Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Candela Peña
Candela Peña über ihre Gefühlswelten
Interview: Händchen haltend erfolgreich
Spätestens in "Hola, ¿estás sola?" bewies die nur knapp 1,60 Meter kleine Schauspielerin ihr großes künstlerisches Potential. Inzwischen gehört Candela Peña zu den beliebtesten drei Darstellerinnen Spaniens. Im spanischen Kulturreferat in München, dem "Instituto Cervantes", begegnen wir der aufgeweckten Frau. Bereitwillig erzählt sie über ihre Gefühle während der Dreharbeiten zu "Princesas", dem neuen Film des Ausnahmeregisseurs Fernando León de Aranoa. Die ansonsten von den Kochkünsten ihrer Mutter verwöhnte Spanierin zeigt sich vom deutschen Weihnachtsgebäck beeindruckt.
erschienen am 21. 01. 2007
Piffl Medien
Princesas
Ricore: Wie fühlten Sie sich als sie die Hauptrolle in "Princesas" erhielten?

Candela Peña: Ich war so glücklich, dass ich es mit Worten nicht beschreiben kann.

Ricore: Wie schwierig war es, sich in die Gefühlswelt von Cayetana hinein zu fühlen?

Peña: Sehr schwierig, da es eine ziemlich komplizierte Rolle ist. Ich fühlte mich jedoch in jedem Moment von meinem wunderbaren Regisseur Fernando León de Aranoa begleitet. Außerdem glaube ich, dass ich das Drehbuch sehr gut verstanden habe. Ja, es war sehr schwierig, gleichzeitig leidest du mit deiner Figur, fühlst aber auch unendliche Dankbarkeit. Ich glaube, so etwas passiert nicht oft im Leben. Sollte es mir noch einmal widerfahren, werde ich sehr glücklich sein.

Ricore: Glauben Sie, dass die filmische Darstellung der Prostituierten der Realität nahe kommt, oder ist die Wirklichkeit auf den Straßen noch schlimmer?

Peña: Der Film ist Wirklichkeit und die Wirklichkeit ist so breit aufgefächert, dass es notwendigerweise so viele Filme gibt, wie es Frauen gibt, die diesen Beruf ausüben. So ist der Film auf der einen Seite sehr real und auf der anderen Seite fehlt noch so viel, was man von diesen Frauen erzählen könnte.

Ricore: Für Zulema und Cayetana spielt die Familie, ob gewollt oder ungewollt, eine wichtige Rolle. Was bedeutet für Sie persönlich die Familie?

Peña: Für Caye ist die Familie wie ein Theaterstück. Jeden Sonntag muss sie dorthin obwohl sie dies gar nicht will. Sie muss ihre Familie täuschen und belügen, es reicht nicht, wer sie wirklich ist. Sie versteht sich nicht mit ihrer Mutter, weil sie jene Dinge, die sie an ihr hasst, an sich selbst wieder findet. Die Familie ist für Caye einerseits sehr wichtig, sie fühlt sich auch sehr an sie gebunden - andrerseits möchte sie aus dieser einengenden Institution ausbrechen. Auf die eine oder andere Weise hat sie dies auch schon mehrmals versucht, jedoch ohne Erfolg. Sie geht nach wie vor jeden Sonntag dorthin, und das, obwohl ihr diese Sonntage sehr verhasst sind.
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Das Leben der Mädchen auf der Straße.
Ricore: Wie war Ihre Zusammenarbeit mit Micaela Nevárez, der Nebendarstellerin von "Princesas"?

Peña: Ohne Micaela wäre ich nicht imstande gewesen, Cayes Persönlichkeit zu formen. Zuerst als Schauspielerin und später als Begleiterin und Freundin war es insgesamt eine lange Reise, wo wir beide uns an den Händen fassten und uns gegenseitig führten. Ohne sie hätte ich den Film nicht machen können. Für mich war die Zusammenarbeit ein Traum.

Ricore: Wie empfinden Sie insgesamt das Schicksal der zwei Frauen?

Peña: Ich glaube, es ist immer hart und schwierig, wenn zwei Frauen sich Ihrer selbst bewusst werden. So erscheint mir einerseits auch das Ende des Films als sehr hart, gleichzeitig auch als gut. Es ist wie ein Lernprozess, das Lernen ist sehr schmerzhaft aber nicht schlecht.

Ricore: Also ist "Princesas" auch ein Film der Hoffnung?

Peña: Ja natürlich, er ist voll von Hoffnung.

Ricore: Woran arbeiten Sie als Nächstes?

Peña: Im kommenden Jahr habe ich sehr schöne Projekte auf Lager. Mit Felix Abroso und Duña Ayuso arbeite ich bereits an einer Horrorgeschichte, in der es um Schizophrenie geht. Der Film wird heißen "La Isla Interior".
erschienen am 21. Januar 2007
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Princesas (Kinofilm)
Zwei Prostituierte verschweigen ihren Familien, womit sie ihr Einkommen verdienen. Caye (Candela Peña) und Zulema (Micaela Nevárez) versuchen außerhalb ihres Berufs ein ganz normales bürgerliches Leben zu führen. Nach "Montags in der Sonne" versucht Regisseur Fernando Fernando León de Aranoa an den Erfolg aus dem Jahr 2002 anzuknüpfen. Im direkten Vergleich kann sein Werk jedoch nicht mithalten. Passend ist immerhin die Musikwahl: der Titelsong von Manu Chao wurde prompt mit einem Goya prämiert.
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