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Cosma Shiva Hagen ist Schneewittchen
Respekt für Cosma Shiva
Interview: Die Schöne und der Zwerg
Sie hat sich schauspielerischen Respekt erarbeitet und sich vom undankbaren Ruf des Startöchterchen gelöst. Er ist längst kein Nachwuchskomiker mehr und gehört zu den populärsten deutschen TV-Spaßmachern. Nach zwei Jahren sind sie wieder zusammen im Kino zu sehen. Sie gibt das naive Schneewittchen, er "Sunny", den heitersten der sieben Zwerge. Wir haben mit Cosma Shiva Hagen und Ralf Schmitz über Risiken und die Nebenwirkungen von "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" gesprochen.
erschienen am 23. 10. 2006
Andreas Eckenfels/Ricore Text
Cosma Shiva Hagen auf Promotout für die Zwerge
Ricore: Frau Hagen, die erotische Anziehungskraft Schneewittchens bringt in "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" wieder die Handlung voran. Welcher Zwerg hat die besten Karten bei Schneewittchen?

Cosma Shiva Hagen: Alle zusammen. Ich glaube, alles müsste zu einem Harem Schneewittchens werden. Sonst funktioniert das nicht, denn die Zwerge sind eine Charaktereigenschaft. Wenn man sich richtig festlegen müsste, dann wären es Cloudy und Sunny. Aber die beiden gehören ja selbst im Film immer zusammen und sind schon fast ein Pärchen.

Ralf Schmitz: Ja, das wäre eine schöne Dreiecksbeziehung.

Ricore: Martin Schneider alias Speedy hat sich hierzu sehr optimistisch geäußert und sich die besten Chancen eingeräumt.

Hagen: Martin? Ich glaube, Speedy würde mit seiner Langsamkeit Schneewittchen in die Verzweiflung treiben.

Ricore: Welche Charaktereigenschaften verbinden Cosma Shiva Hagen mit Schneewittchen?

Hagen: Die Gutgläubigkeit und das blinde Vertrauen, das habe ich auf jedem Fall mit ihr gemeinsam. Meine Antennen sind da noch nicht ganz ausgereift aber ich bin noch dabei, das zu verbessern.

Ricore: Und wie sieht es mit der Naivität aus?

Hagen: Die Naivität hat sich in den Jahren in Bewusstheit gewandelt, wobei, na gut, ich manchmal auch noch ein bisschen naiv bin.
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Ralf Schmitz als Zwerg Sunny
Ricore: Hatten Sie als Schauspielerin keine Bedenken, ein Schneewittchen zu spielen, das im Laufe der Handlung wie ein Dummchen wirkt?

Hagen: Nein. Wir haben versucht, die Rolle nicht als typisches Dummchen darzustellen. Wir wollten, dass sie gutgläubig ist, unschuldig und natürlich auch etwas naiv. Aber nicht dumm.

Ricore: Spielt die eigene Eitelkeit bei der Wahl der Figuren, die man verkörpert, und am Set selbst überhaupt eine Rolle?

Hagen: Wenn ich spiele kann ich mir nicht andauernd Gedanken machen, wie ich aussehe. Wenn es so wäre, dann hätte ich den Beruf verfehlt. Ich muss mich schon auf das konzentrieren, was innerlich passiert. Was das Äußerliche angeht, verlasse ich mich auf Kamera, Licht und Make-up.

Schmitz: Sie ist wirklich uneitel, das muss ich sagen. Ich kenne viele männliche Kollegen, die alle eitler sind und ständig nach der Maske rufen.

Ricore: Sie Herr Schmitz sind dem breiten TV-Publikum auch als improvisierender Darsteller aus der "Schillerstrasse" bekannt. Kommen sie mit geschriebenen Dialogpassagen überhaupt noch zurecht?

Schmitz: Ich habe ja nicht mit der "Schillerstrasse" angefangen. Davor stand eine Schauspielerausbildung. Ich habe Theater gespielt und Sachen wie "Die dreisten Drei" im Fernsehen gemacht. Es ist für mich nicht neu, Text zu lernen. Es ist ja mein Beruf. Die Improvisation ist nur eine Facette des Schauspiels.

