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Sharon Stone
Jeder will dich ficken - bis...
Interview: Späte Enthüllungen
Sharon Stone ist spät dran. Nicht nur mit der Fortsetzung ihres Durchbruch-Schockers "Basic Instinct" (der war immerhin schon 1988 und Fans hätten längst gern gewusst wie es der mörderischen Catherine Tramell inzwischen ergangen ist), sondern auch zum Interview. Aber das sind wir ja schon gewöhnt.
erschienen am 8. 04. 2006
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Sharon Stone ist wieder da!
Ricore: Wie ist es Catherine Tramell in all den Jahren ergangen - haben Sie da eine Art Backgroundstory für sich erfunden?

Sharon Stone: Sie werden es nicht glauben. Ich denke, sie ist in San Francisco so richtig kaputt gegangen - wie es einem dort eben ergehen kann! (lacht) Und sie musste von dort abhauen, bevor sie zu viele Menschen umgebracht hätte - wie es einem dort eben leicht passieren kann! Also zog sie nach Deutschland, wo nach dem Krieg ja auch eine mentale Umstellung passierte. Von dort ging es weiter nach London, denn London ist heute, was Paris einmal war. In "Basic Instinct" ging es ums Überleben, im zweiten geht's um die soziologische Korruption, wo Menschen anderen erlauben, ihre dunkle Seite herauszubringen und dann behaupten, sie hätten keine Schuld daran.

Ricore: "Basic Instinct" hat Sie vor 15 Jahren zum Superstar gemacht, Sie mussten sich an Ruhm gewöhnen. Haben Sie ihn inzwischen gemeistert?

Stone: Mein Freund Sylvester Stallone sagt es am besten, und er sagt es seit langem: als ich damals plötzlich berühmt war, war es seltsam, denn keiner kann dir sagen, was passieren wird. Du denkst: oh, ich bin berühmt, jeder mag mich die ersten fünf Minuten, und dann denkst du, was für ein Alptraum. Und da sagt Sly immer: Ruhm ist wie eine Geschlechtskrankheit: jeder will dich ficken bis er merkt, was er kriegt.

Ricore: Verstehen Sie aus heutiger Sicht das Trara um die berühmteste Szene in "Basic Instinct"?

Stone: Meine Mutter reagierte am besten darauf, und die lebt in einer Kleinstadt. Das Telefon meiner Eltern klingelte ohne Unterlass, und die Leute hatten alle möglichen Fragen und Meinungen. Was halten Sie davon, dass Ihre Tochter eine Lesbe spielt? Was halten Sie davon, dass Ihre Tochter nackt ist? Was halten Sie davon, dass man Ihrer Tochter unter den Rock schauen kann? Und meine Mutter antwortete mit absoluter Ruhe: Wissen Sie, es bereitet mir viel mehr Sorge, dass meine Tochter eine psychopathische Killerin spielt, aber danke für Ihren Anruf. Und dann hängte sie ein. Meine Mutter verstand das wahrhaft kontroverse Element des Films.
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Sharon Stone hat immer noch viele Fans
Ricore: Feministen bezeichneten die berühmte Szene als gutes Zeichen für Frauenpower. Sehen Sie das auch so?

Stone: Nein, nicht wirklich. Es gibt keinen Funken von guter Frauenpower in Catherine Tramell. Sie posiert wie ein Mann, sie will wissen wie weit sie gehen kann und wohin sie kommt. Und sie weiss, dass sie damit schockiert, und um diese Schockwirkung geht es ihr in Wirklichkeit. Ich würde Frauen aus meiner heutigen Sicht nicht raten, sich so zu benehmen, um ihre Stärke zu demonstrieren. Wir haben viel mehr zu bieten, was positiv motiviert ist.

Ricore: Gibt im zweiten Teil eine Aufreger-Szene?

