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Clemens Schick in "Point Break 3D"
Man findet Grenzen beim überschreiten
Interview: Clemens Schick sucht die Extremen
Clemens Schick gehört zu bestgekleideten deutschen Promis. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Klatschpresse. Dass da was dran ist, merke ich beim Interview mit dem Schauspieler im Hotel Bayrischer Hof in München. Als der 43-Jährige in der Suite eintrifft, fällt der elegante graue, eng geschnittene Anzug mit weißem Hemd und modischer Krawatte auf. Wir sprechen über "Point Break", dem 3D-Remake des Action-Klassikers "Gefährliche Brandung", in dem Schick in der Rolle des esoterischen Extremsportlers zu sehen ist.
erschienen am 23. 01. 2016
Rolf Kuratle
Clemens Schick in "Largo Winch 2"
Sport wichtiger als die Gefahr
Ricore Text: Wie körperlich fit muss man sein, um bei einem Film mithalten zu können, der mit einer solchen Actionwucht daherkommt?

Clemens Schick: Normalerweise mache ich meine Stunts gerne selber. Das Extremste, das ich mal gemacht habe, war vor fünf Jahren in "Largo Winch 2". Eine Kampfszene in der Luft, für die ich extra Skydiving lernte. Dafür war ich vierzig Mal aus einer Höhe von 5000 Metern aus dem Flugzeug gesprungen. Bei "Point Break" waren die Stunts so extrem, dass nur die besten Sportler der Welt sich daran wagen konnten - und es auch gemacht haben.

Ricore: Das heißt, die Actionszenen wurden real gedreht, ohne den Einsatz von Green Screen und Digtal-Effekten?

Schick: Ja, fast alles wurde real gedreht. Die Sportler standen in ihren jeweiligen Disziplinen tatsächlich vor der Kamera. Es gibt ganz tolles Making-off-Material, auf dem man sehen kann, wie die Sachen gedreht wurden. Ich empfehle jedem, sich das auf den jeweiligen Webseiten anzuschauen, es ist sehr beeindruckend.

Ricore: Wie gefährlich waren die Dreharbeiten für Sportler, Schauspieler und Crew?

Schick: Die Szenen um die Wingsuits oder die Ski-Abfahrten waren so extrem, dass man sich dagegen unmöglich absichern konnte. Da bestand durchaus ein Todesrisiko. Wir hatten unglaubliches Glück, dass nichts passiert ist. Ich weiß, dass einer der Wingsuiter mittlerweile nicht mehr lebt. Nach den Dreharbeiten ist er bei der Ausführung seiner Sportart ums Leben gekommen. Das ist etwas, das mich während und nach der Arbeit an "Point Break" nachdenklich gemacht und beeindruckt hat. Diese Extremsportler wissen, dass eine große Chance besteht, dass sie bei ihrem Sport ums Leben kommen können.

Ricore: Und trotzdem setzen sie sich dieser Gefahr aus.

Schick: Ja, trotz der vielen Alarmzeichen. Aber für sie ist ihr Sport wichtiger als die Gefahr.

Ricore: Sind Sie selbst sportlich?

Schick: Sport gehört bei mir zum täglichen Leben. Es ist für mich wichtig, fit zu seit - um wach sein zu können, um überhaupt zu existieren. Auch um die körperlichen Anstrengungen von Tag- und Nachtdrehs mitmachen zu können.

Ricore: Gibt es eine Sportart in "Point Break", für die Sie sich besonders begeistern?

Schick: Ich fahre selber Motorrad, wobei ich gerne nochmal Motocross austesten würde. Dazu bin ich nicht sehr oft gekommen. Ich fahre Ski, was ich allerdings schon ewig nicht mehr gemacht habe. Was ich weiterhin betreiben möchte, ist Skydiving. Das Erlebnis, in der freien Luft zu fliegen, dann der Fallschirmflug, die Stille, dann die Landung - selten habe ich bei einer Sportart so einen körperlichen Rausch erlebt wie hier.
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Clemens Schick in "Point Break 3D"
Clemens Schick: nicht lange sondern intensiv leben
Ricore: In "Point Break" geht es auch um die Frage, warum diese Sportler so sehr an die Grenzen des Möglichen? Haben Sie sich das auch gefragt?

Schick: Ja. Ich finde, es geht nicht darum, lange zu leben, sondern intensiv. Das Beste wäre natürlich, dass man intensiv und lange lebt. Die Frage ist, was geht man für ein Risiko ein für die Werte, die man hat.

Ricore: Sind Sie auch ein Mann der Extremen?

Schick: Ja, Ich suche zumindest immer meine Grenzen. Ich bin der Meinung, dass man diese findet, indem man sie überschreitet. Mir ist es lieber, dass ich mir wehtue und damit meine Grenze erfahre, als dass ich vorher aufhöre und sie nie finde. Am meisten wurde ich damit konfrontiert, als ich entschied, nach Afghanistan zu gehen und dort für die deutschen Soldaten Theater zu spielen. Ich bin politisch eher links, grün-sozialdemokratisch orientiert und mich interessierte vor allem die Frage, wie es den Soldaten vor Ort geht. Bei einem Einsatz, den damals auch eine rot-grüne Regierung entschieden hat. Dabei geriet ich durchaus in Situationen, in denen es nicht klar war, ob die gut ausgehen. Da stellte ich mir schon die Frage: War es das wert? Trotzdem bin ich froh, die Erfahrung gemacht zu haben. Die Frage ist aber wie meine Antwort jetzt lauten würde, wenn mir was passiert wäre.