Ricore: Sie Frau Hagen spielen auch gerne Theater. Im letzten Sommer haben sie die Julia in einer Inszenierung von Shakespeares "Romeo und Julia" verkörpert. Bevorzugen sie tragische Rollen?

Hagen: Das Gute ans Shakespeare ist, dass er gekonnt Komik und Tragik miteinander verbinden kann. Was sich auch im wirklichen Leben wiederholt. In jeder dramatischen Situation verbirgt sich immer auch eine gewisse Komik. Das hat er gut erkannt. Deshalb ist Theater, wenn man Shakespeare macht, nicht weit weg von der Comedy.

Schmitz: Das ist eine schöne Verbindung, denn die Leute unterscheiden oft zwischen Comedy und Schauspiel. Die Trennung zwischen Schauspieler und Comedian wird oft hier in Deutschland gemacht und das ist schade, denn eine solche Unterscheidung gibt es in Wirklichkeit gar nicht. Ein guter Komiker ist normalerweise auch ein guter Schauspieler, der sich für das komische Fach entschieden hat.
Andreas Eckenfels/Ricore Text
Dieses Mal keine Szene mit Mutter Nina: Cosma Shiva
Ricore: Macht ihnen als Comedian die Arbeit auf der Bühne mit dem direkten Kantakt zum Publikum mehr Spaß als das Drehen am Set?

Schmitz: Mir macht das am meisten Spaß, was ich gerade mache. Es ist natürlich nicht ganz vergleichbar: Auf der Bühne habe ich den direkten Kontakt. Dafür kann ich beim Drehen am Set bestimmte Szenen wiederholen, mit dem Regisseur hier und da herum fummeln und dies und das genauer machen. Am Ende sieht man das auch und das ist toll.

Ricore: Hätte man Ihnen vor fünf Jahren gesagt, Sie würden eines Tages einen Zwerg in einem Märchenfilm verkörpern, wie hätten sie darauf reagiert.

Schmitz: Da hätte ich sofort alles unterschrieben, um es fünf Jahre später zu machen. Ganz sicher. Denn, wann kriegt man schon mal die Möglichkeit mit einer Zipfelmütze durch den Wald zu rennen? Solche Chancen bekommt man nur ein Mal im Leben. Oder zwei. Ich bereue das alles keine Millisekunde. Bei so tollen Kollegen und einer solch verrückten Produktion tue ich alles jederzeit gerne wieder.

Ricore: In "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" ist Cosma Shiva Hagen wieder gemeinsam mit der Mutter Nina Hagen zu sehen. Diesmal gibt es keine gemeinsame Szene. Traurig?

Hagen: Nein. Wir haben das im ersten Teil abgedeckt. Erst als mir Otto damals die Rolle der Schneewittchen anbot ist die Idee entstanden, die böse Hexe mit Nina zu besetzen. Das war für mich ein großes Glück, denn ich sehe sie viel zu selten. Ich hatte so die Möglichkeit, mit ihr zu arbeiten und zu gucken, wie sie das alles so macht.

Ricore: Erteilt man in solchen Situationen Ratschläge?

Hagen: Man beobachtet eher. Für mich war es faszinierend zu sehen, wie sie als Nicht-Schauspielerin und Künstlerin zum Set kommt, sich nicht vorbereitet und teilweise wahnsinnig gut improvisiert und alles aus dem Ärmel schüttelt. Dort, wo ich eine Woche Überlegung brauche, um heraus zu finden, was ich mit der Rolle anfangen soll, kommt sie, fragt, was wir machen sollen und tut es dann einfach. Das ist schon ein großer Unterschied.
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Ralf Schmitz mit Zwergenfamilie und einer Hagenhexe
Ricore: Wie ist ihr bisheriges Verhältnis zu Märchen gewesen?

