Concorde Filmverleih
Benoît Delépine und Gustave Kervern stellen auf der Berlinale "Saint Amour - Drei gute Jahrgänge" vor
Vive la France: "Saint Amour - Drei gute Jahrgänge"
Interview: Gustave Kervern und Benoit Delépine
Gustave de Kervern und Benoît Delépine eroberen sich mit "Mammuth" und "Der Tag wird kommen" ihren Platz im Herzen der französischen Zuschauer. Auf der Berlinale stellen Sie ihr groteskes Roadmovie "Saint Amour - Drei gute Jahrgänge" vor, in dem Altstar Gérard Depardieu, Shooting Star Benoît Poelvoorde und der gut aussehende Teenieschwarm Vincent Lacoste im Beaujoulais auf der Suche nach einem guten Tropfen und der Liebe sind
erschienen am 16. 10. 2016
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Regisseur Benoît Delépine auf der Berlinale ("Saint Amour - Drei gute Jahrgänge")
Selbstgebrannten Alkohole zum Verkosten
Ricore Text: Waren Sie auf Ihrer Route du Vin bei Gérard Depardieu zu Gast?

Gustave Kervern: Nein, es liegt zum einen ein wenig abseits der klassischen Weingebiete. Und wir haben prominente Orte gemieden, wir wollten die gewohnten Trampelpfade verlassen und haben die kleinen Weinbauern ins Zentrum gerückt, bei denen wir uns wohl fühlen. Wir haben unsere Mittagspause auch regelmäßig überzogen, weil die Bürgermeister der Gemeinden oder die Winzer mit ihren Weinen und selbstgebrannten Alkohole zum Verkosten einluden.

Benoît Delépine: Ich bin der Sohn von Bauern, ich kenne mich ein wenig mit den Problemen der modernen Landwirtschaft aus. Wir sind beide große Weinliebhaber, das war die zweite Komponente für das Buch. Und dann fiel uns auf, dass in unseren bisherigen Filmen Frauen kaum auftauchen. Was uns ein wenig erschreckt hat. Unserer Liebe zu den Frauen wollten wir endlich Ausdruck verleihen.

Ricore: Und so wurde der Film eine Liebeserklärung an das französische Savoir Vivre an die Frauen?

Delépine: Wir hoffen es. Ursprünglich sollte der Filme "Route du Vin" heißen und es war für uns ein amüsanter Seitenhieb, dass der bekennende Weinliebhaber Gérard Depardieu einen Mann spielt, der keinen Tropfen Alkohol anrührt.

Gustave Kervern: Wir hatten mit ihm bereits "Mammuth" gedreht, das Publikum hat ihn in diesem Film wieder oder neu entdeckt. Daher vertraute er uns. Wir können uns nicht ganz von dem Verdacht lösen, dass er das Drehbuch nicht gelesen hatte als er ans Set kam. Er hat es erst langsam entdeckt.
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Gérard Depardieu auf der Berlinale-PK ("Saint Amour - Drei gute Jahrgänge")
Dummheiten wurden unser roter Faden
Ricore: Machen sich Männer wirklich zum Clown, um Frauen zu gefallen?

Kervern: Der Alkohol verleitet Männer zu den größten Dummheiten, das wurde unser roter Faden. Unmerklich rückten während des Schreibens des Buches die Einsamkeit der Männer und ihre Sehnsucht nach Liebe und Partnerschaft ins Zentrum. Das drückt sich dann auch im Titel aus.

Delépine: Wissenschaftler der Universität von Birmingham haben eine Studie mit dem Titel "Betrunken oder Verliebt, es ist das gleiche" vorgelegt. Beides löst im Gehirn ähnliche Reaktionen und Gefühle aus: Empathie und Verbundenheit wachsen, Stress, Angst und Hemmungen werden abgebaut. Man kann also sagen, Liebe ist Alkohol, in der richtigen Dosis stimulieren beide unser Wohlbefinden.

Ricore: Sie haben mit Michel Houellebecq einen Film über Selbstmord und den Tod gedreht. War er sofort wieder Feuer und Flamme?

Delépine: Ursprünglich sollte er den Taxifahrer spielen. Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar 2015 hatte er zwei Leibwächter. Ihm wurde von der Reise abgeraten. Wir wollten ihn aber unbedingt ehren und haben eine Szene extra für ihn geschrieben.

Kervern: Er tickt ähnlich wie Depardieu. Sein Image ist ihm egal. Er ist an den Set gekommen, wie er gerade war. Wir sind stolz, dass er in unseren beiden letzten Filmen mitgespielt hat, wir werden ihn auch weiter anfragen. Er verfügt über ein anderes Charisma als Schauspieler.

Ricore: Würden Sie gerne einen seiner Romane verfilmen?

Delépine: Wir arbeiten lieber mit unseren eigenen Drehbüchern, das Schreiben macht uns Spaß. Aber wenn uns nichts mehr einfällt, werden wir ihn anfragen. "Karte und Gebiet" wäre eine gute Vorlage.

Ricore: Danke für das Gespräch
erschienen am 16. Oktober 2016
2024