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Paloma

Originaltitel
Paloma
Regie
Marcelo Gomes
Darsteller
Samya De Lavor, Suzy Lopes, Ridson Reis, Kika Sena
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Portugal, Brasilien
Jahr
2022
Länge
104 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
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Einfühlsam inszeniertes Porträt einer starken Frau
Analphabetin Paloma (Samya De Lavor) schuftet Tag für Tag auf einer Papaya-Plantage. Dennoch sie hat einen Traum. Ganz in Weiß will sie mit ihrem Freund Zé (Ridson Reis) vor dem Traualtar stehen. Mit ihm hat sie ein ausgefülltes Sexualleben Der örtliche Priester und wenig später sogar der Papst lehnen die Eheschließung jedoch ab.

Paloma wurde als Mann geboren und hat eine erfolgreiche Geschlechtsanpassung hinter sich. Das wird von der Katholischen Kirche zwar geduldet, aber nicht gebilligt. Als sie in einer alternativen Gemeinde doch einen Termin für die Trauung erhält und ihre Freundin (Suzy Lopes) wenig später ermordet wird, ahnt die hingebungsvolle Mutter und Frau langsam, welchen Preis sie für ihren Wunsch bezahlen muss.
Der brasilianische Regisseur Marcelo Gomes kehrt mit einem einfühlsam inszenierten filmischen Porträt einer starken Frau künstlerisch zu seinen Wurzeln zurück. Zu den Menschen, die für ihr täglich Brot ausgebeutet werden, zurück aufs Land an der Peripherie Brasiliens. Mit seinem Konzept steht der Film in der Tradition der Romane seines großes Landsmanns Jorge Amado, kinematographisch knüpft er an den italienischen Neorealismus und die brasilianische Avantgarde der 1960er Jahre an.

Gomes vertraut dabei auf die überragende Schauspielkunst von Samya De Lavor. Die 31-jährige Theaterschauspielerin ist selbst Transfrau. Sie gibt Paloma die Kraft, sich mit einem Lächeln selbstbestimmt in der konservativ-katholischen Gesellschaft zu behaupten, die über ihre Geschlechtsumwandlung tuschelt und sie ausgrenzt. Die kleinen Beispiele für die alltägliche Ausgrenzung gehen unter die Haut. An Paloma scheinen sie lange abzuprallen, was ihre Mimik zumindest andeutet. Oft geht der Regisseur nah an das Gesicht seiner Hautdarstellerin. Sie trifft jede Regung ihrer Figur und spielt sie kongenial aus. Das macht den Film zu einem Gleichnis über das universal geltende Recht, dass jeder nach seiner Façon frei leben darf.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024