Warren Beatty zu realisieren. Er hat einige großartige Filme produziert, "Ein Fall für Harper" mit Paul Newman zum Beispiel, "Agenten sterben einsam" mit Richard Burton oder "Duell am Missouri" mit Marlon Brando und Jack Nicholson.

Ricore: Über ihn haben Sie in ihrer Kindheit bestimmt einige Hollywoodstars kennengelernt.

Elwes: Genau. Auf einmal wurden wir von der normalen englischen Gesellschaft direkt nach Hollywood befördert. Wir besuchten Filmsets und trafen Filmstars wie Elizabeth Taylor und Richard Burton, Roger Moore und Michael Caine. Das war großartig. Mein jüngerer Bruder Cary, der Schauspieler wurde und in Filmen wie "Die Braut des Prinzen" mitspielt, war ein so hübsches Kind, dass Liz Taylor ihn glatt adoptieren wollte. Als sie in Wien "Das Lächeln einer Sommernacht" drehte, sagte sie zu meinen Eltern immerfort, dass sie Cary unbedingt behalten wolle. Okay, gerne, sagten meine Eltern. Sie wussten, was für ein kleiner Rebell Cary war. Am Ende durfte Liz ihn zwei Tage behalten. Danach hat er uns tolle Geschichten erzählt. Sie war sehr nett, wir mochten sie sehr gerne.

Ricore: Haben diese Begegnungen Sie dazu inspiriert, als Produzent zu arbeiten?

Elwes: Mein Stiefvater war sehr streng mit uns. Als wir noch Kinder waren, sagte er uns immer wieder, dass er in unserem Alter schon längst gearbeitet hätte. Dass er Benzin gepumpt oder Straßen gefegt habe. Wir hätten es vergleichsweise leicht. Aber wir haben doch Ferien, antworteten wir. Und er: Euer ganzes Leben besteht aus Ferien. (lacht). Er hat hat mich von Anfang an zum Arbeiten angespornt. Mit zwölf Jahren fing ich an, auf Filmsets zu arbeiten. Immer wenn ich Ferien hatte und er gerade einen Film drehte, ging ich ans Set, um zu arbeiten. Ich verdiente damals nicht mehr als fünf Pfund die Woche, war aber glücklich, dass ich mein eigenes Geld hatte. Wenn man Geld selbst verdient, bedeutet es mehr, als wenn es einem geschenkt wird.

Ricore: War das auch die Zeit, als Sie feststellten, dass Sie in der Branche arbeiten wollen?

Elwes: Mit 15 Jahren war das Filmemachen das einzige, woran ich denken konnte. Oft saß ich in Elliotts Büro und hörte zu, wie er am Telefon Verträge aushandelte und Filmprojekte in die Wege leitete. Ich sah, was ein Produzent alles tut, was diesen Beruf ausmachte. Wenn man das Kind eines Sportlers ist, wird man Sportler. Ich war das Kind eines Filmproduzenten, also wurde ich Filmproduzent. Elliott brachte mir alles bei und ich war ein aufmerksamer Schüler. Als ich meinen ersten Film produzierte, war ich noch sehr jung, aber ich war bereits am Ziel.

Ricore: Was unterscheidet Sie vom durchschnittlichen Filmproduzenten?

Elwes: Ich mache gerne Filme, die andere nicht machen würden. Ich möchte Filme machen, vor denen meine Kollegen Angst haben. Zum Beispiel "Dallas Buyers Club", ein Projekt der andere Produzenten regelrecht in Schrecken versetzt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 3. November 2015
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Knock, Knock (Kinofilm)
Produzent Cassian Elwes lernt sein Handwerk bei seinem Stiefvater Elliott Kastner ("Duell am Missouri", "Angel Heart"). Bereits als Zwölfjähriger macht er auf den Filmsets des Ziehvaters Ferienjobs und bessert so sein Taschengeld auf. Oxford Blues - Hilfe, die Amis kommen" mit Rob Lowe und Ally Sheedy in den Hauptrollen seinen ersten Spielfilm. In folgenden Jahren wagt sich Elwes immer wieder an Projekte, vor denen seinen Kollegen, wie er sagt, Angst hätten - so auch Lee Daniels' "The..
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