Stone: Ja, es gibt skandalöse Szenen! Ja, es gibt freizügige erotische Bilder! Und in den ersten vier Minuten passiert etwas wirklich Interessantes. Diese ersten vier Minuten waren das Schwierigste was ich beim Drehen machen musste. Ich riskierte mein Leben in diesen Minuten. Das erschreckendste, das komplexeste, das emotionellste. Ich wurde psychisch bis zum Anschlag gepusht. Es war zuerst provozierend, dann gefährlich. Wir brauchten viereinhalb Tage dazu. Ich war völlig fertig, ein emotionales Wrack. Ich konnte kaum aufstehen. Ich hatte Heulkrämpfe und Alpträume. Aber am Ende war es ein Thrill, das geschafft zu haben. Mehr kann ich nicht verraten, sonst nehme ich den Zuschauern ja die Spannung weg.

Ricore: Es wird sehr viel von einer langen Nacktszene gesprochen - können Sie dazu etwas sagen?

Stone: Ich war mir sehr unsicher, ob ich das machen sollte. Doch dann war ich mir sicher, dass es nicht gleich zu Beginn passieren dürfte. Ich wollte, dass das Publikum davon überrascht wird. Es musste provokant und irgendwie auch bizarr wirken.

Ricore: Es passiert im Whirlpool?

Stone: Ja, weil ich diese Idee hatte, dass sich Tramell eben wie ein Mann benimmt, und die wickeln Geschäfte in Dampfbädern ab. Sie ist da wie ein Mafiaboss: ich bin nackt, und ich würde da gern über etwas reden, ich habe da eine Idee...so auf die Art. Und ich dachte zuerst an all die Zuschauer, die erst mal denken werden: oh, sie ist nackt. Oh, sie ist nicht mehr 20, aber sie zieht sich aus. Sie ist 47, und was denken wir denn da, das sind wir ja gar nicht gewöhnt. Wir haben uns an Mel Gibson gewöhnt, der mit Frauen, die seine Enkelinnen sein könnten umhertollt. Nicht eine Frau mittleren Alters.
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Wenige Stars ihres Alters gehen so unverkrampft mit dem eigenen Sexappeal um
Ricore: Es gab böse Nachreden, als Benjamin Bratt als Ihr Co-Star gefeuert wurde, und man beschuldigte Sie, daran schuld zu sein.

Stone: Ich liebe es, mit Benjamin zu arbeiten. Er ist ungemein talentiert, und dieser Skandal was verletzend und falsch, und ich fühlte mich ganz beschissen, als man so redete, denn ich würde jederzeit einen Film mit Ben machen. Die Sache lief so: Ben wurde vorgeschlagen, und ich meinte, dass ich lieber nicht dasselbe "Basic Instinct" noch mal machen wollte. Dass der Part nicht auf ihn passe. Ben sieht nicht aus wie ein 45-50jähriger britischer Psychiater. Ich wollte nicht, dass die Rolle umgeschrieben wird. Deshalb testeten wir fünf Schauspieler und bei David Morrissey wussten wir, er ist es. Mit Besetzungen ist es wie mit dem Verlieben. Mann weiss es im ersten Augenblick. Die Chemie stimmt oder sie stimmt nicht. Das ist auch der Grund, warum Scorcese niemanden unterschreiben lässt, bevor er nicht alle Schauspieler im selben Raum hat. Wenn einer nicht passt, dann kriegt er die Rolle nicht, ganz gleich ob er Robert De Niro oder Hans Müller heißt. Mit David hatten wir den Richtigen.

Ricore: Sie gelten als Hollywoodstar mit Stil...

Stone: Ja, und ich mache jetzt Werbung für Dior, was ich wunderbar finde, denn als Frau mittleren Alters noch Werbung für Hautcremes machen zu dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit. John Galliano, denn ich vergöttere, macht mir Kleider für Cannes. Da fühle ich mich wie ein Superstar. Dabei schaue ich mir Modemagazine immer nur an, wenn ich knapp vor einem Nervenzusammenbruch stehe. Wirklich! Das ist ein klares Zeichen für meine Umgebung, dass ich dem Zusammenbruch nahe bin! (lacht) Ich benehme mich völlig irre.

Ricore: Welche Designer - außer Galliano - tragen Sie gern?

Stone: Valentino und Vera Wang natürlich, seit Jahren. Unter den jüngeren finde ich Derek Lam, der jetzt für Lanvin arbeitet wunderbar. Und Proenza Schuyler, Viktor & Rolf, und das Mädchen, das jetzt für Gucci die Accessoires entwirft.

