StudioCanal Germany
Nerve (2016)
Am liebsten mit Katzen kuscheln
Interview: Dave Franco mag's gemütlich
Lange steht Dave Franco im Schatten seines Bruders James Franco. Mit den Magier-Spektakeln "Die Unfassbaren - Now You See Me" und "Die Unfassbaren 2" sowie dem Thriller "Nerve" dürfte sich das ändern. In "Nerve" spielt er einen jungen Mann, der Teil eines illegalen Online-Spiels ist, in dem sich die Spieler diversen Herausforderungen stellen müssen. Im Interview mit Filmreporter.de spricht der 31-jährige über seine Beziehung zum Internet, die Zusammenarbeit mit seinem Bruder und seine Leidenschaft fürs Schreiben.
erschienen am 8. 09. 2016
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Dave Franco und Emma Roberts in "Nerve" (2016)
Mit Emma Roberts auf dem Rücksitz
Ricore Text: Mr. Franco, "Nerve" kreist um ein illegales Online-Spiel, bei dem Spieler gefährliche Aufgaben meistern müssen und dabei von der Internet-Community beobachtet werden. Es gibt also Spieler und Zuschauer. Sind Sie ein Draufgänger wie Ihre Filmfigur?

Dave Franco: (lacht) Nein, das bin ich nicht. Ich bin das Gegenteil von Ian, also ziemlich langweilig. Am Wochenende kuschele ich am liebsten mit meinen Katzen. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt in einem Club war oder etwas Gefährliches gemacht habe. Vielleicht gehört die Tatsache dazu, dass ich für "Nerve" gelernt habe, Motorrad zu fahren. Dafür hatte ich zwei Wochen Zeit, was nicht sehr lange ist. Ich lernte es auf den Straßen von New York, dem denkbar gefährlichsten Ort, um Motorrad zu fahren.

Ricore: Im Film machen Sie es ziemlich professionell - mit ihrer Filmpartnerin Emma Roberts auf dem Rücksitz.

Franco: Ja, ich hoffe, es sieht einigermaßen gekonnt aus. Zum Glück ist nichts passiert. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder auf ein Motorrad steigen werde.

Ricore: Bei einem echten "Nerve"-Spiel wären Sie also eher der Zuschauer.

Franco: Oh ja, das wäre ich bestimmt.

Ricore: Sind sie in den sozialen Medien aktiv?

Franco: Gar nicht. Ich habe überhaupt keinen Überblick über das, was die Kids heute online alles tun. Der Grund, wieso das so ist, wird im Film ein bisschen erklärt. Es gibt viele Menschen, die sich die Freiheit herausnehmen, gemein zu sein, solange sie sich hinter dem Computer-Bildschirm verstecken können. Ich möchte in meinem Leben nichts derart Negatives haben. Daher versuche ich, von dieser ganzen Welt so viel Abstand wie möglich zu halten.

Ricore: Man hat bei "Nerve" den Eindruck, dass dieses beängstigende Spiel nicht weit weg von unserer Realität ist...

Franco: Genau so ist es. Diesen Aspekt mochte ich besonders an dem Film: dass das Spiel so oder ähnlich auch in unserer Wirklichkeit stattfinden könnte. Das unterscheidet "Nerve" von anderen dystopischen Filmen der jüngeren Vergangenheit, in denen die gezeigte Wirklichkeit doch ein bisschen überhöht dargestellt wird. Hier lassen sich mehr Bezüge zu unserer Welt herstellen. Das macht ihn ein bisschen Angst einflößender.
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Dave Franco hat für "Nerve" das Motirad fahren gelernt
Dave Franco viel zu paranoid
Ricore: Apropos Internet. Wüssten Sie, wie man ins Darknet kommt?

Franco: Nein, gar nicht, dafür bin ich nicht versiert genug. Außerdem bin ich viel zu paranoid. Ich hätte Angst, etwas anzuklicken, ohne zu wissen, wo ich am Ende lande. Ich bin ein sehr privater Mensch und will nicht, dass irgendetwas von mir und über mich in Umlauf kommt, weil ich die falschen Links angeklickt habe.

Ricore: Haben Sie schon mal Katzenvideos angeklickt, um am Ende vom Hundertsten ins Tausendste zu gelangen?

Franco: Definitiv. Wenn es um Katzenvideos geht, kenne ich keine Grenzen. (lacht). Da können schon mal Stunden wie im Flug vergehen.

Ricore: Was mochten Sie an Ihrer Figur besonders?