Hagen: Ich wurde mit Märchen wenig konfrontiert. Meine Großmutter hat mir früher vor dem zu Bett gehen Geschichten und hat mich noch massiert. Aber diese Geschichten hat sie erfunden, glaube ich. Schneewittchen und die sieben Zwerge kenne ich von Walt Disney, weil ich das alles schon als Kind geguckt habe. Genau so war es zum Beispiel mit dem Zauberer von Oz, ich war ja damals auch in Amerika. Als wir mit der englisch synchronisierten Fassung des ersten Teils zum Tribeca Filmfestival in New York gegangen sind, haben uns auch alle gefragt, wie wir die Rechte von Walt Disney bekommen hätten. Daran erkennt man, dass man in Amerika keinen großen Zugang zu den grimmschen Märchen hat.

Schmitz: Meine Großmutter hat mir viele Märchen vorgelesen. Im Fernsehen gab es später die tschechischen Märchenverfilmungen, die man dann zu Weihnachten schon geguckt hat.

Ricore: Wie reagieren Kinder, wenn sie die Schneewittchendarstellerin leibhaftig treffen?

Hagen: Es gab eine Situation während der Dreharbeiten zum ersten Film. An diesem Tag durften sich die Kinder der Produzenten und Mitarbeitern das Studio und den Märchenwald anschauen. Ich war gerade beim Catering, als ein kleines vierjähriges Mädchen angerannt kam und mich vollkommen aus der Puste gefragt hat, ob ich das echte Schneewittchen sei. Als ich dies bejaht, ist sie aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen. Im Kindergarten hat sie dann vermutlich erzählt, sie hätte das echte Schneewittchen kennen gelernt.

Ricore: Sie haben jetzt zum zweiten Mal das Schneewittchen verkörpert. Würden sie es noch mal tun?

Hagen: Ich könnte schwer nein sagen. Bei Otto kann ich einfach nicht nein sagen, weil ich ihm 100-prozentig vertraue. Auch nur deswegen, weil mir eine andere Besetzung etwas komisch vorkommen würde.

Schmitz: Das würde auch gar nicht gehen. Die sieben Zwerge würden alle zusammen rebellieren und dann absagen, wenn für Schneewittchen ein anderer Name in Frage käme. Wir sieben haben ja schließlich auch das echte Schneewittchen kennen gelernt!

Ricore: Hatten sie beide keine Bedenken, nach dem Erfolg des ersten Films die Publikumserwartung nicht zu erfüllen?

Schmitz: Das ist Quatsch. Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Warum soll man immer Angst haben. Wenn man Spaß daran hat, dann ist es das Wesentlichste, was man machen kann, dem Herzen zu folgen. Und selbst wenn er nicht sieben Millionen Zuschauer erreicht, bleibt dieser Film schön.

Hagen: Ich habe letztens ein Interview von Senta Berger gelesen, die ich sehr bewundere. Darin hat sie gesagt, sie hätte in früherer Zeit mehr ausprobieren sollen und sich mehr zutrauen. Da habe ich mir gedacht, dass ich es bisher genau richtig gemacht habe. Warum soll ich etwas anderes nicht ausprobieren. Und selbst wenn ich dann feststelle, dass ich dafür nicht talentiert bin, habe ich immerhin etwas daraus gelernt.

Ricore: Herr Schmitz, finden sie nicht, dass das Fernsehen inhaltlich zu wenig wagt?

Schmitz: Es gibt unheimlich viele im Fernsehen, die zu wenig wagen. Viele Produzenten gehen lieber auf Nummer sicher und das sieht man dann auch. Nach dem Erfolg des ersten Märchenfilms "7 Zwerge - Männer allein im Wald" hat das Fernsehen kopiert. Und warum? Weil es einfach ist. Viele Produzenten sind oft so drauf, dass sie nicht testen, sondern das machen, was sich bereits bewährt hat.

Hagen: Ich finde das schon sehr traurig. Wir verpassen seit Jahren die besten Bücher und keiner will sie machen! Das ist sehr schade. In Frankreich macht man zum Beispiel auch andere Filme und stellt fest, dass es auch ein anderes Publikum gibt, das nicht nur Mainstream will.

Schmitz: Bei der "Schillerstraße" war aber dafür toll, dass die Produzenten etwas versucht haben, was ein kleines Risiko mit sich trug. Da hat sich mal jemand etwas getraut.
erschienen am 23. Oktober 2006
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