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Kar ve Ayi

Originaltitel
Kar ve Ayi
Alternativ
Snow and the Bear
Regie
Selcen Ergun
Darsteller
Derya Pinar Ak, Erkan Bektas, Asiye Dinçsoy, Merve Dizdar, Onur Gürçay, Mehmet Küçük
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
Deutschland, Türkei, Serbien
Jahr
2022
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Gleichnis über Umgang mit Schuld und Verantwortung
Entgegen dem Rat ihrer Eltern geht Krankenschwester Asli (Merve Dizdar) in ein kleines, abgelegenes Bergdorf, das der Schnee in weißes Licht eintaucht und von der Außenwelt abschneidet. Die junge Frau hat zunächst mit dem Misstrauen der Dorfbewohnern zu kämpfen, die mit ihren kleinen und großen Wehwechchen auf den Arzt aus der Kreisstadt hoffen.

So verschmäht Cemile (Asiye Dinçsoy) ihren Rat, während der Risikoschwangerschaft das Bett zu hüten. Auch die anderen Frauen des Dorfes und auch ihr Mann ermuntern sie, weiter zu arbeiten. Als Cemiles streitsüchtiger Ehemann Hasan (Erkan Bektas) spurlos verschwindet, gerät der Außenseiter Samet (Saygin Soysal) in Verdacht. Er lebt alleine im Wald im Einklang mit der Natur. Er mag die Bären, die mit ihrem nächtlichen Gebrüll jedoch an den Nerven der Dörfler zerren. Asli entlastet ihn. Fortan verdächtigt jeder jeden und keiner will Verantwortung für eigene Fehler übernehmen.
Das Langfilm-Debüt von Selcen Ergun feiert seine Premiere auf den Internationalen Filmfestspielen von Toronto und geht für die Türkei ins Oscarrennen 2023. Sie spielt mit Elementen des Mystery-Thrillers und des Märchens. Die Bären sind über die Tonspur mit ihrem Gebrüll ebenso präsent, wie der pfeifende Wind. Die spärlich beleuchteten Dorfstraßen hinterlassen ein mulmiges Gefühl. Verstärkt werden die Ängste und die latent Furcht einflößende Atmosphäre durch Mythen von gefährlichen Zusammenstößen von Mensch und Tier.

Durch diese Stilmittel wird "Der Schnee und der Bär" ein an Fabeln angelehntes Gleichnis und Drama über den Umgang mit Schuld und Verantwortung in einer archaischen männlich dominierten Welt. Unmerklich drängt sich die Frage auf, ob die größte Gefahr für das Wohl des Menschen der Bär, der sein Revier verteidigt, oder der Mensch selbst ist. Und ob der Schnee ebenso wie die dünne Decke der Zivilisation die Gewalttätigkeit des Menschen zudecken kann.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024