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Tobey Maguire
Tobey Maguires dunkle Seiten
Interview: Familie statt Karriere?
Comicverfilmungen sind seit langem ein Renner und keiner rennt erfolgreicher als Spider-Man. Die erfolgreichste Comicadaption aller Zeiten geht in die dritte Runde und präsentiert sich düsterer denn je. In Berlin trafen wir mit Tobey Maguire auf den Mann, der sich das dritte Mal in den coolsten Anzug aller Superhelden schlüpft.
erschienen am 1. 05. 2007
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Spider-Man ist nicht immer der nette Held
Ricore: Mr. Maguire, mochten Sie die Idee, dass im dritten Teil der Spinnensaga düstere Szenen zu sehen sind, wie man sie von Spider-Man bzw. Peter Parker bisher noch nicht kannte?

Tobey Maguire: Das war einer der Aspekte, die das ganze für mich aufregend gemacht haben. Es war einfach spannend, die dunkle Seite von Peter zu erforschen - eine Seite, die ihn arrogant, eingebildet und selbstverliebt zeigt. Er lässt sich von seiner Berühmtheit beeinflussen, wird überheblich und vernachlässigt sogar MJ. Der schwarze Anzug intensiviert diese Gefühle und lässt ihn zu jemand werden, der er eigentlich nicht sein will.

Ricore: Seitdem Sie in die "Spider-Man"-Filme involviert sind, haben sie nicht sonderlich viel andere Projekte angenommen. Woran liegt das?

Maguire: Dafür gibt mehrere Gründe. Ich habe unter anderem Probleme mit dem Timing, denn ein "Spider-Man"-Film beansprucht mit Vorbereitung und der Promotion nach dem Dreh ungefähr eineinhalb Jahre meines Arbeitslebens, wodurch ich bestimmte Projekte gar nicht machen konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ein weiterer Grund dafür ist der Mangel an guten Drehbüchern.

Ricore: Ist dieser Mangel an guten Filmstoffen der Grund, weshalb Sie eine eigene Produktion gegründet haben, bei der Sie eng mit Autoren zusammenarbeiten?

Maguire: Zum Teil, ja, aber ich liebe auch das Filmemachen an sich und möchte in den Entstehungsprozess mehr einbezogen werden. Ich mag es, mit Autoren zusammenzuarbeiten und Projekte zu entwickeln, die hoffentlich dann zu großartigen Filmen werden.

Ricore: Entwickeln Sie diese Projekte mit der Intention, später selbst mitzuspielen?

Maguire: Meistens ist das mein Ziel, aber oft muss ich feststellen, dass die Rolle, die ich für mich vorgesehen hatte, am Ende gar nicht zu mir passt, was aber nichts Negatives ist.

Ricore: In "Spider-Man 3" scheinen Sie in hervorragender körperlicher Verfassung. Mochten Sie Sport schon immer oder war das Training nur Aufopferung für den Film?

Maguire: Nein, Ich liebe Sport. Aber es ist ein Unterschied, ob man eine Runde Basketball spielen geht, oder Stuntszenen für einen solchen Film dreht. Im Grunde genommen bin ich beim Filmen nicht so aktiv, weil es manchmal zwei Stunden dauert um eine Szene vorzubereiten, dann nur ein paar Sekunden gedreht wird und es heißt: "Ok Tobey du kannst wieder runterkommen." Und dann warte ich erstmal ein paar Stunden auf die nächste Szene. Die Muskeln kommen eher vom Fitnessprogramm und der ausgewogenen Ernährung.

Ricore: Mussten Sie während dem Filmen eine spezielle Diät einhalten, um den Anzug perfekt auszufüllen?

Maguire: Ja, ich hatte eine Sechs-Tages-Diät, in der ich einen Ernährungsplan mit vier bis fünf Mahlzeiten am Tag einhalten musste. Am siebten Tag konnte ich dann essen, was ich wollte.
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Tobey Maguire mit Kirsten Dunst in Spider-Man 3
Ricore: Spiderman steht im vierten Teil vor der Aufgabe, Karriere und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Was ist für Sie wichtiger?

Maguire: Das ist keine schwere Entscheidung. Ich meine, ich habe eine kleine Tochter und eine Verlobte, also würde ich meine Karriere für meine Familie aufgeben.

Ricore: Reist ihre Familie mit Ihnen?

Maguire: Sie reisen mit mir so gut wie überall hin, aber sie sind nicht mit mir in Berlin, weil wir gestern und vorgestern in London und in Rom waren. Ich treffe sie in ein paar Tagen in Paris und fahre von hier aus noch nach Moskau. Von Rom über Berlin nach Moskau und zurück nach Paris in vierzig Stunden, das ist einfach zuviel für ein Baby. Heute ist der erste Abend ohne die beiden seit über fünf Monaten.

Ricore: Also werden sie heute Nacht mal wieder durchschlafen können...

Maguire: (lacht) Da haben Sie Recht. Ich werde sie zwar sehr vermissen, aber auch eine ruhige Nacht haben, was mit einem Baby nun einmal selten der Fall ist.

Ricore: Sie nutzen die Gelegenheit also nicht, um sich ins Berliner Nachtleben zu stürzen?

Maguire: Ich ziehe eine Nacht durchschlafen definitive einer Partynacht vor. Ich trinke nicht und bin in festen Händen, da gibt es für mich im Nachtleben einfach nicht viel zu tun.

Ricore: Lassen Sie uns noch einmal von der dunklen Seite des Ruhmes reden. Gab es eine Zeit in Ihrem Leben, in Sie der Ruhm negativ beeinflusst hat?

Maguire: Meine war das ziemliche Gegenteil von Peter Parkers Erfahrung. Seine Arroganz kommt durch die Berühmtheit, ich war eher arrogant und eingebildet bevor ich wirklich berühmt wurde, was aber glaube ich mit meinem jungen Alter zu tun hatte. Ich wurde mit 22 berühmt und habe mich dann schnell wieder eingekriegt.

Ricore: Zum Schluss natürlich noch die Frage, die alle Fans beschäftigt: Wie sieht es aus mit den Plänen zu "Spider-Man 4"?

Maguire: Jetzt bringen wir erst einmal diesen Film in die Kinos. Danach werden wir uns überlegen, ob ein vierter Teil Sinn macht.
erschienen am 1. Mai 2007
Zum Thema
Tobey Maguire wird in Santa Monica, California geboren. Kurz darauf zieht er nach Oregon und Washington, da sich seine Eltern getrennt haben und er abwechselnd bei diesen und anderen Verwandten wohnt. Er will zunächst Koch werden, entscheidet sich dann aber doch für die Schauspielerei. Einen Abschluss macht er nicht, bereits nach der 9. Klasse verlässt er die Schule und startet seine Karriere als Darsteller in Werbeclips und Fernsehenserien, was zunächst ohne größeren Erfolg bleibt. Maguire..
Spider-Man 3 (Kinofilm)
Peter Parker alias Spider-Man ist zurück. Bereits zum dritten Mal schlüpft Tobey Maguire unter der Regie von Sam Raimi in das blaurote, hautenge Spinnenkostüm. In der Fortsetzung der erfolgreichen Superhelden-Saga muss die Welt mit New Goblin (James Franco), Sandman (Thomas Haden Church) und Venom (Topher Grace) gleich vor drei Schurken beschützt werden. Doch noch ein wichtiger Kampf muss ausgefochten werden: Er muss sich seinen eigenen Dämonen stellen.
2024