Sony Pictures
Hier kommt Craig, Daniel Craig...
Daniel Craigs schweres Erbe
Interview: Angebot aus dem nichts
Gleich nach seiner Ernennung zum neuen James Bond wurde Daniel Craig (38) mit Kritik überschüttet. Nun schlägt der vermeintliche Softie zurück: "James Bond 007: Casino Royale" ist der realistischste, härteste und beste Bond-Streifen seit Jahren. Nach der Deutschlandpremiere sprachen wir mit dem Schauspieler im Berliner Luxushotel Ritz Carlton über die ersten Monate im Dienste ihrer Majestät.
erschienen am 23. 11. 2006
Sony Pictures
Der Held und die Frauen: Daniel Craig und Eva Green in "James Bond - Casino Royale"
Ricore: Mr. Craig, gleich nachdem man Sie zum neuen Bond ernannte, wurden Sie mit Kritik überschüttet: zu soft, kein Charisma, und auch optisch nicht der Richtige. Wie sind Sie persönlich mit diesen Vorwürfen umgegangen?

Daniel Craig: Ich entschloss mich, einfach gar nicht zu reagieren. Als Schauspieler ist es nicht meine Aufgabe, solche Kritik zu beantworten. Hätte ich ein offizielles Statement abgegeben, wäre alles bloß noch weiter aufgeblasen worden. Also haben wir uns auf den Film konzentriert, um die Nörgler eines besseren zu belehren.

Ricore: Das ist Ihnen gelungen: Die Kritiken überschlagen sich, für viele gelten Sie schon jetzt als einer der besten Bond-Darsteller überhaupt. Ist mit der Rolle ein Traum wahr geworden?

Craig: Als Kind war James Bond für mich so etwas wie ein personifizierter Held. Als Erwachsener hatte ich mir allerdings nie Gedanken darüber gemacht, ob ich vielleicht der Richtige wäre, ihn zu spielen. Das Angebot kam aus dem nichts. Ich bin ja als Schauspieler eher für eine andere Art von Rollen bekannt.

Ricore: Darauf haben die Macher auch reagiert und mit Ihnen einen völlig neuen Bond geschaffen: nicht mehr so überzogen wie früher, dafür härter, brutaler und männlicher. Und das größte Novum: Sie verlieben sich bis über beide Ohren.

Craig: (lacht) Normalerweise sind Bond-Girls ja immer eher eine Sache auf Zeit, stimmt. Aber es war in meinen Augen sehr wichtig, Bond als Mensch zu zeigen, der auch eine verletzliche Seite hat. Indem wir zeigen, wie er sich verliebt, begreift man seine Natur am Ende sehr viel besser.

Ricore: Nun lastet der Erfolgsdruck eines Millionenprojekts auf Ihren Schultern. Wie schwer tut sich ein Charakterschauspieler wie Sie, als Produkt vermarktet zu werden?

Craig: Es ist nicht wirklich etwas Neues für mich, obwohl ich schon für andere Filme weltweit die Werbetrommel rühren musste. Das Produkt James Bond unterscheidet sich darin allerdings insofern, dass ich alles bisher Erlebte mit dem Faktor Zehn multiplizieren muss. Das Interesse ist enorm, der Hype gigantisch. Ich kann nicht verleugnen, dass ich sehr erschöpft bin, aber ich war darauf vorbereitet. Und es hat natürlich viele gute Aspekte: Derzeit touren wir durch viele europäische Städte. Nach einer kurzen Pause geht es weiter nach Japan, Australien und Südkorea. Den Abschluss des Marathons bildet Ende dieses Jahres Rom.

Ricore: Das angebliche Weichei ist also zum starken Mann mit Durchhaltevermögen geworden?