Franco: Ian ist ein netter und süßer Kerl, der Gutes im Sinn hat und sich nicht zu ernst nimmt. Und er ist sehr verletzlich. Damit konnte ich mich identifizieren. Es ist seltsam, das von sich zu sagen: Aber ich bin ein netter Kerl, mehr hab ich für Sie leider nicht (lacht).

Ricore: In "Zeroville", dem neuen Film ihres Bruders James, spielen Sie die Filmlegende Montgomery Clift. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Franco: Es ist schwer, etwas darüber zu sagen, weil ich darin nur anderthalb Minuten zu sehen bin. Diese kurze Zeit wollte ich so akkurat wie möglich bewerkstelligen. Daher habe ich mich gut vorbereitet. Ich schaute mir alle seine Filme an, las mir seine Biographie durch, usw. Ich setzte mich stark unter Druck für diesen kleinen Leinwandauftritt. Ich habe den Film noch nicht gesehen und weiß nicht, wie er ankommen wird. Sollte er nicht gut ankommen, dann gebe ich mir die Schuld, weil ich mir zu viele Gedanken darüber gemacht habe (lacht).

Ricore: Ihr Bruder ist ein Allroundtalent, der nicht nur schauspielert und Regie führt, sondern sich etwa auch als Bildender Künstler betätigt. Haben Sie auch Interessen über den Film hinaus?

Franco: Ich schreibe sehr gerne. Und zwar länger als ich schauspielere. In der Oberschule habe ich angefangen, Gedichte zu schreiben. Mit der Schauspielerei fing ich an, auch Drehbücher vor allem für Kurzfilme zu schreiben, die auf der Webseite funnyordie.com veröffentlicht wurden.
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Nerve (2016)
Sachen gemacht, die peinlich waren!
Ricore: Was ist der Antrieb für diese breit angelegte Schaffenskraft?

Franco: Wenn man als Schauspieler Angebote annimmt, dann nicht immer weil man das Material liebt, sondern weil man arbeiten und Erfahrung sammeln will. Dabei habe ich Sachen gemacht, die mir so peinlich waren, dass ich Freunden und Familie davon abriet, sich die Filme anzuschauen. Ich kam zu dem Punkt, dass ich etwas brauchte, über das ich die Kontrolle hatte. Ich weiß nicht, welchen Stellenwert die Kurzfilme in meiner Karriere haben, aber wenigsten fühlte sich die Arbeit aufrichtig an. Außerdem schwöre ich: So dumm manche von ihnen auch sein mögen, einige führten zu größeren Filmangeboten wie etwa für "22 Jump Street".

Ricore: Sie gelten als echter Film-Nerd. Welche Filme schauen Sie sich am liebsten an?

Franco: So ziemlich alles. Seit meinem 13. oder 14. Lebensjahr bin ich großer Filmfan. Meinen ersten Job hatte ich in einer Videothek. Sie haben mich im Grunde dafür bezahlt, dass ich jeden Tag Filme mit nach Hause nehmen durfte. So fing meine Liebe zum Kino an.

Ricore: Was ist der größte Traum, den Sie als Schauspieler haben.

Franco: Es mag vielleicht schleimig klingen, aber ich mache bereits, was ich immer machen wollte. Ich habe die Möglichkeit, mit meinen Freunden und meiner Familie zu arbeiten. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Ich träume nicht davon, einen Oscar zu gewinnen, ohne dass ich damit sagen will, dass ich keinen Oscar gewinnen will. Das ist nicht das große Ziel. Es geht mir darum, meine eigenen Projekte zu verwirklichen mit Menschen, die mir etwas bedeuten. Genau das tue ich im Moment.

Ricore: Was war der beste Rat, den Ihnen ihr Bruder gegeben hat?

Franco: Geduld haben. Auf Rollen warten, die ich liebe und keine Angebote aus falschen Gründen annehmen. Etwa aus Angst oder einfach des Geldes wegen. Man sollte sich treu bleiben.

Ricore: Danke für das Gespräch.
erschienen am 8. September 2016
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Es dauert lange, bis sich Dave Franco entscheidet, als Schauspieler zu arbeiten. Erst nach dem Zureden von Freunden und seiner Familie tritt der Filmfan, der als Jugendlicher in einer Videothek arbeitet, in die Fußstapfen seines älteren Bruders James Franco. Seinen ersten Auftritt vor der Kamera hat er in der Serie "Eine himmlische Familie", es folgen kleine Rollen in Spielfilmen wie "Superbad", "Sexgeflüster", "Fright Night" und "21 Jump Street". Erst mit dem Magier-Thriller "Die Unfassbaren..
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