Edition Salzgeber
Nicht verRecken (2021)

Nicht verRecken

Originaltitel
Nicht verRecken
Regie
Martin Gressmann
Darsteller
Simcha Applebaum, Guy Chataigné, Alexander Fried, Karol Gdanietz, Wladimier Wojwodschenko
Kinostart:
Deutschland, am 13.10.2022 bei farbfilm verleih
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
110 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.salzgeber.de/nichtverrecken
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Extras: Mehrsprachige Originalfassung, teilw. mit deutschen Untertiteln
Eindrücklicher Dokumentarfilm von Martin Gressmann
Überleben, an den letzten Tagen des Krieges nicht verhungern oder erschossen werden. Hunderttausende Häftlinge aus den Konzentrationslagern treiben die Nazis in den letzten Kriegstagen durch Deutschland. In den Wäldern verbringen sie die Nächte und suchen nach Essbarem. Sie ritzen Namen, Daten oder Herzen in die Rinde, oft ist es ihr letztes Lebenszeichen.

Häftlinge aus den Lagern Sachsenhausen und Ravensbrück legen bis zu 250 Kilometer Fußmarsch zurück bis sie Anfang Mai in Raben Steinfeld bei Schwerin, in Ludwigslust, in Plau am See und noch weiter nördlich von der Roten Armee und der US-Armee befreit werden. Bis heute kehren sie jedes Jahr an jene Orte zurück. Sie gedenken der Toten und erinnern an das Leid.
Die eindrücklichen Erzählungen der Opfer bilden das Rückgrat des sehenswerten Dokumentarfilms von Martin Gressmann ("Das Gelände"). Er wird auf der Duisburger Filmwoche mit dem Publikumspreis der Rheinischen Post ausgezeichnet. Er begibt sich auf Spurensuche zu den Orten ihrer Leiden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und verschweigt dabei nicht, welch namhafte Konzerne zuvor von der Arbeitskraft der verschleppten Menschen aus ganz Europa profitieren. Den Bogen ihrer Leidensgeschichte spannt er vom Herausreißen aus ihrer gewohnten Umgebung über die Geschichten des Überlebens bis zum ambivalenten Empfang in der Heimat.

Den Leidensweg kontrastiert er mit einer Chronik der Bemühungen von Reichsmarschall Himmler in jenen Wochen, mit den Alliierten nach dem Vorbild am Ende des 1. Weltkriegs über die gemeinsame Fortführung des Krieges gegen die Sowjetunion und mit dem Internationalen Roten Kreuz über das Schicksal der Inhaftierten zu verhandeln.

Nicht zuletzt kommen Menschen zu Wort, denen sich der Zug der ausgemergelten Häftlinge durch ihre Dörfer ebenso ins Gedächtnis eingebrannt hat wie die Fahrten des Prunkzuges von Himmler durch Deutschland. Dadurch entsteht ein Kontrast, der den menschenverachtenden Charakter des Nazi-Regimes für alle erfahrbar machte.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Sehenswerter Dokumentarfilm von Martin Gressmann.
Edition Salzgeber
Nicht verRecken (2021)
2024