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Die Atlantikschwimmer

Die Atlantikschwimmer

Originaltitel
Die Atlantikschwimmer
Regie
Herbert Achternbusch
Darsteller
Richard Beer, Adolf Gunzinger, Gustl Hartl, Karolina Herbig, Margarete Hinterbichler, Lotte Koll
Medium
DVD
Im Handel ab
bei AL!VE
Kinostart Deutschland
Die Atlantikschwimmer
Genre
Komödie
Land
BRD
Jahr
1976
FSK
ab 16 Jahren
Länge
79 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Extras: Interview mit dem Regisseur (1988)
Achternbusch über Sinn und Verlust des Lebens
Heinz' (Heinz Braun) Leben verläuft in den engen Grenzen seines Berufs als Briefträger und den wiederkehrenden Sauftouren in der Kneipe. Er ist des Alltagstrotts müde, nach einem missglückten Selbstmordversuch kehrt er aber zum gewohnten Tagablauf zurück. Sein Freund Herbert (Herbert Achternbusch) hat schon seit frühester Kindheit eine besondere Bindung zum Wasser und ist deswegen Bademeister geworden. Die Hoffnung, einen zweiten Schuh seiner verstorbenen Mutter zu finden, hält ihn am Leben. Als eine Schwimmlehrerin (Margarethe von Trotta) ihm diese Hoffnung nimmt, dreht er durch und entschließt sich, bei einem Schwimmwettbewerb über den Ozean mitzumachen. Das Kaufhaus "Mix Wix" belohnt denjenigen mit 100.000 Mark, der die amerikanische Küste über den Atlantik schwimmend erreicht. Nach dem Training wollen die zwei Männer das nasse Abenteuer wagen. Im Walchensee werden sie vom Klopapierhersteller Alois (Alois Hitzenbichler) aufgelesen. Herbert soll Reime als Werbung für dessen buntes Klopapier dichten.
Zwei Jahre nach "Das Andechser Gefühl" (1974) erscheint Herbert Achternbuschs nächstes filmisches Werk. Erneut schlüpft er in die Hauptrolle, andere Schlüsselrollen besetzt er mit bekannten Namen des anspruchsvollen deutschen Films: Josef Bierbichler, Margarethe von Trotta und Kurt Raab. Das konfuse filmische Werk zeichnet sich durch seine komplexe Thematik und Symbolik aus. So fungieren Amerika und der weite Ozean als Denkfiguren von Freiheit, Traumerfüllung und Neuanfang. Die Kameraführung unterstreicht diese konnotative Aufladung. Die Landschaftsaufnahmen kontrastieren mit der Enge der geschlossenen Räume. Beim abendlichen Umtrunk in der Kneipe hält die Kamera die Gesichter der Figuren unbeweglich wie in einem Fotorahmen fest. So wird der Ozean mit seinem nie unbewegten Wasser zur zentralen Metapher für Veränderung und Neuanfang. Charakteristisch für Achternbuschs Stil wird auch die Verstrickung von hohen Idealen und der Banalität des Alltags. So muss Poet Herbert zum Beispiel Zweizeiler dichten, die später buntes Klopapier schmücken soll. Die Zusammenhanglosigkeit der Dialoge weist auf den verlorenen Lebenssinn der Figuren hin. Die poetischen Monologe implizieren eindrucksvoll deren Einsamkeit. Die Charaktere sprechen auch konkrete soziale Themen an. In einer Szene singt Heinz Braun ein Kirchenlied über die Post und ihre Beamten. Dieses Spiel mit Ideen und ihrer praktischen Umsetzung verleiht der Erzählung einen ironischen Unterton und sorgt für die absurde Komik. Die übertriebene symbolische Codierung macht den Film aber schwer zugänglich und befremdet viele Zuschauer.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
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Die Atlantikschwimmer
2024