Buena Vista International (Germany)
Juliette Lewis
Besonderer Schlüssel für eine besondere Schauspielerin
Interview: Juliette Lewis von Türken geehrt
erschienen am 8. 11. 2017
Universal-Pictures Germany
Robert De Niro in "Kap der Angst"
"Kap der Angst" in Antalya
Ricore Text: Miss Lewis, im Rahmen des Filmfest Antalya wurde auch Martin Scorseses Psychothriller "Kap der Angst" gezeigt, in dem Sie eine der Hauptrollen spielen. Können Sie sich noch daran erinnern, wie es zu der Zusammenarbeit kam?
Juliette Lewis: Ich war 18 Jahre alt, als wir "Kap der Angst" drehten. Doch die Figur, die ich spielte war 14. Vielen Menschen war das nicht bewusst. Die Figur ist inspiriert von einem kleinen Mädchen, das ich in einem Park traf. Es hielt ein kleines Kätzchen in seinen Händen und schaute drein, als hütete es ein großes Geheimnis. Ich mag es, mich für die Rollen von meiner Umgebung inspirieren zu lassen.
Ricore Text: Wie haben Sie Scorsese überzeugt, dass Sie die Richtige für die Rolle sind?
Lewis: Ich musste vier Mal vorsprechen, bevor ich die Rolle bekam. Später erzählte mir Marty, dass sie hunderte Mädchen vorsprechen ließen. Als sie mich gesehen haben, konnten sie nicht glauben, dass sie in mir schon die Richtige für die Rolle gefunden haben. Trotzdem ließen sie mich weiter vorsprechen, während sie parallel weitere Mädchen anhörten. Meine Idee beim Casting war, nicht zu schauspielern, sondern mich so natürlich wie möglich zu geben. Für mich ist Schauspielerei körperliche Verwandlung. Ich möchte das Spielen so natürlich aussehen lassen wie atmen.
Ricore Text: Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit Robert De Niro?
Lewis: Es war unglaublich. Es gibt im Film eine Szene mit De Niro und mir, die neun Minuten lang ist, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise dauern Filmszenen wenige Minuten, bevor zur nächsten Szene geschnitten wird. Insofern fühlte sich der Film streckenweise wie ein Theaterstück an. "Kap der Angst" war wie ein Tango-Tanz der Emotionen. Mit der kreativen Freiheit, die ich hier hatte, wurde ich früh verzogen. Ich habe von Anfang an von den Besten lernen können. Robert De Niro war so präsent in der Rolle, dass er auch mich mitgezogen hat. Es war eine magische Erfahrung.
Warner Bros. Pictures
Hinterlassen eine blutige Spur: Woody Harrelson und Juliette Lewis als "Natural Born Killers"
Juliette Lewis: Ich träumte von Tanzen und Singen
Ricore Text: Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?
Lewis: Als Kind träumte ich von Tanzen und Singen und davon, Charaktere zu erschaffen und Geschichten zu erzählen. Es gab für mich keine Grenzen. Ich nahm Ballett-, Gesangs- und Gymnastikunterricht. Ich liebte Musicals, von denen ich mich inspirieren ließ. Mein Vater, der auch Schauspieler war (Geoffrey Lewis, Anm. der Red.], sagte mir immer, dass man für die Schauspielerei Vorstellungskraft braucht. Ich hatte immer ein Gefühl für andere Menschen, interessierte mich immer für die Erfahrungen und die Schmerzen anderer. Mit der Schauspielerei wollte ich in die Haut anderer Menschen schlüpfen und über Menschlichkeit reflektieren.
Ricore Text: Hat Ihr Vater Sie für die Schauspielerei ermutigt? Hatte er einen Rat für Sie?
Lewis: Mein Vater war kein Mann von Ratschlägen, aber er ermutigte seine Kinder für alle ihrer Interessen. Als ich "Flashdance" und "Fame - Der Weg zum Ruhm" sah, wollte ich unbedingt tanzen und singen. Also hat er mich für Gesangs- und Tanzstunden angemeldet. Als ich 15 Jahre alt war, schenkte er mir ein Buch über die schlimmsten weiblichen Mörder aller Zeiten. Aus heutiger Sicht mutet das fast prophetisch an [Lewis spielte 1994 in "Natural Born Killers" an der Seite von Woody Harrelson eine Mörderin; Anm. der Redaktion]
Ricore Text: Gibt es eine Rolle in Ihrer Karriere, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen ist?
Lewis: "Ganz normal verliebt". Die Filme von Garry Marshall haben immer ein großes Herz. Sie bringen einen zum Weinen aber auch zum Lachen. Sie sorgen dafür, dass es einem nach dem Film gut geht. Ich spiele in "Ganz normal verliebt" eine geistig zurückgebliebene Frau, die nach Unabhängigkeit strebt. Ich konnte mich mit der Frau identifizieren, mit ihrer Beharrlichkeit, ihrer Entschlossenheit und ihrer Herzensgüte. Früher hätte ich diese Rolle nicht spielen können. Ich musste erst meine eigenen Kämpfe überstehen und meine eigene Freiheit finden.
Ricore Text: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 8. November 2017
Zum Thema
Der Höhepunkt von Juliette Lewis' Schauspielkarriere liegt zweifellos in den 1990er Jahren. In diesem Jahrzehnt wirkt die Tochter des Schauspielers Geoffrey Lewis in Filmen wie "Kap der Angst" und "Natural Born Killers" mit. Mit dem TV-Film "Zum Sterben viel zu jung" findet sie in Brad Pitt nicht nur einen Kollegen vor der Kamera, sondern auch einen Partner fürs Leben. Die Beziehung endet 1993 nach drei Jahren. Zuvor drehen sie gemeinsam den Thriller "Kalifornia". "Gilbert Grape - Irgendwo in..