Ricore: Wie beurteilen Sie den Roten-Tepppich-Look Ihrer Kolleginnen?

Stone: In Amerika fehlt mir der wahre Sinn für individuellen Glamour und Stil. Jeder trägt dasselbe, und alle finden es toll. Keiner entfaltet sich. Jeder hat Angst vor Fehlern, dabei ist der größte Fehler, denn man modisch begehen kann Langeweile. Warum nicht das verrückte Zebra-Kleid, das Pünktchen-Design oder was anderes Verrücktes? Ich habe die Blonden im Schlauch mit den geborgten Ohrringen von Harry Winston satt, die sie schon fünfmal vorher trug. Wen interessiert das noch? Ich will nicht eine sehen, die von Stylist Nummer drei so hergerichtet wurde wie ein andere vor zwei Jahren.
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Sharon Stone genießt den erneuten Rummel um ihre Person sichtlich
Ricore: Von Designern zu Männern - sind Sie ein glücklicher Single?

Stone: Ich habe lange gebraucht, bis ich nicht mehr dachte, was ist bloß falsch mit mir. Und jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich einfach nicht mehr Ausschau halte. Ich suche nicht mehr nach einem Partner. Das war der erste Schritt. Und der nächste wird sein, dass ich erkenne, dass ich eine besondere und wunderbare Person bin, und dass meine Kinder wundervoll sind, und wir verdienen einen Menschen, der uns liebt und verehrt. Einen normalen Menschen, der mit der Milch und den Bagels ankommt, die Zeitung bringt. Einen guten soliden Mann, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht, einen guten spirituellen Kern hat. Und dafür bin ich offen. Und auf so einen warte ich.

Ricore: Sie haben Ihre beiden Söhne adoptiert - propagieren Sie Adoption?

Stone: Ich bin 47 und habe keinen Partner, deshalb habe ich adoptiert. Und ja, ich halte Adoption für eine wunderbare Einrichtung, sie ist Gottes anderer wunderbarer Geburtskanal.

Ricore: Gibt es da nach zwei Jungs noch den Wunsch nach einer Tochter?

Stone: Nein, ich bin die Mutter von Söhnen!

Ricore: Sind Sie streng?

Stone: Mein jüngerer Sohn ist neun Monate alt, und ja ich bin streng, was gewisse Dinge betrifft und bei anderen habe ich gar keine Stress. Wenn du nicht jeden Tag baden willst, dann kriegst du auch schon mal einen Tag frei. Aber du darfst nicht gemein sein. Du darfst nicht unfreundlich sein. Du widersprichst nicht. Schon gar nicht deiner Mutter. Du räumst deine Spielsachen weg, und du respektierst dich und andere. Aber wenn du mal lieber Käse statt Gemüse essen willst, dann wir auch die Welt nicht untergehen. Wir werden es überleben.
erschienen am 8. April 2006
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Catherine Tramell (Sharon Stone) ist nicht irgendeine Frau. Sie ist intelligent, charmant und dazu noch attraktiv. Sie verkörpert die Lust nach verbotener Leidenschaft. Bereits vor vielen Jahren kam sie mit dem Gesetz in Konflikt. Damals wickelte sie Detective Nick Curren um den Finger. Jetzt hat sie sich ein neues Opfer (David Morrissey) auserkoren. Die Fortsetzung des Kultthrillers bietet Erotik und Spannung.
Sharon Vonne Stone wurde am 10. März 1958 als Tochter eines Fabrikarbeiters und einer Hausfrau in Meadville, Pennsylvania, geboren. Mit nur zehn Monaten kann sie bereits sprechen und laufen. Im Alter von fünf Jahren geht sie zur Schule und wird direkt in die zweite Klasse eingestuft. Stone gilt als hochintelligent und hat angeblich einen IQ von 154 Punkten. Um die Studiengebühren bezahlen zu können, nimmt sie an einem lokalen Schönheitswettbewerb teil, welchen sie verliert. Im Anschluss..
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