Ricore: Geht es bei der Suche nach dem Extremen auch um die Überwindung der eigenen Angst?

Schick: Angstüberwindung finde ich sehr wichtig. Angst ist etwas Gutes, sie ist ein Alarmzeichen. Man sollte sich ihrer bewusst werden und sie dann überwinden. Um noch mal auf die Actionszenen in "Largo Winch" zurückzukommen: Bei jedem der 40 Sprünge aus dem Flugzeug hatte ich großen Respekt, wenn nicht sogar Angst. Diese Angst überwunden zu haben hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben und hat mich stärker gemacht. Ich hätte es bereut, wenn ich mich damals der Gefahr aus Sicherheitsgründen nicht gestellt hätte.

Ricore: Die Extremsportler in "Point Break" haben in ihrer Abgeschiedenheit von der Welt, ihrer Suche nach der Naturverbundenheit, dem Spirituellen etwas Mönchisches an sich. Mussten Sie da nicht an Ihren Klosteraufenthalt denken?

Schick: Das hat mich tatsächlich daran erinnert. Diese Themen haben mich damals im Kloster sehr interessiert. Die Tatsache zum Beispiel, dass man sich im Leben nicht viele Möglichkeiten offen lässt, um immer wieder neu zu entscheiden. Klar müssen auch Mönche im Kloster immer wieder aufs Neue Entscheidungen treffen, es sind aber kleine Entscheidungen. Im Großen gesehen, trifft man hier nur eine Entscheidung: Ich werde Mönch und gebe mich diesem Leben hin. Diesen Punkt haben die Extremsportler in "Point Break" mit ihnen gemeinsam. Sie treffen eine Entscheidung - und zwar für das Gute zu kämpfen. Und das obwohl sie wissen, dass sie bei diesem Kampf ums Leben kommen können. Und wenn es passiert, dann wollen sie aufrecht sterben.

Ricore: "Point Break" die nächste internationale Großproduktion, in der sie mitwirken. Sagten Sie nicht einmal, nicht mehr in solchen Mammut-Projekten mitspielen zu wollen?

Schick: Daran kann ich mich nicht erinnern. Große Produktionenhaben mir immer Spaß gemacht. Nach "Point Break" Ich drehe zum Beispiel gerade in Marseille den Actionfilm "Overdrive". Wieder eine sehr große Produktion. Ich liebe aber genauso kleinere Independent Filme. Letztes Jahr habe ich mit "Stille Reserven" einen Science-Fiction-Film gedreht. Und mit Nicolette Krebitz habe ich in meiner ersten romantischen Komödie mitgespielt. Das sind sehr unterschiedliche Projekte und das ist es, was mich grade so glücklich macht. Ich bin froh, dass ich mich nicht für ein Genre entscheiden muss.
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Point Break 3D
Ich habe sehr schnell viel im Ausland gedreht
Ricore: In Interviews mit deutschen Schauspielern kommt von den Journalisten oft unweigerlich die Frage: Wann geht es nach Hollywood? In ihrem Fall verlief die Karriere verkehrt herum. Ihre erste Kinorolle war mit "Duell - Enemy at the Gates" eine große internationale Produktion. Bald darauf kam auch schon "James Bond 007: Casino Royalel"...

Schick: Das stimmt. ich habe sehr schnell viel im Ausland gedreht. Das waren zwar kleine Rollen, die aber für viel Aufmerksamkeit sorgten. In Frankreich drehe ich bereits meinen vierten Film. Das Filmemachen vermischt sich immer mehr. "Point Break" läuft als Hollywood-Produktion, gedreht haben wir über auf der ganzen Welt. Die Besetzung kommt aus Venezuela, Australien, Deutschland, Norwegen, Spanien und Schweden. Bei "Overdrive" arbeite ich mit Kollegen aus Kuba, Frankreich und Nordamerika zusammen. Es ist eine französische-amerikanische Produktion und wir drehen hauptsächlich in Frankreich.

Ricore: Die Globalisierung ist in der Filmwirtschaft angekommen.

Schick: Ja, das Kino ist sehr international geworden. Viele Filme werden in Hollywood geschrieben, produziert und finanziert, aber auf der ganzen Welt gedreht, besetzt und vermarktet.

Ricore: Wo ist ihre berufliche Heimat?

Schick: Meine Basis ist in Berlin - mit häufigen Aufenthalten in Amerika.

Ricore: Man hat den Eindruck, dass Sie in Deutschland vor allem die kleineren, künstlerisch ambitionierten Projekte suchen. Täuscht das?

Schick: Ich suche diese Projekte nicht. Vielleicht suchen die mich. Es waren einfach tolle Rollen, die mir angeboten wurden. Ich bin sehr glücklich, dass ich bei "4 Könige" mitmachen durfte. Es ist ein so wunderbarer Film geworden. Es war schön, mit den jungen Darstellern und der jungen Regisseurin zu arbeiten. Es war ein ganz anderes Erfahrung als mit einem Regisseur, der schon zehn Filme gemacht hat.

Ricore: Und wie steht es mit Ihrem Verhältnis zum deutschen Mainstream-Genre-Film?

Schick: Ist dieses Jahr auch in Planung.

Ricore: Worum handelt es sich dabei?

Schick: Kann ich nicht sagen, ist noch zu früh! (lacht)

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 23. Januar 2016
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2024