20th Century Fox
Wes Ball auf dem Londoner Fanscreening (Maze Runner: The Death Cure, 2018)
Interview: Wes Ball "Maze Runner: Die Auserwählten in der Todeszone 3D"
Vor vier Jahren vertraute ihm 20th Century Fox die Regie zu dem aufwendigen Science-Fiction-Abenteuer "Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth" an, obwohl Wes Ball bis dato nur einige Kurzfilme inszeniert hatte und eine Firma für Spezialeffekte leitete. Doch der damals 33-Jährige überzeugte nicht nur das Filmstudio, sondern auch die Fans und durfte somit auch für die anderen beiden Bücher von James Dashners gleichnamiger Trilogie hinter die Kamera treten. Nun folgt mit "Maze Runner: Die Auserwählten in der Todeszone 3D" der letzte Teil, für den Wes Ball alles in die Waagschale legt. Ricore Text traf den Jungregisseur in London.
erschienen am 5. 02. 2018
20th Century Fox
Thomas Brodie-Sangster auf der LA-Premiere (Maze Runner: The Death Cure, 2018)
Kein großer Fan der Bücher
Ricore Text: Wie fühlt es sich an, etwas zu Ende gebracht zu haben?

Wes Ball: Wes Sehr gut! Ich bin stolz, dass wir es tatsächlich geschafft haben. Wir haben es vor allem für die Fans abschließen wollen, und wie etliche Testvorführungen gezeigt haben, sind sie echt begeistert davon wie alles ausgeht. Die ersten beiden Teile endeten noch mit einem Cliffhanger, und es tut gut, jetzt zu einem großen Ende gekommen zu sein.

Ricore Text: Ist auch ein bisschen Traurigkeit dabei?

Ball: Absolut! Ich hatte ursprünglich gar nicht geplant, Teil zwei und drei drehen zu wollen und bin nur wegen meiner Darsteller zurückgekommen. Denn ehrlich gesagt, war ich selbst nun nicht der große Fan der Bücher und musste mir zuerst selbst einen Weg suchen, was mir an den Büchern gefallen könnte. Es stellt sich für mich heraus, dass es eindeutig die Charaktere, und somit konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass sie von einem anderen Regisseur weitergeführt werden würden.

Ricore Text: In der Geschichte steckt natürlich mehr Fiction als Science. Nichtsdestotrotz wird wie schon in den gleich gelagerten Kinoserien "Die Tribute von Panem" und "Die Bestimmung" wieder ein zukünftiges Untergangsszenarium heraufbeschwört...

Ball: Wenn man sich unsere momentane Welt ansieht, könnte man denken, dass wir schon nahe dran sind an dem, was wir im Film zeigen. Speziell in diesem Film könnte man die Außenseiter mit Immigranten vergleichen. Ja, da gibt es einige heiße Themen, die man im Film finden kann, wobei ich auch sagen muss, das wir nie vorhatten, eine große Botschaft verkünden zu wollen.

Ricore Text: Sehen Sie denn eher optimistisch oder pessimistisch in die Zukunft?

Ball: Ich bin eher der Optimist. Obwohl mir schon bewusst ist, dass wir gerade in schweren Zeiten leben. Aber ich will an das Gute im Menschen glauben und dass die Menschlichkeit am Ende siegt. Aber bis dahin werden wir sicherlich noch einige Kämpfe hinter uns bringen müssen.
20th Century Fox
Kaya Scodelario auf der LA-Premiere (Maze Runner: The Death Cure, 2018)
Wes Ball: Fast alle Drehorte real
Ricore Text: Wie viel von der Zukunftswelt, die Sie im Film zeigen war echte Kulisse und wie viel davon wurde am Computer gezaubert?

Ball: Fast alle Drehorte waren real und ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal eine Studiobühne benutzen mussten, um vor einer grünen Wand zu drehen. Insofern waren alle Kulissen wirklich dreidimensional gebaut worden. Ganz ehrlich, das war mir sehr recht. Ich mag es nicht, auf einen Studiobühne drehen zu müssen. Das empfinde ich als unangenehm. Man hätte zwar alle Welt der Zeit, weil man nicht vom Sonnenlicht abhängig ist. Aber den ganzen Tag einer Klimaanlage ausgesetzt zu sein, ist auch nicht wirklich der Hit. Ich mag den Kampf vor Naturkulissen, wo man es mit echtem Dreck zu tun hat. Ich finde auch, den Unterschied bemerkt man auf der Leinwand. Klar gibt's in "Maze Runner 3" mehr Spezialeffekte als mir bewusst ist, aber am Ende muss es grob und realistisch aussehen. Das macht den feinen Unterschied aus.

Ricore Text: Wie oft gehen Sie noch selbst ins Kino?

Ball: In letzter Zeit gar nicht, obwohl ich es liebe, ins Kino zu gehen - so oft ich kann. Aber diesmal hatten wir nur ein kleines Zeitfenster von der Fertigstellung bis zur Veröffentlichung von "Maze Runner 3". Beim ersten Teil hatte ich noch 40 Wochen dazwischen. Diesmal waren es nur 26. Fast in der Hälfte der Zeit musste der Film geschnitten werden, Sound und Musik kreiert werden. Das war furchtbar, so sollte man keine Filme drehen. Insofern war keine Zeit fürs Kinogehen. Jetzt muss ich einiges nachholen, besonders von den Filmen, die für gerade für Oscars nominiert wurden.

Ricore Text: Seit welchem Film sind Sie dem Kino verfallen?

Ball: Seit "Jurassic Park". Das war 1993 und ich war 13 Jahre alt. Da wusste ich, ich will irgendwann mal selbst Filme drehen. Ich habe auch davor schon viele Filme gesehen und habe mir"Star Wars" immer und immer wieder auf Videokassette angesehen. Aber durch "Jurassic Park" realisierte ich, dass dahinter ein Regisseur sitzt, der die Entscheidungen trifft und über erstaunliche Werkzeuge verfügt, um beispielsweise Dinosaurier auf der Leinwand wieder zum Leben zu erwecken. Ich wollte herausfinden, wie das möglich ist.

Ricore Text: Das junge Publikum schaut sich Filme aber auch auf den Smartphone an anstatt ins Kino zu gehen...

Ball: Das ist eine Schande! Ich kann nur sagen, "Maze Runner" ist gemacht worden für die große Leinwand. Besonders im Imax wird der Film zum speziellen Erlebnis. Man muss Filme mit einem Publikum sehen, in einem abgedunkelten Raum mit großem Sound und großen Bildern. Es gibt nichts Vergleichbares. Ich hoffe nur, dass die Kids, die sich ihre Filme auf dem Smartphone ansehen, hoffentlich die Ohrstöpsel anschließen, um zumindest einen etwas besseren Ton zu haben (lacht).

Ricore Text: Danke für das Gespräch.
erschienen am 5. Februar 2018
2024