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Josh Hartnett in The Black Dahlia
Josh Hartnett: Seriosität statt Sex?
Interview: Leichtigkeit trotz Druck
Bekannt wurde Josh Hartnett (28) als patriotischer Freiheitskämpfer in "Pearl Harbor". Doch daran erinnert sich der Hollywoodstar heute nur noch ungern. Kein Wunder, wenn inzwischen selbst Kultregisseur Brian De Palma den charismatischen Jungschauspieler als Hauptdarsteller engagiert. Am 29. August eröffnen seine Bestsellerverfilmung "The Black Dahlia" die diesjährigen Filmfestspiele in Venedig.
erschienen am 29. 08. 2006
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Scarlett Johansson stand erstmals mit Freunf Josh vor der Kamera
Ricore: Mr. Hartnett, nach "Sin City" sind Sie nun in Brian De Palmas Film "The Black Dahlia" zu sehen, der vom mysteriösen Tod eines Hollywoodstarlets im Jahr 1947 erzählt. Durchleben Sie gerade Ihre "Film Noir"-Phase?

Josh Hartnett: Kann sein, obwohl ich die Rolle in "Sin City" nur durch einen glücklichen Zufall bekommen habe. Der Regisseur Robert Rodriguez hat vor Jahren mit "The Faculty" als einer der ersten auf mich gesetzt, ich schuldete ihm deswegen noch einen Gefallen. Er bat mich für einen Probedreh einzuspringen, um Comicautor Frank Miller davon zu überzeugen, dass er der Richtige für den Regieposten ist. Später informierte man mich, dass die Szene kurzerhand in den richtigen Film aufgenommen wurde. Mindestens genauso glücklich war ich, als Brian De Palma mich für seinen Film anheuerte.

Ricore: Kein Wunder: Sie spielen in dem Film zum ersten Mal an der Seite Ihrer Freundin Scarlett Johansson...

Hartnett: Das war großartig. Sie ist eine extrem talentierte Schauspielerin. Hilary Swank, Lucy Liu, Scarlett - ich kann mich verdammt glücklich schätzen, dass ich mit all diesen Frauen arbeiten darf. (grinst)

Ricore: Ist das vielleicht der Grund, warum Sie sich oft auch außerhalb Ihrer Arbeitszeiten an Drehorten aufhalten?

Hartnett: Das mache ich, weil ich alles über das Filmhandwerk wissen möchte. Ich könnte mir gut vorstellen, später einmal Seiten zu wechseln und hinter der Kamera aufzutauchen. Um Erfahrung zu sammeln, habe ich meinen letzten Film "Lucky Number Slevin" produziert.

Ricore: Wie gerne spielen Sie mit Ihrem Image als Sexsymbol?

Hartnett: Natürlich fühlt man sich geschmeichelt, wenn man mit solchen Attributen bedacht wird, aber ich versuche das bei meiner Arbeit so gut es geht außer Acht zu lassen. Wenn man darauf herumreitet, übersehen Kritiker augenblicklich deine Talente und schreiben dich runter. Ich mache meine Arbeit, weil sie mir Spaß macht, und nicht, weil ich besonders hübsch aussehen will.
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Wie lebt es sich als mänliches Sexsymbol?
Ricore: Weibliche Fans sehen in Ihnen allerdings trotzdem eher den hübschen Posterboy als den seriösen Schauspieler....

Hartnett: Allerdings habe ich meine Karriere anders konzipiert. Viele meiner Filme wie etwa "O" oder "The Virgin Suicides" beleuchten die düsteren Facetten der Psyche. Die Schatten haben mich schon immer mehr interessiert als die Sonne.

Ricore: Ein patriotischer Kriegsparolen-Film wie "Pearl Harbor" ließ zu Beginn Ihrer Karriere aber anderes vermuten.

Hartnett: Bei diesem Film hatte ich keine Ahnung, auf was ich mich einließ. Man drängte mich zuzusagen, weil die Produktion natürlich meinen Durchbruch bedeutete. Hinterher ist man immer schlauer.

Ricore: Vor einiger Zeit stellte man Ihnen eine Millionengage für die Rolle von Superman in Aussicht, doch Sie lehnten ab. Warum?

Hartnett: Weil es mir nicht der richtige Augenblick erschien, mich in diesem Ausmaß an eine Comic-Verfilmung zu binden. Ich habe das große Glück, dass ich inzwischen aus sehr vielen Rollenangeboten auswählen kann. Der negative Aspekt ist allerdings, dass mit dem Erfolg viele Menschen in deinem Leben auftauchen, die dich von ihren Ideen überzeugen oder dir auch nur gut gemeinte Ratschläge geben wollen. Auf jeden Fall ist es kompliziert, in all diesem Gewirr für sich selbst die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ricore: Sie wirken trotz allem ziemlich gelassen. Woher kommt diese Leichtigkeit?

Hartnett: Anfangs habe ich mir den Kopf über meine nächste Rolle und die Reaktionen aus meinem Umfeld zerbrochen. Das hätte mich auf Dauer kaputt gemacht. Also habe ich vor geraumer Zeit beschlossen, einfach nur noch danach zu entscheiden, ob ich den Film gerne im Kino sehen würde. Alles andere blende ich aus. Seither lebt es sich wesentlich leichter - auch mit dem Druck im Rücken.
erschienen am 29. August 2006
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Mit "The Black Dahlia" verfilmte Kultregisseur Brian De Palma nach Vorlage des gleichnamigen Bestsellerromans von James Ellroy die halbfiktionale Geschichte um die Ermordung eines Hollywoodsternchens. Das Ergebnis bekommt kein uneingeschränktes Lob.
Joshua Daniel Hartnett wird am 21. Juli 1978 in San Francisco geboren. Nach dem Schulabschluss studiert er an der Halloween: H20".Black Hawk Down" von Ridley Scott und Michael Bays Kriegsschmonzette "Pearl Harbor". Außerdem gehört Hartnett zur Besetzung von "Sin City" und Brian de Palmas Film-Noir-Hommage "The Black Dahlia". Independent-Luft schnuppert er mit dem mittlerweile zum Kultfilm avancierten "Lucky Number Slevin". Seit 2014 ist er ständiges Mitglied der US-Serie "Penny..
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