Craig: Hey, das Weichei haben auch die Nörgler erfunden. Ich kann dazu nur sagen, dass ich meine Stunts immer selbst übernommen habe, wenn das möglich war. Ich habe mir massenhaft Kratzer, Schnittwunden und blaue Flecken geholt. Für mich stand der physische Einsatz immer außer Frage. Wenn die Macher einen starken Bond wollen, bekommen sie ihn auch.
Sony Pictures
Der neue Bond ist hart, bullig und erstmals blond
Ricore: Sie wirken im Film erstaunlich muskulös. Mit welchem Training haben Sie das angestellt?

Craig: Ich war vor Drehbeginn drei Monate lang fünf Mal pro Woche im Fitnessstudio. Auch während der Dreharbeiten habe ich diesen Rhythmus beibehalten und war in jeder Drehpause am trainieren.

Ricore: Ihre stattliche Statur zeigen Sie vor allem in einer Szene, in der Sie an einen Stuhl gekettet sind und minutenlang gefoltert werden. Wie peinlich waren diese Dreharbeiten?

Craig: Sehen Sie sich die Filme an, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Dann wissen Sie, dass mir nichts mehr peinlich zu sein braucht. Ich habe Dinge gedreht, die wesentlich schlimmer sind, glauben Sie mir. (lacht)

Ricore: Neu war für Sie allerdings, dass Sie bei der Weltpremiere in London der Queen die Hand schütteln durften. Würden Sie diesen Augenblick für uns beschreiben?

Craig: Es war sehr surreal. Als Normalsterblicher kommt man einer königlichen Hoheit ja meistens nie so nah. Um sie herum war ein ganzes Netz von Sicherheitsmännern, die genau die Art von Job machten, den ich im Film spiele. Das war etwas verwirrend. (lacht)

Ricore: Über was haben Sie sich mit Elizabeth II. unterhalten?

Craig: Das bleibt unser süßes Geheimnis. Ein Gentleman wie ich würde nie so indiskret sein und darüber plaudern! (lacht)

Ricore: Stimmt es, dass Sie schon für weitere Bond-Streifen verpflichtet wurden?

Craig: Ich habe unterschrieben, aber Verträge sind oft das Papier nicht wert, auf denen sie verfasst wurden. Derzeit weiß ich nur soviel: Wir werden uns im Januar zusammensetzen und über den nächsten Bond sprechen. Wir planen, nächsten November mit den Dreharbeiten zu beginnen. Was darüber hinaus passieren wird, weiß auch ich nicht. Worauf der Fokus unserer nächsten Geschichte liegen wird, hängt immer auch davon ab, was sich gerade in der Welt abspielt. Denn wir reflektieren in gewisser Weise ja auch die Themen, die unsere Gesellschaft beschäftigen.

Ricore: Denken Sie, dass sich James Bond auch in den nächsten Jahrzehnten als Marke halten wird?

Craig: Das ist natürlich schwer zu beurteilen. Aber die Reihe hat inzwischen eine lange Tradition, die beweist, dass den Machern immer etwas Neues einfällt. Solange sich Bond immer wieder neu erfindet, wird es weitergehen. Mit mir oder ohne mich.
erschienen am 23. November 2006
Zum Thema
Das 21. offizielle Bond-Abenteuer berichtet von den Anfangsjahren von James Bond (Daniel Craig). Erst nach zwei erfolgreichen Eliminierungen wird dem jungen Agent der "00"-Agenten Status verliehen. Die erste Mission führt 007 auf die Spur des eiskalten Bankiers Le Chiffre (Mads Mikkelsen). Mit "Casino Royale" heißt es zurück zu den Wurzeln für die renommierte James Bond-Serie. Das erste Buch der 007-Abenteuer schrieb Ian Fleming 1953. Martin Campbell inszeniert nach "Goldeneye" bereits sein..
Der blonde Brite absolvierte seine Ausbildung wie die Kollegen Ewan McGregor und Joseph Fiennes an der Londoner Kunsthochschule Lara Croft: Tomb Raider" oder "Road to Perdition". Außerdem übernahm Daniel Craig eine Hauptrolle in Steven Spielbergs "München". Heike Makatsch liiert. Seit 2011 ist er mir Rachel Weisz verheiratet
2024