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Denzel Washington
Denzel Washington ist es egal...
Interview: Hey, es ist nur ein Film!
Denzel Washington gehört mit zwei gewonnenen Oscars zu Hollywoods Eliteschauspielern. Doch gerade dies scheint dem 51-Jährigen nun zu Kopf zu steigen. Bei Presseterminen gibt sich der Hollywoodstar zunehmend mundfaul und redet sich - um tiefgründigere Diskussionen zu vermeiden - gerne auf die Oberflächlichkeit seiner Filme heraus. Doch lesen Sie selbst.
erschienen am 28. 12. 2006
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Denzel Washington
Ricore: Mr. Washington, Ihr neuester Film "Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit" wurde in New Orleans gedreht, das zum damaligen Zeitpunkt wegen Hurrikan Katrina noch völlig verwüstet war. Welche Gefühle haben Sie bei den Dreharbeiten beschlichen?

Denzel Washington: Die Louisiana Film-Commission wollte, dass wir dort drehen. Sie sind sehr darum bemüht, dass Filmproduktionen sich auch nach dem Hurrikane nicht von der Stadt abwenden. Insofern halte ich es für die richtige Entscheidung.

Ricore: Die Geschichte erzählt von einem terroristischen Attentat, der Suche nach den Tätern, von Patrioten und Einzelkämpfern. Sind diese Themen nach 9/11 aktueller denn je?

Washington: Das hatte ich so nicht im Hinterkopf.

Ricore: Der Film behandelt aber doch sehr offensichtlich die Frage, wie viel Patriotismus für ein Land gut ist. Hat der Film für Sie keine klare politische Aussage?

Washington: Kann sein, kann nicht sein. Entscheiden Sie selbst.

Ricore: Dann erzählen Sie uns doch mal, was Sie an dem Film gereizt hat?

Washington: Ich fand die Geschichte einfach interessant. Außerdem wollte ich wieder mit Tony Scott und Jerry Bruckheimer drehen. Ich weiß nicht, ob dieser Film unbedingt eine Aussage hat, da müssen sie schon den Regisseur fragen. Was sie als Zuschauer von einem Film mitnehmen, hängt immer auch von ihrer Persönlichkeit ab. Für mich ist der Film einfach ein Abenteuer, das Spaß macht.
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Denzel Washington hat in "Déjà Vu"
Ricore: Sie gelten als religiös. Der Film vertritt allerdings die These, dass Menschen mit Hilfe des technischen Fortschritts ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Wie lassen sich diese Wertvorstellungen vereinbaren?

Washington: Hey, es ist nur ein Film, ok? Man sagt, wir Menschen nutzen nur etwa zehn Prozent der Kapazitäten, die unser Gehirn eigentlich besitzt. Ich denke, dass dieser Film uns Hinweise darauf geben kann, was theoretisch noch so möglich wäre. Mehr nicht.

Ricore: Sie reisen in der Geschichte durch die Vergangenheit. Die Art und Weise, wie das vonstatten gehen soll, wirkt beim ersten Sehen etwas kompliziert. Können Sie Unwissende aufklären?

Washington: Nein, weil ich mich selbst nicht damit beschäftigt habe. Ich spiele jemanden, der von den ganzen technischen Einzelheiten keine Ahnung hat, deswegen war es auch nicht weiter nötig, mich damit zu beschäftigen.

Ricore: Gab es am Set nicht manchmal Diskussionen, ob manche Szenen nun logisch oder unlogisch sind?

Washington: Hey, noch einmal: Es ist nur ein Film! Nichts weiter. Kaufen Sie sich Popcorn, genießen sie die Geschichte - und zerbrechen sie sich nicht zu sehr den Kopf darüber, ok?

Ricore: Es gab allerdings mal eine Zeit, wo Sie Filme vom Kaliber "Malcolm X" gedreht haben - und sehr wohl darauf bedacht waren, Filme mit tieferer Bedeutung zu drehen.

Washington: Ich tue eben das, was mir gerade angeboten wird und mir Spaß macht. Es ist nicht so, dass ich einen konkreten Plan hätte.

Ricore: Bei welchem Ihrer Filme haben Sie am meisten für Ihr Leben gelernt?

Washington: Kann ich nicht sagen, weil ich mich mit der Vergangenheit nicht beschäftige. Ich lebe im Hier und Jetzt.
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Ein Déjà Vu mit Folgen...
Ricore: Die Zukunft interessiert Sie demnach auch nicht?

Washington: Ich treffen meine Entscheidungen nach den Möglichkeiten, die sich ergeben.

Ricore: Es heißt aber dennoch, Sie hätten Ihr Image als Actionheld satt und sehnen sich nach Veränderungen in der Art von Rollen, in denen man Sie besetzt.

Washington: Glauben Sie nicht alles, was Sie lesen.

Ricore: Also gefällt Ihnen Ihre Paraderolle als einsamer Cowboy, der gegen den Rest der Welt kämpft und sich am liebsten auf sich alleine verlässt?

Washington: Ich weiß nicht, ob man das wirklich als meine Paraderolle beschreiben kann, zu der ich immer zurückkehre. Es ist zumindest nichts, wonach ich bewusst suche.

Ricore: Wonach suchen Sie dann?

Washington: Das lässt sich nicht auf einen Faktor reduzieren. Das richtige Drehbuch muss zum richtigen Regisseur passen. Wenn ich die Idee für neu und erfrischend halte, denke ich darüber nach.
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Denzel Washington in "Déjà Vu"
Ricore: Wo können Sie am besten nachdenken?

Washington: Ich reise viel und nutze daher die Zeit im Flieger zum Entspannen und Nachdenken.

Ricore: Wie kostbar ist Ihnen Ihre vermutlich knapp bemessene Zeit?

Washington: Ich weiß nur, dass uns Menschen auf dieser Erde nur eine begrenzte Zeitspanne gegeben ist, von der wir nie wissen, wann sie genau zu Ende ist. Wir sollten Sie also besser dazu nutzen, möglichst viel Gutes zu tun.

Ricore: Soll heißen: Soziales Engagement?

Washington: Ich helfe, wo ich kann. Aber darüber spreche ich nicht.

Ricore: Vielleicht auch mal wieder ein neues Regieprojekt? Ihr Debüt mit "Antwone Fisher Story" wurde ja relativ gut besprochen

Washington: Ich arbeite an ein paar Projekten, die ich aber noch nicht näher konkretisieren möchte. Ich lasse erst Taten und dann Worte sprechen.

Ricore: Wie wichtig sind Ihnen Ihre beiden Oscars?

Washington: Ich denke nicht über Auszeichnungen nach. Das ist nicht der Grund, warum ich hier bin.

Ricore: Nach diesem Gespräch fragen wir uns: Warum sind Sie denn dann hier?

Washington: Das frage ich mich auch. Schauspielerei ist das, was ich tue, nicht das, was ich bin.
erschienen am 28. Dezember 2006
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